Montag, 10. Dezember 2007
Nachtrag zum Hochzeitstag
Für mich kam - wenn überhaupt - eigentlich nur eine Form von Hochzeit in Frage: einfach nur die Formalitäten mit dem nötigen Ernst regeln, kein großer Bahnhof mit der buckligen Verwandtschaft, kein Gedöns mit sechsspänniger Kutsche vor der Kathedrale. Und genauso haben wirs gemacht. Meiner Mutter habe ich nur notgedrungen Bescheid gesagt, weil die überpingelige Standesbeamtin bei der Überprüfung meiner Ehefähigkeit im Vorfeld auf die Idee kam, unbedingt die Einbürgerungsurkunde meines Vaters sehen zu wollen. Deswegen musste ich meiner Mutter dieses Dokument auf die Schnelle rausleiern und dabei die Karten auf den Tisch legen, dass ihr Sohnemann Nummer drei nun auch seinen Familienstand zu ändern gedenkt. Dass ich sie direktemang aus dem Standesamt anrief ("Du, Mama, ich bin grad mit ****** auf dem Standesamt, und irgendwie scheint es da Restzweifel an meiner deutschen Staatsangehörigkeit zu geben..."), anstatt sie bereits im Vorfeld einzuweihen, nimmt sie mir heute noch übel.

Aber meine Liebste und ich hatten uns nun mal in den Kopf gesetzt, die Sache jetzt schnellstmöglich über die Bühne zu bringen, bevor eine verfrühte Niederkunft die Dinge unnötig noch weiter verkomplizieren würde. Montags waren wir auf dem Standesamt, um die Hochzeit zu beantragen, Dienstag lieferte ich das gewünschte Dokument in beglaubigter Kopie nach. Und Mittwoch nachmittag schritten meine Liebste und ich im alten Rathaus des kleinen südhessischen Städtchens mit der Standesbeamtin zur Tat, ohne Trauzeugen, Gäste, Gehupe, Sektempfang, Böller oder Kirchenglocken. Die Standesbeamtin war so freundlich, ein paar Mal auf den Auslöser unserer Digitalkamera zu drücken (wir haben also tatsächlich amtliche Hochzeitsbilder). Abends gingen wir dann sehr gepflegt essen, prosteten uns mit einem Champagner-Cocktail zu - und das wars mit dem formellen Teil.

Wie gesagt: Anders hätte ich es auch nicht haben wollen. Es sei denn, ich hätte Herrn Mek als Brautführer haben können.

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Gut, dass ich es ganz anders haben wollte. Sieht so aus, als wäre ich berufen.

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Allein schon der Stunt
mit der Jacke der Fahrerin aus dem Autofenster: filmreif. Da schlummern wirklich Talente. Respekt!

Als meine Brüder heirateten, war ich zu jung für so verantwortungsvolle Nebentätigkeiten. Heute bin ich vielleicht schon zu alt für dergleichen - oder es fehlt an einem Umfeld, in dem solche Kompetenzen noch zum Tragen kommen. Zum Brautentführer hätte ich (glaube ich zumindest) schon Talent. Da müsste der Bräutigam wenns dumm läuft gleich die Hochzeitsreise stornieren. ;-))

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hmm lief bei mir nicht anders ab. Eltern nehmen mir das heute noch übel, aber ist egal. Ich verstehe so Gedöns nicht

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eine hochzeit ganz nach meinem geschmack. wenn überhaupt je, woran schwer zu zweifeln ist, dann so.

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Um an dieser Stelle
auch gleich mit einem gängigen Trugschluss aufzuräumen: Der Verzicht auf externes Brimborium hat die Intensität der Veranstaltung in keinster Weise geschmälert. Im Gegenteil.

