Donnerstag, 25. März 2010
Leute gibts, die gibts gar nicht - oder doch?
Die Debatte über Datenschutz, Identitätspolitik und netzbedingte Kontrollverluste im FAZ-Blog von Michael Seemann nimmt völlig ungeahnte Wendungen und eröffnet Sichtweisen und Perspektiven, auf die ich selber nie gekommen wäre. Ein Kommentator namens Lothar Pawliczak identifiziert beispielsweise den vielen Datenmüll im Internet als das vordringlichste Problem, das der Datenschutz angehen müsste:

Vielleicht wäre es hilfreich, wenn alle Internet-Seiten und blogs, auf denen man nur mit seinem wirklichen Namen Zugang hat, sich also die Verfasser zu dem, was sie so schreiben, auch wirklich bekennen, deutlich sichtbar kenntlich machen würde. Dann könnte man sich als Internet-Nutzer selbst etwas mehr vor dem Datzenmüll schützen. Datebschutz ist nicht nur etwas, was andere leisten müssen!

Jawoll, Datenschutz sollte eigentlich erste Bürgerpflicht sein. Aber wie jetzt genau? Für alle, die es nicht verstanden haben, hier nochmal zur Präzisierung:

Ich meine, ein Anfang besseren Datenschutzes im Internet wäre z.B., daß grundsätzlich nur Beiträge mit dem echten Namen und Wohnort des Verfassers (mehr nicht, also keine Adresse oder Telephonnummer) veröffentlicht werden.

Okaaaay. Schön, dann gehen wir doch mal rüber und gucken, was der Namensautor denn für aktive Beiträge zu gelebtem Datenschutz leistet mit seinem guten Namen.

Klicken Sie hier.

Öha, da will ich jetzt nicht vorschnell werten, gebe die Frage aber weiter an die Leserschaft:

Halten Sie Lothar Pawliczak für echt?
Klar, so einen könnte man gar nicht erfinden
Nee, den halte ich für eine Kunstfigur

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Erstellt von mark793 am Do, 25. Mär, 20:36.

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*hüstel*
Den zweiten Link hats Ihnen zerschossen.

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Oh Mist,
ohne den ist es ja nur halb so interessant.

So, repariert!

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Dankeschön.
Zum Thema: Wenn ich was verkaufen wollte, würde ich natürlich auch nicht mit Pseudonym arbeiten.
(Memo an mich selbst: Mal wieder nach Rom fahren.)

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Ja, genau: zum Papst
- wer weiß, wie lange der noch amtiert.

Ansonsten finde ich es mutig, für aktiven persönlichen Einsatz gegen Datenmüll zu plädieren und dann selber so eine wohlfeile Kommerz-Kaffeefahrt zu veranstalten.

Aber ich möchte auch den inhaltlichen Schwerpunkt der im Nutzerprofil gelisteten Kommentartätigkeit nicht unerwähnt lassen:

- Wohin mit den Exkrementen? in angelsmagazine.blog.de (2 Tage alt)

- 3€ für eine Toliletten-Flat in Venedig! in angelsmagazine.blog.de (2 Tage alt)

- Wissen ist Macht ... in crissi237.blog.de (19 Tage alt)

- "Pipi"-Card für Venedig in Individualtourismus.blog.de (26 Tage alt)

- 3€ für eine Toliletten-Flat in Venedig! in angelsmagazine.blog.de (26 Tage alt)


Da könnte man jetzt ein Quiz draus machen: Welcher Kommentar passt inhaltlich nicht in die Reihe?

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Sie machen
hier mit einer Reihe unausgesprochener Unterstellungen und vager Andeutungen Stimmung gegen jemand, dem Sie argumentativ nichts mehr entgegenzusetzen haben.

"Wohin mit den Exkrementen", finden Sie das witzig? Anzudeuten, jemand, der sich mit Beiträgen über Exkremente beschäftige, sei nicht ernstzunehmen? Derartige Andeutungen sind witzig genau solange, bis jemand den Link dazu liest. Aber was hat das mit der Richtigkeit seiner Worte im CTRL-Blog zu tun? Worin besteht der Zusammenhang? Herr Marc, Sie treten für gewöhnlich als grosser Diplomat auf, davon ist hier nur noch eine gewähltere Sprache übriggeblieben, sonst nichts. Was Ihre Methoden angeht: Ich will Sie mit keinem Blatt vergleichen, das ganz ähnlich vorgeht. Was dieser Herr auf blog.de so für Beiträge kommentiert, ist mir ebenfalls suspekt. Und verstehen Sie mich richtig: seine These, daß Anonymität im Internet zu mehr Oberflächlichkeit führt, halte ich für blanken Bullshit.

Anderer Punkt: was haben die kommerziellen Tätigkeiten der hinter dem Pseudonym stehenden Person damit zu tun, ob er im CTRL-Blog in einer rein theoretischen Debatte Recht oder Unrecht hat? Was wollen Sie andeuten? Daß jemand, der sich im Internet kommerziell betätigt, wahrscheinlich auch einen unehrenhaften Identitätsbegriff vertritt? Ist es das?

Und ich verstehe ganz grundsätzlich nicht, was die subjektive Einschätzung Ihrer Leserschaft hier - und die ist tendenziell Ihnen zugeneigt, aber daran haben Sie ja sicher gar nicht gedacht - mit der Frage zu tun hat, ob Herr Pawliczak nun ein realer Klarname oder ein Pseudonym ist. Was soll das werden? Wenn sich genug dafür oder dagegen aussprechen, ist es so? In welchem Zusammenhang steht dieses Abstimmspielchen mit dem realen Sachverhalt, daß dieser Name nunmal für einen Avatar steht oder nicht?

Googeln ist übrigens verpönt, aber aufschlußreich.

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Ihren letzten Satz
verstehe ich nicht. [EDIT: Ah, sehe ich erst jetzt. Tatsächlich hatte mir ich zunächst aus diversen Gründen gar nicht die Mühe gemacht, Tante Gu zu bemühen.]

Die Abstimmung ist nur ein Spielchen ohne sozioempirische Erkenntniswert. Würde mich halt interessieren, wie die Leser diese Figur einschätzen, nicht mehr und nicht weniger. An sich habe ich auch nichts gegen kommerzielle Nebeninteressen beim bloggen, nach meinem Empfinden ist man dann aber nicht mehr ganz so berufen, um den großen Qualitätswächter zu geben.

Im Übrigen sehe ich mich wie weiter unten gesagt auch gar nicht unter dem Sachzwang, noch groß weiter pro Pseudo- oder Anonymität argumentieren zu müssen. Mich überzeugen die Contra-Argumente von Herrn Pawliczak nicht, er mag sich meine nicht zu eigen machen, mit diesem Dissens kann ich leben.

Interessant finde ich hingegen, dass niemand thematisiert, welch einsames Verständnis von Datenschutz Herr Pawliczak in seinen FAZ-Kommentaren offenbart. Das hat mit dem, was Michael Seemann in seinem Beitrag thematisiert, allenfalls am Rande zu tun.

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"Tante Gu"? LOL

"Nicht mehr und nicht weniger"?
Die Abstimmung sah eben weniger nach einem belanglosen Spielchen aus als danach, die Frage des Rechthabens an einen anderen Ort zu verlegen und sie dort dem Überstimmungsprinzip, ausgefochten von der eigenen Leserschaft, zu überlassen.

Und zu sagen, jemand betätige sich kommerziell im Netz und sei deswegen nicht ganz berufen, den großen Qualitätswächter zu geben, ist einfach unterirdisch. Natürlich ist das Vorurteil, daß solche Personen wahrscheinlich ihre eigenen Interessen durch theoretische Schleichpfade zu untermauern versuchen, statistisch gerechtfertigt. In diesem Fall ist das weniger wahrscheinlich - wenn ich es richtig verstehe, beschäftigt sich der Herr mit Tourismus, und das hat mit Datenschutz eine eher geringe Schnittmenge. Generell gilt aber immer: was irgendjemand tut, und sei es moralisch noch so fragwürdig, hat einfach gar nichts damit zu tun, ob er in einer rein theoretischen Debatte mehr oder weniger qualifiziert ist und/oder Recht hat. Er mag weniger glaubwürdig erscheinen - in seiner Urteilskraft ist er grundsätzlich (solange wir es nicht besser wissen) genauso potent wie jeder andere auch.

