Dienstag, 30. März 2010
Liebling, ich habe den Kleiderschrank geschrumpft
Seit ich zwei Halbtagsstellen als Hausmann und Heimarbeiter (die ersten Jahre in dieser Daseinsform war auch noch Hundehalter dabei) ausfülle, bin ich in der Kleiderfrage auf einem geradezu zenbuddhistischen Level von Schmerzfreiheit angelangt, das ich mir vor sechs oder sieben Jahren nicht im Traum hätte vorstellen können. Jeans und sportliche Schuhe gehörten vormals ebenso wenig zu meinem Erscheinungsbild wie Funktionsjacken mit Tatze drauf, geschweige denn Langarm-T-Shirts und Sommerhosen, die Stachelbeerwaden sehen lassen. Aber all das geht mittlerweile problemlos. Selbst eine schwarze Jacke mit dem Magenta-T der pandämonischen Telegrafengesellschaft drauf ziehe ich manchmal an ohne mit der Wimper zu zucken (obwohl oder vielleicht gerade weil ich nie in deren Diensten stand).

Aber: Wenn ich einen Mittvierziger in einer beigen Windjacke à la Opa Karsuppke sehe, in der sich wahrscheinlich selbst Herbert Knebel oder Heinz Becker ziemlich alt und underdressed fühlen würden, dann zucke ich innerlich schon ein wenig zusammen. Und zwar gar nicht mal wegen "wie kann man nur", sondern weil mir schlagartig klar wird, wie weit mein Weg zu echter Gleichgültigkeit in der Garderobenfrage doch noch ist.

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Das ist ein schleichender Prozess! Und außerdem: Diese Hausmeisterjoppen oder grünbuntalternativhedonistische Funktionsjacken mit Taze. Was ist schlimmer? Ich bin da wirklich unsicher! ;-)

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Das schenkt sich
wahrscheinlich nichts. Vielleicht bin ich irgendwann auch reif dafür, das Markenzeichen meines Vaters zu übernehmen, ständig mit einer Baskenmütze auf dem Kopf rumzulaufen.

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Was im Luftbild den Eindruck vermittelt, der Kölner Dom sei von einer Wanderdüne umspült, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Seniorengruppe aus Dormagen
(Beobachtung des Kabarettisten Jochen Malmsheimer)

Dass Sie mal so verlottern rumlaufen, anscheinend auch noch ohne schlechtes Gewissen, hätte ich mir auch nicht träumen lassen;-)

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@monnemer:
Danke für den herzlichen Lacher über die Wanderdüne.

Das mit dem Verlottern hatte zumindest schon mal ein Vorspiel, als C. und ich vor fast 20 Jahren anfingen mit der Renovierung der Altbauwohnung, bei der Sie ja auch mitwirkten. Da stellte ich erstmals seit Bundeswehrzeiten und anschließenden Malocherjobs in den Semesterferien fest, dass es ein Leben ohne Bügelfalte geben kann. Auch mein zu Studi-Zeiten kultivierter Krawattenfimmel ließ in den frühen 90ern schon allmählich nach.

Geblieben ist der Hang zu schwarzen Rollis - und ich schwöre bei jenem höheren Wesen, das wir verehren, dass das damals noch nicht so ein Branchenklischee war. Auf alle Fälle war ich in meinem näheren privaten und redaktionellen Sichtfeld so ziemlich der einzige, der diesen Look von schwarzem Rolli und dunkler Stoffhose so konsequent trug. Und dann stelle man sich mein Entsetzen vor, als ich gewahr wurde, was das in bestimmten Kreisen für eine Quasi-Uniform ist. ;-)

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wie sie ja wissen, teilen wir diese verlotterungsbeobachtung. und just heute wollte ich etwas zu dem thema verfassen, da ich mir ernsthaft die frage stellte, ob ich mir jetzt eine uebergangsfunktionsjacke kaufen muesse. ich habe noch nicht entschieden, denke aber, dass alles das, was ich ansonsten so habe, auch nur laecherlich aussaehe in kombination mit meiner footwear 2009/2010. ich alterniere zwischen sambas und pumas, und faellt die wahl auf pumas, kann ich zwischen drei farben waehlen. nie alterniere ich zwischen sambas und stilettos. also was soll's, dann kann auch die uebergangsfunktionsjacke her.

