Dienstag, 21. Oktober 2008
Minderheitenprogramm
Ein Chef ist ein Chef. Ein Star ist ein Star. Ein Depp ist ein Depp, und eine Nervensäge ist eine Nervensäge. Emanzipation bedeutet, glaube ich, dass man, solange es nicht um Sexualität geht, in erster Linie nicht mehr als Frau oder als Mann wahrgenommen wird, sondern wegen anderer Eigenschaften. Das kann im Einzelfall auch bedeuten, dass man als ein kolossales Arschloch wahrgenommen wird. Da hilft Jammern wenig. Da ist dann auch nicht die Gesellschaft schuld.

Harald Martenstein im Zeitmagazin Nr. 43/2008

Amen. Ersetzen wir die Terme "als Frau" und "als Mann" einfach mal durch "als Homosexuelle/r" und "als Heterosexuelle/r", dann sind wir schon mitten in einer Diskussion, die den Implikationen einer eventuellen homosexuellen Orientierung des kürzlich verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg H. nachgeht. Mag durchaus sein, dass es dem Nimbus von Fortgeschrittenheit, Toleranz und Weltoffenheit, mit dem sich die gleichgeschlechtliche Gemeinde gern umgibt, abträglich ist, dass ein xenophober Rechtspopulist wahrscheinlich auch einer der ihren gewesen ist. Aber das ist eben der Preis, den jede Untergruppe beim Ankommen in der gesellschaftlichen Normalität zu entrichten hat: Wenn man mal alle positivdiskrimininatorischen Wunschprojektionen beiseite schiebt, wird man in jeder Minderheitengruppe womöglich das gleiche feststellen können wie im Mehrheitsmainstream der Gesellschaft auch: Wir haben wahrscheinlich allesamt irgendwo Arschlöcher in unseren Reihen. Da nehme ich nicht mal die Blogger, die Bio-Lebensmittelkäufer oder engagierte Eltern aus, die nur das beste für ihr Kind wollen. Konsequent weitergedacht kann ich nicht mal die Augen vor dem Restrisiko verschließen, eventuell selbst ein Arschloch zu sein oder zumindest als solches wahrgenommen zu werden. Aber mehr als für diesen Fall den guten Rat zu geben, mich ebendort beim Buckelrunterrutschen vorm Aufschlagen noch ganz gepflegt zu lecken, kann und will ich an dieser Stelle nicht leisten.
Wer gemeint ist, wird es wissen.

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Bisher hab ich das ja mehr dahingehend mitbekommen daß der Finger in die andere Richtung zeigt, so nach dem Motto: 'Euer großer Anführer ist ja auch nurn verkappter Schw**i der sich die feschen Haserl hält.'

Und der Vegetarierszene hats ja auch nicht wirklich geschadet daß ein anderer Ösi (zumindest zeitweise) kein Fleisch verkonsumiert hat.

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Ich bezog das
auch auf zeitlich bisschen weiter zurückliegende Diskussionen. In Ösiland machten Erörterungen zur Frage, wie denn der Oberfeschist so gestrickt ist, schon ziemlich lange die Runde. Und diesbezüglich hatten sich die einschlägigen Interessensverbände schon klar dahingehend geäußert, dass ihrer Sache mit einem Outing von J.H. mangels positiver Leuchtturmfunktion dieser Person eher wenig gedient sei.

Freilich erwarte ich da jetzt auch keine großen gesellschaftlichen Rückschläge, was die Akzeptanz dieses kleinen, aber unterhaltsamen Defekts* angeht. Vegetarismus oder Nichtrauchen kann man heute wie Du ganz richtig sagst ja durchaus vertreten, ohne gleich mit dem Gröfaz in einen Topf geworfen zu werden. ;-)

* Copyright Max Goldt

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Was? Der Gefreite war Nichtraucher? Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich nie mit der Qualmerei aufgehört... ;o)

Ich würde auch nicht damit rechnen, daß beim durchschnittlichen Haider- Anhänger der große geistige Wandel einsetzt. Mir gehts da mehr um die Schadenfreude - daß der ach so unbestechliche Verteidiger des kleinen Mannes (und des senilen Kriegesverbrechers) auch seine Leichen im Keller liegen hatte. Vielleicht hilft es zumindest, daß bei den nächsten Wahlen in .at dann wieder mehr die Substanz und weniger Populismus mit Stimmen belohnt wird.

