Dienstag, 28. Oktober 2008
Post its (lose Blätter)
Im Kindergarten heute nach längerer Pause mal wieder Waldtag. Ich bin ja regelmäßig durchgeschwitzt, bis die Kleine startklar ist: Die gefütterte Matschhose kriege ich nicht über die Stiefel drüber, also Stiefel noch mal aus, Matschhose an - wie, die ist falschrum? Achso, das nach vorne, meinst Du? OK, kein Problem, *frickel* - Stiefel wieder an, Schal festzurren, Jacke an, Mütze auf, und Grundgütiger, lass sie nicht auf die Idee kommen, genau jetzt nochmal Pipi machen zu müssen, aber nein, wir waren ja grade zuhause nochmal. Und nein, den Tee hole ich Dir jetzt nicht aus dem Rucksack, der ist noch zu heiß. Aber dann stehen die Wichtel irgendwann doch abmarschbereit in Zweierreihe, und ich finds putzig, wie sie sich freuen. Und ich freu mich auch - nicht zuletzt darüber, dass ich diesen Sack Flöhe nicht hüten muss im Wald.

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"Mach Dir mal Gedanken, Du hast ja bald Geburtstag", sagte meine Mutter dieser Tage am Telefon. Gonnngggggg - da war es wieder, mein Problem mit meinem Geburtstag: Ich HASSE es nämlich, mir zu diesem weltgeschichtlich unbedeutenden Datum irgendwelche Gedanken machen zu müssen.

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Was ich beim Bäcker direkt hier an der Ecke außer dem kurzen Weg und den okayen (sagt man das so?) Brötchen wirklich toll finde, ist, dass die Fachverkäuferinnen fast ausnahmslos selbst morgens, wenn es noch gar nicht richtig hell ist, gut gelaunt und freundlich sind. Besonders die Strohblonde, die noch ziemlich neu ist, scheint sich jedesmal richtig zu freuen, wenn ich reinkomme: "Ah, unser Stammkunde, was darfs heute sein?" Manchmal komme ich mir dabei ja fast schon schäbig vor, wenn es wieder mal nur zwei Laugenbrezeln sein dürfen. Aber dem Smalltalk tut das keinen Abbruch, und heute überraschte sie mich mit der Vermutung: "Jetzt weiß ichs, Sie kommen bestimmt aus Bayern, stimmts?" Man hat mich ja nun schon wirklich in den allerwildesten Weltgegenden verortet, aber zum Bazi hat mich wirklich noch keiner deklariert. Ich fragte zurück, wo sie denn diese wilde Vermutung hernehme. Und sie sagte, sie habe mal nen Freund aus Bayern gehabt, und der habe auch so nen Akzent gehabt wie ich. Ich wollte schon zurückfragen, ob der Haderlump sie nicht zufällig mit dem Oachkatzlschwoaf gepudert habe, aber wir kamen nicht dazu, das weiter zu explorieren, weil neue Kundschaft nachdrängte. Aber wir werden dem noch auf den Grund gehen. Bayern. Tssss...

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Hatten Sie die Krachledernen an?
(okaye Brötchen tut weh...)

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Nein,
wo denken Sie hin? Weder die noch den Krachledernen. Ganz normale Kluft. Die Ursachen werden wir wohl eher in der Phonetik suchen müssen als in der Tracht.

Und @okaye: Wehtun wollte ich damit keinem, nur mal gucken, wie das ist, wenn man so einen Fauxpas bewusst begeht (daher auch die kokettierende Klammer-Konstruktion). Aber Sie haben recht, dieser Unvokabel sollte man sich tunlichst enthalten.

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Was eine plumpe Anmache. Aber OK, eine Bäckereifachverkäuferin ist eine sichere Partie.

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Anmache?
Hm, ich steh da manchmal ziemlich auf dem Schlauch, wenn frau mir nicht gerade mit dem Zaunpfahl zart auf den Hintern klatscht. Ich denke, die Gute (die ich mir übrigens gut in holländischer Tracht mit Häubchen auf dem Kopf und in Holzpantinen könnte), wollte einfach nur nett sein.

