Dienstag, 4. Dezember 2007
Vorweihnachtliche Brauchtumspflege
Zu den angenehmen Nebeneffekten des Daseins als Hausmann und Homeofficer gehört auch die Nichtteilnahme an betrieblichen Weihnachtsfeiern. Wer dergleichen aus Gründen der Berufsraison mitmachen muss, weiß ja aus eigener Anschauung, wie sehr einem solche Veranstaltungen - so gut sie auch gemeint sein mögen - auf den Grabbelsack gehen können.

Zugegeben: Auf einer Redaktionsweihnachtsfeier vor ein paar Jahren wurde es dann doch noch ganz lustig, als das Geschenkpapier auf dem Tisch zu nahe an die Kerze kam, die Personalerin hektisch (und vergeblich) versuchte, mit einer Serviette den entstehenden Brand zu ersticken, bis ich dem Spuk ein Ende machte, indem ich mein fast volles 0,4-l-Glas Spezi auf den Brandherd kippte. Lustig war auch das Rätselraten, wer dem etwas eigenwilligen Kollegen Klaus D. beim Wichteln ein Brecheisen geschenkt haben könnte.

Aber alles in allem habe ich mit diesem Brauchtum nicht viel am Hut. Und mit Staunen nehme ich in der Blogwelt zur Kenntnis, dass sich diese Beschenkungsrituale inzischen weiterentwickelt haben. Die einen veranstalten ein Blogwichteln, andere ein Scheußlich-Wichteln. Und bei Anke Gröner lese ich gar von einem Porno-Wichteln. Nicht, dass ich prüde wäre, aber was das noch mit Weihnachten zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht so ganz. Ich will wohlwollenderweise mal annehmen, dass der Arbeitgeber von Frau Gröner einen Kunden aus diesem Sektor betreut. Keinesfalls würde ich davon ausgehen, dass es überall in der Werbebranche so versaut zugeht auf der Weihnachtsfeier, oder?

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Bei mir in der Agentur geht es völlig ziemlich unversaut und wichtelfrei zu - wir fahren lieber übermorgen zum jährlichen Weihnachtsausflug für drei Tage nach Budapest. :)

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Wow,
das ist doch mal ein cooles Incentive. Und mal was anderes als die ewigen Mitarbeiter-Motivationstrips nach Barcelona, die in der Branche so beliebt sind. Womit ich nichts gegen Barcelona oder die Branche gesagt haben will, aber Budapest fand ich so richtig klasse als ich dort war (ist leider schon wieder über zehn Jahre her), und ich wüßte wirklich gern, wie es da im Winter ist.

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Ich freue mich auch schon sehr darauf, denn Ungarn ist für mich - wie weite Teile Osteuropas - zwar ein weites, aber leider auch völlig unbekanntes Feld. Zu Budapest habe ich bislang übrigens nur solche Reaktionen wie die Ihre gehört, die Stadt scheint wirklich alle ihre Besucher zu begeistern. In diesem Winter ists da so ähnlich wie im heimischen Berlin: Laut Wettervorhersage sind es um die 8 Grad mit Wolken, aber immerhin nicht so stürmisch.

Und in Barcelona waren wir übrigens letztes Jahr...

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Tja, da sehnse mal,
dort war ich noch nicht - kenne aber etliche Leute, die im Rahmen von Firmenausflügen zu diesem Vergügen kamen. Und hatte es auch neulich auch irgendwo gelesen, dass die Katalanen-Metropole so ziemlich das beliebteste Ziel für Incentive-Trips sei.

Irgendwann will ich da auch noch hin. Aber weiter oben auf der Liste steht bei mir St. Petersburg und die eine oder andere baltische Hauptstadt. Osteuropa ist für mich in weiten Teilen ja auch immer noch terra incognita - und das, obwohl ich da auch familiäre Wurzeln habe.

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Barcelona
ist eine tolle Stadt, in der mit der seit Jahrzehnten im Bau befindlichen Sagrada Familia auch eines der beeindruckendsten Bauwerke steht, das ich jemals gesehen habe. Und auch in puncto Essen & Trinken, Shopping, Nachtleben usw. lohnt sich ein Besuch. Aber da bin ich wahrscheinlich nicht der erste, der Ihnen das erzählt. :)

Die Balten will ich auch gerne mal besuchen, als gebürtiger Hanseat mag ich ja auch die dortige Architektur. Besonders Riga soll wunderschön sein, wie mir eine Kollegin schon häufiger vorgeschwärmt hat. Und wegen der Wurzeln werde ich mir in den nächsten Jahren auch mal Danzig anschauen.

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Barcelona außerhalb der Hauptsaison ist sicher prima. Ich war vor 20 Jahren das letzte Mal da, daher steht es für 2008 auch wieder ganz oben auf meiner Liste. Wirklich schöne Stadt.

