Donnerstag, 5. Mai 2005
Vadderdaaach
So, das ist jetzt mein erster richtiger Vatertag sozusagen. Und was geht? Meine Frau geht nachher mit ner Freundin ins Kino - und ich hab die Kleine anner Backe. Ist aber nicht wirklich ein Problem. Denn eigentlich hatte ich ohnhin nicht vor, abgefüllt in der Landschaft rumzufallen und unanständige Lieder zu singen. Nein, stattdessen lasse ich die Rolläden wieder runter und gehe zum Lachen mal eben in den Keller. Muss nämlich grad an unsere frühere Halbtags-Sekretärin denken, die im Spätsommer Neunundachtzich - also praktisch kurz vor der Wende - "riebergemacht" hatte. Die fragte uns irgendwann mal: "Gibts hier im Westen eigentlich Günderdooch?" Mein Kollege verstand nicht so recht: "Günter-Tag? Was fürn Günter?" "Nee, nich Günter. GÜNDER. Dooch der Günder und der internadsionoolen Brigoodn." Da fiel endlich der Groschen bei uns: "Ach sooo, Kindertag, warum sachste das denn nicht gleich. Nee, den gibts hier nicht. Nur Muttertag und Vatertag." Mit Geburtstagen, Namenstagen, Nikolaus und Weihnachten herrsche an kindgerechten Feiertagen ja nicht gerade ein Mangel hier im Westen. So belehrten wir arroganten (und damals auch kinderlosen) Besserwessis die Ossi-Frau. Tja, aber wenn ich da heute noch mal drüber nachdenke, dann finde ich den Günter-Tag eigentlich gar keine soo üble Idee. War ja nicht alles schlecht, da drieben in der DeDeÖR.

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Tja, ich sitze hier und habe noch kein einziges Bier getrunken!

Und meine Tochter vergisst auch den Vatertag, seitdem sie verheiratet ist.

Soll ich noch ein bisschen jammern? Nee, ist schon ok. Vor allem, weil ja hier quer durch die Hauptstadt die feine Linie läuft zwischen Vater- und Herrentag... die sich dann aber doch nur in der Benennung, nicht im Alkoholkonsum unterscheiden...

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Habs grad gelesen,
dass Sie im Büro sitzen, anstatt sich im Bollerwagen von Gartenlokal zu Gartenlokal kariolen zu lassen. Da würd ich im Zweifelsfall das warme Büro aber auch vorziehen. Sauftouren jeder Art hab ich mir in der bewegten Jugend schon so viele gegeben, dass ich das überhaupt nicht mehr brauche.

Die Vorstellung von ner verheirateten Tochter ist aber nicht minder exotisch für mich. Meine Kleine geht in wenigen Wochen das erste Mal in die Kita...

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Tja, was drei Jahre Unterschied ausmachen... ;-)

Ich werde dann in ein paar Jahren wohl mit einem Enkelkind neben der Bierkiste im Bollerwagen am Himmelfahrtstag durch die Lande ziehen. Ist doch auch eine nette Vorstellung.

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nette Vorstellung,
in der Tat, Enkelkind und Bierkiste;-)

Aber mal im Ernst: Über diese drei Jahre Unterschied hab ich schon öfters sinniert. Etwa die Frage, was meinen älteren Bruder so früh geritten hat mit Familiengründung und so (mein Neffe ist auch schon volljährig). Auch sonst hab ich den Eindruck gewonnen, dass die Vertreter der 60er und 61er-Jahrgänge in mancherlei Hinsicht anders ticken als die 63er und 64er. Einerseits noch mehr Hippie-Sozialisation abgekriegt und andererseits doch so schnell dabei gewesen, Family und Social Security geregelt zu kriegen. Natürlich will ich diese Beobachtung nicht über Gebühr verallgemeinern. Aber dieses Muster seh ich öfters bei meinen Altersgenossen, die ältere Geschwister haben. Wobei es dann ja nicht unbedingt mit dem Geburtsjahr zu tun haben muss, sondern auch mitbedingt sein kann von der familieninternen Rolle...

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Das vermag ich so nicht zu bestätigen - mein jüngerer Bruder war mit "echter" Familiengründung deutlich vor mir. Ich halt schon Vater, aber doch in einer etwas anderen situation... würde hier vielleicht zu weit führen.