Aber whatever, ich möchte gar nicht weiter rumnörgeln, denn wie Sie halte ich die Argumentation des Herrn für hanebüchen, und Respekt sei Ihrer anhaltenden Diskussionsbereitschaft gezollt.


Darf ich kurz off-topic gehen und eine ganz andere Frage eröffnen?
Was mich viel mehr, viel brennender interessiert als die Frage des Datenschutzes (denn wieviel von uns publik gemacht wird, ist nach wie vor weitgehend uns selbst überlassen), ist die Frage, welche Möglichkeiten Anonymität eröffnet und in Bezug auf welche Informationen sie ausschließend wirkt; inwiefern sozialer Umgang im Internet verschieden ist vom sozialen Umgang in der gemeinsamen Lebenswelt, wie wir uns als Autor und Leser gegenseitig vorliegen und veranschaulichen, welche Rolle Projektion und Übertragung spielen, welchen kausalen Einflüssen und dynamischen Prozessen die Entwicklung des digitalen Selbst unterliegt und wie das Verhältnis des nicht-virtuellen (realen) Selbst zu seinem digitalen alter ego ist (eine 1:1-Entsprechung?, wohl kaum, welche Rückschlüsse ziehen wir von unserem digitalen Selbstbild auf unser wahres Selbst? Welche nicht, und warum?), so etwas wie eine sozialpsychologische Phänomenologie des Bloggens - ich verstehe nicht, warum das Interesse daran so gering ist, oder ist es das gar nicht? Hat schon irgendjemand in dieser Hinsicht Grundlagen erarbeitet? Wenn Bloggen nichts weiter ist als ein Spezialfall des Publizierens, und das ist es, warum interessieren sich so wenig Leute für die besonderen psychologischen Gegebenheiten, unter denen gebloggt wird?

Das Thema grenzt am Thema Datenschutz an, allerdings unter einem ganz anderem Banner - der Frage, welche Informationen uns vom anderen aufgrund der technischen Gegebenheiten überhaupt vorliegen können und wie unser Bewusstsein mit diesen speziellen Umständen umgeht. Diese Dinge zu untersuchen, wäre sowas wie Grundlagenarbeit und könnte weiterreichende Fragestellungen wie Datenschutz womöglich vereinfachen.

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Zumindest wäre mir nicht bekannt,
dass sich irgendwer schon mal daran versucht hätte, den von Ihnen aufgeworfenen Fragen systematisch und wissenschaftlich nachzugehen. Ein methodisches Problem, das ich dabei sehe, ist die nahezu unendliche Vielfalt an Spielarten von Blogs, die mir noch breiter und weniger kategorisierbar erscheint als etwa das Sortiment im wohlsortierten Bahnhofszeitschriftenhandel. In einem Strickblog stellt sich die Frage nach den Abweichungen zwischen digitalem alter ego und der Kohlenstoff-Existenz dahinter wahrscheinlich nicht ganz so stark wie einem eher erzählerisch angelegten Blog. Entsprechend mag es auch völlig andere Gründe geben, nicht mit voller Namensnennung zu bloggen. Man müsste schon relativ weit drin sein im bloggen, um die Fragen so stellen zu können, wie Sie es tun. Ich habe mal an einer Diplomarbeit als befragter Blogger mitgewirkt, und da kratzten die Fragen doch weitgehend an der Oberfläche.

Ich müsste ehrlicherweise auch zugeben, dass ich das bei mir selbst nicht mal komplett überschaue, was alles an Rückkopplungsprozessen zwischen diesen Existenzformen hin und her webt. Manchmal bin ich versucht zu sagen, ich bin nicht Stiller mark793, auch wenn es da sicher Schnittmengen gibt. Aber wenn ich ehrlich bin, ist die Übereinstimmung doch ziemlich groß. Sehr erhellend war für mich in diesen Zusammenhang das Erlebnis, dass ein früherer Schulkamerad von mir hier ein Weilchen mitgelesen hat und sich dann ziemlich sicher war, dass ich das wohl sein müsse (und zwar auch ohne dass er sich zu irgendwelchen Bildern zurück durchs Archiv geklickt hätte). Die Mail mit der Frage, "****, bist Du's?" war schon ein bisschen shocking, denn so klar war mir das eigentlich nicht, wieviel da drin steckt von mir. Es ist ja doch was anderes, wenn jemand, der mich kennt und von mir oder meiner Frau die Blog-URL bekommt und dann sagt, ja, das ist der ****, wie ich ihn kenne.

Um aber die Kurve zu Ihrer Schlussfrage zu bekommen, denke ich nicht unbedingt, dass wir über diese Fragen zu neuen Grundlagen für die Datenschutz-Debatte kommen. Dafür ist die Datenschutzfrage (zumindest in meiner Wahrnehmung) zu sehr mit rechtlichen und metarechtlichen Aspekten verknüpft, die mit meiner Form der hiesigen Plauderei gar nicht sooo viel zu tun haben. Oder zumindest nur indirekt, und zwar dergestalt, dass ich einige Dinge und Details hier so nicht erzählen würde, wären sie mit meinem Namen klar und eindeutig verknüpft.

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Na, da muß ich wohl auch kommentieren,
insbesondere, was die letzte Argumentation von "mark793" in http://faz-community.faz.net/blogs/crtl-verlust/archive/2010/03/24/ angeht (siehe dort), d.h. meinen Kommentar dort hier wiederholen (Seemann hat völlig Recht, die Kontroverse gehört auf diese Seite hier und nicht unbedingt in die FAZ): Natürlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn ein Autor anerkannt wird, Preise bekommt (Allerdings: Nicht jeder Preis - damit will ich nichts gegen den Grimme-Preis gesagt haben - bürgt für Qualität... dazu hatte doch mal Herr Reich-Ranicki was zu sagen). Das als Argument benutzt (Da versucht man dann schnell mal mittels Abstimmung gegen die kontroverse Meinung Stimmung zu machen: http://mark793.blogger.de) erweckt aber leicht den Eindruck, als würde auf den einzuheimsenden Beifall hin geschrieben. Wer seine Meinung vom Beifall abhängig macht, keinen Widerspruch ertragen kann, hat eigentlich keine. Beifallsheischig aufzutreten mag bei Comediens durchgehen, ansonsten sollte man ohne Meinung, zu der man auch steht, aber besser schweigen. Das wäre wenigstens konsquent, auch, weil man ja mit Äußerungen stets Widerspruch riskiert, mit Schweigen nie.
Auch dagegen, daß man sich und seine Meinung verkaufen will (ich tu's ja auch), ist an sich nichts zu sagen, wie es auch mitunter gute Gründe für Anonymität gibt. Herrn "mark793" sind aber für sich dazu offensichtlich keine eingefallen, denn sich auf anonyme Autoren aus Zeiten zu berufen, wo die Meinungsäußerung den Kopf kosten konnte (Das rechtfertigt in bestimmten Gegenden der Welt immer noch Anoymität. Daß dort viele Aufrechte mit ihrem Namen einstehen, sollte den Internet-Anonyma die Schamröte ins Gesicht steigen lassen.), ist hier wirklich völlig daneben.
Natürlich bürgen namentlich gezeichnete Beiträge nicht für Qualität. Man könnte aber auf Internet-Seiten auch Sicherungen einbauen, die gewährleisten, daß der genannte Name auch wirklich stimmt. Und es ist auch keine Schande, daß man mal seine Meinung korrigieren muß. Dazu das bemerkenswerteste Zitat von Kanzler Konrad Adenauer (Den zweiten Satz lassen in denunziatirischer Absicht gern die Linken weg, den ersten gern die unkritischen Adenauer-Verehrer): "Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an? Niemand hindert mich daran, klüger zu werden!"
Um zum Thema Datenschutz zurückzukommen: Wie schützen wir uns und andere vor unserem, eigenen Datenmüll?