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Oder schlimmer noch, den Umsatz ankurbeln. Das ist das Problem, wenn man mit Service-Mitarbeitern flirtet, man sollte nicht zu eitel sein :DD

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Da ist definitv was dran.
mundus vult decipi - die Welt will betrogen sein, und wer wäre ich, mich davon völlig freizusprechen? Zumindest tröste ich mich, dass es nicht so platt und schablonenhaft rüberkommt wie die eingebimste servile Hyperfreundlichkeit, mit der man beispielsweise in Franchise-Ketten US-amerikanischer Provenienz seinen überteuerten Muckefuck kredenzt bekommt. Die können ihre Pappbecher-Plörre hundertmal mit meinem Vornamen ausrufen, irgendwie zieht die Nummer bei mir nicht. Ich will wenigstens die Illusion haben, die Verkaufsfachkraft mit meinen zündenden Bonmots, den grauen Schläfen und meiner angenehmen Gesamterscheinung zum Strahlen gebracht zu haben. ;-)))

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Ja, ich glaube auch fest, dass die Bäckerei-Verkäuferinnen morgens hinter meinem Rücken über meine strubbeligen Haare und ausgelatschten Schuhe tuscheln und ganz verliebt giggeln.

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Davon
würde ich - jetzt mal ohne jegliche Ironie und ohne das morgendliche Schuhwerk zu kennen - auch ausgehen. Schon allein wegen der angenehmen Gesamterscheinung. Die dezent herbe Note, die aus der intensiven Aueinandersetzung mit den tosenden Elementen herrührt, wird da gewiss nicht von Nachteil sein.

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Als ehemalige Einzelhandelsverkäuferin (student. Aushilfe) in einem kleinen, aber feinen Schuhgeschäft muss ich dem Kristof leider recht geben. Und mir scheint, dass gerade neu Angestellte, so wie ich auch einmal eine war, unbedingt alles richtig machen wollen. Hinzu kommt die Freude über den neu erworbenen Job und vor allem - am Anfang erkennt man die Kunden noch wieder - später erkennen die einen wieder und man selbst muss tief in seinem Gedächtnis kramen, wer das noch mal war. Eine sehr eigene Welt, wenn man es über ein paar Jahre betreibt. :-)

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Hey,
hab ich behauptet, die Dame wäre in mich verliebt oder wolle mich heiraten? Meine Ausgangsthese war ja, die will einfach nett sein. Und das gilt für die Kolleginnen, die schon länger dabei sind, größtenteils auch. Einer gelingt es weniger gut, aber die erkenne ich auf der Straße auch nicht wieder, wenn sie ohne Brille und ohne ihren Arbeitskittel unterwegs ist. Wenn dich die Kassiererinnen vom Edeka jenseits des Ladens in Zivil sehe, weiß ich meistens auch nicht gleich, woher ich die Gesichter kenne.

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Nein, hast du nicht. Ich denke gerade an die Holzpantoffeln. kicher.

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*Prust*

(Wer kann da schon widerstehen?)

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Haha,
der (Jedi-)Ritter der Lokus-Nuss, das war eine grandiose Persiflage. In den Kontaktanzeigen steht ja immer, die Frauen suchten Männer mit Humor. So Mädels, tretet den Beweis an, dass das stimmt!

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Je nun ...
... das Bild entstand damals als DonAlfons-Persiflage.

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Das hatte ich durchaus noch parat,
wenngleich ich nicht mehr weiß, wem er damals mit seinem antiquarischen Spargelstecher ein Piercing androhte.

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Ah, sie haben ein Gedächnis wie ein Elephant. Der Anlass war wohl auch nicht so wichtig, ich habe zumindest einfach nur mitgealbert ;o)

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Sie Batzi Sie - wünschen Sie sich doch einfach einen Gutschein für den Buchfachhandel und holen sich dann selber die Lektüre Ihrer Wahl.

N bekommt vom knausrigen Onkel immer einen onlineversandhandel(der mit dem a)-Gutschein und beschenkt sich dann mit Sinnvollem *hüstel*

Mir schenkt man am Besten Stiefmütterchen, aber das klappt net immer ganz so gut, wie ich das gern hätt. Trotzdem dieses Jahr 11 Stück abgeräumt (die andren 22 selbst geschenkt *gg*)
[Für Weihnachten hab ich mich auch schon mehr als reichlich beschenkt - übel übel, dazu mehr irgendwann in der Wirtschaft]

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"Bayern ist da, wo Deutschland hin will" (Angela Merkel, CSU-Parteitag). Also ist es ja geradezu eine Auszeichnung, für einen Bayern gehalten zu werden, oder? Und gute Beziehungen zur Bäckereifachverkäuferin Ihrer Wahl können natürlich nur vorteilhaft sein.