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ich glaube, so sollten der kater und ich das auch mal handhaben. sonst wird der schönste tag im leben ein amoklauf. brautführer und bräutigamführerinnen dürfen sich dann in der maximalzeit bewerben gehen. ;)

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Diese
Heiraterei ist ja inzwischen ein umfängliches Happening und muss JAHRE vorher geplant werden, wenn mans ernst nimmt.
Schrecklich diese Vorstellung, in meinem Alter einen Reifrock zu tragen (wie Sissy) oder gar in einer Kutsche zu sitzen.
Das könnte ich noch nicht einmal betrunken.

Ich kanns also gut verstehen.

Sehr gut, sogar.

;-)

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Die Vorstellung,
in einer operettenhaften Galauniform vor den Altar zu treten, überfordert meine Phantasie auch nachhaltig. ;-)

Aber ich habe auch den Eindruck, das Bedürfnis, diesen Tag möglichst pompös, spektakulär und perfekt zu begehen, treibt immer wildere Blüten. Da gibt es sogar mehrere Fachblätter rund ums Heiraten, die sich mit nichts anderem beschäftigen als mit einschlägigen Tipps, Ratschlägen, Checklisten, do's and don'ts. Wenn man da mal länger drin rumblättert, verzweifelt man an der Menschheit und fragt sich, was für Hybris und Verblendung die Leute umtreibt, solche Charles-und.Diana-mäßigen Kitsch-Events für das einzig Erstrebenswerte zu halten.

Gut, bei mir als Mann mag das am Chromosomensatz liegen, aber bei Dir als Frau? Wie kommts, dass Du dagegen immun bist? ;-)

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Ich würde meine Hochzeit sehr wild mit allen meinen Freunden feiern. Also im sehr kleinen Kreis.

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Da sind wir gewissermaßen
beim falschen Bloghoster, Herr Kid. Wie ich hörte, ist es bei blog.de relativ einfach, viele Freunde zu finden.

Aber natürlich wäre es mir eine Ehre, zu Ihrer Eheschließung eingeladen zu sein, auch wenn ich streng genommen nur ein Blogger-Kollege bin.

Mit dem Etikett "Freund" gehe ich im übrigen auch eher sparsam um...

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Chromsomensatz
Ich glaube da sind die Füsschen bei mir auch an der richtigen Stelle, so dass wahrscheinlich die plausibelste Erklärung für meine eher schlichten Vorstellungen vom Heiraten - wie immer - nur die "schlechte Erziehung" und die "schwierige Kindheit" bleiben.

So wie man erzählte hatte ichs mehr mit Fussbalspielen, als mit Puppen. Also einen adretten Nadelstreifen könnt ich mir zum Heiraten schon eher vorstellen.
:-)

Stell Dir mal den Stress vor. Haartürme wollen aufgerichtet werden, Fingernägel angeklebt und das mir, wo ich jeden Frisörbesuch hasse. Ich sehe immer entstellt aus, danach. Da kann der schönste Tag des Lebens schnell zum Alpdruck gereichen.

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Mark, ich habe alles probiert.

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Oje,
das ist ja wirklich bitter. Ich komm fast in Versuchung, mich aus reinem Mitleid da anzumelden. ;-)

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Schnüff.

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Wir waren noch ein bißchen schneller.

