Samstag, 22. Oktober 2005
Zwopunktnull oder doch einszueins
Die ganzen Social-Software-Spielereien, die derzeit als die größte Erfindung nach dem geschnittenen Brot gepriesen werden, kranken nach wie vor an einem der grundlegenden strukturellen Probleme des Internets 1.0: Man hat es halt immer noch mit Menschen zu tun.

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Sauerstoffatmer scheinen wirklich ein technologischer Denkfehler zu sein: Die IT-Leute in unserer Firma pflegen zu sagen, "das Problem sitzt vor dem Bildschirm".

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Hm,
HAL hat das glaube ich auch so gesehen. Und da IT-Leute für gewöhnlich auch vor dem Bildschirm sitzen und nicht auf das Motherboard gelötet sind, tragen sie zur Gesamtproblematik meistens nicht unerheblich bei.

Aber mein Eintrag zielte parallel auch in die andere Richtung: Neue, sozial genannte Software muss das soziale Zusammenleben der Kohlenstoffeinheiten nicht zwangsläufig verbessern. Mit neuen technischen Berührungspunkten zwischen Menschen wird es auch wieder neue Reibungsflächen (Streit, Missverständnisse und andere unschöne Dinge) geben, die im Rahmen der neuen Applikationen ausgelebt werden.

Oder um es mal ganz hart zu sagen: Es sind überall halt auch immer ein paar Soziologen Soziopathen unterwegs, und die werden mit social software allein bestimmt nicht resozialisiert. *

* Das ist kein Nachklapp zur gestrigen Debatte hier im Blog, sondern eine etwas allgemeiner gehaltene Betrachtung.

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Ja, die 'Wetware' als Fehlerquelle...

Aber Social Software gibt es ja nicht erst seit gestern. Foren oder Communities, in denen sich Leute mit gemeinsamen Interessen sammeln existieren schon ein gutes halbes Jahrzehnt, deren Vorgänger, die Newsgroups gar schon zwei Jahrzehnte.

Aus gewissen Selbstversuchen kann ich Dir nur bestätigen, daß es da hoch her geht - gegen das Kindergartenverhalten in manchen Systemen mutet der Vorgang von gestern Nacht noch sehr zivilisert an.

Sehr berüchtigt sind leider die News- Foren von Heise Online geworden - zu gewissen Schlagworten findet man massenhaft provozierende Einträge (sog. Trolle) anonymer Zeitgenossen (Elche, oder ebenfalls Trolle genannt), die es oft genug geschafft haben, ernsthafte Diskussionen in Schlammschlachten zu verwandeln.
Ich muß sagen daß ich froh bin, daß Klein- Bloggersdorf frei von solchem Aktionen ist (bis auf ein gewisses Rudeltier zumidest, aber der ist verhältnismäßig harmlos)

Anders gehts dagegen dort zu, wo man glaubt sich zu kennen - also in Foren und Communities mit einem festen Benutzerstamm:
Einerseits knüpft man sehr schnell vertrauen zu anderen Benutzern, und ist auch bereits, offen über Dinge zu diskutieren, die man normalerweise nicht jedem aufs Auge bindet.
Dazu kommt dann aber oft die Einstellung, schneller zu persönlichen Angriffen überzugehen (immerhin handelt es sich ja nicht um sein reales Ansehen, das man in Verruf bringen könnte), gepaart allerdings mit einer Empfindlichkeit wie im wahren Leben wenn man selbst angegriffen wird - Summa Summarum fliegen weitaus schneller und heftiger die Fetzen. Und wenn dann noch obengenannte Trolle mitspielen herrscht häufig Mord und Totschlag - meist ist es ja auch so, daß sich die Halbgötter mit administrativen Rechten aus der Userschar rekrutieren, und die greifen bei persönlichen Angriffen dann gern zum Usermord, sprich Accountlöschung.

Wie das Ganze aussieht, wenn sich die Nutzerschar von Social Software nicht mehr nur aus Leuten bis zum maximalen Alter von 25 zusammensetzt, sondern auch gesetztere Persönlichkeiten daran teilnehmen, bleibt abzuwarten. Aber ich denke, die Grundtendenzen bleiber erhalten.

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Gut,
gemessen an dem Terrorlevel in den Heise-Foren geht es hier meistens noch recht gesittet zu. Aber Geläster, Grüppchenbildung und Getrolle gibt's hier auch grad genug - nicht nur im Umfeld eines prominenteren Kollegen aus Bayern. Aber hey, wenn man die Hitze nicht verträgt, bleibt man besser aus der Küche draußen.