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Absolut.
Solange sie mich nicht fälschlicherweise für Don Alphonso hält und nur deswegen so freundlich ist, weil sie auf reichhaltiges Familiensilber spekuliert. ;-)

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Die Bayerische Landesbank ist da, wo Deutschland noch hinwill. Frau Merkel, daß kriegen wir sehr schnell hin...

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Naja,
andere Landesbanken, ich denke da an SachsenLB oder frühere Schieflagen bei der WestLB, sind auch keine reine success story, um es mal milde auszudrücken. Telebanking mit dem Laptop auf dem Lederhosenbein scheint mir jedenfalls sicherer für den Benutzer als eine wenig isolierende Flanellhose. Da kommt eher was durch, wenn der Akku oder der Prozessor heiß läuft. ;-)

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Hey Du!
Bin gerade in meinem erklärten Lieblingsblog über Dich gestolpert und habe - zugegeben - ein schlechtes Gewissen. Fernab von der Blogosphäre läuft bei mir derzeit nicht viel. Ausser... ich arbeite zu viel und die letzte Zeit war echt hart.
Ganz liebe Grüsse an Dich und alle die Deinigen zwischendurch und vielleicht treffen wir uns mal wieder auf ein "Quätscheken".

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Ah,
dann ist der indirekte Gruß also angekommen. ;-)) Nein, Du musst kein schlechtes Gewissen haben, ich habe ja halbwegs auf dem Schirm, was bei Dir so alles los ist - und da war war ich mir nicht sicher, ob ich auch noch "hier" rufen soll. Was Du aber machen könntest: mir Deine aktuellen Koordinaten zukommen lassen (auch die Geschäftsadresse!). Und klar, auf ein "Quätscheken" (schönes Wort!) immer gerne - und gerne noch vor Weihnachten - auch wenn das immer so plötzlich kommt. ;-)

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Mach
ich. Und wenn wir besondere events haben, gibts ne VIP Einladung. Ja und das Playmo wartet auch noch auf die Principessa....

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ich habe mich mal in frankreich auf der durchreise in eine bäckersmaid verliebt. wie immer zuständig für das ressort "finanzen und landessprache" verblüffte ich meine mitreisenden durch plötzlich flüssiges parlieren und witzereißen - und war aus dem laden gar nicht mehr hinauszukriegen. so gut habe ich weder davor noch danach französich gesprochen in meinem leben.
die holde war ebenfalls etwas hingerissen und vergaß den dienst an brot und kunden;
der bäcker hingegen war ein missmutiger gesell und scheuchte seine angestellte (oder gar tochter!) wieder an die arbeit und ich saß mit gebrochenem herzen im auto auf dem weg an öde orte, in der hand ein stück kohle, dass eigentlich ein brot hatte werden sollen.
die tüte mit der adresse habe ich heute noch...

was lernen wir daraus? achtung an der brottheke!

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....ich kenne ja noch Zeiten, da gab es Brezeln gar nicht deutschlandweit und vielleicht mag es auch daran liegen, dass man Sie gen Bayern verortet (es mag einige wenige Exemplare nördlich des Main geben, die Brezeln für eine "bayrische Kulturleistung" halten, was nachgerade himmelschreiender Blödsinn ist -Sie und ich wissen schließlich, wo die richtig guten Brezeln herkommen und wie diese schmecken und aussehen müssen (und "echte Originalbrezeln" kriegen knackig dünne Stengel -nicht wie die bayrischen Nachwuchsmöchtegerndinger diese teigigen Labberdinger, die schon nach zweieinhalb Stunden in der Auslage aussehen, wie sie schmecken: Wie Pappdeckel- und ordentliche Brezeln kriegen im dicken Teil einen ordentlichen Schnitt, damit man diesen wunderbaren Helldunkel-Laugeeffekt hat, den keine bayrische Brezel bietet, jawoll))


Bezüglich Jubel- und Festtage: Ich kann Sie verstehen. Wirklich. Ich nutze dies regelmäßig zu einem Urlaubsaufenthalt in weiter Ferne. Und Handys lassen sich ja auch abschalten.

