Dienstag, 6. Dezember 2005
Houseshoe-Heroes @home - at last
Tja, irgendwie fühle ich mich heute so, äh, nikolausig. Meine Frau hat mir nicht nur einen rot eingepackten Schoko-Wichtel untergejubelt - sondern auch ein Paar Hausschuhe: dunkelgrau-dezenter Filz, relativ feste Sohle. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft, wie man auf dem Bau zu sagen pflegt. Um die Frage auch gleich vorwegzunehmen: Nein, es sind keine Pantoffeln. Despektierliche Assoziationen mit dazugehörigem Heldentum darf sich die werte Leserschaft also sparen.
Und trotzdem: Es nagt doch leiser Zweifel an meiner Männerseele, ob ich dieses neue Stadium meines Domestizierungsprozesses uneingeschränkt gutheiße. Da sind schon allein die praktischen Gründe: Ich muss ja mehrmals amTag mit dem Hund raus, das heißt also, Schlappen aus, Schuhe an und vice versa. Ich habe meine Frau mal gefragt, was sie eigentlich so an meinen Straßenschuhen in der Wohnung stört. Der Dreck kanns nicht sein, denn ich pflege meine Sohlen gewissenhaft und mehrfach abzustreifen, bevor ich die Wohnung betrete. Nein, meinte sie, es hätte einfach so was Rastloses. Als wäre ich hier nicht zuhause - oder als ginge es mir darum, jederzeit fluchtbereit zu sein. Meine Toiletten- und Hygiene-Artikel hätte ich ja auch ganz lange noch im Kulturbeutel aufbewahrt anstatt Ablage und Schränkchen im Badezimmer richtig in Beschlag zu nehmen. So, als wäre ich nur auf ner kurzen Stippvisite hier. Wie in den Tagen, als wir noch nicht zusammen wohnten und meine nicht komplett ausgepackte Sporttasche in ihrem Flur unmissverständlich signalisierte: Hier stehe ich, ich kann auch anders(wo). Tja, so weit hergeholt ist dieser Eindruck mit dem vermuteten tiefsitzenden Fluchtreflex also gar nicht. Mit der Figur des Richard Kimble verbindet mich in der Tat einiges. Oder sollte ich sagen: verband mich einiges. Ich kann mich nicht erinnern, den Doktor auf der Flucht je in Hausschuhen gesehen zu haben. Das heißt, ich bin jetzt also angekommen. Und die alte Frage Should I stay or should I go? hat sich wohl erledigt.

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Einem Mann, der ein solches Paar Hausschuhe tragen wollte, würde ich androhen, ihn umgehend in diesen Filzdingern vor die Tür zu setzen. Mit Rastlosigkeit hat das nichts zu tun - solche Scheußlichkeiten beleidigen sämtliche Sinne und sind in meinen Augen zutiefst spießig.
Als Geschenk kämen sie bei mir gar nicht gut an, ich würde mich völlig unverstanden fühlen und wäre beleidigt.

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...ich hätte ja nicht gedacht, das Du ein Schlappenträger bist.
Eher ein Gauloises Raucher und Wiskey Trinker.
ein einsamer Wolf der zum Schoßhund erzogen wird ein weicher Kern in einer rauhen Schalein Filz verpackt :)

...oder so.


Ich laufe sowieso barfuss.
Ist das Bleiben oder weglaufen?

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So streng,
Frau Arboretum? Also mir sind die dezent-spießigen Filztreter im Endeffekt allemal lieber als irgendwelche Pseudo-Bärentatzen oder Garfield-Treter und was an Peinlichkeiten auf diesem Sektor noch so alles unterwegs ist. Insofern hätte es weiß Gott noch viel, viel schlimmer kommen können.

Tja, Lady Death, Hochprozentiges vertrag ich gar nicht gut, da muss ich mein Image leider etwas korrigieren. Und das Rauchen (Benson & Hedges) habe ich mir ja vor knapp einem Jahr abgewöhnt. Wenn dann als nächstes meine schwarze Single-Schleuder in Zahlung gegeben wird für einen Familienkombi, dann erinnert außer meinem schwarzen Gestapo-Ledermantel nicht mehr viel an meine wilden Jahre (abgesehen von den Furchen in meinem Gesicht).

Barfuss kommt man nicht weit, von daher liefe das bei mir eher unter "bleiben".