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Ich distanzieren mich ganz gewaltig von Arschlöchern. Ich bin auch selber keins, hoffe ich zumindest-

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Ich bin versucht
zu antworten: Man weiß es nicht, man steckt nicht drin. ;-)))

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Homosexualität unter rechten Vollspacken und unter angeblichen Saubermännern gibt es wohl allerspätestens seit Ernst Röhm und setzte sich dann kontinuierlich fort mit Michael Kühnen.


Jenseits der Arschlöcher: Politikern, die einigermaßen in demokratischen Bahnen laufen (und auch anderen Prominenten) hat ein "Bekenntnis"/Outing in aller Regel nicht in einer weiteren Karriereplanung behindert, im Gegenteil: Nicht selten hat das auch einen Sympathiebonus gebracht. Westerwelle, Wowereit, von Beust etc.
Das zeigt irgendwie dann ja auch, dass es im Fall Haider eher darum geht, vermeintlichen Saubermänner mit Glitzerleben und vermeintlich idealem Lebensentwurf ein klitzekleinwenig Häme angedeihen zu lassen und weit weniger um "Homobashing". Um ehrlich zu sein: Ich kann das nachfühlen und bin nicht selbst frei von.

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Ungewohnt zornige Worte auf der dunklen Seite. Und dann noch zu solch einem Thema. Ich lehne mich jetzt erst mal zurück und lese das noch mal. Sagen tu ich nix dazu. Denn erstens bin ich ein Arschloch, bzw. werde als solches wahrgenommen, und zweitens habe ich mich am schwulen Habitus der Bessermenschen schon böse verbrannt, da dürfen jetzt andere weitermachen. Am verlängerten Rücken lecken darf aber keiner. Und die, die dürften, wollen nicht.

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Nein,
Zorn ist da kaum im Spiel. Das Angebot zum Schluss des Eintrags adressiert ein paar Gestalten, die sich nicht unbedingt zu dem Themenkomplex homo/hetero geäußert haben müssen. Ich dachte nur, wenn wir von Arschlöchern reden, ist die Gelegenheit für ein Grußwort grade günstig.

Ich hatte den einschlägigen Thread bei Dir aber noch im Hinterkopf und fragte mich, ob ich hier vielleicht in die gleiche Kerbe haue. Ich würde sagen: nein. Wo genau ich da die Linie ziehe, kann ich später gerne noch verdeutlichen, wenns gewünscht ist.

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Ich denke auch, dass dies hier nicht die Sorte Kerbe ist, die ich üblicherweise hinterlasse.

Tatsächlich tue ich mich seit vier Jahren schwer mein massives Unbehagen gegen gleichgeschlechtliche Orientierungen so zu formulieren, das ich auch nur ansatzweise Verständnis dafür bekomme (was ich um so bemerkenswerter finde, wo doch alles und jedes Verständnis bekommt, und ist es auch noch so unappetitlich). Damals hatte ich eine kurze Diskussion mit Jonny Häusler, dem ich versprochen habe, das Thema mal aus meiner Sicht erschöpfend darzustellen. Mein momentaner Erkenntnisstand ist der, das die meisten Leute sich nicht trauen ihre Vorbehalte gegen diese sexuelle Spielart zu äussern, weil eine vermeintliche Mehrheit anderer Meinung ist und Nachteil zu erwarten sind. Aber das ist alles "work in progress" und nicht das Thema dieses Threads in diesem Blog.