Ich steh dieser ganzen 2.0-Diskussion und dem social-software-Ding jedenfalls eher skeptisch gegenüber. Dass das alles jetzt ne völlig neue Qualität kriegt, vermag ich nicht zu erkennen. Zumal man nicht vergessen darf, dass für fast die Hälfte der Bevölkerung weite Teile von Internet 1.0 noch weitgehend böhmische Dörfer sind. Den Trend, bislang auf dem heimischen Rechner durchgeführte Aktionen auf eigens eingerichtete Plattformen ins Netz zu verlagern, gibt es in der Tat schon länger. Dass nun von verschiedenen Seiten versucht wird, das Management dieser unterschiedlichen Operationen in einem einzigen Tool zu integrieren, sehe ich gelinde gesagt ziemlich zwiespältig. Hat man etwa die Versuche mit Microsoft Passport schon vergessen? Warum sollte ich so naiv sein zu glauben, dass Google, Yahoo oder Herr Andreesen da so viel altruistischer sind?

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Jetzt sage nur noch einer, ich hätte den Fall der Brotspinne verbrochen, das belle- oder Annett-Outing gemacht, inhalte geklaut oder das Ende von harry Potter verraten.

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Tja,
das wär auchn bisschen viel Programm gewesen, selbst für nen bekennenden Blogbashoholic wie Dich. ;-)

Ich selber bin da noch nicht so geübt drin, deswegen blieb ich da oben vielleicht zu schwammig, wen ich mit dem Posting und dem Nachklapp tatsächlich meinte. Nämlich unter anderem den rechtschreibschwachen Adorno-für-Arme aus der Frankfurter Schule mitsamt seinem verhaltensauffälligen Sonderschüler X.

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Was soll der bisher dem Netz ferngebliebene Teil der Menschheit auch mit dem Internet 1.0 anfangen? Für die tägliche Dosis Information reicht ihnen die Tagesschau (manchen auch die Springer- oder Augstein- Presse), die Musik kommt im Radio und die Kontakte hält man übers Telefon.
Aber wie wir schon bei den vielbeachteten Strickbloggerinnen sehen können, wird das Internet genau dann interessant, wenn jemand auf der Suche nach Gleichgesinnten für seine Interessen ist. Genau da setzt Social Software an - um zusammenzuführen was sich sonst nie gefunden hätte (so wie es heute schon manche Lebensabschnittsgefährtenfindeseiten versprechen). Ich denke, genau das wird zunehmen und auch einige der bisherigen Verweigerer ins Netz locken.

PS: Was ist daran böse, das Ende eines Kinderbuches zu verraten?

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Es ist nicht per se böse -
aber leicht fies gegenüber erwachsenen Lesern ist es schon, die Info so prominent in seinem Blog zu plazieren, dass man Leser keine Chance hat, den Hinweis zu überlesen "Dumbledore stirbt auf Seite soundsoviel!" ;-)

Die neueren social-software-Ansätze, die ich bisher sehe, machen mir eher nicht den Eindruck, die Hemmschwelle für Neueinsteiger abzusenken. Wenn ich meiner Mutter, die mit Mühe noch verstanden hat, was ein Word-Dokument ist, versuchen würde zu erklären, weißt Du, Mami, mit Flock kannste jetzt nicht nur browsen sondern auch bloggen und Deinen Flickr-Account pflegen und was weiß ich noch alles, dann wird sie zu Recht antworten "muss ich aber nicht, oder?".

Aber freilich hast Du recht, dass die Suche nach Gleichgesinnten und die Möglichkeiten, gemeinsame Interessen webgestützt zu pflegen, den Reiz der Sache auch für diejenigen erhöht, die bisher nicht so viel mit Internet anfangen konnten. Aber was an dem ganzen Kram, der in weiten Teilen ja schon da ist, 2.0 sein soll, erschließt sich mir nicht so recht. Ich hab da immer noch so ne Restbefürchtung, dass das ein Versuch ist, die Hype-Maschinerie wieder auf das Drehzahlniveau zu New-Economy-Zeiten zu bringen.

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Das wird sicher auch passieren - eine Blase aus übersteigerten Erwartungen die sich nicht erfüllen werden.
Aber einen Hype a la NE wird es nicht mehr geben, kein Investor wird hingehen und, wie noch anno 2000, viel Geld noch mehr Geld hinterherschmeißen.
Aber sicher wird es eine Reihe Anbieter geben, die mit einem großzügigen Gründungskapital starten, und davon werden nicht alle überleben. Wobei ja zu hoffen bleibt, daß genug über bleiben, um Wettbewerb und Meinungsfreiheit zu sichern.

