Donnerstag, 9. Juni 2005
Lesen und lesen lassen
Wie es genau zuging, dass aus dem Gewusel der schwarzen Buchstaben-Käferchen auf gedrucktem Papier irgendwann sowas wie Sinn für mich erkennbar wurde, weiß ich nicht mehr im Detail zu sagen. Vielleicht hatte mein erster Schreibversuch, das Autokennzeichen von VW Variant meiner Eltern nachzukrakeln, die Initialzündung gegeben, es jetzt endlich wissen zu wollen und nicht auf die Einschulung zu warten. Die lag wohl noch ein, zwei Jahre in der Ferne zu diesen Zeitpunkt. Und so war es auch definitiv noch vor meiner Schulzeit, dass ich den elterlichen Mannheimer Morgen zu meiner täglichen Lektüre erkor. Nicht, dass ich alles verstanden hätte, was ich da las, zumindest den Polizeibericht fand ich doch meistens recht spannend. Aber das erste gedruckte Wort, an das ich mich bewusst erinnere, stand in weißer Schrift auf einem schwarzen Balken auf Seite 2. Es lautete: Kommentare. Das erklärt vielleicht, warum ich hier und heute so gerne auf dieses Wort draufklicke...

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Mundart
Unsere Tageszeitung hatte schon damals eine kleine Kinder-Rubrik.
Mama musste die bebilderten Geschichten täglich vorlesen.
Ungeduldig schon damals, versuchte ich die Worte zu entziffern – mit stetigem Erfolg.
Ersttext: „dr Joggeli sött go Biirli schüttle ...“ => Mundart notabene.
Die Enttäuschung und das Theater bei Schulbeginn kann man sich vorstellen: auch in der Deutschschweiz ist Hochdeutsch offizielle Schulsprache...

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Gruezi...
Das Problem mit der Diskrepanz zwischen Dialekt und Hochsprache hatten wir natürlich auch. Aber nicht ganz so verschärft, da der Dialekt uns ja nicht in schriftlicher Form begegnete.

Hat sich das in der Schweiz nicht etwas gelockert inzwischen mit dem Hochdeutschen? In den Schweizer TV-Nachrichten, die wir über 3Sat kriegen, bin ich manchmal echt froh um die Untertitel.

Achja, und was will uns der memorierte Ersttext sagen - Joachim schüttelt Bier? ;-)))

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Jakob soll Birnen von den Bäumen schütteln ;-)
Das was Du meinst würde so lauten: „dr Joggeli wott sis Bierli dr Hals ab schütte..“

Du hast recht, das Ganze hat sich zwischenzeitlich gelockert und in vielen Schulfächern wurde offenbar der schweizerdeutsche Dialekt genutzt.
Pisastudie sei Dank, werden nun aber wieder vermehrt – und in den unterschiedlichsten Disziplinen - die Schulstunden in richtigem Deutsch abgehalten.
Trotzdem bin ich dafür, dass wir unsere Muttersprache nicht gänzlich vergessen und wir ihr auch in der Schule wertschätzend begegnen könnten. In Schulklassen mit nur drei einheimischen Schülern ist das allerdings ein schwieriges Unterfangen ...

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Schön jedenfalls,
dass auch Bloggerinnen mit .de-Subdomain ganz schön schwyzerdütsch unterwegs sein können;-)

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Tja, meine Erstlektüre war die NZZ, auf dem Kopf... ich begann lesen zu lernen, während ich meiner zeitungslesenden Mutter gegenüber am Frühstückstisch sass. Halt dummerweise auch schon vor der Einschulung. Deshalb langweilte ich mich dann in der ersten Klasse soooooooooo extrem wahnsinnig, schliesslich hatte ich bereits die drei Pippi-Langstrumpf-Bände gelesen, durfte aber in der Schule bloss "A e i I"-Leseübungen buchstabieren. Das wünsche ich keinem Kind!

Hmmmm Mark... so furchtbar dialektisch bin ich doch gar nicht unterwegs, schriftlich gesehen *grübelgrübel* höchstens die Menupunkte... muss mal (wieder?) einen Beitrag komplett in Mundart verfassen, so zur allgemeinen Unterhaltung :-p

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Meine Lehrerin
in der ersten Klasse hat mir wenigstens bisschen Sonderprogramm veranstaltet, damit ich die anderen nicht beim Kringel malen störe und meine Klappe halte. So gesehen wars wohl nicht ganz so schlimm wie bei Dir.

Mit dem mundartlichen meinte ich auch gar nicht so sehr Deine Beiträge und Kommentare, sondern in der Tat die entzückenden Menüpunkte.

Die NZZ ist natürlich ne Liga für sich, da kann mein damaliges Lokalblättchen nicht mithalten...

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Will nicht heissen, dass ich verstand, was ich las *g* ich fragte erst mal die Buchstaben ab. Speziell war vor allem, dass die Zeitung aus meiner Perspektive auf dem Kopf stand.

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Das ist echt ein Handicap
Zumal die altgotische Schrift vom Titelschriftzug der NZZ doch aussieht wie chinesisch, wenn sie auf dem Kopf steht, oder?

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Da hatte mein Grossvater väterlicherseits daran gedacht, mir die gotische Schrift in seiner Schreibstube in der Mansarde beizubringen, da war ich etwa 8-10-jährig. Die konnte ich dann also auch schon fliessend lesen. Ausser die s und f's, die verwechsle ich heute noch manchmal *lach*

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