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Naja,
ansatzweise schon. Wenn ich zum Beispiel "positivdiskriminatorische Wunschprojektionen" dekonstruiere, dann sehe ich da schon Schnittmengen. Ich vermute mal, ohne Deinen Disput mit Johnny Haeusler zu kennen, dass Du da vielleicht mal wieder einen Deiner legendären Rundumschläge gelandet hast, Homosexuelle und Kinderschänder in eine Schublade gesteckt oder irgendwas von dem Kaliber. Es ist eins, zu bekennen, dass Dich ein knutschendes Männerpärchen abturnt, aber noch mal was anderes, sich dazu zu versteigen, diese Empfindung sinngemäß damit zu erklären, das man Schwulsein eh für perverse Drecksauerei hält. Kann man natürlich so vertreten, dann muss man sich aber auch nicht wundern, dass dieser Standpunkt da draußen gelinde gesagt einigermaßen unpopulär bis indiskutabel ist.

Bei Teil 1 gehe ich noch mit, mich macht das auch ü-ber-haupt nicht an, im Gegenteil. Das sage ich auch jedem ders hören will, und wenns auf dem Podium des Kölner Christopher Street Day wäre. Aber trotzdem ist es das gute Recht der am 17.5. geborenen, ihrer Neigung entsprechend zu leben, auch auf die Gefahr hin, dass mich das jetzt nicht so anmacht. Es stößt mich zum Beispiel auch vieles ab, was Feinschmeckern als Delikatesse gilt, und da sage ich ja auch nicht, Feinschmecker sind perverse Säue. Also ich denke, wenn man das Thema mit der geboteten Trennschärfe angeht, sollte da nicht viel verrutschen.

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Macht Sie denn jedes x-beliebige Heteropärchen, das im Park oder auf der Straße knutscht, an?

Wahrscheinlich nicht. Deshalb verstehe ich nicht so recht, wieso es überhaupt relevant sein soll, ob einen ein knutschendes Männerpärchen anmacht oder nicht. Warum eigentlich betonen gerade Männer so häufig, dass sie ein knutschendes Männerpärchen ü-ber-haupt nicht anmacht? Wieso können die das nicht ganz neutral sehen wie einen Kuss zwischen einem Heteropärchen? Da sieht man sich doch auch nicht an deren Stelle oder will mit jedem tauschen.

Beim Thema Schwule reagieren viele Männer immer noch etwas seltsam und wirken dabei so, als würden sie panisch die Arschbacken zusammenkneifen. Verstehe ich nicht. Und komme mir jetzt bitte keiner mit der Mich-hat-aber-mal-ein-Schwuler-angemacht-Geschichte, die viele Männer an diesem Punkt der Diskussion dann gern anbringen. Was glauben die denn, wie oft wir Frauen von bescheuerten Kerlen auf unmögliche Art und Weise tagtäglich angemacht werden. Ist trotzdem kein Grund, beim Anblick eines küssenden Heteropärchens gleich eine mittlere Krise zu kriegen.

Mir fällt da immer diese großartige Karrikatur ein, die ich als Teenager 'mal in einem Buch sah:

Ein hässlicher, alter Fettsack ruft auf der Straße zwei jungen Schwulen, die harmlos nebeneinander stehen, empört zu: Ich weiß ganz genau, dass Ihr Perverslinge uns allen an die Wäsche wollt! Aber mich kriegt Ihr nicht!! Mich nicht!!!
Er dreht sich um und stampft von dannen und die beiden Jungs kugeln sich vor Lachen.

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Warum erwähne ich das überhaupt?
Ich nehme damit unter anderem explizit Bezug auf einen Thread beim geschätzten Kollegen Goetzeclan, in dem er seinem ausgeprägten Ekel Ausdruck verleiht. Diese Empfindung teile ich in der Intensität nicht, aber ein gewisses (auch) körperliches Unbehagen ist nun mal da. Dem stelle ich mich, und ich sehe auch keinen Grund, das aus Furcht vor politisch korrektem Tugendterror totzuschweigen. Im Übrigen ist das keine rein männliche Domäne, eine frühere Freundin von mir fand knutschende Lesben übrigens auch eher, wie soll ich sagen, naja, unappetitlich.