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Ich kann mich zu beiden Städten nur anschließen. Budapest ist bei mir auch schon 10 Jahre her, aber noch in sehr schöner Erinnerung. Und Barcelona hatte ich zwar erst diesen Sommer, möchte ich aber gerne bald wieder hin.

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@kid: Ich war zwar an einem verlängerten Wochenende im Dezember da, es war aber wegen eines spanischen Feiertags trotzdem Hauptsaison. Die Ramblas waren deshalb jeden Tag schwarz vor Menschen und es war ein einziges Gedrängel - aber trotzdem sehr schön.

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@trotzdem sehr schön:
Um die eklatante Zumutung eines Gedrängels aufzuwiegen, muss die Stadt oder das Viertel wirklich schön sein und was zu bieten haben. Denn Gedrängel in einer Ecke, wo es nicht schön ist, das ist die eigentliche Hölle...

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Diese Hölle findet man an den Adventssamstagen leider in jedem deutschen Einkaufszentrum.

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Yes,
genau das sind die Gelegenheiten, bei denen ich alle Jahre wieder meine Amokphantasien entwickle. Ein gut geöltes MG 3 im Anschlag, paar Hundert Schuss auf der Kette (gerne auch Leuchtspurmunition, wegen der weihnachtlich-jahresendfeierlichen Effekte) und dann für den Anfang erst mal paar schön dekorierte Schaufenster schreddern, dann die Lichterketten und Lautsprecher, aus den die Weihnachtslieder quäken. Mich am heißgeschossenen Lauf wärmen, wenn mir kalt wird, das ist meine Idealvorstellung von Vorweihnachtszeit. Dann vielleicht noch ein paar Bretterbuden auf dem Weihnachtsmarkt zu Kleinholz verarbeiten, es gibt immer was zu tun...

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Wir sind ja beide bekennende Stenkelfeld-Kenner. Das mit der Weihnachtszeit sollte man sich mal wieder hervorkramen .-)))

Ich für meinen Teil habe Weihnachten bereits im November (ja ich weiß - Streber!) bestellt. Bei Qualle. Alles liegt festlich verpackt unterm Bett.

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Upps, dann gelte ich wohl auch als Streber. Meine Azamon- Lieferung kam Freitag an. Irgendwann in den nächsten zwei Wochen werd ich noch ein wenig Edelschokolade dazukaufen, zum Dranhängen bzw. für die Anhängsel der Geschwisterlein und die die große Einkaufsstraße sieht mich frühestens im Januar mal.

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Ich bin inzwischen
davon abgekommen, das ganze Business komprimiert am Vormittag des 24. Dezembers abzuwickeln. Aber vor der Änderung meines Familienstandes hat das jahrzehntelang ganz gut funktioniert. Bevor die Stadt nicht vertannenbaumt und gestillenachtet ist und das nahende Christkind einen gewissen Zeitdruck aufbaut, endlich Gold, Weihrauch und Myrrhe zu besorgen, komm ich nicht so recht in Geschenkekauflaune.

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Ich habe bereits angekündigt, dass von mir dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke zu erwarten sind. Ich habe weder Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wer sich über was freuen könnte, noch habe ich Zeit den Kram zu besorgen. Bei mir beginnt die Weihnachtszeit dieses Jahr am 23.12. mit Beginn des Feierabends. Quatsch, am 21.12., mein ich.

Und Weihnachtsfeiern sind was ganz Grässliches.

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Die ganz harte Linie
würde ich heute so nicht mehr durchhalten. Das ging, solange ich ungebunden war und mir die Freiheit nahm, mich aus dem Family-Business weiträumig auszuklinken. Da verbrachte ich auch schon mal den Heiligabend alleine zuhause und stellte fest, dass es keinen Grund gibt, deswegen eine Heiligabend-Depression zu kultivieren.

Aber heutzutage würde ich die langen Gesichter meiner Süßen nicht ertragen, wenn ich unterm Baum sagen würde, sorry, Mädels...

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Mir ist sowas irgendwie nicht mehr wichtig. Ich erwarte auch von niemandem ein Geschenk. Ehrlich nicht. Mir ist es viel mehr wert, gemeinsam einen schönen, entspannten Abend zu verbringen.

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Wegen mir
müsste auch kein Nadelbaum (und keine Weihnachtsgans) dran glauben. Wenn das für die Partnerin aber dazugehört, etwa, weil sie dergleichen als Kind im atheistisch-agnostischen Elternhause schmerzlichst vermissen musste, dann sind solche guten Vorsätze schnell dahin...

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Muss ich mir eigentlich Sorgen machen, wenn sich meine Kollegen von mir nicht mehr bewichteln lassen wollen?

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Tja,
ich erinnere mich, dass Fotos von Ihrem Interieur durchaus Geschmack erkennen ließen. Dass Sie also bewusst oder unbewusst Geschmacksverirrungen verschenkt haben könnten, hätte ich also nicht unbedingt unterstellt. Es sei denn, Sie hätten damit auch ne Message an die Beschenkten senden wollen...