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Die Überlegung mit der "Brezn"
als eventuellem Indikator landsmännischer Identität hatte ich auch angestellt. Ob ich eher der schwäbischen oder der bayerischen Variante den Vorzug gebe, hängt tatsächlich vom Einzelfall ab. Wenn das dünnere Gestänge zu hart und staubtrocken ist, mag ich das genausowenig wie teigige Labbrigkeit andererseits. Die Brezel so auf den Punkt zu backen, dass sie das für mich richtige Maß an Knackigkeit hat, ist nicht ohne. Und das kriegt auch die Bäckerei hier nicht immer hin. Bei den Laugenbrötchen sind die qualitativen Schwankungen noch größer, deswegen lasse ich davon inzwischen meistens die Finger.

Aber es stimmt, die backtechnische Binnenglobalisierung Deutschlands ist ein noch relativ junges Phänomen. Ich weiß noch, wie ich vor etwa fünf Jahren bei einer Kollegin in Hamburg zu Besuch war. Die war stolz wie Bolle, dass sie mir zum Frühstück auch ein paar Laugenbrötchen auftreiben konnte, dafür musste sie wohl schon beträchtliche Wege in Kauf nehmen. Dass es letztlich relativ blasse Hefeteigklumpen waren, die man südlich der Benrather Linie als Ausschuss ins Tierfutter verklappt hätte, steht freilich auf einem anderen Blatt. Das hielt mich indes nicht davon ab, Begeisterung zu heucheln. Denn die Geste rührte mich tatsächlich nicht wenig.

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Je weiter nördlich man in Deutschland kommt, desto mehr begegnet einem die Auffassung, dass die Qualität von ordinärem Brot und Brötchen in Deutschland mit zunehmender Alpennähe immer mieser wird. Stimmt auch. Dieses Kümmelbrot, bäääh. Und diese komischen Kaiserbrötchen, oder wie die heißen.

Was mich erschreckt ist, dass ich in Dresden noch keinen Bäcker gefunden hab, der die Brötchen wirklich selbst macht und nicht diesen blöden Teig nutzt, der nach dem Backen so wahnsinnig aufgeplustert ist. Das Brot ist hier auch weniger haltbar - länger als 5 oder 6 Tage kann man das nicht liegen lassen - und geschmacksneutraler als mein heimatliches Brot. Der heimatliche Bäcker ist allerdings auch der einzige im weiten Umkreis, der Brot und Brötchen (und auch Pfann- und Spritzkuchen) in einer solchen Perfektion beherrscht. Andere Bäcker sind daher in jenem Ort von vornherein zur Pleite verdammt.

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In der Tat. Für so ein Laugenbrötchen (nicht das blasse aus HH, sondern das was man südlich der Benrather Linie bekommt), hat man als Norddeutscher höchstens ein mitleidiges Lächeln über. SOWAS esst ihr??? Nunja. "Wenns schee macht!"

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Das Nord-Süd-Gefälle, Frau Muerps,
ist aber meines Erachtens nicht unbedingt ein qualitatives, sondern wie aus der Äußerung von Herr Jammernich deutlich wird, ein geschmäcklerisches. Dem Nordlicht passt beispielsweise der Kümmelkrümel oder das Laugen-Backwerk nicht, ich hingegen kann den dunklen Torfklumpen, die im Westfälischen als Vollkornbrot so beliebt sind, nicht viel abgewinnen. Am Rhein sehe ich jetzt nicht so die Riesen-Unterschiede zwischen Ober- und Niederrhein, beim einen Bäcker schmecken diese Brötchen besser, der andere hat dafür vielleicht besseres Körnerbrot, da muss man einfach gucken und probieren. Was ich strikt verweigere, sind Brötchen von Kamps, die gehen gar nicht. Sonntags sind das leider die einzigen, die man frisch bekommt, aber da esse ich lieber die anderen vom Vortag oder Toastbrot.

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Beim wissenschaftlichen Exkurs über die Eigenheiten der backkulturellen Ortsunterschiedlichkeiten bitte nicht die Semmeln vergessen! Ma, was gehen mir die ab hier oben - da tröstet es mich auch wenig, wenn diverse Fachverkaufsnordlichter mir Österreicherin grundsätzlich bayrische oder süddeutsche Abstammung andichten. Ein Königreich von Brötchen gegen eine Semmel...