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- aber es geht doch gar nicht um "wer war früher" und so antville- oder heise-fragen.
- richtig ist auch, dass viele schon abgehängt sind vom web 1.0.
- auch NE wird es in neuer form ganz bestimmt geben, das scheint mir das sicherste überhaupt zu sein, genauso wie geldanlageschafsherden, die sich hypes aufschwatzen lassen.
eine technik wie das internet, hat viele dimensionen - soziale, ökonomische, rein technische, modetechnische, kulturelle, individuelle...
abgesehen von den zu erwartenden dämlichen sozialen und ökonomischen trends ist web 2.0 einfach eine technik, die jetzt entsteht.

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Sorry,
sooo den Paradigmenwechsel seh ich da einfach nicht. Kann ja auch an meiner Beschränktheit liegen. OK, es gibt noch mehr Versuche, individuelle Einzelanwendungen vom heimischen PC heim ins Reich raus ins kollektive Netz zu holen und stärker in Richtung Schwarm-Intelligenz zu vernetzen.

Und was Technik angeht, die jetzt entsteht: Erinnert sich noch jemand an das Stichwort "the grid", das mal Meta-Internet der nahen Zukunft werden sollte? Bis zum Beweis des Gegenteils betrachte ich das Stichwort 2.0 größtenteils als genauso heiße Luft.

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naja, es kommt auch ein bisschen drauf an, was die protagonisten reingeben (an heißer luft). zuallererst ist es nur eine vokabel, ein "wort", und wörter hatten schon immer das schicksal, aufgeheizt zu werden, oder vergessen, etc. ... ich seh erst mal nur, was da ist: flickr, google (mit allem drum und dran), tagging, blogs etc.
es ist was da. und damit kann man vermutlich viel ungutes treiben. d.h. man wird es sicher tun. und man kann sich kleine nützliche nette tools bauen. und die hoffnung hegen, dass es neben der ganzen großen scheiße immer noch nischen für das echte und individuelle gibt.

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und wie gesagt: "gab's früher schon" - das ist doch peng. das das immer noch ein "argument" ist, werde ich nicht kapieren. nachahmung ist meinetwegen nachahmung, aber wenn das nachgemachte nun mal da ist?

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da fällt mir noch ein: das sagen die hechte auf antville und anderswo immer: "ich hab früher schon gebloggt." so what? erstens kann man darüber diskutieren, wer früher was gemacht hat, und zweitens trägt das doch überhaupt nichts zu irgendeinem thema bei. "ich war schon viel früher papst!"

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Das ist kein Argument
im Sinne von pro oder contra. Es ist nur eine wertneutrale Feststellung, um den Boah-Buzz halbwegs realistisch zu erden und sich darüber klar zu werden, hey, was ist denn jetzt wirklich neu an dit janze?

Da hätten wir tagging, Geblogge, die social bookmarks und nützliche nette tools, wie Sie so richtig sagen. Desweiteren den Versuch von Google, die Weltherrschaft an sich zu reißen, den Siegeszug der Wikis - also schon überwiegend Dinge, die mich nicht in den bewaffneten Widerstand treiben, da bin ich ganz bei Ihnen.

Aber die Frage muss erlaubt sein, was ist denn die Gegenleistung für das nützliche nette kleine Tool, wie weit muss ich denn die Hosen runtrlassen, damit das Geschäftsmodell des Anbieters aufgeht. Und wenn ich schon Microsoft nicht getraut habe, wieso sollte ich dann Yahoo, Google oder dem Herrn Andreesen mehr trauen?

Das sind für mich eigentlich die Fragen, die wir ansatzweise auch bei 1.0 schon hatten und die sich mit 2.0 nicht erledigt haben werden. Und ich frage mich, ob das tolle Label 2.0 uns ein wenig den Blick dafür vernebeln soll, dass diese Fragen aus 1.0 immer noch brandaktuell sind. Und ob wir uns von der Aussicht benebeln lassen, dass das alles ganz sozial zugehen wird, wenn wir erst mal soziale Software haben...

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diese frage ist brandheiß, das sehe ich absolut genauso! und da sind die vielen (noch) kleinen (ungeschluckten) 2.0-schmieden völlig naiv, jenseits des atlantiks sowieso. (naja, hierzulande läuft ja technisch nicht wirklich viel.) daten- und persönlichkeitsschutz bleiben die wichtigen themen der ganzen digitalen technik.

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Sehnse,
da simmer uns doch einig. Und was das Argument der Altblogger bei antville und anderswo angeht: Dass die schon 30 Jahre bloggen, sagt in der Tat nichts aus. Man kann eine Sache ja auch 30 Jahre lang falsch machen...

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päpste nicht.

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