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Guten Abend,
ich melde mich kurz aus einem Internet-Café, entschuldigen Sie, dass ich Sie so unytpisch lange schmoren ließ mit einer Antwort.

Ich habe drüben im FAZ-Blog ein paar Gründe angerissen, warum ich es mit der Namensnennung so halte. Der eine Grund hat Sie nicht überzeugt, sondern zu der Überzeugung verleitet, es klänge nach Selbstanklage. Aber mehr als versichern, dass dem nicht so ist, kann ich nicht tun, um Sie zu überzeugen. Wenn ich nicht zu der Gesamtheit dieser Beiträge stehen würde, hätte ich nie überhaupt irgendjemandem gegenüber das Pseudonym gelüftet und mich mit einigen von meinen Texten sogar vor zahlendem Publikum präsentiert.

Auf den anderen (wie ich persönlich finde) gewichtigeren Grund mit dem Stalking sind Sie nicht wirklich ernsthaft eingegangen. Sicher, die Wohnadresse müsste ich nicht nennen, wenn ich Ihren Standards entsprechen wollte, aber es stehen auch so noch genügend Dinge drin, die ich eine bestimmte Person nicht unbedingt mit meinem Familiennamen (der in D extrem selten ist) wissen lassen möchte.

Und ein letzter Grund, warum ich das so mache wie ich es mache: weil ich es kann. Ich sehe streng genommen überhaupt keinen Anlass, mich Ihnen gegenüber für meine Pseudonym-Policy rechtfertigen zu müssen. Dass ich versuchte, Ihnen ein paar Gründe ansatzweise darzulegen, war Service, kein Schuldbewusstsein.

Im Übrigen darf ich daran erinnern, dass Sie derjenige waren, der die abenteurliche Gleichung aufgemacht hat, nicht namentlich gekennzeichnete Beiträge wären ein Garant für Datenmüll. Herr Seeman hat in seinem Beitrag gesagt, dass "ignorieren" als Kulturtechnik immer wichtiger wird, und da kann ich ihm nur frenetisch bepflichten. Meine endliche Lebensspanne und Online-Zeit reicht bildlich gesprochen nicht mal aus, auch nur eine Tasse an Information aus dem fast unendlichen Datenmeer zu fischen. Dass in der Tasse vielleicht ein paar trübe Teilchen und ungenießbare Tierchen drin schwimmen mögen, tut meiner Begeisterung für das Meer an sich kaum Abbruch.

Oder wie es ein Vornamensvetter aus dem Ruhrpott immer so schön sage: Muss man nich hinklickn. is nur Internetz

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Wenn Sie schon Ihren Namensvetter zitieren
dann kann ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, diesen wunderbaren Link anzubringen, der prägnant das zeigt, was ich für den empirischen Normalfall halten würde. Und manchmal bin ich sogar selbst nicht frei von solchen Anwandlungen.

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@not quite like beethoven:
Vielen Danke für diesen Klassiker, der wirklich hervorragend in diesen Thread passt. Mir selber ist missionarischer Eifer ja auch nicht immer völlig fremd. Allerdings erlahmt dieser Drang in der Regel kurz nach ein Uhr nachts.

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Auf den anderen (wie ich persönlich finde) gewichtigeren Grund mit dem Stalking sind Sie nicht wirklich ernsthaft eingegangen. Sicher, die Wohnadresse müsste ich nicht nennen, wenn ich Ihren Standards entsprechen wollte

Meinen Namen gab es jahrelang nur zweimal in Deutschland, inzwischen gibt es noch einen dritten Telefonbucheintrag. In früheren Jahren genügte sogar mein Vorname, um mich via Google zu finden, wenn man eine ungefähre Ahnung davon hatte, in welcher Gegend ich lebe. Und ja, ich habe Cyber-Stalking schon einmal erlebt. Muss ich nie wieder haben.

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Oh, eine Kirmesschlägerei! Wunderbar! Ich hole nur schnell Popcorn und bin dann gleich wieder da. Macht nichts ohne mich.

@mark: Ich weiß das Du das alleine hinbekommst. Bitte erlaube aber trotzdem dass ich dann und wann mal etwas Säure absondere. Der Tag ist ideal dafür … Hier in D'dorf hat jemand eine Dose Idioten aufgemacht, da kommt das hier wie gerufen …

PS: Ich halte Lothar trotzdem für eine Kunstfigur und werde in diesem Sinne abstimmen.

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Ist doch toll, so ne Kirmesschlägerei
Aha, jetzt hab ich's endlich begriffen. Na, das muß einem doch mal einer sagen! Hätte ich natürlich durch eigenes logisches Nachdenken auch selbst drauf kommen können, aber Kunstfiguren=Konstrukte können ja nicht denken, nur Konstrukteure: Da ja Internet-Anonyma=Kunstfiguren keine wirkliche Meinung haben, ist logischerweise eine echte Kommunikation=Meinungsaustausch im Internet so wohl gar nicht möglich. Also nur langweilige Bedeutungslosigkeit oder Scheinkämpfe. Da bin ich also reingeraten und hab's nicht gemerkt,... sah wohl ziemlich deppert aus, kann es im Nachhinein aber doch irgendwie lustig finden. Da sollten wir doch gleich noch eins drauflegen! Also auf zur nächsten Runde! Wie wär's mit, „bei anonymen Bloggern ist nur Leere oder Schein zu erwarten“ - oder beides: „leerer Schein“ geht auch? Oder - das wurde ja bislang nur mal kurz angefälscht: Müssen Internet-Anonyma es zwangsläufig für verwerflich halten, auch im Internet etwas verkaufen zu wollen, weil man ja dabei wohl irgendwie seine persönliche Identität zu erkennen geben muß, was den Anonyma ja wohl seltsamerweise als unseriös gilt? Oder ich könnte auch eine völlig neue Runde anbieten: Worauf deuten die auffällig vielen schwarzen Blogger-Seiten hin? Gibt es da vielleicht eine geheime Verschwörung von Fordianern (Henry Ford: „Mit ist jede Farbe recht, wenn sie nur schwarz ist.“)? Oder ist das eine perfide Verkaufsstrategie von Herstellern schwarzer Druckerfarbe? Auch was Psychiatrisches hätte ich da noch zu bieten (Mein Psychiater hat gesagt...).
Also: Wer wagt sich auf den Kampfplatz? Es darf auch mit Schlamm geworfen werden! Und nicht vergessen: Rechtzeitig ausreichend Bierdosen (Bitte keine Flaschen, denn Flasche leer zu werfen ist wirklich nicht fair!) und Popcorn bereitstellen!

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Dem Eindruck,
als wäre es mir um eine Kirmesschlägerei gegangen, möchte ich dann doch energisch entgegentreten. Ich mag nicht mit den feinsten Mitteln gearbeitet haben (wie Herr genelon mit Blick auf die Kommentar-Kompilierung und der Frage, welcher passt nicht in die Reihe, zu Recht kritisiert), aber in erster Linie suche ich die Auseinandersetzung doch primär um des potenziellen Erkenntniszugewinns willen.

Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das Web aussähe, wenn jeder Beitrag mit Fingerabdruck oder Iris-Scan seinem namentlichen Urheber zugeordnet werden müsste. Mag sein, dass es dann in bestimmten Ecken des Netzes etwas "ordentlicher" aussähe. Aber ich bin nicht sicher, ob das wirklich in eine Richtung geht, die ich für wünschenswert halte. Bildlich gesprochen: In Nordkorea liegt vielleicht weniger Müll auf der Straße als hier - aber leben wollte ich dort trotzdem nicht.