(ich halte uebrigens noch ein bisschen an meinem alten leben in der stoffhosenuniform fest, indem ich taeglich jeans und schwarzen rolli trage. taeglich. im prinzip ja noch schlimmer. die leute im cafe, die mich immer von der elternzeit ablenken muessen, wissen ja nicht, dass ich eine zweistellige anzahl rollis besitze. ich bilde mir uebrigens ein, dass das inzwischen keine attituede mehr ist, sondern faulheit.)

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@herzbruch:
Das wollte ich Sie ja neulich schon fragen: Sind Sambas nicht irgendwelche neu aufgelegten Old-School-Sporttreter von Adidas oder ist das ne eigene Marke?

Die Funktion der Übergangsfunktionsjacke hat bei mir das Teil mit dem Magenta-T übernommen, wenn auch mit gewissen Abstrichen bei der, äh, Funktionalität. Im Prinzip kann ich aus der JW-Jacke auch das Fleece-Futter rausnehmen und ohne Jacke anziehen oder die Jacke wie Hose ohne Innenfutter. Ich habe sie mir, horribile dictu auch schon mal um die Hüfte gebunden. Ist das nicht atemberaubend, was ein gut gewähltes Kleidungsstück alles für Optionen eröffnet? Wenn man jetzt noch die Ärmel abmachen könnte, hätte man auch eine Weste (ach ja, eine zünftige Weste mit ganz vielen kleinen Taschen für Angelköder, Feuersteine, Kamera-Akkus, Kondome, Kompass und Ersatzheringe fürs Zelt fehlt mir übrigens noch.

Faulheit, da sagen Sie was. Klamotten kaufen saugt, da macht Bad putzen ja noch mehr Spaß...

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dem letzten satz kann ich so nicht zustimmen, aber morgens ueber gut aussehen nachdenken ist ja so muessig, wenn man spaetestens nach 10 minuten ueberall banane hat.

und sambas sind old school adidas fuppesschuhe, neu aufgelegt nicht, glaube ich, eher nie abgeschafft. tragen jetzt ploetzlich 14jaehrige, aber auch da kann ich ja zum glueck sagen, dass coolness ja auch gar kein faktor mehr ist.

und ich lese heraus, dass der beebiepapa und sie jackenbuddies sind. der hat naemlich auch die mit der gecopyrighteten tatze und dem fleece zum reinknoepfen. was zwingend bedeutet, dass ich diese jacke nicht kaufen kann. stellen sie sich bitte vor: eine kleine dicke und ein grosser duenner, beide sambas, beide jeans, beide die gleiche funktionsjacke, beide banane auf der linken schulter. so. an diesem punkt ist meine grenze erreicht. heute im partnerlook rumlaufen ist retro. aber das schlechte.

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ich ueberlegte gerade, ob ich mir jemals (in den letzten 20 jahren, zumindest) eine jacke um die huefte gebunden habe. bis vor zwei jahren kann ich das ausschliessen, da habe ich ja noch auf aussenwirkung geachtet. und in den letzten zwei jahren kann ich mir das auch nicht vorstellen. so lang sind keine aermel der welt.

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Werden Sie mich jetzt verachten,
wenn ich bekenne, dass ich meine Frau in so einer ähnlichen (nicht exakt der gleichen) Jacke sah und sagte, hey, warum eigentlich nicht? Uns trennen ja wenns hoch kommt zehn Zentimeter Körpergröße, und solange ich Klamotten anhabe, sehe ich neben meiner schlanken Gefährtin ja auch nicht wirklich dick aus - nur kräftig. ;-)

Kannten Sie eigentlich noch das antville-blog "Ekel über den eigenen Verfall"? Ist leider nicht mehr auf "öffentlich" geschaltet, dort konnte jeder in kurzen Infinitiv-Sätzen persönliche Verfallsmerkmale notieren. Da hätten wir Stoff beisteuern können ohne Ende. So bleibts jetzt halt in den eigenen Blogs.

Der Funktionsjacken-Partnerlook hätte jedenfalls das Zeug gehabt, dort jede Mange "oh my god - so weit isses schon mit Euch"-Kommentare zu erzeugen.

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"ekel ueber den eigenen verfall", grossartig. das koennte der untertitel zu meinem blog sein. und nein, ich verachte sie nicht. wir haben zumindest ja die gleichen schuhe. das ist eigentlich alberner als aehnliche jacken. also: wer bin ich!?