Oder haben Sie etwa als einziger Scheußlich-Wichteln praktiziert, während alle anderen von normalem Wichteln ausgegangen sind? ;-)

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Scheußlich-Wichteln vielleicht nicht ganz....aber vielleicht fanden einige den Humor etwas "grotesk"

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Sie verstehen es,
mich neugierig zu machen.

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Eigentlich alles ziemlich undramatisch....(aber einige waren wohl der Ansicht, man solle ernsthafte Geschenke verteilen)

Es war u.a. dabei:

"Egg Cuber" und eine etwas nicht ganz vorteilshafte Elchmütze, bei der die Bewichtelte fand, die stünde ihr nicht wirklich (zurecht) und anfangen könne sie damit auch nicht wirklich etwas (zu unrecht).

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Ah, ok.
Etwaige Vorbehalte gegenüber einer Elchmütze verstehe ich voll und ganz. Aber die Pressform für Eierquader erfreut doch sicher nicht nur bekennende Kubisten, Rechtwinkler und Sammler von Bonsai Kitten.

Ich muss aber gestehen, dass es mit meinem Humor diesbezüglich auch nicht immer zum Besten bestellt ist. Vor Jahren bekam ich von zwei mir nahestehenden Personen eine gefleckte Milchkanne im Kuh-Design mit passender Tischdecke geschenkt - und hatte auch alle Mühe, mir angesichts dieses Kitschs ein Lächeln abzuringen. Ich konnte das Set später einer Bekannten vermachen, die lauter so Nippes in Kuhform sammelte. Immerhin...

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...und die wars dann auch wahrscheinlich leid mit dem ganzen kuhkram und wichtelte das dann weiter und der nächste auch und so fort und so kommt alles irgendwann vielleicht zu ihnen zurück.ha.

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Selbst wenn,
dann hätte ich Grund zur Dankbarkeit für die Gnadenfrist bis dahin. Und es bliebe immer noch die (finale) Lösung, die ich mir damals verkniff - das Teil so gründlich zu zerkleinern, dass selbst Archäologen mit paar Flaschen Uhu und aller Zeit der Welt nichts mehr ausrichten können.

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barcelona ist großartig. 2004 war ich dort gewesen und gerade eben dieses wochenende wieder. der charme liegt einfach in der architektur, die ein herzliches miteinander ermöglicht, glaube ich. unglaublich kinderfreundlich und dennoch entspannt und für jede altersgruppe ist etwas dabei. wasser, berge, clubs, billige konzerte, selbstbewusste frauen, shopping, vielfalt, offenheit, kultur, aber teure mieten.

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unglaublich kinderfreundlich?
Das hört sich gut an. Und was die Mieten angeht - wir wollten ja nicht gleich hinziehen. ;-)

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kinderfreundlich insofern, dass allerorten kinder zu sehen sind! :-) die städtischen plätze sind zu zwei zwecken da. zum einen spielen dort die kinder und zum anderen sitzen die eltern im café und schlürfen espresso. ebenso am strand und so weiter. spielplätze auch, einige.

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Also praktisch
wie aufm Prenzelberg - aber halt mit Strand. ;-)))

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mmmmmhjjjjja. :-) dort (in barcelona) haben die sich das halt abgeguckt, das ist klar. aber das original ist halt um ecken besser. ;-)

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Wichteln
ist ein absolutes Unding und gehört nach der Grundschule abgeschafft. Es ist ja schon mit den meisten Geschenken der Verwandtschaft enorm schwierig, die Teile kurz vor den Besuchen wieder demonstrativ ins Regal zu stellen, damit Tante Anni nicht beleidigt ist. Oder so. Das wird sogar beim Pornowichteln so sein. Welcher Cheffe will schon einen Penisring mit Echtziegenhaar auf dem Schreibtisch?

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Diesen Verbotsantrag
würde ich auf der Stelle unterschreiben. Obwohl: An die oben angedeutete Wichtelaktion erinnere ich mich gern zurück. Da hat meine damalige Kollegin (und heutige Frau) dem Losglück ein ganz klein wenig nachgeholfen, so dass sie mir ein bestimmtes Buch schenken konnte. Das hat bei dem Tischbrand dann bisschen was abbekommen und dürfte nach der Fusion unserer Bücherbestände in der Doublettenkiste gelandet sein. Muss ich mal gucken bei Gelegenheit.

Aber ansonsten ist es wirklich ne Crux: Ich weiß bis heute nicht, ob sich der Weinfreund, dem ich damals eine gute Flasche besorgt habe, wirklich gefreut hat. Der Kollege, der das Brecheisen bekam, wußte mit dem Geschenk jedenfalls nicht so recht was anzufangen. Und mir ginge es mit einem Ring für meinen kleinen Freund ganz ähnlich...

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Ein
Brecheisen als Geschenk, würde mir zu denken geben...

Aber guck, vielleicht sind solche Wichteleien ja wenigstens für etwas gut: Fusionierte Bücherbestände und Erinnerungen an heroische Löschaktionen!

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