Mittwoch, 31. Januar 2007
Wald- und Wiesentag
Heute wäre im Kindergarten turnusgemäß wieder Waldtag. Ist aber nicht. Denn solange noch ein postkyrillisches Restrisiko besteht, dass loses Astwerk aus den Wipfeln auf die lieben Kleinen herunterkracht, bleibt der hiesige Mischwald einstweilen Meidezone, bis die Behörden Entwarung geben. Und nun dürfen die Kleinen stattdessen die Wiesen am Rheinufer unsicher machen. Eigentlich eine schöne Sache, aber mich macht ehrlich gesagt der Gedanke etwas unsicher, dass da mangels Frost vielleicht nicht alle Zecken tot sein könnten. Und ist auch wirklich auszuschließen, dass eines der Kinder in den Rhein fällt? Wäre es nicht sicherheitshalber anzuraten, den Kleinen Imkeranzüge und Schwimmwesten anzulegen? Und Schutzhelme? Denn von den Pappeln am Deich könnten ja auch noch Äste heruntergeweht werden. Sie finden, ich übertreibe? Ja, mag sein. Aber wie ich einem Kommentar bei der geschätzten Frau Jette entnehme, treibt das elterliche Sicherheitsbedürfnis auch anderswo bizarre Blüten. So ein neonfarbenes Warndreieck auf den Jacken kann nur ein Anfang sein. Langfristig führt an der Helmpflicht für Kinder wohl kein Weg vorbei, am besten mit einer Lage Alufolie ausgekleidet. Sie wissen ja, Elektrosmog, Mind-Control-Strahlung und so. Am schlimmsten trifft es immer die Kinder.

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Sicherheitsschleusen am Eingang zur Kita!
Emsdetten ist überall, Amokläuferchen gibts bald auch in Kindergarten und Krabbelgruppe.
Die wern ja immer jünger.....

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Du denkst schon noch an die Rente, oder? Die kleinen Racker kann man garnicht sorgfälltig genug behandeln.

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Geringelte Gummistiefel! Man geht nicht so leicht im Gehölz verloren. Höchstens in einer Zebraherde.

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Mit Hilfe von Rettungstauchkurs und Kampfsporttraining für Kinder ab 2 sowie handygestützter GPS-Dauerortung und Dauer-Audio- und Videoüberwachung sollte sich doch ein wohliges Gefühl der Beinahesicherheit einstellen lassen.

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@monnemer:
Wenn der Papi selber zur Trenchcoat-Mafia gehört, genießt das Töchterlein, das mit dem Darkmobil in den Kindergarten gebracht wird, natürlich Respekt in da Child-Hood. Aber man kann nie vorsichtig genug sein, das stimmt.

@ratpack: Meine mickrigen Altersbezüge oder die meiner Mitmenschen habe ich offen gestanden so gar nicht auf dem Schirm, wenn ich an unser kostbares kleines Augensternchen denke.

@Herr Kid: Ihre zauberhaften Stiefelchen sind ja wirklich allerliebst. Solche Streifenmuster schrecken angeblich auch Moskitos ab, habe ich mal irgendwo gelesen. Wenn dieser Vorfrühling anhält, gibts demnächst Ringelstrumpfhosen-Content hier zu sehen. Stay tuned!

@blue sky: Ich denke da auch an RFID-Chips, Satellitenortung und so weiter. Ich sollte den Conrad-Katalog mal wieder anfordern.

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Westfalia!

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Ah, da fällt mir ein, wo hab ich eigentlich das plötzlicher-Kindstod-Warngerät hin?

Verzeihung für den Sarkasmus. Ich bin selbst sehr zerrissen was das Sicherheitsbedürfnis für Kinder angeht.

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Wer nicht?
Wir haben seinerzeit auch darauf verzichtet, das schöne Schaffell ins Babybettchen zu legen (wegen irgendwelcher Korrelationen). Und ich nehme das Thema sicherlich nicht auf die leichte Schulter, von wegen, ach, wenn dieses Kindchen kaputtgeht, hey, dann machen wir halt ein neues.

Ich finde es aber interessant, wie sich Standards verschieben, und wenn ich etwa das Nachbarskind sehe, das die ersten Gehversuche mit dem Laufrad schon gleich mit dem Sturzhelm absolvieren muss, frag ich mich schon, ob wir es auch so weit treiben sollen oder ob das nicht ein bisschen überzogen ist.