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Vielleicht tröstet sie beide das, wenn ich ihnen sage, dass ich in der Übergangszeit (hier sagt man ja "es geht nauszus", das ist so dämlich-herrlich, ich freu mich jedes Jahr, wenn ich das wieder höre) mich der Öffentlichkeit in einer Strickjacke zeige.
Allerdings nicht um die Hüften, das mache ich seit dem Mesozoikum nicht mehr.
Man freut sich über Vogelgezwitscher und Magnolienblüte und beobachtet ungerührt, wie sich die Tochter gefangen in der Stylehölle ihr junges Leben versaut.
Ekel? Raus aus der Nummer, wir sollten alle glücklich sein!

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Tja,
Da danke ich natürlich auch meinem Schöpfer, dass ich nicht mehr cool sein muss. Und wenn ich überlege, wann und wie das anfing, dann würde ich sagen, es ging damit los, dass man irgendwann selber Ausflüge gestartet hat zu Zielen in der Region, die man früher schon mal im Schlepptau der Eltern und mit hängender Fresse angesteuert hatte - und plötzlich feststellte, hey, da oben auf dem Dilsberg (oder in Neuleiningen oder Hirschhorn oder You-Name-it) isses ja doch irgendwie ganz nett rumzustapfen und dann irgendwo noch Kaffee und Kuchen zu inhalieren.

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Ach ja,
die adoleszente Styling-Hölle, da sagen Sie was. Ich weiß noch wie mein einer Neffe vor ein paar Jahren seinen Look in rasender Folge änderte vom Flecktarnhosen-Prollkid über Deathmetal-Style mit Band-T-Shirts und Ziegenbärtchen bis in die Neugotik mit Walle-Walle-Gewändern oder auch mal Schottenrock. Da dachte ich mir auch mehr als einmal, dass mans mit der Identitätsfindung auch übertreiben kann.

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Überliefertes Gespräch meiner Frau mit einer Freundin an einer zugigen Bushaltestelle mit in einem nass-kalten 80er-Jahre-Winter:

Meine Frau: „Warum machst du deine Jacke nicht zu, oder ist dir nicht kalt?“
Freundin: „Es ist saukalt, aber die Jacke bleibt auf. Wie sieht das denn sonst aus?“

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Diesen Winter
habe ich es nicht mehr ganz so oft gesehen, aber Girlies mit zu kurzer Jacke, tiefsitzenden Presswurst-Jeans mit freier Sicht aufs Arschgeweih gehören leider immer noch zum winterlichen Straßenbild. Da krieg ich schon vom Hingucken fast Nierensteine...

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Echte Gleichgültigkeit? Oha, da haben Sie sich ja was vorgenommen. Ich würde sagen echte Gleichgültigkeit ist dann erreicht, wenn Sie in fleischfarbener Kleidung noch lächeln.

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Nicht unbedingt vorgenommen
im Sinne von "da möchte ich auf kürzestem Weg hin".

Ich denke eher, dass ich wieder mehr zur Hose mit Bügelfalte und Schuhen mit Ledersohle tendieren werde, sobald ich nicht mehr ständig ein zappeliges Kind mit Dreck an den Schuhen auf den Kindersitz schnallen muss.

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Man kann das auch andersherum sehen. Eine aktuelle Plakatstrecke eines amerikanischen Granatapfelsaft-Herstellers schreibt auf einem seiner Aushänge:

Wieder jung sein, ohne die albernen Klamotten.

Ich kenne die Modetorheiten aus den 70er, 80er und 90er Jahren und das Beste von heute. Und lasst euch sagen Leute, es ist zuweilen schrecklich.

(Symbolbild nach dem Klick)

Eines Tages wird meine Tochter zu mir sagen, dass ich um die Ecke parken soll wenn ich sie von der Party abhole. Ich werde es einfach tun, ohne zu fragen warum …

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Ich weiß nicht mehr,
wer der Jugend von heute gestern den schönen Satz ins Stammbuch schrieb: "Ihr werdet Euch dereinst hassen für Eure Ziegenbärte."

Zu dem #Fail-Foto: Sich über andere, äh, Kulturkreise mit ihren spezifischen Kleidungssitten derart lustig zu machen, ich weiß ja nicht, ob das nicht schon in Richtung Rassismus geht (*neues Fass aufmach*). Ich dachte immer, hüfthüpfiger Gangsta-Style mit Hosenboden unterhalb Kniehöhe wäre zentraler Teil einer spezifischen kulturellen Identitätskonstruktion. Das darf man nicht so einfach abtun als #Fail oder gar als modische Entgleisung.

P.S. Ich habe übrigens ein unentspanntes Gefühl, wenn hier Fotos eingebunden werden, deren urheberrechtliche Situation ich nicht überschaue.
Also im Zweifelsfall lieber einen Link auf die Bild-Adresse setzen, danke.