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Merkwürding, "mark793" hält es nicht für ne Krimesschlägerei
verhält sich aber so: Da wird schon mal kräftig danebengehauen, womit mann dann natürlich selbst gehörig auf die Nase fällt. Das goutiert den Zuschauer und mich auch. Wo war denn davon die Rede, "nicht namentlich gekennzeichnete Beiträge wären ein Garant für Datenmüll"? Zwischen einer "Garantie" und erleichternden Umständen, einer Gefahr/Gefährdung besteht doch wohl noch ein kleiner Unterschied. Und wer hatte gefordert, daß Internet-Beiträge, Blogger-Seiten mit "Fingerabdruck oder Iris-Scan" versehen werden sollen? Phantomkämpfe machen sich eben gut auf der Kirmes.

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So explizit
mögen Sie das nicht gefordert haben, aber darauf oder auf Ähnliches liefe es doch hinaus. Sie sagten an anderer Stelle ja selbst, es müßte eindeutig sichergestellt werden, dass man sich mit seinem richtigen Namen zum Beitragschreiben anmeldet. Wenn Sie andere Vorschläge haben als Iris-Scan oder Fingerabdruck, nur zu, mein Herz hängt da nicht dran.

Auch nicht am Wortlaut von "Garant für Datenmüll". Fakt ist, dass Sie die Möglichkeit des anonymen Postings zum Riesenproblem deklariert haben, weil Sie ja anscheinend (ich spitze auch das noch mal bisschen bisschen zu) beim Klicken durchs Internet ständig über Massen von Datenmüll stolpern, den irgendwelche Subjekte absondern, die sich namentlich nicht dazu bekennen mögen.

Nun wäre ich der letzte, der bestreiten würde, dass es da draußen tatsächlich viel Müll gibt, und ein nicht geringer Teil davon mag tatsächlich von Zeitgenossen verfasst worden sein, die sich nicht mit Passfoto und persönlicher Identifikationsnummer dazu bekennen mögen. Aber da ich wie gesagt auf meinen Streifzügen auch sehr viele brilliante Beiträge gefunden habe, die nicht klarnamentlich gekennzeichnet waren und da ich ja auch nicht mit vorgehaltener Waffe gezwungen werde, Texte zu lesen, die ich doof finde, verspüre ich schlechterdings nicht den Leidensdruck, an dem derzeitigen status quo viel zu ändern.

Ich darf noch darauf hinweisen, dass Ihr bescheidener Vorschlag zur Verbesserungs des Datenschutzes jedem ernsthaft um Datenschutz besorgten Netzbürger die Sorgenfalten auf die Stirn treiben dürfte. Zumindest, wenn man die gängige Definition von Datenschutz zugrunde legt.

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@mark: Es kommt zuweilen vor, dass man in eine Kirmesschlägerei verwickelt wird, und eigentlich nur auf dem Weg zwischen Kettenkarussell und Backfischbude war. Oft kann man die Personengruppen, die nicht an Fahrgeschäften interessiert sind, schon von weitem erkennen.

Das ist hier auch der Fall. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Übereinstimmungen finde ich …

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Sorry, wie eine Schlägerei
kommt mir diese Diskussion nach wie vor nicht vor. Könnte natürlich auch daran liegen, dass ich schon so verroht und abgestumpft bin, das ich da allenfalls Geplänkel und bisschen Geschubse wahrnehme. Ich für mein Teil habe nicht den Eindruck, dass ich einen oder mehrere der Beteiligten hier auch nur mal am Revers gepackt hätte, und wenn ich in den Spiegel gucke, sehe ich auch kein Veilchen prangen. Oder stehe ich mit dieser Wahrnehmung so allein auf weiter Flur?

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Nein, wiewohl ich bei Ihrem Ursprungs-Beitrag auch geschluckt habe, denn dieser war etwas über meiner persönlichen Pöbel-Grenze.

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Na, schaun 'mer mal, wie es sich entwickelt. Mir ist auch lieber, wenn beide Seiten aus einem Meinungstausch gestärkt hervor gehen …

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@lorilo:
Danke für die Rückmeldung. Die Frage, ob ich die Geschichte etwas "übergeigt" habe, stelle ich mir auch selber - und bin da noch bei keinem eindeutigen Ergebnis gelandet. Auf alle Fälle ging es mir nicht primär um wohlfeilen Applaus. Dass mancher die Geschichte als over the edge empfinden könnte, damit war zu rechnen.

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Wer auf ein Wort des Hausherrn wartet
muss sich noch ein bißchen gedulden. Ich wurde gebeten, kurz Bescheid zu geben, dass er dieses Wochenende in Offleiningen verbringt.

Nebenbei: Dass die Bindung von Kommunikation an einen "möglichst echten" Namen vor Datenmüll schützt, halte ich für einen äußerst einfältigen Gedanken. Immerhin treten die wenigsten Gäste gewisser Shows im Privatfernsehen unter Pseudonym auf. Außerdem: Dreck ist doch eh nur Zeug, das irgendjemand an der falschen Stelle scheint.

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Och, mannoh!

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Zu dem Thema
Kommerzialität und Qualitätsdebatte, das auch Herr Genelon abgearbeitet haben möchte, komme ich noch bei Gelegenheit zu sprechen. Kann aber etwas dauern, ich bin wahrscheinlich frühestens morgen abend wieder online.

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Ein früher Beitrag zur Eindämmung von Spam-Mails war der Vorschlag, Personen eine eindeutige IP-Adresse zuzuordnen. Damit war jede Personen eindeutig zu identifizieren. Die Pioniere des Internet haben damit gute Erfahrungen gemacht. Spam war fast nicht vorhanden. Irgendwann wurde das Internet aber so groß, dass mit IPv4 nicht genügend IP-Adressen zur Verfügung standen. Heute werden IP-Adressen mit jedem Einwählen ins Internet frei vergeben. Der Surfer ist weitgehend anonym.

Ich stelle mir das Surfen mit einer festen IP-Adresse in etwa so vor, als wenn ich mit einem GPS-Gerät unterwegs bin, das aufzeichnet, wann ich wo wie lange gewesen bin.

- 10:15 Uhr zum Bäcker,
- 10:25 Uhr Zeitungsladen (33 Sekunden vor dem Schweinkram-Regal verbracht),
- 10:28 Uhr zurück nach Hause, Umweg über Spielplatz genommen (dort waren lt. Protokollauswertung zur angegebenen Zeit vier weibliche Kinder auf Rutsche und Schaukel).

Zurecht wird gegen dieses Vorgehen Protest erhoben. Das macht aber nicht jeden Menschen der sich dieser Protokollierung seines Lebensweges widersetzt sofort zu einem verdächtigen Subjekt.

Wichtig finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Auswertung der oben beschriebenen Daten keinen Rückschluss auf Motive oder Handlungen zulässt. Ich habe lange auf ein eigenes Kind warten müssen, und habe oft mit Wehmut die spielenden Kinder beobachtet. So wie die aktuelle Nachrichtenlage steht, ist jedoch zu befürchten, dass ich pädophil bin. Das Profil meines Einkaufsweges könnte das bestätigen. Tut es aber nicht. Außerdem habe ich vor dem besagten Regal meine Schuhe neu geschnürt.

Mit genügend Phantasie kann man aus jeder Handlung eine verdächtige Sachlage konstruieren.

Was für Vollpfosten im Web unterwegs sind, kann man überall lesen. Mein Lieblingsbeispiel ist das Forum des Heise-Verlags. Der Verlag veröffentlicht die mit Abstand intelligentesten Publikationen der IT-Welt. Das Forum (von dem ich annehme, dass sich dort die Leser dieser Publikationen tummeln) ist die übelste Trollhöhle, die ich bisher gesehen habe. Für mich ist das Heise-Forum der täglich wachsende Beweis dafür, dass diese Menschheit noch weit davon entfernt ist mit Intelligenz und Vernunft die Geschicke der Welt in die Hand zu nehmen. So lange das so ist möchte ich gerne selber entscheiden, an welcher Stelle ich anonym, und an welcher ich öffentlich bekannt bin.

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@der_papa:
Heute werden IP-Adressen mit jedem Einwählen ins Internet frei vergeben. Der Surfer ist weitgehend anonym.

Naja, soweit ich als Laie in diese Wissenschaft vorgedrungen bin, verweisen bestimmte Nummernblöcke klar auf den Provider, und eine regionale Zuordnung (Einwahlknoten?) hängt da irgendwie auch noch mit dran.