Am Mittwoch vormittag auf den Standesamt, und mal nach den Formalien erkundigen. Wir sind in Deutschland, da gibt es immer eine Frist oder so was.
Wir waren eh in der Stadt und hatten als die Heiratspläne konkreter wurden, die Papiere, von denen wir wußten, daß wir sie brauchen, schon bei Heimaturlauben besorgt. Da wir aber das erste Mal heirateten, wußten wir nicht, ob nicht noch Formular X nötig sei oder die Abschrift nicht älter als Y Tage sein darf, hatten den Schamütt also eingepackt.
Da gab es dann ein kleines Mißverständnis, die Amtsdame dachte, wir wollten einen Termin. Sie fragte nach, welchen Termin wir wollten. Ich sagte "Wann haben Sie denn was frei und wie lange vorher muß man das anmelden?". Wir verstanden ihren Blick nicht so recht- das war doch eine völlig behördenangemessene Frage.
Sie blätterte in diesem Buch run fauchte: "Sie wollen heiraten und wissen noch nicht mal wann?"
Wir guckten und an.
"Hier kommen Paare her, die wissen genau, was sie wollen! Da plant man bis zu einem Jahr vorraus!"
Ach du Schreck, das ist jetzt ma echt 'ne Frist- dachte ich.
"Sie müssen doch wissen, wann Sie heiraten wollen!"
Ich versuche zu erklären, daß wir genau das ja grad vereinbaren wollen. Es wäre ja ärgerlich, sich einen Tag herauszusuchen und dann zu erfahren "Donnerstags machen wir aber keine Trauungen".
Sie fühlt sich nicht besänftigt. Einfach so mal heiraten, das ginge nicht, das sei ein Schritt, den man sich überlegen und planen müsse.
Ja, und ebendeswegen saßen wir vor ihr.
Tigergatte-in-spe wagt einen weiteren Versuch. Wann könnten wir denn heiraten?
"Ja, also heute geht das nicht mehr!"
Tigergatte-2-b probiert es abermals "Damit hatten wir auch nicht gerechnet. Wann ginge es denn?"
"Morgen habe ich noch was frei!" schnappte sie.
Tigergatte reicht es jetzt "ist genommen. Wie viel Uhr?"

Amtsdame ist noch etwas pikiert weil wir weder ein Stammbuch mit Samteinband aussuchen wollen noch uns überlegt haben, welcher Standesbeamte denn den Verwaltungsakt vollziehen soll. Wir nehmen den vom Dienst. Uns ist ziemlich egal, wer den Stempel stempelt.

Die Familie war von diesem Vorgehen überrumpelt, hatte andere Pläne und "so macht man das einfach nicht!"

Da wir eh kirchlich heiraten wollten und der Verwaltungsakt damals noch vorher erfolgen mußte, hatte sich die liebe Familie auf "morgens Standesamt, nachmittags Kirche" festgelegt weil das alle so machen und man dann nur einmal anreisen muß, was uns aber nicht paßte, das drohte in Streß auszuarten und die buckelige Verwandtschaft zwischen beiden Events bespaßen zu müssen war auch nicht unser Ding.

So sind wir dann kurz&schmerzlos verwaltet worden. War genau richtig für uns.

Kirchlich und Feier dann deutlich später und zum ewigen Unverständnis von Teilen der Familie feiern wir nicht jährlich unseren Verwaltungstag.

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Haha, hätte ich nicht noch dieses eine Dokument besorgen müssen, wären wir auch gleich am Tag darauf zur Tat geschritten. Irgendwie hatte ich im Vorfeld noch sowas im Hinterkopf gehabt mit "Aufgebot bestellen" und dass die beabsichtigte Eheschließung soundsolange im Voraus angekündigt sein müsse, aber dem war nicht so, und Trauzeugen brauchte es zu unserer großen Erleichterung auch nicht zwingend. Na dann: Allez hopp!

Und ob "man" das so macht, who cares? Das sollte Sache der Brautleute sein, sich den passenden Schuh anzuziehen. Es hat aufgrund unserer Vorgehensweise auch niemand in der Verwandtschaft einen Herzinfarkt oder Schlimmeres erlitten...

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Herzinfarkte haben wir auch nicht zu verantworten, eine cholerischen Anfall des Schwiegervaters schon. Der ist nämlich deutscher Beamter und von der Wichtigkeit von Verwaltungsakten überzeugt. Der Satz seines Sohnes "bleib mal ruhig, geheiratet wird in der Kirche, das ist doch nur so ein Verwaltungsding" war einfach zu viel. Der gebrüllte Vortrag über die steuerrechtlichen Konsequenzen unseres Handelns war dann zu viel für mich :-)

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So haben wir es übrigens auch gemacht, kürzlich. Aber pssssssssssst... ;-)

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Ich gratuliere dann auch nur ganz leise - und flüstere "gut gemacht".

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:-)

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ganz leise: herzlichen Glückwunsch!

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