Sonntag, 30. Dezember 2007
Bot statt Bröller?
Für Silvester hatte ich eh noch nichts konkretes vor. Von daher sprang mich gestern abend im Supermarkt das sensationelle Sonderangebot "Fire Party" förmlich an: 9 bunte Raketen und andere heiße Knall- und Leuchtartikel habe ich in diesem Komplettpaket für 15,99 Euro erworben - ein bunter Mix für kleine und große Feuerkünstler, so verspricht der Hersteller. Wobei: Das mit den kleinen Feuerkünstlern ist wohl eher körperlich zu verstehen. Denn selbstredend wird eine solch großkalibrige Jahresend-Artillerie nicht an Personen unter 18 Jahren veräußert.

Nun werden die klimabewussteren und konsumkritischeren unter den Besuchern der Dunkelkammer vielleicht ins Grübeln kommen, was mich umtreibt, zum Jahreswechsel herumzuböllern und Feuerwerksraketen in den Himmel steigen zu lassen, anstatt in stiller Einkehr aus dem Fenster zu schauen, und bei einem Glas Erdbeersekt zu meiner Frau zu sagen, "hach Schatz, sieh nur, wieviele Zilliarden heute nacht wieder sinnlos verballert werden, anstatt dem Hunger in der Welt abzuhelfen."

Verstehen wir uns richtig: Nicht, dass wir es nicht probiert hätten mit Brot statt Böllern. Aber irgendwie macht es halt doch nicht so die Superlaune, Brotscheiben oder gar ganze Laibe in die Luft zu werfen und "Prosit Neujahr" zu rufen. Wir werfen auch schon unterm Jahr zu viel Brot weg. Und das ist uns auch peinlich genug. Es verhält sich damit so: Als ernährungsbewusste Menschen haben wir gern ein kräftiges und biologisch wertvolles Körnerbrot im Haus. Und als Genussmenschen holen wir auch gerne frische Brötchen backfrisch beim Bäcker drei Häuser weiter. Dass das wertvolle Körnerbrot unter diesen Umständen nicht immer die besseren Karten hat, leuchtet wohl ein. Und so trösten wir uns damit, dass wir ganz bestimmt den biologisch wertvollsten Restmüll in der ganzen Nachbarschaft haben. Zu unseren guten Vorsätzen für das kommende Jahr gehört es daher auch, den Vermieter davon zu überzeugen, dass wir im Hinterhof auch eine Biotonne brauchen.

Aber erst mal nutze ich noch die Gelegenheit, für 2007 die persönliche Kurzbilanz zu ziehen, dass es kein schlechtes Jahr gewesen ist. Abgesehen von der Sorge um die Schwiegermutter sind wir von größerer Unbill weitgehend verschont geblieben. Und wenn das kein Anlass ist, es mal "richtig knallen zu lassen", wie es der Hersteller Comet Feuerwerk GmbH aus Bremerhaven empfiehlt, dann weiß ich auch nicht.

Ihnen allen einen gelungenen Übergang, guten Rutsch oder wie auch immer man das in Ihrer Gegend nennt!

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Die Überschrift ...
... wirkt leicht nerdig. Aber ansonsten stimme ich zu. An Silvester darf man schon mal etwas hedonistisch sein.
Früher hat unsere Mutter immer ein paar Streichhölzer von der Terrasse geschnipst, das war nicht wirklich aufregend. Daher vielleicht meine anhaltende Freude an Böllern :-)

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Das Böllern scheint mir ein ähnliches Phänomen wie der Kavalierstart, die Megamusikanlage im Auto, das tiefergelegte Fahrgestell und das Kriegsspielen zu sein, nämlich ein zu 99,5 % männliches...
Aber man muss den kleinen Jungs wohl ihren Spaß lassen... damit sie nicht auf dumme oder noch dümmere Gedanken kommen....
Aber ich gestehe, dass ich mir das Feuerwerk gerne aus meinem Dachraum ansehe.
Das ist preiswert, ungefährlich und ich brauche keinen Gehörschutz. Und ich fühle mich euch Jungs natürlich umweltmoralisch überlegen :-))

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@kristof: Dass mancher Leser bei Bots an Suchbots und dergleichen denkt, ist natürlich nicht so der Bröller. Meine Frau ist beim Korrekturlesen auch über die Headline gestolpert. Aber manchmal konstruiere ich schon ganz gern solche semantischen Stolperfallen.

Wie auch immer: Viel mehr als geschnippte Streichhölzer war bei uns auch nicht geboten. Wir hatten ja praktisch nix, damals nach dem Krieg. Bisschen Geböller haben wir uns vom kargen Taschengeld gegönnt, und ansonsten fleißig Blindgänger gesammelt, mit deren Pulverladung wir es dann anschließend so richtig krachen ließen. Ansonsten habe ich später alle gängigen Varianten durchgespielt von gar nichts veranstalten über nur eine Wunderkerze anstecken bis hin zur pyrotechnischen Stalinorgel. Dann jahrelang wieder Ruhe, und jetzt hat es sich eingelevelt auf bisschen gemäßigte Flakbatterie.

@siria: Das mag im Allgemeinen zutreffend beobachtet sein. Bei uns im speziellen war es so, dass ich eigentlich mit dem Thema durch war, bis meine Frau vor paar Jahren Lust verspürte, bisschen was krachen und zischen zu lassen zum Jahreswechsel. Das ist definitiv ein Gemeinschaftsprojekt, für mich alleine hätte ich das Set wohl nicht geholt.