Aber ansonsten sehe ich es ziemlich ähnlich. Das Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist meines Erachtens nicht verwirkt, nur weil da draußen auch viele Honks und Hools unterwegs sind. Gegen die man, so es einen reitet, ja Anklage gegen unbekannt erheben kann. Ermittlungstechnisch ist das wenns drauf ankommt wie gesagt ein Klacks, den Urheber einer Äußerung ausfindig zu machen.

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Ganz egal!
Lothar ist großartig! Ganzganzganz großes Kino. Danke dafür.

:-)

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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass er früher selbst in seiner Datensammelwut auch einigen Datenmüll produziert haben dürfte - allerdings nicht unter seinem eigenen Namen. Gelle, "Wolf"?

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@arboretum:
Ich wollte ihm (auch angesichts der Tatsache, dass er hier immerhin mit offenem Visier kämpft) daraus eigentlich keinen Strick drehen. Aber wie man mit diesem Background zu den Schlüssen kommen kann, die er in der Diskussion zieht, verstehe ich nicht. Aber ich kann ja auch nicht nachvollziehen, wo genau er den großen Leidensdruck verspürt wegen des ganzen "Datenmülls". Ich habe es doch selbst in der Hand, wo ich hinklicke, und wenns mir nicht gefällt, was ich sehe und lese, bin ich schnell wieder weg, das ist (solange es keine Straftatbestände erfüllt) kein Grund für mich, zu jammern und nach der Staatsmacht zu rufen. Da stimme ich einfach mit der Maustaste ab, und gut is'.

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Ja, das ist schon tragisch,
wenn man als Kunstfigur in der schönen Welt der Fantasie nicht seine „Veilchen prangen“ sieht. Das ist ja auch bei einer Kunstfigur nicht möglich, selbst dann nicht, wenn sie sich selbst geplänkelt und ein bißchen geschubst hat. Da hilft vielleicht ein Ausflug in die profane Welt Venedigs. Murano ist ja für seine lange Tradition der Glas- und Spiegelherstellung bekannt. Vielleicht läßt sich da auch ein Zauberspiegel finden: „Spieglein, Spieglein an der Wand...“ So verabschiede ich mich denn aus der schwarzen Welt der Fantasie und verwandle mich wieder in einen simplen Reiseleiter und Stadtführer (Übrigens: Pauschalreisen sind keine Kaffefahrten, aber auch gegen die gibt es an sich nichts zu sagen.). Und natürlich kann man immer dazulernen, auch von sehr schlimmen Fehlern, wie ich. Ciao!

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Aber wie man mit diesem Background zu den Schlüssen kommen kann, die er in der Diskussion zieht, verstehe ich nicht.

Na ja, wie Sie bereits anmerkten, laufen seine Schlüsse zum "Datenschutz" schon auf eine bessere Überwachbarkeit hinaus. Es zeigt sich eben, wes Geistes Kind er ist. Auch der Ruf nach der Staatsmacht überrascht da nicht so sehr.

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Danke, dass Sie uns beehrt haben
in der dunklen Datenmüllhalde der No-Names, Herr Pawliczak. Wie gesagt: Die Einsicht dass ich hier zum Teil auch geschubst und gerempelt habe, ist durchaus da. Und neugierig, worin nun genau Ihr Problem mit dem Datenmüll liegt, wäre ich nach wie vor.

Mit meinem nächsten Venedig-Besuch warte ich vielleicht, bis Ihr projektiertes Buch auf dem Markt ist. Ich habe vor über 25 Jahren ohne große Vorkenntnisse dort Zwischenstation gemacht auf dem Weg nach SÜden, und ich habe die Stadt als Touristenfalle in keiner allzu guten Erinnerung.

Arrivederci!

Nachtrag @arboretum: Das hätte ich gern nochmal etwas expliziter von ihm selber gehört, wo er eigentlich das große Problem sieht, das nach einer solchen maximalinvasiven Lösung verlangt.

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Und wo wir gerade
von Datenschutz sprechen, so wie ich ihn verstehe:

Trotz aller bereits geäußerten Kritik lockert Facebook seinen Datenschutz weiter. Künftig will das Netzwerk Nutzerdaten automatisch an Dritte weiterreichen. Dabei handle es sich zwar um "vorher überprüfte" Website- und Applikationen-Betreiber - welche das genau sind, verrät Facebook allerdings nicht. Es dürfte sich dabei um solche Seiten handeln, die per Facebook Connect an das Netzwerk angeschlossen sind - das sind weltweit um die 80.000. Von den Nutzern hagelt es Kritik. (...)

So kabelt mir gerade kress.de. Schon klar, die haben halt die falsche Einstellung. Und wer nichts zu verbergen hat, dem kann es doch egal sein, welche persönliche Daten an wen weitergegeben werden, oder? Und überhaupt technisch ist das alles sowieso nicht aufzuhalten, also lernt lieber den Kontrollverlust zu genießen, macht Euch geschmeidig, dann tuts auch nicht so weh. Mannmannmann...

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Aus Italien wieder zurück
will ich mich doch noch mal melden. Ich habe zwar keinen Zauberspiegel mitgebracht, aber vielleicht einen etwas klareren Kopf. Ich bin etwas irritiert, was meine Meinungsäußerung so ausgelöst hat: Die Wohnadresse angeben, Fingerabdruck oder Iris-Scan, Passfoto und persönliche Identifikationsnummer, Vollpfosten im Web unterwegs, Honks und Hools, Anklage gegen unbekannt, ermittlungstechnisch nach der Staatsmacht rufen, maximalinvasive Lösung. Welch tief verwurzelte Ängste kommen da zum Vorschein! Das habe ich alles nicht verlangt und das ist nicht meine Intention. Liegt sicher an mir, mißverstanden worden zu sein. Vielleicht hätte ich es besser als einfache Fragen formulieren sollen: Liebe „Kennwort“-Internet-Nutzer, liebe anonyme Blogger, wieso versteckt Ihr Euch? Wieso bekennt Ihr Euch nicht mit Eurem Namen zu Euren Beiträgen? Geht es Euch nicht auch so, daß Euch ein unangenehmes Gefühl beschleicht, wenn Ihr mit einem/einer Vermummten redet? Ist es Euch nicht auch angenehm, wenn Ihr Euren Gesprächspartner mit Namen anreden könnt und Ihr selbst mit Eurem Namen angeredet werdet? Ich werde an passender Stelle eine Fußnote dazu in mein Buch einfügen. Maskierung ist etwas für den Karneval! Don't be evil!

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vielleicht stehen wir ja zu unseren beitraegen, finden aber, dass der vorgesetzte und dessen sekretaerin nicht unbedingt ueber frequenz und art von geschlechtsakt oder verdauung, themen, die in blogs auch mal besprochen werden, informiert sein muessen.

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Der langjährige Stalker
auch nicht. So weit geht mein Bekenntnis-Bedürfnis dann doch nicht, dieses Individuum allzu sehr teilhaben zu lassen am Familienleben der 793er. Und wie gesagt, mindestens die Hälfte meiner Leser kennt meine Real-Identität.

Also, was ist das Problem?

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Was ich einzig erwarte , ist Konsequenz
Das ist es ja gerade, was ich meine: Namentlich gezeichnete Beiträge reduzierten vielleicht etwas den Datenmüll wie z.B. Berichte über "frequenz und art von geschlechtsakt oder verdauung" oder - um Harmlosers beispielhaft zu nennen - über das Kätzchen, das heut' zu wenig gefressen hat. Wieso gibt es einen Grund die Allgemeinheit - ob nun Stalker oder nicht - anonym am Familienleben teilhaben zu lassen, während man (ich bleibe hier bewußt ganz vage, weil ich wirklich niemanden konkret meine) offenbar ein Problem damit hat, das gleiche "Familienleben" mit Namen und Adresse vor aller Öffentlichkeit auszubreiten?
Liebe(r) "herzbruch", lieber "mark793", Eure Argumentation ist unlogisch!