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Was ist der Hauptunterschied?
Ich frage deswegen, weil Österreich für mich brötchen - respektive semmeltechnisch terra incognita ist. Mit wurde schon schwurbelig, als ich an einer Autobahnraststätte einfach nur einen Kaffee trinken wollte. ;-)

Das Brot oder die Brötchen taucht übrigens regelmäßig als Heimwehgrund Nummer eins auf in Reportagen über Auswanderer in Übersee. Aber dass die Nordlichter bei südlichen Akzenten nicht differenzieren können zwischen bayerisch und österreichisch - und genausowenig zwischen kurpfälzisch, schwäbisch und alemannisch - da schaue ich schon seit langem großzügig drüber weg.

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Eine Freundin, die kürzlich umgesiedelt ist zu unseren linksrheinischen Erbfreunden ist ganz froh drüber, dass sie es nicht allzu weit zur Grenze hat. Sie ist sehr frankophil, aber beim Brot hört die Liebe auf.

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Die Semmel ist in ihrer backwaresken Wichtigkeit gleichzusetzen mit dem Rad. Sie ist sozusagen das runde Meisterstück der Kohlehydratkultur. Unterteilt in fünf herzhafte Kammern (Oh, die numerologisch-kabbalitstischen Möglichkeiten!) bietet die Semmel eine perfekte Passform für Leberkäse, Ohneleberkäse und Extrawurst mit Gurkerln. Sosehr man es auch versucht, mit Brötchen wird das nie was. Allein schon, weil es hier keinen Billa zum Leberkässemmelkaufen gibt. Herzbrechend, ich sag es Ihnen.

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Ich glaub es Ihnen fast,
auch wenn ich über Billa schon ziemlich schreckliches hörte (das bezog sich aber hauptsächlich auf das Obst- und Gemüseangebot). Jetzt frag ich mich aber, ob es den Leberkäs dort auch in rund gibt, denn die annähernd mehr oder weniger rechteckigen Scheiben, die Sie hier kriegen, passen weder gescheit auf Rund- noch auf Langbrötchen.

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Das ist ja das Faszinierende an der Komposition! Das Eckige muss ins Runde, stur, eisern und aufrecht seit Ewigkeiten. Nichts steht der Leberkäsequadratur besser als der Semmelkreis. Jetzt aber genug, ich krieg Heimweh und Gemeinplatz-Mali. :o)

Billa ist - größtenteils - besser als sein Ruf. Es kommt halt immer drauf an, wo er steht. Corporate Identity und Franchisegleichmachung bedeutet nämlich in Wien-Favoriten was völlig anderes als in Unterkärnten. Außerdem hab ich beim Billa immer das Scherzerl vom Leberkäse gekriegt - was mir bei anderen Ketten durchaus auch mal verweigert wurde.

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Ich habe gerade zur Mittagspause eine Brezel gegessen: 35 Cent bei Kaufland. 1a-Preis-Leistungsverhältnis. Mit wenig dünnem Teig, wie ich´s mag. Die dünnen Stellen erinnern mich an Salzstangen und sind mir zu trocken. Und zum Thema Brot: es ist schon eigenartig, daß man in anderen Ländern kein "vernünftiges" Brot bekommt ausser Weißbrot oder pampiges Weizenbrot. Das betrifft nicht nur die Mittelmeerländer, sondern auch -wie wir alljährlich erfahren- Holland. Zwei, drei Tage "Bollen" etc. sind ja o.K., aber dann wird´s fad.

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Holland -
ein Trauerspiel, fürwahr. Wobei: Der kleine Spar-Markt in der Nähe unseres Vorjahres-Ferienbungalows hatte recht vernünftige Brötchen, besser jedenfalls als der Kram von Kamps hierzulande. Aber dieses Jahr in ****** aan Zee wurden wir mit dem ganz normalen Grauen konfrontiert: überall nur labbriges Zeug, selbst das dunkle Vollkornbrot hatte die Konsistenz von Toastbrot. Da wussten wir voriges Jahr gar nicht, wie gut wirs hatten.