Ansonsten: natürlich ticken die 60/61-er anders als die Nachgeborenen. Irgendwie mehr mitten im Leben halt ;-)

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Soso!
Dann stimmt meine Klischée-Vorstellung nicht immer. Die meisten 60er und 61er, die ich so kenne, sind nicht unbedingt mehr mitten im Leben, sondern mehr so angepasste Bausparer-Existenzen...

Ich kann wenigstens sagen, dass ich das Sex, Drugs & RocknRoll-Ding hinlänglich ausgeschöpft habe, bevor ich mich ans Familienleben machte. Und btw: Beim Erkämpfen meiner Freiräume waren meine älteren Brüder überhaupt keine Hilfe. Aber das soll kein Vorwurf sein. Es passt schon alles, wie es ist.

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Tja, Herr Mark, wenn Sie nicht zur Blogmich kommen (können), wie ich las, (obwohl ich dort wahrscheinlich der Alterspräsident sein dürfte?), müssen wir das bei einer Nachfolgeveranstaltung mal im Detail erörtern. Und dabei Bier testen oder so.

(Ich glaube, ich mach' mir jetzt eins auf, um den Tag wenigstens ansatzweise zu würdigen.)

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Ihre potentielle Alterspräsidentschaft
beruht auf der Prämisse, dass Herr Wuerg der Veranstaltung fernbleibt. Aber wie auch immer, das Thema baujahrbedingte Spezifika und familiäre Verstrickungen verdient allemal eine weitergehende Erörterung, der ich schon erwartungsvoll entgegensehe. Und Ihre wohlverdiente Hopfenkaltschale kommentiere ich mit einem herzlichen "Prostata!"

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...hust... keuch... röchel...
... solche Trinksprüche führen immer dazu, dass ich mich ganz fürchterlich verschlucke...

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Uuups, sorry!
Heute, zur Feier des Tages gewissermaßen, dachte ich, den mal wieder auspacken zu können. Wohl wissend, dass Spiegel online den (wie auch den Begriff Hopfenkaltschale) neulich auch als Nervsprech gegeißelt hat.

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Herr Wuerg ist zu alt für Blogger-Treffen und hat aber am heutigen Vatertag doch von 25% seiner Kinder ein Geschenk bekommen.

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Das ist halt der Unterschied... Herr 40something ist jung genug für Bloggertreffen, und 100 % seiner Kinder melden sich am Vatertag nicht.

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Tja,
mir sitzen 100 Prozent meines Nachwuchses aufm Schoß. Und ich bin ein bisschen traurig, dass mein Vater den jüngsten Zuwachs der Family nicht mehr erleben konnte. Hab die letzten Tage paarmal von ihm geträumt. Vielleicht guckt er ja von oben zu, wie ich mit seiner Enkelin zugange bin...

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Das mit Ihrem Vater tut mir leid. Sicher guckt er von oben zu und ist stolz wie Oskar!

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Kann gut sein
Bin sogar ziemlich überzeugt davon, dass er noch in irgendeiner Form als Geistwesen präsent ist, zumindest manchmal. Und auf alle Fälle bin ich froh, dass wir es noch hingekriegt haben, eine Basis der Verständigung und gegenseitiger Akzeptanz hinzukriegen, bevor er ging.

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Ferne schafft Nähe
Es gibt viele Dinge, die unausgesprochen bleiben (was manchmal gut so ist, wie es ist). Schlimmer ist das Gefühl, etwas wichtiges versäumt zu haben.

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Was besser unausgesprochen bleibt
und was besser noch geklärt sein sollte, das lässt sich schwer verallgemeinern. Jahre, nachdem ich zuhause ausgezogen war, hat mir mein Vater ohne viele Worte ne Bohrmaschine mit schickem Alukoffer geschenkt, und ich wußte, das war seine späte Entschuldigung für sein frühes Fehlurteil, ich hätte zwei linke Hände. Er wußte, das ich das weiß, und ich wußte, dass er das weiß. Ein sehr schöner Moment. Und ich habe gottseidank auch nicht das Gefühl, dass wir wichtiges versäumt hätten...

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Ich habe damals, als ich meine erste eigene Wohnung bezog, von meinen Eltern symolisch einen Sack Schoko-Goldmünzen bekommen. Für eine Waschmaschine. Damit ich nicht nur um Wäsche waschen nach Hause komme. Den Wink habe ich sofort verstanden.

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Wie nett!
Wirklich schön rübergebracht...

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