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"Wenn Ihrs nicht fühlt,
Ihr werdets nicht erjagen", heißt es so schön in Goethes "Faust". So wie es ist, nämlich ohne direkte Verbindung zu Name und Adresse, passt es für mich so, wie es ist. Mit Verbindung zu meinen Eckdaten wäre mir die Veranstaltung doch ein wenig zu intim.

Ob das nach Ihren Maßstäben logisch ist oder inkonsequent, muss mich dabei nicht bekümmern. Tatsächlich geht es mir weit weniger um "Allgemeinheit" als Sie vielleicht denken. Dass sich per Google oder sonstwie auch mal jemand hierher verirrt, der nicht von mir die URL bekommen hat oder bei blogger.de in der Nachbarschaft selber bloggt, ist allenfalls eiin Nebeneffekt, aber nichts, worauf ich es groß angelegt hätte.

Sicher, man hätte das noch konsequenter machen können, indem man die Seite nur gegen Passwort sichtbar macht, Aber das Experiment, hier gewissermaßen teilöffentlich zu agieren, bin ich schon bewusst eingegangen. Und warum Sie sich daran stören, ist mir immer noch nicht so recht klar.

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Och, das ist doch nicht persönlich gemeint!
Ich möchte daran erinnern, daß der Ausgangspunkt eine Diskussion in der FAZ war, es also tatsächlich um eine grundsätzliche Frage geht. Wenn man nicht lgoisch argumentieren will, ist allerdings jegliche Kommunikation sinnlos.
Die Logik geht so:
1. Anoymität ist eine Ursache von Datenmüll.
2. Beseitigt man Anonymität, reduziert man den Datenmüll. Man beseitgt ihn natürlich nicht insgesamt, weil es dafür noch andere Ursachen gibt.
Unlogisch ist es, anzunehmen, wenn man anonym operiere sei man geschützt vor Mißbrauch persönlicher Daten, Stalking usw.

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und was datenmüll ist, definiert lothar pawliczak?

was sie grad abliefern ist nicht "logik", sondern maximal eine arbeitshypothese. die ihnen hier zerpflückt wird.
die beständige wiederholung von undefinierten buzzwordverknüpfungen macht es nicht richtiger oder wahrer.

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Was bitte ist Datenmüll? Und warum sind Sätze echter Personen automatisch kein Datenmüll?

Wenn Jasmin Müller aus Weiterstedt in ihrem Blog über die täglichen Nahrungszu- und -abgänge ihrer Katze schreibt ist alles ok. Tut sie es als Catwomen1983, ist es Datenmüll? Ich verstehe diese Logik nicht.

So wie ich das verstehe würde unter dem Zwang der Autorenkennzeichnung mit Realnamen weniger geschrieben. Logischerweise auch weniger „Müll“. Aber das ist doch sicher nicht gemeint, oder?

Wie steht es eigentlich mit Autoren, die unter einem Synonym ein Buch schreiben?

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Und wenn wir schon grundsätzlich sind,
dann darf ich auch daran erinnern, dass Herr Pawliczak den von ihm so bezeichneten Datenmüll als eines der dringlichsten Probleme bezeichnet hat, denen sich der Datenschutz zu widmen habe. Das offenbart ein derart verqueres Verständnis von Datenschutz, dass wir uns hier nicht fehlende Logik um die Ohren hauen müssen.

Unlogisch ist es, anzunehmen, wenn man anonym operiere sei man geschützt vor Mißbrauch persönlicher Daten, Stalking usw.

Ich habe das ja nicht als alleinig sinnvolle Schutzmaßnahme bezecihnet. Natürlich kann ich auch ohne Namensnennung einen Spinner an der Backe haben, der hier mitliest. Aber mein subjektives SIcherheitsgefühl ist doch etwas größer, wenn ich weiß, dass der oder die Betreffende nicht so einfach vor meiner Haustür steht, sondern erst mal eine größere Rechercheleistung erbringen müsste.

Und überdies steht immer noch Ihre Erklärung aus, was an dem sogenannten Datenmüll denn so ein Problem ist. In die Heise-Foren, die Kommentarspalten von Welt Online und andere Plätze, wo ähnlich derbe geholzt wird, klicke ich in der Regel erst gar nicht hin. Wer sich dort vergnügen will, mag das doch tun.

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Da hat pseudonymisierter "Datenmüll" sogar einen echten Mehrwert: Wenn ich morgens ohne Kaffee meinen Blutdruck nach oben treiben will, lese ich erstmal eine Runde im Spon-Forum zu Wirtschafts- oder Sozialthemen.

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Dass sich Mitmenschen im Netz
ohne Zwang zu Namensnennung bisweilen zu Äußerungen verleiten lassen, die sie einem echten Gegenüber aus Fleisch und Blut so nicht um die Ohren hauen würden, ist wahrscheinlich unstrittig.
Ein Datenschutzproblem oder sonst eines, was den Einsatz der Kavallerie erforderte, sehe ich darin nach wie vor nicht. Dazu fehlt mir wahrscheinlich das schrebergärtnerische Ordnungsverständnis vom Internet.

Herr Kid, Sie sind hart im Nehmen, Respekt.

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mit verlaub... die hiesige diskussion ist ein klasse beispiel fuer datenmuell nach meinem verstaendnis. ich lese mit deutlich groesserer begeisterung ihre kloverstopfungsgeschichten. und wenn einzelne teilnehmer der meinung sind, man solle privates privat halten, dann ist das eben so. das hilft uns, den lesern und selberbloggern mit groesserem interesse an pawlidingsbumsem 'datenmuell', auch nicht weiter. wir wollen privatleben bloggen, er will das nicht lesen. worum ging's hier nochmal?

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wenn sie noch mal diesen heißen tipp raussuchen könnten, damit babykotze aus wildleder rausgeht, wäre ich so unfassbar dankbar...

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sie passen ja auch nie auf. der tipp war: goretex kaufen. wildleder in den schrank, fuenf jahre warten.

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Richtige Frage: Was ist Datenmüll?
Ich schätze, man könnte sich da schnell einigen: "...Datenmüll wie z.B. Berichte über "frequenz und art von geschlechtsakt oder verdauung" oder - um Harmlosers beispielhaft zu nennen - über das Kätzchen, das heut' zu wenig gefressen hat" oder "kloverstopfungsgeschichten". Auch Stalking oder Polemisieren gegen Behauptungen, die niemand erhoben hat, wie z.B. "dass Herr Pawliczak den von ihm so bezeichneten Datenmüll als eines der dringlichsten Probleme bezeichnet hat, denen sich der Datenschutz zu widmen habe" und der "den Einsatz der Kavallerie erforderte" (es soll wohl "erfordere" heißen), oder "...sind Sätze echter Personen automatisch kein Datenmüll", ist meiner Meinung nach auch Datenmüll. Niemand wird ernsthaft solche idiotischen Behauptungen aufstellen! Ich wundere mich auch ein wenig, daß jemand, der sich - wenn (falls) er unter seinem wirklichen Namen auftritt - als Autor versteht, nicht zwischen Positiv (Datenmüll ist ein Problem) und Superlativ (Datenmüll ist das wichtigste Problem überhaupt) unterscheiden kann.
Bemerkenswert ist auch, wie einige beim Thema Datenmüll wie aufgescheuchte Hühner reagieren.

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@herzbruch/vert: Wie war noch mal die Internetz-Kurzbezeichnung für „Brüllend vor Lachen über den Boden rollen und auf den Teppich trommeln“?

Besten Dank euch beiden, dem Tag kann nun nichts mehr passieren …

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Ich habe eine Vorstellung davon, was Sie möglicherweise als „Datenmüll“ bezeichnen. Dummez Zeug z.B., aktives Ignorieren von Argumenten in Diskussionen, oder „irrelevante“ ausufernde Texte ohne Wert für die Allgemeinheit.

Es ist leicht sich dieser Meinung anzuschließen. Allerdings werden wir niemals eine schlüssige Definition zu „Datenmüll“ aufbauen können, dem sich alle anschließen würden. Es gibt einfach zu viele zu unterschiedliche Meinungen darüber, was relevant ist und was nicht.

