Dienstag, 13. März 2007
(Rotz-)Fahnen-Appell
Hätte ich doch vorhin, als ich im hiesigen Edeka-Markt unschlüssig und mit triefender Nase vor dem breiten Angebot an Papiertaschentüchern stand, diese Meldung schon gelesen gehabt. Die Kaufentscheidung wäre mir leichter gefallen. Es ist nämlich so: Ich habe keine "Tempos" mehr gekauft, seit die zum Procter & Gamble-Imperium gehören. Nicht, dass mir der Konsumgüterriese aus Cincinnati je Böses getan hatte, aber ich mag den Laden nun mal nicht besonders. Zumal ich mit dem Griff zu den "Softis" von Zewa immer das gute Gefühl hatte, etwas für den Erhalt von Arbeitsplätzen in meiner Heimatstadt zu tun. In den einstigen "Papierwerken Waldhof-Aschaffenburg", die längst SCA Hygienepapiere heißen und die im Volksmund immer noch "Zellstoff-Fabrik" genannt werden, hatte ich einst in den Semesterferien diverse Schicht-, Akkord-, Fließband- und sonstige Knochenjobs heruntergerissen, um mir mein Studium zu finanzieren. Da kann ich doch nicht einfach Tempos kaufen, nur weil der Edeka die Softis grad nicht in der richtigen Gebindegröße da hat. Außerdem stand der Hersteller der Tempos ja mal in dem Ruf, den Regenwald abzuholzen und den Lebensraum indigener Einwohner in Brasilien mit Eukalyptus-Plantagen zu beeinträchtigen.

Puh, schwierig. Da stand ich also wie gesagt vor dem Regal und grübelte - und griff dann in meiner Verlegenheit und eingedenk der grassierenden Klimahysterie alamierenden Klimabefunde zu einem Zwölferpack "Öko-purex", 4-lagig und zu 100 Prozent aus Recyclingfasern. Tja, und was habe ich nun davon? Selbst für meine ordentlich verstopfte Nase riecht jedes dieser Öko-Taschentücher wie ein Festmeter verrottendes Holz, also ziemlich eklig. Hätte ich also vorhin schon gewußt, dass die Tempos nun auch vom schwedischen Zewa-Eigner SCA kommen (und mein Griff zu den Tempos Arbeitsplätze im benachbarten Neuss gesichert hätte), meine Wahl wäre vermutlich nicht auf diese Öko-Rotzfahnen aus Altpapier gefallen. Aber so ist das halt, wenn man als mündiger Konsument eine Kaufeintscheidung treffen möchte, die Klimaschutz und regionale Infrastruktur-Interessen einigermaßen unter einen Hut bringt. Wie mans macht, isses verkehrt.

Dabei wäre es klimabilanztechnisch gesehen vermutlich eh am besten, man würde sich seiner Nasensekrete auf Fussballerart entledigen. Und komme mir keiner mit Stofftaschentüchern. Die rubbeln mir die Nasenflügel wund und werden wahrscheinlich allesamt von behinderten indischen Kindern mundgewebt. Vielleicht sollten wir auch einfach lernen, das Gute an der Erderwärmung zu sehen. Erkältungen gehören dann vielleicht irgendwann der Vergangenheit an. *schnief*

... link (26 Kommentare)   ... comment