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Pseudo-Bärentatzen und Garfield-Treter gehen natürlich genauso wenig. Das muss ich in aller Strenge sagen. ;-)

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Was wären denn
die passenden Hausschuhe für den Mann Ihres Herzens? Oder sollte der seine Cowboystiefel mit Sporen oder rahmengenähten Budapester lieber anbehalten? ;-)

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Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihren Besuch, kaum dass der die Wohnung betreten hat, dazu nötigen, die Schuhe auszuziehen. Schließlich kann ich das selbst auch nicht leiden, wenn man das mir antut. Von selbst komme ich auch nicht auf die Idee - weshalb ich im Osten immer sehr aufpassen muss, ob das womöglich von einem stillschweigend erwartet wird.

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Ist das ein Ost-Phänomen?
Kann schon sein, im Westen wird man jedenfalls nicht im Unklaren darüber gelassen, wenn das Schuheausziehen erwartet wird. Ich frage mich, ob hier das Beispiel unserer türkischen Mitbürger Schule gemacht hat.

Ich fühle mich ohne Schuhe irgendwie - nackt (und das ist keine Frage der Socken-Dicke). Von daher ist es mir auch nicht sonderlich angenehm, wenn mich Gastgeber kategorisch zum Schuheausziehen nötigen.

Aber meine Frage an Sie zielte auch darauf ab, herauszufinden, welche Art von Hausschuhen nach Ihrem Dafürhalten an einem Manne akzeptabel wären.

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Sie meinen, was morgens auf dem Weg ins Badezimmer akzeptabel wäre oder was?

In der DDR war es üblich, die Schuhe in der Wohnung auszuziehen, vermutlich um die Auslegware zu schonen. Man mag aber heute nicht unbedingt seinen Besuch explizit bitten, das auch weiterhin zu tun, findet es dann aber mitunter sehr unhöflich, wenn der westsozialisierte Gast dies jedoch nicht von sich aus tut.

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Genau sowas
in der Art meinte ich. Wobei - den morgendlichen Weg ins Badezimmer kann man auch in Flip-Flops oder auch barfuss antreten (oder auf Strumpfsocken, um diesen beömmelnswerten Nordlichter-Ausdruck hier auch einmal zu verwenden).

Das ist aber interessant, was Sie da über Ost-Sitten sagen. Für mich als Erzwessi ist das ja immer noch in weiten Teilen terra incognita. Aber wir haben immer wieder auch Besuch aus hiesigen Gefilden, der höflich genug ist, beim Reinkommen das Ausziehen der Schuhe anzubieten.

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Morgens gingen die Herren bislang entweder barfuß oder klauten sich meine Holzlatschen*, die ich, wenn überhaupt, nur zu diesem Zwecke anziehe.

* wie sich das für eine Frau von den Bäumen gehört (außerdem besitze ich noch Zimtlatschen).

Freiwillig biete ich so gut wie niemals beim Betreten einer Wohnung an, die Schuhe auszuziehen, ich finde es auch nicht höflich, das anzubieten. Wer Angst um seine Teppiche oder Parkettböden hat oder fürchtet, seine Gäste könnten irgendwelche Bazillen hereintragen, soll sich halt keine Gäste einladen.

Dass Sie den Osten bislang so gemieden haben, verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht. Es gibt sehr schöne Gegenden und Orte dort.

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Holzlatschen?
Dann müsste ich - wenn es nach meinen Materialvorlieben geht - eigentlich verchromte Stahlrohrpuschen mit schwarzem Leder haben, haha.

Sie haben mit dem Einwand übrigens völlig recht. Wers nicht abkann, dass Besucher Abrieb verursachen an Teppichboden und Parkett, der sollte keine Gäste einladen.

Das mit dem Osten, hm, komplexes Thema. "Gemieden" wäre ein wenig übertrieben, es gab halt andere Destinationen, die mich mehr anzogen. Aber das ändert sich allmählich. Leipzig hat mich sehr begeistert im letzten Sommer. Die Ostsee will ich auf jeden Fall auch noch irgendwann sehen, vielleicht die Mecklenburgische Seenplatte, Dresden auf alle Fälle. Wer weiß, wenn die Kleine bisschen älter ist, vielleicht machen wir mal ne Neufünfland-Rundreise mit dem Wohnmobil...

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Ich habe die letzten Jahre immer in Wohnungen mit empfindlichem Teppichboden gelebt. Zur Miete. Das heißt, ich hätte beim Auszug doch ganz gerne meine Kaution zurück. Und da ist es einfach simpler und stressfreier, sich anzugewöhnen, die Schuhe beim Betreten der Wohnung auszuziehen als täglich auf dem Boden rumzurutschen und verzweifelt zu versuchen, die Flecken rauszuputzen. Ich fresse niemanden, der seine Schuhe anbehält, aber für die meisten meine Gäste ist das Ausziehen so selbstverständlich wie für mich. Und ich bin nicht aus dem Osten. :)

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Ich muß mich outen: ich bin seit diesem Jahr ebenfalls Pantoffelträgerin, wenn auch weiterhin alleinstehend.
Und ich finde, ja, es fühlt sich heimelig an. Der große Pluspunkt, den ich in Pantoffeln sehe, ist allerdings die gesundheitsfördernde Wirkung: seit ich Pantoffeln habe, kriege ich keine Erkältung oder andere Wehwehchen mehr. Und in unseren Alter, werter Mark793, was wünscht man sich da mehr als Gesundheit?