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@siria: Also, ich kenne mehr als eine Frau, die Spass an Böllern hat. Aber ich kenne auch mehr als eine Frau mit tiefergelegtem Fahrgestell :D

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Yep,
aber keine mit 500 Watt und Subwoofer-Gewummer im Auto, oder?

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Nee, da kenne ich aber auch keine Kerls.

(War auch mehr anatomisch gemeint) :DDD

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Von der Sorte,
der bindegewebstechnisch getunten, kenn ich wiederum keine Vertreterinnen. Oder sie haben es wirklich so dezent machen lassen, dass mir nichts auffiel.

Einen Jungspund mit Ambitionen, seine Schleuder zur rollenden Metal-Disco zu pimpen, habe ich peinlicherweise in der näheren Verwandtschaft.

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Ja, so meinte ich das auch nicht. Eher so so gut bestückt, oder so. (Ich red mich noch um Kopf um Kragen hier.)

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Bestückt?
Also von Natur aus - Holz vor der Hüttn oder wie? Jetzt mal Klartext!

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Ohne meinen Anwalt sag ich jetzt nichts mehr. Und der ist auf unabsehbare Zeit verreist.

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Dann lasset mal krachen und komm gut rüber mit Deinen beiden Lieben. :-)

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Ja, Du auch!
Mit Freude hab ichs vernommen, dass es Deinem Gizmo wieder besser geht. Unsere Töle baut allmählich doch stark ab altersbedingt. ;-(

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Hab Sie nicht für einen Raketenknaller gehalten.

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Ich mich auch nicht. ;-)
Aber wie gesagt, von komplett bleiben lassen über Wunderkerze anzünden bis hin zu ordentlich böllern habe ich alle Varianten durch. Zuletzt war es meine Frau, die mir diesen Brauch wieder etwas näher brachte, nachdem die Jahre vorher ziemliche Feuerpause geherrscht hatte.

So ein 15-Euro-Pack ist okay, dazu stehe ich. Was die Leute aber z.T. für volle Einkaufswagen zu ihren Autos bugsiert haben, fand ich schon ein wenig erschreckend.

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Bisschen knallerei muss schon sein. Ich hab noch Reste aus dem letzten Jahr. Das wird reichen. Und die Dinger werden ja wohl hoffentlich noch knallfähig sein.

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Einigermaßen trocken gelagert
sollten die Dinger problemlos zünden.

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Na dann bröllern sie mal schön!
Mir hat der Chemieprofessor das Böllern verleidet, hab etliche Karzer (=Nachsitzstunden) wegen verbotener und natürlich misslungener Versuche im Chemieunterricht ausgefasst. Das reichte mir dann.

Hält mich und meine Frau heute aber nicht davon ab, wieder nach Baden/Wien zu pilgern und das Feuerwerk vom Casino Baden anzusehen. Prächtig. Naja, kein Wunder, ein paar Raketen sponsern sie ja immer noch von meinen jahrelangen Verlusten.

Wenn die anderen dann den eiskalten Sekt schlürfen, packen wir unseren heissen Tee ohne aus und ergötzen uns an den neidischen Blicken.

Alles Gute fürs Neue Jahr, Ihnen und Ihren Lieben.

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Ihnen auch
nur das Beste! Professionelles Feuerwerk in schöner Umgebung gucken ist natürlich auch kaum zu überbieten. Ganz so prächtig kann unsereins natürlich nicht. Aber nachdem wir heuer auch noch bloggende Verstärkung bekommen werden, sehe ich dem Abend sehr wohlgelaunt ins Auge. Möge der Tee Sie und Ihre Frau von innen heraus so richtig erwärmen!

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Brotbackmaschine!
"Es verhält sich damit so: Als ernährungsbewusste Menschen haben wir gern ein kräftiges und biologisch wertvolles Körnerbrot im Haus."

Schafft Euch doch eine hauseigene Brotbackmaschine an. Ist guenstiger und leckerer als das Brot vom Baecker und man kann die Zutaten seiner Brote selbst definieren.

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Auch damit
kann ich dienen. Inzwischen steht das Teil allerdings im Keller. Irgendwie waren die Ergebnisse sehr durchwachsen. Mal kam was Genießbares dabei rum, dann wieder nicht. Kann sein, dass es bei der Erstbenutzung den Deckel leicht verzogen hat. Oder vielleicht machten wir was anderes falsch, erwischten nicht immer tolle Backmischungen. Irgendwaren waren wir das Vabanquespiel jedenfalls leid. Dabei produziert ein Bekannter von uns auf diese Weise durchaus ansprechende Resultate.

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Meine Erfahrungen mit Brotbackmaschinen sind fast durchweg positiv.

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Mit etwas mehr Experimentierfreude
in Verbindung mit höherer Frustrationstoleranz wären wir da vielleicht auch noch hingekommen. Zumal am vorigen Wohnort, wo man mit dem Auto zum Bäcker fahren musste. Aber hier sind es vielleicht 40 m Luftlinie (außer So.) zu den warmen Brötchen.

Hinzu kommt: In der hiesigen Küche haben wir viel weniger Arbeitsfläche/Stauraum, für das Monster ist da kein Platz (ebensowenig für die fette Espressomaschine), da muss man halt paar Abstriche machen...

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