Was das Angemachtwordensein angeht, ja, da kann ich bisschen mitreden. Ich bin zu Bundeswehrzeiten ziemlich regelmäßig auf größeren Bahnhöfen angesprochen worden. Wobei das eigentlich fast nie ein Problem war. In der Regel genügte es zu sagen, danke kein Bedarf, no harsh feelings. Irgendwie habe ich mir gesagt, kann man ja auch als Kompliment nehmen, was solls also? Ich weiß auch, dass sich paar Leute bei meiner früheren Teilzeit-Arbeitsstelle ernsthaft gefragt haben, ob ich nicht auch schwul bin. Und das fand ich nicht beleidigend, sondern irgendwie amüsant.

Trotzdem bleibt ein gewisses Unbehagen, wenn zwei Männer in meinem Sichtfeld knutschen. Obwohl ich ihnen den Spaß aus ganzem Herzen gönne, wäre es mir lieber, wenn das nicht vor meiner Nase stattfände. Und ich bin relativ sicher, dass das nicht daher kommt, dass ich meine eigene schwule Seite gewaltsam unterdrücke, wie mir paar Schwule und Lesben mal weismachen wollten.

Und, nein, ich sehe auch keinen Grund, mir dieses Unbehagen damit wegzukurieren, dass ich mir jeden Abend vorm Schlafengehen "Brokeback Mountain" ansehe. ;-)

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hach, uniformen!
;-)

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Zivilkluft
machte da keinen signifikanten Unterschied.

Ich habe mich auch später noch manchmal gefragt, ob ich vielleicht ohne es zu wissen irgendwelche Dresscode-Zeichen sende.

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sie kokettieren - und sie wissen das!
;-)

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Oooooch,
nurn büschen. Ich war halt schon ne ziemliche Schnitte. ;-)))

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@ mark793: Das wäre auf Dauer wahrscheinlich auch gar nicht auszuhalten. Wenn, dann schauen Sie sich lieber einmal bei Gelegenheit „Echte Kerle“ von Rolf Silber an, der Film ist zwar schon etwas älter, aber sehr amüsant.

Wie ist das eigentlich mit knutschenden Lesbenpärchen? Mein - nicht-repräsentativer - Eindruck ist, dass die bei Männern weniger häufig auf Ablehnung stoßen, dabei gäbe es dafür doch genauso Grund. Man könnte jetzt anführen, dass zwei Frauen, die sexuell miteinander aktiv sind, durchaus auch in den sexuellen Phantasien von etlichen Männern vorkommen – aber im Fall von zwei knutschenden Lesben sind Männer bekanntlich völlig außen vor, mithin könnte das Szenario sogar als „bedrohlicher“ empfunden werden.

Ohne es Ihnen nicht zugestehen zu wollen, frage ich mich doch, was es eigentlich ist, dass dieses körperliche Unbehagen auslöst. Woher kommt das? Ich habe das nämlich nicht – und das liegt jetzt bestimmt nicht an irgendeiner lesbischen Seite in mir. ;-) Für mich macht es keinen Unterschied, ob da ein heterosexuelles Pärchen, ein homosexuelles Pärchen oder zwei grüne Marsmenschen mit Antennen auf dem Kopf herumknutschen. Zugegeben, bei den Marsmännchen würde ich schon hingucken, weil ich wissen wollte, ob sich deren Antennen dabei verheddern.

P.S. Bei dem Spruch mit der unterdrückten Seite habe ich mich schon öfter gefragt, wie oft der eigentlich beim Versuch, "Heten zu knacken" (ein durchaus beliebter Sport) zur Anwendung kommt.

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Von einer guten Bekannten
(lesbisch) hörte ich, dass Männer oft sehr ablehnend, oft auch vulgär auf knutschende Frauen reagierten. Die gängigen Redewendungen werde ich Ihnen nicht ins Gedächtnis rufen müssen, da kommen Sie sicher selber drauf. Es sind wohl für manchen Zeitgenossen zwei paar Stiefel, ob er das mal als Intermezzo in einem Porneau-Film goutiert oder real life damit konfrontiert ist, dass da zwei Frauen zugange sind, die von Männern offensichtlich nichts wissen wollen.