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Mit Billa und Obst/Gemüsegrausamkeiten haben Sie ganz recht. Hab ich mich schon mal darüber ausgelassen? *grübel*

Na aber wen wunderts, wo doch der R*E*WE-Riese sich den einverleibt hat. *gg*

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Das Hauptproblem
an dieser Backwarenproblematik scheint mir, daß überwiegend nur noch mit Fertigbackmischungen gearbeitet wird, die aus der großen Fabrik in die kleinere geliefert werden. Oder so: Der Dorfbäcker hier läßt sich die tiefgefrorenen Teiglinge aus einer schweizerischen Großbäckerei liefern. Alles ein einziges Einheitsbackwerk.

Und und in diesem Zusammenhang: Verachte mir niemand das Baguette! Das wird, wenn nicht im wie oben beschriebenen Supermarché, vom Bäcker gebacken wie vor langer Zeit. Was auch in Deutschland zuweilen noch geschieht. Doch dann wird's etwas teurer, und das mögen die meisten so gar nicht. Aber das hier betrifft ohnehin nur diejenigen, die's mit dem nicht so haben, was gerne gutes deutsches Brot et cetera genannt wird.

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@jean stubenzweig:
Es gibt überaus leckeres Baguette in Frankreich, aber halt nicht an jeder Ecke. Ich war mal mit einem Freund in den Beaujolais-Dörfern unterwegs zum Weinkaufen, da haben wir in einer uralten Dorfbäckerei Baguette geholt, das in einem gemauerten Ofen mit Holzkohle gebacken war - unglaublich reichhaltig im Geschmack, Worte vermögen es nicht zu beschreiben. Aber in der Stadt wird das meiste halt ebenso quasi-industriell gebacken sein wie unsere Brötchen auch.

@sid: Der Schriftsteller und Autor Max Goldt hat eine Weile in Wien gelebt und das Obst- und Gemüse-Elend bei Billa sehr plastisch beschrieben (nach dem Motto: Ich weiß endlich, was mit dem ganzen Obst und Gemüse passiert, das in Deutschland keiner mehr kaufen will...). Das las sich umso erschreckender, als Goldt ansonsten ja sehr wohlwollend über Wien und die Wiener schreibt und auch ansonsten nicht zu piefketypischer Arroganz neigt. Da aber diese Berichte schon einige Jahre alt sind, wäre ich jetzt nicht unbedingt davon ausgegangen, dass das immer noch so sein muss.

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In der Stadt –
nicht unbedingt. Wer im Supermarkt kauft, ja, da kann man es auch in München oder Hamburg kaufen; das hatte ich ja geschrieben. Aber die meisten kleinen Bäckereien können sich das nicht nur nicht leisten, weil sie nämlich ihre Kunden verlieren würden, sondern sie müssen, wie üblich, zweimal täglich backen, zum Mittag- und zum Abendessen braucht es frisches Baguette. Das hat nämlich Gott in Frankreich befohlen.

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Sehr sympatisch, dieser Gott. Baguette backen ist übrigens gar nicht so schwierig. Auch für nicht-französische nicht-gewerbliche Hobby-Bäcker.

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So lang,
dass ein Baguette reinpasst, ist doch keine normale Ofenröhre. Wie darf ich mir das denn vorstelen?

Zum Thema Hobby-Bäcker kann ich aber noch eine lehrreiche Erfahrung mit dem Brotback-Automaten beisteuern...

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Nun ja,
werter Herr Mark, irgendwie entbehrt Ihre Feststellung ja nicht einer gewissen Logik. Zwar könnte ich jetzt vorschlagen, einfach nur die Hälfte des Backguts reinschieben (bitte nicht in den Brotbackautomaten!), aber dann wäre es ja irgendwie nicht mehr das ... Anders: Mein Lieblingsbäcker nutzt nicht nur einen geeigneteren Ofen, seine Frau hat mir auch verraten, daß er – @ mifasola – ein anderes Mehl verwendet als das hier erhältliche (wie es heißt, kann ich jetzt nicht sagen, irgendwas mit Griesanteil). Und er setzt im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen zuvor auch einen Vorteig an – ähnlich wie beim italienischen Ciabatta –, vergleichbar vielleicht mit dem Sauerteig des (guten!) deutschen Brots. So kommt ein gänzlich anderer Geschmack zustande, vermutlich der, mit dem Sie im Beaujolais Wein und Käse würzten.

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Genau, Vorteig, und gerne doppelgriffiges Mehl (oder so ähnlich). So eine Backblechdiagonale erzeugt ja doch ein ordentliches Baguetteformat.
Does size matter?
Und so ein Brotbackdingens kommt mir nicht ins Haus.

