Die dunkle Seite

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mit dem diesjährigen Sommer wars das wohl. Augustober naht mit Riesenschritten. Auf dem Foto ist es nicht zu erkennen, aber die große Kastanie auf dem Platz färbt bereits ihre Blätter. Wie mir zuverlässige Gewährsleute berichten, haben die ersten Zugvögel den Abflug Richtung Süden gemacht. Und alles, was jetzt vielleicht noch kommt an warmen Tagen, ist nichts als ein Aufbäumen gegen das Unabänderliche.

Warum ich diese meteorologisch kaum merkliche Veränderung alle Jahre wieder als schmerzhafte Zäsur empfinde, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht macht mir dieser Abschnitt bewusst, dass sich mal wieder einige windows of opportunity schließen: Wahrscheinlich werde ich heuer mit der Kleinen nicht mehr ins Freibad gehen und selber auch nicht mehr in die Meereswogen springen, allzuviele Kilometer werde ich als bekennender Schönwetter-Radler auf Sir Walters neuen Reifen wohl auch nicht mehr herunterspulen. Kurz gesagt, es ist ein Elend mit dieser seltsamen fünften Jahreszeit. Aber der Herbst ist ja nicht mehr ferne, dann bin ich wieder voll in meinem Element.

Hey hey, Du bist im Rheinland - den Ausdruck "fünfte Jahreszeit" haben die hier für was ganz anderes gepachtet. ;-)

Yes, mein Lieber, es geht mir genauso. Warten auf den Herbst und vielleicht einen Indian-Summer. Dann mit warmen Pullover draussen im Café sitzen, einen Pott Kaffee wegschlürfen, die letzten Sonnenstrahlen genießen und...ähm das geht gerade zu weit. Entschuldigung.

Ich hab schon seit Wochen das Gefühl in den Knochen, mich mittem im Herbst zu befinden.

ich hatte ja eh keinen sommer. mein kleiner sommer im april/mai, als alles noch nicht so furchtbar ernst war. nunja. noch fünf tage, dann ist mein herbst gekommen. mein glücklicherer, goldener herbst, der dauert ungefähr 9 tage, dann wird´s schon wieder winter.

Nun ja, die Störche verabschieden sich bei uns immer schon im August (und ist schon abgehackt) und die Kastanienblätter sammel ich auch seit Tagen vom Balkon auf.
Allerdings herbstelt mein wilder Wein meist schon ab Anfang/Mitte Juli, was mich mittlerweile auch nicht mehr in Erstaunen versetzt.

Hey, slow down. Noch ist der Sommer nicht verloren. Und ich lebe in Wuppertal, dem Regenloch im Merkelland. Die Luft duftet nach feuchter Erde, die Sonne bricht mit goldenen Strahlen durch graue und weiße Wolkenberge, die ganze Atmosphäre schwingt beschwingt durch die Gassen und Straßen und die wirkliche fünfte Jahreszeit (mögen die Rheinländer die das anders sehen an einer Kölsch-, von mir aus auch Altvergiftung dahingerafft werden) also die wirkliche fünfte Jahreszeit ist die, wenn der Sommer rum ist, aber der Herbst noch nicht da, wenn die Felder noch mal Luft holen und dann der erste morgendliche Nebel mir klar macht, das meine Tochter mit Sicherheit einen Lamettabehangenen Weihnachtsbaum will, und ich nicht. Der arme Baum.

Ha freut mich endlich noch jemanden zu finden der im Herbst sein Element findet. Wenn die Schönwettertussis von der Straße sind.

Ach ja, daß mit der braunen Kastanie ist wohl eher die Miniermotte die da so langsam aber sicher ganz Deutschland verseucht.