Wenn nun ein Teil der Gesellschaft festlegt was Datenmüll ist und was nicht, muss auch ein Weg gefunden werden Datenmüll zu verhindern. Welche Sanktionen sollen da greifen?

Und wenn wir das in letzter Konsequenz durchdenken, landen wir in einer Welt die mir vorschreibt was ich im Internet schreiben darf und was nicht. In China (um nur ein Beispiel zu nennen) nehmen Menschen den eigenen Tod in Kauf um diesem Vorgehen Widerstand zu leisten. Das hat nichts mit „wie aufgescheuchte Hühner reagieren“ zu tun. Wirklich nicht.

Die wichtige Frage ist nicht, wie wir den Datenmüll verhindern, sondern wie wir damit umgehen. Die andere wichtige Frage ist die, wie wir die Persönlichkeit des Einzelnen bewahren können. Sie wird möglicherweise durch Datenmüll verletzt, aber nicht nur …

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@herzbruch: oh wie unaufmerksam. ich geh da einfach nicht mehr hin (lösung für leute ohne kinder. für sie als lösung natürlich schlecht. obwohl.)

@papa: rolflcopter, natürlich;-)

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Doch nicht etwa D E R Roflcopter!!!

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herr papa, gern geschehen. dieser argumentationsstringenz (ich fasse zusammen, was ich verstanden habe, will damit aber weder jemanden falsch zitieren noch polemisieren: "ich finde das nicht interessant, daher ist es muell und muss verboten werden") kann man ja nur noch mit baeuerchen begegnen. ich sehe ganz, ganz schwarz fuer hera-lind-buecher.

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Sicher wird man keine Definition für Datenmüll finden, der alle zustimmen,
muß man auch gar nicht. Es genügt eine gewisse Kultur auch im Internet herzustellen, die face-to-face ja doch wohl existiert, oder? Da weiß man, was sich gehört, was man sagen kann, und was nicht, was etwa Datenmüll ist. Hatte irgendwer Verbote gefordert? Ich nicht! Ausgangspunkt der Diskussion war im Gegenteil mein Hinweis darauf, daß Datenschutz und Vermeidung von Datenmüll bei jedem selbst anfängt.

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„Es genügt eine gewisse Kultur auch im Internet herzustellen“

Das klingt so ähnlich wie der Satz: „Es genügt, wenn wir uns alle lieb haben, um den Frieden in der Welt zu gewährleisten“

Sie haben absolut recht.
Sie hängen Lichtjahre neben der Realität.

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@lotharpawliczak:
Das klang anfangs noch deutlich anders bei Ihnen (Man könnte aber auf Internet-Seiten auch Sicherungen einbauen, die gewährleisten, daß der genannte Name auch wirklich stimmt. (...)). Zumindest kam das im Kontext Ihrer anderen Aüßerungen bei mir und einigen anderen schon so an, dass Sie das Problem der Anonymität lieber grundsätzlich (technisch, oder sonstwie administrativ) gelöst sehen wollen. Und das erklärt die zum Teil schon fast allergischen Reaktionen.

Ich finde im Übrigen nicht, dass Ihr Wunsch nach einer mehr den Face-to-face-Usancen entsprechenden Kultur im Internet deswegen diskreditiert wäre, weil dieser fromme Wunsch unrealistisch erscheinen mag. Aber ich sehe wie gesagt in dem derzeitgen status quo auch nicht so ein Riesenproblem. Denn man wird ja nicht gezwungen, irgendwo hinzuklicken, wo einem der Diskussionsstil nicht gefällt und die Themen nicht behagen.

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Hm, also ich würde sagen: Dass man face-to-face "einfach weiß was man sagen kann, was sich gehört" trifft nur zu, wenn man seine face-to-face Kontakte auf ein sehr homogenes und eingegrenztes Milieu einschränkt. (Und es hindert einen ja, wie Herr Mark mehrfach bemerkte, niemand daran, dies auch im Internet zu tun.) Außerdem, ich zumindest rede face-to-face ziemlich viel mit Leuten, bevor ich mir die Ausweise zeigen lasse. Und das nicht nur auf Parties.

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Ausweis zeigen lassen
- sollte man sowieso viel öfter machen. Oder den Haste-mal-nen-Euro-Punk am Bahnhof erst mal nach seiner Steuernummer fragen. Da könnte ja sonst jeder kommen. Ansonsten könnte es den akustischen Smalltalk-Datenmüll auf Parties auch ein wenig begrenzen, wenn jeder ein Namensschild trüge, am besten mit beruflicher Position und ungefährem Jahres-Netto, da könnte man oder frau sich beim Rumbaggern viel unnützes Gelaber mit den Falschen sparen, die eigentlich gar nicht ins Beuteschema passen. ;-))

Aber zumindest würde ich der Diagnose von Herrn Pawliczak insoweit beipflichten, dass sich manche Zeitgenossen im Netz leichthin Sprüche um die Ohren hauen, die man einem realen Gegenüber aus Fleisch und Blut im Normalfall so nicht unbedingt reindrücken würde. Und zwar unabhängig von der Frage, ob man sich schon namentlich vorgestellt hat.

Mehr als mit gutem Gegenbeispiel vorangehen und virtuell-verbale Keilereien meiden kann ich da auch nicht empfehlen. Ansonsten bin ich der Meinung, dass man als Blogbetreiber schon auch ein Stück weit Verantwortung dafür trägt, welche Diskussionskultur sich auf einer Seite entwickelt. Und wenn die virtuelle Nachbarschaft innerhalb einer Blogcommunity einigermaßen intakt ist, muss man echten Datenmüll schon sehr gezielt suchen.

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Na, da haben wir doch allseits neue Erkenntnisse gewonnen.
So neu sind die allerdings auch nicht. Bei Wolf Schneider (Gewönne doch der Konjunktiv! 2. Auflage Reinbeck 2010) lese ich z.B. gerade: "Nun hat das Internet alle Beschränkungen der Redefreiheit ebenso hinweggefegt wie das plausible Maß an Ordnung, das bisher in allen Mitteilungen herrschte... Wenn das einstige Privileg, die Massen zu erreichen, sich demokratisiert, wenn jeder Mensch auf Erden sich an jeden und im Extremfall an alle wenden kann - dann heißt das auch: Ein Witzbold, der ein paar Millionen Mitmenschen nur erheitern wollte, stürzt vielleicht eine Regierung. Jeder Wirrkopf, bisher auf sein Dorf beschränkt, kann Unsinn bis nach Australien streuen... Natürlich: Neue Ordnungskräfte werden sich herausbilden... Aber daneben wird reichlich Platz bleiben, für die Schmeißfliegen der Lüge und die Hornissen des Wahnsinns..." (S. 182-184) Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen!

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Wirklich nichts mehr?
Auch nicht, dass der Schneider-Wolf als Vertreter eines medialen ancien regime herumheult, das der Erosion seiner einstigen Deutungshoheit und wirtschaftlichen Basis zusehen muss? "Das plausible Maß an Ordnung, das bislang in allen Mitteilungen herrschte" - ich bitte Sie, wann soll das denn gewesen sein? Als uns Karlheinz-Köpke allabendlich in 15 Minuten über den vermeintlichen Weltenlauf belehrte? Oder als die Springer-Presse gegen die protestierenden Studenten hetzte oder beim Geiseldrama von Gladbeck? Schneiders Glorifizierung der guten alten Zeit klänge in meinen Ohren weit weniger nach Hohn, wenn ich den Medienbetrieb und sein Agenda-Setting nicht auch selber von innen kennen würde.

Freilich bin auch ich weit davon entfernt, das Getwittere und sonstige Geraune in den digitalen Kanälen unkritisch als reinen Fortschritt und mehr Demokratie zu bejubeln. Aber die Vorstellung, ein Spinner könnte mit einer Scherzmeldung eine Regierung stürzen, scheint mir unverhältnismäßig alarmistisch. Und der Sprachgebrauch von Hornissen und Schmeißfliegen, der erinnert mich unangenehm an Franz-Josef Strauß, der sich im Wörterbuch des Unmenschen auch immer wieder gerne bedient hat.