Aus welcher Quelle sich mein Unbehagen beim Anblick knutschender Männer speist, kann ich Ihnen nicht sagen. Ebensowenig, warum dieses Gefühl ausbleibt, wenn es um zwei Frauen geht. Das bringt mich weder auf die eine noch auf die andere Art in Wallung.

Dass "Heten knacken" sich als Gesellschaftsspiel in den gleichgeschlechtlich orientierten Kreisen einiger Beliebtheit erfreuen soll, kam mir auch zu Ohren. Wobei ich offen gestanden nicht so recht nachvollziehen kann, worin da der spezifische Reiz liegen soll. Im umgekehrten Fall scheint mir das jedenfalls nicht sonderlich lohnend und reizvoll, zu versuchen. lesbische Frauen "rumzudrehen" - oder auch nur flachzulegen. Da würde ein Spruch wie "tief drin weißt Du auch, dass Du es willst, nur Dein Regenbogen-Fahneneid hält Dich zurück" wahrscheinlich als heteronormativ-sexistischer Übergriff abgeurteilt werden.

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Selbst im Laufe seines kurzen Lebens kann jeder Minderheiten auf dem Weg in die Freiheit oder gar zur Macht beobachten. Vielleicht liegt es an mir, doch die der Frauen oder der Schwulen möchte ich nicht erleben, zumindest nicht in den ersten Jahren. Nach tausend mag es gehen. So kann ich Christ sein, weil meine Brüder ihre unangenehmen Seiten nach Überwindung ihrer Verfolgung bereits auslebten.

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Nach 1000 Jahren
Christentum wurde es doch erst so richtig unangenehm, Albigenser-Feldzug, Kreuzzüge und so. Die schlimmsten Exzesse der Inquisition und der Hexenverfolgung gab es erst gegen Ende des Mittelalters, die letzte vermeintliche Hexe in Deutschland wurde Siebzehnhundertirgendwas verbrannt. Und wer weiß, wenn man die Brüder ließe, wie sie wollten, dann wären wir vielleicht ganz schnell wieder dort.

Aber in einer frisch errichteten Gynokratie oder Schwulenherrschaft wollte ich auch nicht leben davon mal abgesehen.

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Ich finde diesen Beitrag hier höchst erfrischend.

Und: Sexuelle Präferenzen, jenseits von aufgezwungener Gewalt und Pädophilie sind politisch seit Michelangelo desolat!

Haider war ein Arschloch, sag ich mal so und was hat das mit seinem Tod zu tun?

Er war es als Lebender! Und wen interessiert wirklich, was er bettgymnastisch tat?

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Stimmt. Ein Arschloch bleibt ein Arschloch.

Sich über Schwule und Lesben und christliche Werte künstlich erregen, aber zu der Tatsache, dass ein betrunkener Raser ein quasi Staatsbegräbnis bekommt, kein Wort verlieren. Weder hörte ich bei den Teilnehmern an den Begräbnisfeierlichkeiten, noch las ich in der Presse diesbezügliche Worte.

Wer sind da die Arschlöcher?

Abgesehen davon, dass es jede Art der staatlichen Suchtprävention ad absurdum führt, die auch bereits enorme Summen verschlingt, egal ob in D oder A oder sonstwo.

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@Suchtprävention:
Naja, glauben Sie, das würde irgendeinen Säufer von der Flasche wegbringen (oder einen Raser zum Langsamfahren anhalten), wenn man Haider wegen seiner Trunkenheitsfahrt das Quasi-Staatsbegräbnis verweigert hätte? Ich sehe das Dilemma, das Sie ansprechen, hätte jetzt aber auch keine protokollarische Lösung parat, wie man das hätte unter einen Hut bringen sollen, den gebotenen Respekt vor der Amtsperson einerseits und die unwürdigen Details des Ablebens (die ja quasi einen Straftatbestand erfüllen) andererseits.

Man kann sich auch auf den Standpunkt stellen, mit dem Tod sei alle Schuld abgegolten. Im juristischen Sinne ist das jedenfalls so.

Und zur staatlichen Suchtprävention könnte man noch anmerken, dass die eh von der Branntweinsteuer bezahlt ist und schon von allein von daher so bierernst nicht sein kann. ;-)

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Manchmal ist es auch befreiend ein paar Minuten nur das Arschloch raushängen zu lassen.