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Bei vielem muß man sich fragen, wie Kinder "früher" eigentlich groß geworden sind. Letztes Jahr wurden relativ penetrant diese Gift-Notfallsets in Apotheken beworben. Wenn man so was braucht, möglicherweise sehr sinnvoll. Andererseits schien mir die ganze Bewerbung auf das schlechte Gewissen von Eltern abzuzielen, nach dem Motto, jetzt, wo man von der Existenz solcher Dinge weiß, wäre es unverantwortlich, sowas nicht zu kaufen. Gruselig.

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Wir mussten 16 Jahre auf Nachwuchs warten. Wir sind die ideale Zielgruppe für diese Wegelagerer. Seit etwa drei Monaten haben wir selektive Wahrnehmungsstörungen in Bezug auf Ärzte und anderes Verkaufspersonal für Gesundheitsprodukte, werfen Werbung weg, die mein Töchterchen am Leben halten will, was ohne deren Gerümpel anscheinend nicht geht, und schießen so ziemlich jeden gut gemeinten Ratschlag in den Wind, der nicht von einer der beiden Omas (oder deren Ehegatten) kommt.

Ansonsten herrscht der gesunde Menschenverstand und die Frage: würde mir das gut tun? Wenn ja, dann ja. Seit dem entwickelt sich unsere Tochter prächtig und schläft neuerdings durch. Na also.

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"Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreissen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben." (Janusz Korczak)

Immer wieder nehme ich mir vor, mich mit Korczak und seiner Pädagogik zu beschäftigen. Vor allem sein "Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod" scheint mir - bei aller Unerträglichkeit des ersten Gedankens - einen sehr wahren Kern zu haben. Ich bestelle mir jetzt mal sein Buch.

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Mutig, Herr blue sky!
Ich weiß nicht, ob ich für diesen großen Gedankengang schon reif genug bin im Moment, auch wenn ich den Kern der Wahrheit darin auch spüre. Natürlich macht man sich für den Fall des Falles so seine Gedanken. Was bliebe einem letztlich anderes übrig, als Hiob zu zitieren: "Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gepriesen sei der Name des Herrn"?

Herr Kid, sicher kennen Sie auch die etwas überspitzte Frage "wie haben wir damals eigentlich überlebt?", die vor einer Weile als Mailanhang kursierte. Da hieß es auch sinngemäß: "Und wenn wir uns mal die Knie aufgeschlagen haben, wurde da nicht gleich Sagrotan gesprüht, da hat man notfalls draufgepinkelt als Wunderstversorgung".

Herr Götze, bewahren Sie sich das. Es werden noch Erwägungen auf Sie zukommen, die nicht ganz so leicht abgetan werden wie wenn man einen Prospekt ins Altpapier steckt. Ich sage nur: Impfungen...

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Wer nicht?
Ich!

So, jetzt habe ich grade 5x tief durchgeatmet und die spontan getippten zwei DIN A4 Seiten Empörungskommentar wieder gelöscht, aber auf dieses Reizthema springe ich immer wieder schneller an als gut ist.

Trotzdem kann ich es nicht lassen.
Deshalb jetzt die entschärfte Version:

Ich bin quasi auf einem Bauernhof großgeworden und scheine es so verpasst zu haben, mich an das heute übliche Sicherheitsdenken von Eltern zu gewöhnen.

Nicht nur ist es mir völlig fremd, mir tun auch immer die armen Kinder leid. Viele haben ja gar keine Chance mehr, sich rechtzeitig als selbständige und vor allem verantwortungsbewusste Persönlichkeiten zu entwickeln. Wenn sie noch nicht mal für sich selber Verantwortung übernehmen dürfen, ja, wie sollen sie denn je für andere sorgen können?

Und vor allem fasziniert es mich immer wieder, für wie dumm die meisten Eltern ihre eigenen Kinder halten, denn das muss ja so sein, sonst würden sie ihnen deutlich mehr zutrauen.

Ich frage mich nur, was wird, wenn die Kinder größer werden und sich nicht mehr so einfach von ihren Eltern bevormunden lassen. Irgendwann will jedes Kind mal seine eigenen Grenzen ausloten und vor allem selber erfahren. Ich denke aber, es ist deutlich ungefährlicher, wenn ich da ein drei-/vier-/fünfjähriges Kind sich austoben lasse, weil das ganz andere Gefahren testet, als wenn es 13, 14 oder 15 ist - und zum ersten Mal die Verantwortung für sich selber übernimmt.

Meine Kinder haben früh gelernt, dass ich sie nicht ohne Sinn auf Gefahren hinweise, zunächst haben sie mir nicht geglaubt und mussten es selber ausprobieren, heute sind sie erfahren genug, um meine Warnhinweise zumindest ernst zu nehmen, schließlich haben sie jedesmal gemerkt, dass ich sie nicht unnötig ausbremse.