Davon abgesehen halte ich "Deutsch für Profis" von Wolf Schneider nach wie vor für eine Bereicherung jedes Bücherbords.

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ach, der schneiderwolf, wenn er es mal nur bei seinem kulturpessimismus belassen würde, der ist tatsächlich recht unterhaltsam.

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Früher (also ganz früher jetzt) haben nur die geschrieben, die schreiben konnten. Dann wurden auch die ermuntert zu schreiben, die das von Hause aus nur teilweise konnten (Jeder ist ein Künstler, Herr Beuys). Deren Texte wurden aber selten gedruckt. Dann konnten auf ein mal alle schreiben, und zwar so, das alle es lesen können.

Eines ist aber immer geblieben. Die Qualität der Texte wurde zu jeder Zeit unterschiedlich bewertet. Die Bandbreite aller Bewertungen hat sich aber seit den Anfängen immer mehr verbreitert. Manche sehen das als Fortschritt. Allerdings nicht alle.

Und um Herrn Schneider mal ordentlich zu widersprechen: Es werden sich keine neuen Ordnungskräfte herausbilden. Genau so wenig wie sich jemals Qualität durchsetzen wird …

PS: Sollte Herr Schneider jemals einer der üblichen SMS ansichtig werden, ein Kabelbrand im Herzschrittmacher wäre ihm sicher …

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@der_papa:
Die neuen Ordnungskräfte wirken vielleicht schon längst, wir erkennen sie nur nicht als solche. Da wäre zum Beispiel der Suchalgoritmus von Google (oder der Page Rank). Und es ist ja auch nicht so, dass die traditionellen Gatekeeper allesamt in Pension gegangen wären. Um mich zu vergewissern, ob die Welt noch steht, würde ich auch weiterhin zu Spon oder tagesschau.de gehen oder zur vollen Stunde das Radio einschalten - und nicht auf die blogger.de-Startseite oder in die Twitter-Timeline meiner Frau.

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Mark, der neue Wahlspruch der sogenannten Webevangelisten heißt ja auch: "Wenn die Information wirklich wichtig ist, findet sie mich." Und nicht: "meine Frau." (Sorry, OT, aber den konnte ich mir nicht verkneifen. :-) Mit dem Informationsraum Familie führen Sie da nämlich was sehr uncyberhaftes wieder ein. geradezu wie damals als es nur 1 Telefon im Haushalt, ach quatsch, im Dorf gab...

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Wer sind die „traditionellen Gatekeeper“?

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Zum Beispiel Nachrichtenagenturen,
Fernsehsender, die Zeitungen und Magazine samt ihren Online-Ablegern. Ist ja nicht so, als würde sich die Bevölkerungsmehrheit nur noch über Twitter, Facebook und ein paar Blogs über das Weltgeschehen auf dem laufenden halten.

@not quite like beethoven:

So grundverkehrt finde ich diesen Wahlspruch auch gar nicht. Und für dieses innerfamiliäre Kommunikationssystem hat Henri Nannen das schöne Wort Küchenzuruf geprägt. ;)

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Ich halte Twitter, Facebook und die paar angesprochenen Blogs als unzureichende Nachrichtenquelle. Wobei ich nicht sagen kann, worauf mein Vertrauen bezüglich Reuters, AP & Co. tatsächlich basiert.

Bei dem Wort „Gatekeeper“ hatte ich unwillkürlich an eine staatliche oder doch staatsnahe Ordnungsmacht gedacht. Aber bei den hier Genannten handelt es sich wohl eher um Unternehmen der freien Wirtschaft. Mit allen Vor- und Nachteilen dieser Spezies …

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Gatekeeper
ist in diesem Zusammenhang nichts hoheitlich-administratives, sondern eher eine dem Mediensystem immanente Funktionalität. Wobei das für ein staatliches oder öffentlich-rechtliches Rundfunksystem genauso gilt wie für privatwirtschaftlich organisierte Sender und Verlagshäuser. Das Gatekeeping besteht sozusagen im redaktionellen Vorsortieren der Inhalte, also der Entscheidung darüber, was man für so wichtig und relevant hält, das man es an den Rezipienten weitervermittelt und was nicht.

Nun kann man durchaus argumentieren, dass mich eine Nachricht (etwa von der Tragweite des 11.September) wahrscheinlich auch über Twitter, Facebook oder andere Social-Media-Kanäle erreichen würde. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass damit alle meine Informationsbedürfnisse befriedigt sind. Und die Vertrauensfrage, oje...

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'deutsch fuer profis' in den 90ern gelesen und verstanden, seitdem ein paar weniger adjektive benuetzt, aber der gute erklaert uns die schoene neue welt doch auch nicht mehr.

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Hoffentlich nicht. (Wenn man mal nach W.S. + Wallraff sucht.)

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@kid37:
Wollte ich auch grad sagen: Wie schade, dass der Wikipedia-Eintrag über Wolf Schneider die "Sonderaufgaben" für den Axel Springer Verlag nicht näher erläutert.

Eine Lichtgestalt ist der wortmächtige Sprachkritiker sicher nicht.

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"Das Netz ist die Hölle der neuen Welt" - na, ganz so schlimm ist es wohl doch nicht,
aber "... das Onlinegehen (ist) nur eine perspektivische Verkürzung der räumlichen Distanz, in der sie leben und der zeitlichen Distanz, in der sie arbeiten. Das ist in Ordnung, aber man braucht die personale Konfrontation, man muss sich wechselseitig ein Versprechen abgeben können... Ein Netz ohne personale Beziehungen, ohne Verantwortung, ohne Verantwortungsbereitschaft, ohne Kontrolle der jeweiligen Geistesgegenwart kann man nicht sinnvoll nutzen. Im Übrigen ist alle Kommunikation auch abgehoben auf den Genuss der Anwesenheit des anderen. Warum setzen wir uns so gerne in die Kneipe, um mit anderen zu sprechen, oder auf Kongresse etc.? Weil das die Möglichkeit bietet, tatsächlich den Genuss des eigenen Lebens durch die Versicherung des Beistands aller anderen zu erhöhen. Und das fällt beim Netz weg, weswegen es wirklich ein Totenreich ist, ein Todesreich." (Bazon Brock in FAZ 3. mai 2010)

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Nachschlag:
Um das letzte Wort zu behalten, gebe ich dem Stern und dem Spiegel das Wort: Auf Facebook-Seiten, wo man nicht anoym auftreten kann, "Weil die Leute dort unter ihrem Klarnamen posten, geht es erheblich gesitteter zu", stellte kürzlich der stern.de-Chefredakreur Frank Thomsen fest (hier zit. nach Der Spiegel 38/2010 S. 183).

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Ah, Herr Pawliczak,
schön, Sie noch unermüdlich am Ball zu sehen. Nicht, dass ich Ihnen das letzte Wort nicht gönnen würde, aber den entscheidenderen Unterschied zwischen Facebook und dem Rest der Internet-Welt sehe ich nicht unbedingt im Klarnamen-Auftritt der Nutzer, sondern darin, dass sich die Leute zumeist persönlich kennen und schätzen, die sich dort gegenseitig Nettigkeiten an die Pinnwände schreiben. Man würde ja nicht unbedingt jemanden als Freund oder Kontakt "adden", der einem blöd kommt oder grundsätzlich unsympathisch ist. Übrigens bin ich bei Facebook nicht mit meinem Klarnamen unterwegs, aber deswegen pöble ich dort trotzdem nicht herum. ;-))

Dass die relative Anonymität im Internet nicht unbedingt nur die edelsten Charakterzüge der Nutzer zutage fördert, darüber sind wir uns ja völlig einig. Ich vermag darin halt nur nicht so ein großes Problem zu erkennen (oder gar eines, dem man per Datenschutz zu Leibe rücken müsste, wie Sie ja mal zu fordern beliebten). Wo mir der Umgangston nicht behagt, klinke ich mich eben aus, und gut is'.

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