Montag, 29. September 2008
D-Dorfklatsch
Kaum ein öffentliches Thema vermag mich so exorbitant zu langweilen wie Promigeschichten. Ob bei Brangelina ein Pipi-Töpfchen umgekippt ist oder ob Victoria Beckham bei einer Kollision mit einem Kleiderständer den Bügel ihrer Designer-Sonnenbrille verbogen hat - ich könnte nachgerade tot umfallen vor Gleichgültigkeit und wäre froh, man würde mich mit solchem nutzlosen Info-Junk weiträumig verschonen.

Umso peinlicher ist es mir, zuzugeben, dass es eine Promi-Geschichte gibt, an der ich ein gewisses Interesse doch nicht verleugnen kann: die Geschichte unseres abgestürzten Lokalhelden, der den gleichen Vornamen trägt wie das frühere kroatische Staatsoberhaupt Tudjman. Und der bekanntlich mit einer nicht unbekannten Fernseh-Präsentatorin verheiratet ist, die den Vornamen einer norditalienischen Stadt trägt.

Und was macht ausgerechnet diese Promi-Paarung so interessant aus meiner Sicht? Zum einen, weil Abstürze und Wirtschaftskrimis immer spannender sind als völlig glatte und intakte Gala-Fassaden. Zum anderen würde mich dieses Drama von Aufstieg und Fall auch nur knapp die Hälfte interessieren, spielte es sich nicht mehr oder weniger vor unserer Haustür ab. Am Zweit-Grundstück des Ehepaars P. kommen die Kindergartenkinder auf dem Weg zum Waldtag immer vorbei, der repräsentative Hauptwohnsitz liegt unübersehbar an einem vielfrequentierten Spazierweg am Rhein.

Dort hätten meine Frau und ich gestern auf dem Rückweg ein paar interessante Schnappschüsse liefern können, wie Herr P. im lässigen hellblauen Polohemd eine Blondine in das Anwesen führt. Doch zum Bild-Leserrerporter fühlen wir uns ja ebensowenig berufen wie zum hauptberuflichen Witwenschüttler. Aber man macht sich halt so seine Gedanken, wenn man dieses Anwesen sieht, den Porsche und den Z 8 (beide mit den Initialen -FP im Nummernschild) davor und sich vorstellt, mit welchen Gefühlen manch einer der Gläubiger der insolvent gegangenen Pleitefirma Maxfield dieses Ensemble der ins Trockene gebrachten Schäfchen betrachten mag. Da reden wir ja nicht nur von Banken und Sparkassen, die ihre Millionenkredite abschreiben müssen, sondern auch von Handwerkerbetrieben und Dienstleistern, die auf ihren Rechnungen sitzenbleiben.

Gut, hier ist nicht "Dallas" und die Southfork-Ranch, es ist nicht mal der Denver-Clan im Düsseldorfer Kleinformat. Aber - so ungern ich das zugebe - doch irgendwie spannend. Umso mehr, wenn zum überregionalen Klatschspaltenfutter noch die Würzkomponente Dorfklatsch dazu kommt - sei es, dass die Dame des Hauses mit Sohnemann im Jeep beim McDrive gesichtet wurde oder ihr Gatte neulich bei einem Geschäftsessen in der Edelgastronomie peinlicherweise Vorkasse leisten musste. Solchen Dorfklatsch erfährt man eben nicht aus "Gala", "Bunte" oder blöd.de - dafür muss man schon ab und zu in Pauls Pinte vorbeischauen.

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