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Also ich bin in modischen Fragen ja stilsicher. Im privaten Bereich erkennen Sie mich an von den Kindern handbemalten Pullovern oder T-Shirts. Ferner Jeans, die von Kobolden nachts heimlich enger genäht werden und infolge dessen leider immer ein wenig eng sind.

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@mark: done.

Sind in dem Fass auch männliche Mitteleuropäer mit beigefarbenen Windjacken und „Schlägermütze“. Wenn ja, dann aber gute Nacht, Marie …

PS: Das Bild macht sich nicht lustig, es dokumentiert. Allein das Wort „Fail“ könnte als Meinungsäusserung gedeutet werden.

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Naja,
ich will das gar nicht auf die Spitze treiben und zur antirassistischen Hexenjagd blasen (da wäre ich mit meinen Beiträgen zum Eisn*g*r auch nicht der Berufene. Aber der Kontext dieser ganzen Failblog-Kiste ist ja nicht allein dokumentarisch, in erster Linie werden doch andere als nur sachliche Regungen beim Rezipienten ausgebeutet, und damit meine ich jetzt nicht unbedingt Mitgefühl.

Wo wir dieser Tage über Tatlichkeiten auf Volksfesten sprachen. Eine derart viersilbige Reaktion auf einen sehr ernst gemeinten Beitrag von mir hätte ich wohl auch nicht gerade als freundliches Gesprächsangebot gewertet, sondern mich eher gefragt, ob da einer Krawall sucht. Entsprechend stand mir auch nicht der Sinn nach Popcorn im weiteren Verlauf. Da fragte ich mich zwischenzeitlich eher, ob ich vorsorglich schon mal die Sanis zum Schauplatz holen soll. Aber das nur am Rande...

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Ach, findest Du? Ein Beitrag in diesem Stil hätte mich auf der Dunklen Seite irritiert, trotzdem hätte ich ihn anders kommentiert. Dort erschien es mir passend. Naja, es gab offensichtlich ja schon jemanden der Worte im Überfluss hatte. Aber auf Randale war ich nicht aus. Im Gegentum. Wenn ich mir den weiteren Verlauf dort ansehe, dann bin ich froh wie es gelaufen ist.

Aber vielen Dank für die Fürsorge.

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Hab ich was verpasst? Den Hund gibt es nicht mehr? Das scheint selbst mir Dauerleser entgangen zu sein....

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@Gorillaschnitzel:
Ja, im vorigen Osterurlaub in der Göhrde. Aus Gründen hatte ich das hier auch nicht breitgewalzt mit großem Nachruf. Auf Foto und Namensnennung hatte ich auch immer verzichtet, weil es eine missliebige Person gibt, die diesen Hund auch kannte und die ich hier nicht unbedingt sehen will.

Über Ostern sind wir wieder dort, da werden wir dann ein stilles Gedenken abhalten.

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Ah ok, vielen Dank. (Man muss ja auch nicht alles breittreten, ich hab mir nur gefragt)

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@gorillaschnitzel:
Passt schon. Ich hatte es nicht lange danach wohl mal erwähnt, aber wahrscheinlich nur in einem Kommentar-Thread und nicht an prominenterer Stelle.

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Danke
das ist sympathisch. Ich fing mit kruzer Hose vor vielen Jahren an, weil ic himmer schwitze wie ein Vieh und die Kühlung durch beinfrei perfekt ist.
Die Damenwelt meint ich wäre in kurzen Hosen sexier. Also dann!
;-)

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"Alla donn!" ;-)
Den enormen Leidensdruck hatte ich eigentlich gar nicht, zumal selbst in einer einigermaßen dunklen Stoffhose noch genügend Zirkulation möglich ist (im Unterschied zu einer engeren Jeans).

Aber wenn ich durch die Fahrradfahrerei bedingt eh einigermaßen Farbe auf die Beine kriege, muss ich sie auch nicht zwanghaft verstecken.

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..aber nicht das du bald in Leggins & Schlabberfleckenshirt hier auftauchst ;)

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Also
die lange Radlerhose geht schon bisschen in die Richtung Leggins. Aber seit die Kleine nicht mehr ausschließlich Brei isst (und vor allem auch selber das Besteck halten kann), haben die Schlabberflecken auf meinen Kleidern doch stark abgenommen. Und bis ich selber wieder sabbere, hab ich hoffentlich noch paar Jährchen. ;-)

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