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Frau Fragmente, ich fange gleich an, schrill zu quietschen, sind Sie doch noch mal um einiges jünger als ich, die keinesfalls Pantoffeln an den Füßen zu tragen pflegt.

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Hm,
wenn Frau Fragmente in meinem Alter ist, hieße das, dass Frau Modeste noch älter ist als ich. Und das kann ja wohl kaum sein. Aber wie dem auch sei: Sich um die Gesundheit Gedanken zu machen, damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Und trösten Sie sich, für das Immunsystem ist das Singledasein ohne Nachwuchs sicher nicht das schlechteste...

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Frau Fragmente kokettiert. In ihrem Alter können manche noch nicht einmal Schuhe binden und müssen zwangsläufig Pantoffeln tragen.

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für das Immunsystem ist das Singledasein ohne Nachwuchs sicher nicht das schlechteste

Gab's da mal nicht irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass unverheiratete Männer eher krank sind als verheiratete? Bei den Frauen war das aber nicht so, wenn ich mich recht erinnere.

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Ja, ich hab das öfters gelesen.
Deswegen hatte ich ja mit Bedacht ohne Nachwuchs geschrieben. Die Ehe und das damit einhergehende gesündere Leben schützt mich nicht ausreichend davor, was die Kleine so alles an Erregern und Keimen aus der Kita mit nach Hause schleppt. Unser Kinderarzt meinte, er wäre in den ersten zwei Jahren als Papi auch alle naslang krank gewesen - so oft wie niemals sonst in seinem Leben.

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Wir waren damals sehr vaterschonende Töchter, außer Masern hatten wir gar keine Kinderkrankheiten, sieht man einmal von Mandelentzündungen und bösem Husten ab, was beides häufiger vorkam.

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Sehnse,
böser Husten, das ist das Kita-Mitbringsel, was mich auch seit Wochen plagt. Und wie schon mehrfach gesagt, obwohl ich ja fast ein Jahr nicht mehr rauche. Wenn es nicht langsam abklingen würde, wär ich bald reif dafür, weiterzuqualmen - damit ich wenigstens weiß, wofür ich huste... ;-)

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Meine ältere Schwester und ich haben unsere Kindheit weitgehend kindergartenfrei verlebt, das letzte halbe Jahr vor Schulbeginn ging ich nur aus Solidarität mit der besten Freundin, die plötzlich hingehen musste. Wir fanden es aber ziemlich langweilig da. Außerdem musste man noch aufpassen, dass einem die oberste Kindergartentante nicht wackelige Milchzähne mit einem Papiertaschentuch herauszog (ganz zum Schluss hat sie mich doch noch gekriegt).
Nachdem meine ältere Schwester andernorts im Kindergarten mehrmals gezwungen worden war, warme Milch zu trinken, wollte die auch nie wieder in den Kindergarten.

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Mir blieb Kindergarten
auch weitgehend erspart. Im Alter von drei bis vier war ich ein Jahr dabei, dann sind wir umgezogen, und den Kiga am neuen Wohnort fand meine Mutter nicht so toll. Mir war das ganz recht, ich bin lieber mit meinen älteren Brüdern und den anderen Kids aus der Nachbarschaft rumgestromert als auf Befehl von irgendwelchen alten Tanten alberne Liedchen zu singen und dergleichen.

Ein Kind zum Trinken von warmer Milch zu zwingen, das ist schon ziemlich übel. Aber ich kann das toppen: Mein älterer Bruder (Jg.1960) hatte in der Grundschule noch einen Lehrer, der mit dem Rohrstock gedroschen hat. Als ich dann eingeschult wurde, war der aber gottlob schon auf dem Altenteil...

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Herr Mark, Sie unterschätzen (wie immer) das eigentliche Ansinnen Ihrer Frau. Sie wollte Ihnen schlicht sagen: "Ich tu alles was du filz!" Und das sogar 2 mal ... (eben paarweise)

... & nun seien Sie bitte auch Manns genug, ziehen alle(s) Schlappe(n) aus, greifen zum unten-gejubelten Schoko-Wichtel & machen endlich die von Herrn Kid ins Blogleben eingeführte - natürlich in diesem Falle hirnlose -Fledermaus ... Should I steh? ... klar ... aber hüftigst!

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