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Ob ich in diesem Leben
noch damit anfange, selber rumzuexperimentieren? Ich weiß ja nicht. Gott sprach zu Adam nach der Vertreibung aus dem Paradies, er solle im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen - von Backen hat er nichts gesagt. ;-)

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die tatsache, dass sie so ohne jegliche scheu den ausdruck "benrather linie" in den mund nehmen, laesst mich fast glauben, wir seien kollegen! (unrasiert ist meine spezies auch. frauen wie maenner).

und darf ich noch hinzufuegen, dass die essbaren broetchen im touristen-spar nur deshalb essbar waren, weil es ein touristen-spar war? sobald man aus den deutschen kolonien raus ist, ist das auch das ende des essbaren broetchens!

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In der Linguistik
habe ich es nicht wesentlich über ein paar Proseminare hinaus gebracht. Es reicht also grade noch, um mit ein paar fragmentarisch memorierten Versatzstücken à la langue & parole herumzubildungshubern. Aber schon den Unterschied zwischen Bühlerschem und deSaussureschem Zeichenmodell könnte ich Ihnen nicht mehr an die Tafel malen.

Aber ich habe noch einen schönen Spruch zum Thema parat:

"Den Linguisten wird es dereinst noch gelingen, den Weltenlauf zu reduzieren auf die Formel 'Karlchen fährt Roller'"

Man sagte mir, diese Sentenz könnten wirklich nur Linguisten lustig finden.

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ich will gar nicht davon anfangen...
was wir so alles lustig finden. da hat die hausfrauen-(meine kategorie, ab januar)-fernsehserie Friends folgenden spruch zum thema (eigentlich gemuenzt auf palaeontologen, gilt aber fuer linguisten gleichwohl):

"as a group, we are not exactly cool!"

jetzt, 100 jahre spaeter redet uebrigens keiner mehr (ausser in verstaubten proseminaren) ueber langue und parole :-)

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nachtrag
und "karlchen faehrt roller" ist zu banal. den weltenlauf reduzieren auf "die katze sitzt auf der fussmatte" ist nicht lustig, sondern bitterer ernst! ich kann das!

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Und was ist in diesen Zirkeln
heutzutage so talk of the town? Ich habe noch die Anfänge von Computerlinguistik und der Dekonstruktion geschlechtsbedingter Sprachmuster (von "gender" sprach man erst später) zumindest noch auf dem Seminarplan gesehen, aber ich habe bereits in den späten 80ern jegliche Tuchfühlung zu dieser Disziplin verloren.

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Bin wieder da...
...war kurz in der klinik. ich hatte da was von "dekonstruktion geschlechtsbedingter bla" gelesen...

im studium habe ich mal senta troemel-ploetz (hammername, oder?) fuer die Rheinische Post interviewt (klingt arroganter als es gemeint ist, job bezahlte beschissen!). da war die feministische linguistik allerdings zum glueck schon tot...

heute weiss man inzwischen, dass S -> NP VP zu einfach ist, und dass eigentlich sehr viel unordentlich ist, und da muss jetzt wieder ordnung reingebracht werden, damit man wieder alles berechnen kann. oder so aehnlich. ich rechne viel.

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Sie rechnen viel?
Hm, dann weiß ich nicht, ob ich Ihnen diesen kleinen Diskurs mit unserem Zahlenkenner in der Nachbarschaft zumuten soll. Verkürzt gesagt, ging es um Peter Sloterdijik und seine Feststellung, je mehr sich eine wissenschaftliche Disziplin auf mathematische Modelle und Methoden stütze, desto unwissenschaftlicher gehe es eigentlich zu. Ich habe da natürlich widersprochen, obwohl (oder weil?) ich von Mathematik und Rechnerei jenseits meines ermäßigten Mehrwertsteuersatzes nicht viel verstehe. Daher würde mich ansatzweise schon interessieren, mit welchen mathematischen Modellen man sich der hochkomplexen Sprachstruktur annähert.

Senta Trömel-Plötz - yep! allein der Name hallt schon wie ein Kampfruf. Und hey, die "Rheinische Post" hat bestimmt nicht sooo beschissen bezahlt wie die "Rhein-Neckar-Zeitung" in der ich mich zu Studi-Zeiten ab und an für wenig Zeilengeld verewigte. Hach ja...

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