Auch dann, wenn man vor lauter polit. Korrektheit gar nimmer weiß, was man noch zu wem über wen wie sagen darf - oder auch nicht.


Und selten aber doch, kehr ich das Arschloch raus, weil andre das manchmal brauchen um zu kapieren, daß ich nicht der Fußabtreter vom Dienst ist.

Edit: Ich glaub, ich hab ne Themenverfehlung hingelegt : )

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Aber nein,
Ihr Punkt dreht meine Schlussfolgerung noch ein paar Umdrehungen weiter. Ich sagte sinngemaß, hey, es ist nahezu unausweichlich, auch mal selber als das Arschloch wahrgenommen zu werden. Und Sie sagen, das ist auch ganz gut so, ab und an mal auf Arschloch zu machen, denn anders kapierts so mancher nicht. Von daher würde ich Ihnen für diesen Kommentar volle On-Topic-Punktzahl geben.

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Schwulsein oder nicht: das ist heute nun wirklich kein Aufreger mehr. (Wenn ich als Vater betroffen wäre, sehe das allerdings anders aus: kein Drama, aber auch nicht schön). Seltsam mutet es vielmehr an, daß ein solcher Rechtsaussen so eine postmortale Heldenverehrung -teiweise sogar vom politischen Gegner- erfährt. "Nichts Schlechtes über Tote" finde ich eigentlich als Grundsatz erst einmal o.K. Aber über eine solche öffentliche Person (das Wort "Rechtspopulist" finde ich auch irgendwie verharmlosend) muß doch auch nach dem Tod mal Klartext geredet werden. Ein rechtes Arschloch war das. Punkt. So wie Schönhuber, nur halt bei Wahlen erfolgreich. Wir können von Glück sagen, daß es hierzulande nur beim linken Spektrum so eine Figur gibt. Obwohl das auch nicht so ohne ist. So einer bei den Rechten, z.B. in den neuen Ländern...gar nicht auszudenken.

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Hach Herr Mark, Sie machen mich grad ganz verlegen.. *kicher*

Na dann war ich eh richtig, beim Überfliegen der andren Kommentare bin ich etwas verloren gegangen ; )

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@sid:
basst scho. Selbst ich verlier hier manchmal den Überblick, wem ich noch antworten wollte. ;-)

@rocky raccoon: Ich seh das - so sehr mich dieser Typ zu Lebzeiten auch angeätzt hat - ein klein wenig anders. Wer ihm das "Arschloch" (oder vergleichbaren Klartext) nicht ins Gesicht gesagt hat, als es akut angebracht gewesen wäre, brauchts ihm nach meinem Empfinden auch nicht unbedingt ins Grab hinterherzurufen. Gut, wer sich diesbezüglich Luft machen will, mag es tun, dies ist ein freies Land. Aber zum Teil (jetzt nicht unbedingt bei Ihnen) riecht mir das auch ein wenig nach unreflektierten politsch-korrekten Selbstvergewisserungs-Riten, die ich ein wenig wohlfeil finde.

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Na ja, der Hinweis "akut angebracht" usw. stimmt schon. Aber das Phänomen "Haider" war irgendwie immer weit weg und Politik in Österreich ist ja auch nicht sooo aufregend. Da rege ich mich doch eher über Bush, Berlusconi etc. auf. Die sind halt wichtiger. Die Umstände des Todes machen Haider nun jetzt kurzzeitig interessant. Bald ist das wieder vergessen. Die Heldenverehrung in Kärnten und Österreich mutet mir aber nach wie vor seltsam an.

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Ehrlich gesagt
befremdet mich das auch, dass tout autriche ex post nur unisono das politische Ausnahmetalent gerühmt hat und die diversen Entgleisungen so gar kein Thema mehr waren. Und Sie haben auch recht wenn Sie sagen, über Bush, Berlusconi oder meinetwegen auch Putin kann man sich fundierter aufregen. Gemessen an der Gewichtsklasse war Haider halt doch nur ein regionaler Suppenkasper, von dem bald keiner mehr redet. Also möge er in Frieden ruhen...

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Man sieht bspw. auch an Oettingers Filbinger-Rede, dass der Mensch an sich zum "es war ja nicht alles schlecht" neigt. Man muss am Grab nicht davon reden, was der jeweilige Tote für ein Unsympath war, aber man muss auch nicht positive Seiten der Person so dermaßen an den Haaren herbeiziehen.

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Ja, genau.
Der eine oder andere dezente Hinweis, dass der Verblichene nicht unumstritten war, ist den Trauergästen meines Erachtens durchaus zuzumuten. Stattdessen diese unglaubliche posthume Weißwaschung. Elfriede Jelinek bringt das mit ihrem Topos des Erlösers sehr treffend auf den Punkt.

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Ich weiß ja net, was alle glauben, aber mit Verlaub kotzt es mich langsam an in sämtlichen deutschen Blogs und Medien von "ganz Österreich" zu lesen.
NEIN Kärnten ist NICHT ganz Österreich und uns in der Hauptstadt hat das nur kurz tangiert, weil einfach so knapp nach der Wahl die noch nicht verteilten Karten nochmal neu gemischt werden.

Des wars auch schon wieder. Der Altbürgermeister ist tot - schönes Alter zum Sterben und morgen ist Nationalfeiertag und dann ist auch die Leistungsschau wieder vorbei (wie auch die unleidige Sommerzeit auch).

Das Wort zum Samstag.

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Naja,
sagen wir mal so: Bei den ganzen offiziellen Stimmen aus Österreich, die zu diesem Thema an mein Ohr drangen (die Auswahl mag zugegebenermaßen unrepräsentativ und vorgefiltert gewesen sein), überwogen die Lobhudeleien auf das politische Ausnahmetalent und den Charismatiker; selbst zarteste Hinweise auf die Umstrittenheit dieser Figur und die unrühmliche Art ihres Ablebens waren da Mangelware. Aber gut, vielleicht ist das auch nur hier in .de-Land so angekommen.

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mal so nachgedacht...
Als Kärntner Slowene bin und war ich ein aktiver Gegner des Rechtsdralls von Hr. Haider wobei es absolut keine Rolle spielt dass dieser „Saubermann“ eine homophile Neigung hatte. Haider war ein „Straßenkehrer“ der keine Gelegenheit ausgelassen hat Kärntens und auch Österreichs Strassen und Wege sauber zu halten von dem ausländischen Gesindel, Sozialschmarotzern und Abnormen. Als ein einsamer Kämpfer der „Rechten“ Seite hätte es keinen wirklich gestört, aber er war ein gewählter Politiker und dadurch auch Landeshäuptling.

War Haider ein „Arschloch“? Ich möchte dieses Wort mit, sagen wir mal „Kakerlake“ ersetzten. Um eine Führungskakerlake in einem demokratischen System zu sein benötigt man viele Unterkakerlaken die einen wählen. Und wenn Kakerlatismus der Sinn des Volkes ist wird die Haltung zu Normalität.

„…da Haider fohrt wijr a Wildsau und nijchtan isa a nit immer“ erzählte mir ein Verwandter bei meinem letzten Besuch in diesem gelobten Land. Gut, es ist nicht das erste Mal gewesen das ich dies gehört habe, man macht sich aber auch keine Gedanken bei solchen Aussagen. Vielleicht irgendwo weit hinten am Horizont sieht man kurz die Gefahr die durch ein solches Verhalten entstehen kann. Wenn es allerdings passiert würde jeder von uns denken „was für ein AL“ nicht so in Kärnten. Haider ist trotz beträchtlicher Menge Alkohol, überhöhter Geschwindigkeit und damit zur Gefahr für alle die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Strasse befanden in den Kärntner Götterhimmel gehoben worden. Eine männliche Lady Di.

Wie bei Kakerlaken üblich reißen schon einige um den Besen damit sie die löbliche Aufgabe des Auskehrens übernehmen können.

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Herr Nicodemus!
Ich hatte die ganze Zeit, seit dieser Beitrag online steht, inständig auf eine Wortmeldung von Ihnen gehofft. Schön, dass Sie mir die Freude machen, auch wenn das Thema eher ein Unerfreuliches ist.

Ein Kakerlak, der den Saubermann gibt und seinen asseligen Mitsechsbeinern (zumindest denen mit dem richtigen ethnischen Background) das gute Gefühl gibt, mit ihm auf der richtigen Seite zu stehen, diese Mechanismen kann man als Außenstehender gar nicht so recht erfassen. Noch weniger die Ex-post-Epiphanie, die ihm jetzt zuteil wird da unten. Dass er von denen vergöttert wird, deren dumpfe Denke er salonfähig gemacht hat, ist ja noch nachvollziehbar, aber nicht die ganzen unkritisch-beschönigenden Girlanden, die ihm auch von politischen Gegnern noch in die Trauerkränze geflochten wurden. Da steht man einfach fassungslos.

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Herr Mark,
Aussagen von Politikern sind meist die ausdrucksstarke Überhöhung von Volksmeinungen (oder siehe Bankendesaster von Lobbys). Ich habe das Gefühl in Österreich heulen zurzeit die Politiker leiser, als es dem Volke lieb ist.

Ich komme resignierend zum Schluss: Jedes Land, jedes Volk hat die Führung und die Politiker die es verdient. Siehe auch Italien.

Das ist die dunkle Seite der Erkenntnis!

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Zu anderslautenden Einsichten
bin ich auch nicht gekommen, weder im theorielastigen Studium der Politikwissenschaft noch in der demoskopischen Praxis. Italien und das Phänomen Berlusconi ist in diesem Zusammenhang tatsächlich sehr erwähnenswert. So verblendet können gar nicht alle seine Wähler sein, dass vielen von ihnen nicht auch einigermaßen klar wäre, dass ihr Regierungschef ein eitler Hanswurst ist, der die Interessen des Staates mit denen seines Verblödungskonzerns und seiner privaten fiskalischen Angelegenheiten in kaum verhohlener Dreistigkeit verquickt. Und er weil er anscheinend gar keine großen Anstrengungen unternimmt, allzuviel von seinen Mauscheleien und Interessenskonfikten zu bemänteln, empfinden sie ihn irgendwie als ehrlich. Vielleicht bewundert ihn auch so mancher dafür, dass man so dreist sein kann und damit auch noch durchkommt. Wirklich zu verstehen ist das nicht. Eine frühere Kollegin von mir, die seit etlichen Jahren in Rom lebt und Land und Leute kennt, beißt sich auch regelmäßig die Zähne daran aus, plausibel zu erklären, was da eigentlich genau abgeht.

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Nochmal Österreich
Der Erlöser (besser: die Erlöserin), in:

Zu Österreich, Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Mit erlöstem Dank für den Hinweis an: Lebensweise

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Dank an Sie beide
für den Link. Unnachahmlich virtuos, wie Elfriede Jelinek da mal wieder mit den Assoziationsketten klimpert. Es wirkt auf den ersten Blick so atemlos-zornig dahingehudelt, skizzenhaft wie ein Rohentwurf, so in die Tüte gesprochen, wie man in Werberkreisen sagen würde, und doch sitzt jede Metapher, jede mehrdeutige Anspielung, selbst die bei dieser Bilderfülle unvermeidlichen Katachresen verstärken noch die Grundaussage. So müsste man Bloggen können. Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gehet hin in Frieden.

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Wollte noch zu ein Depp ist ein Depp anmerken, daß Johnny ein ganz toller ist *ggg*

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Ja,
noch dazu einer, bei dem man fast * schwul werden könnte. ;-)

* fast ist nicht ganz, die Gans ist keine Ente, die Ente ist kein Säugetier, Was kann der Elefant dafür? **

** frei nach Gernhardt, Wächter, Bernstein, der genaue Urheber dieses Reims lässt sich nicht zweifelsfrei ermitteln. Ich persönlich neige dazu, ihn Robert Gernhardt zuzuschreiben.

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