Darüber hinaus, beschützen viele Eltern ihre Kinder aber auch vor Unmengen an "theoretischen" Gefahren. Äste im Wald, Dunkelheit, Kälte, Wärme, Stürze, Schrammen, Dreck, Feuer, Verkehr, Menschen und gefährliche Tiere. Ja Teufel noch mal, das Leben ist so höllengefährlich, besser wäre es doch, wir erschießen uns sofort, dann passiert nix mehr.

In Wahrheit beschützen sie aber nicht ihre Kinder, denn für sich selber empfinden sie diese Gefahren ja gar nicht als sehr bedrohlich, in Wahrheit sind sie schlicht nur zu feige, die Verantwortung für ein auch nur rein theoretisch denkbares Versagen als Eltern zu tragen. Und damit ihnen selber niemand (und auch sie selber nicht) jemals vorwerfen kann, sie hätten sich nicht genug gekümmert, wird den Kindern vorsichtshalber alles verboten und vermiest, was einfach nur Spaß macht.
Tolle Kindheit - aber was für verantwortungsbewusste Eltern. Chapeau!

Ne, sorry, aber an der Stelle steige ich einfach aus. Ich gönne meinen Kindern lieber eine glänzende Kindheit mit genau dem Spaß, den ich selber auch genossen habe - und trage dafür halt die Verantwortung, dass ich schuld bin, wenn es daneben geht. Ich habe ja auch überlebt. (Obwohl das nach heute geltenden Sicherheitsvorschriften eigentlich unmöglich ist.)
Allen düsteren Prophezeiung zum Trotz ist hier aber in den letzten 16 Jahren noch keinem der Kinder was passiert.
Gar nix. Noch nicht mal ein Unfall, der ernsthaftere Verletzungen nach sich zog. (Wenn nach 5 Tagen wieder alles verheilt ist, nenne ich das nicht eine ernsthafte Verletzung.)
Und unverschämterweise werden meine Kinder auch nicht krank. Dabei MÜSSEN sie doch krank werden, wenn sie im Winter ohne Jacke rumlaufen, im Sommer keinen Hut tragen, sich den Lutscher mit dem Hund teilen und nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen. (weil sie nämlich nach 7 Yoghurts, drei Möhren, zwei Bananen und einem Pfund Tomaten so pappsatt sind, dass nichts mehr rein geht.)
Passiert ist bisher also nix (vielleicht weil die Kinder einfach früh gelernt haben, die Verantwortung für sich selber zu übernehmen und nur Risiken eingehen, die sie auch abschätzen können?), aber ich warte trotzdem täglich darauf, dass hier das Jugendamt auf der Matte steht, weil meine Kinder ganz klar nach heute geltenden Regeln stark vernachlässigt werden. Wenn sich noch nicht mal jemand kümmert, dass sie der Jahreszeit entsprechend gekleidet sind und wenn sie nach 18h noch draußen spielen dürfen. Und Fahrrad ohne Helm fahren sie auch. Genauso wie Inliner, Skateboard und Ski - alles ohne Helm, Skandal.
Wenn das Jugendamt je erfährt, dass wir hier im Haus ein 2m hohes Podest haben, von dem sich die Kinder täglich mehrfach mit Freude runterstürzen, na, dann ist ihr Heimplatz wohl gesichert.

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Voll einverstanden, bitte jetzt noch den Empörungskommentar.

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oohps,
kommt davon, wenn man ewig tippt, alles löscht und dann noch mal neu tippt.
Dann dauert es, bis man endlich auf Absenden drückt.
In der Zwischenzeit sind deshalb Mengen von Kommentaren gekommen, auf die ich mich nicht beziehen konnte, weil ich sie ja noch nicht gelesen hatte. "Eigentlich" hätte dieser Kommentar direkt unter Herrn Marks "Wer ich" stehen sollen.
Entschuldigen Sie deshalb die Redundanz einzelner Aussagen, als ich noch tippte, war das nicht abzusehen.
Aber beruhigt bin ich, dass ich mittlerweile gar nicht mehr so alleine bin, mit meiner abstrusen Antisicherheitseinstellung.
Und Herr Goetzeclan: Sie sind auf dem richtigen Weg, weiter so. Es geht, bleiben sie stark.

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;-)
So, bevor ich hier wieder einklinke: Ich hol jetzt erst mal die Lütte ab - mal gucken, ob noch alles dran ist. Und dann erzähl ich nachher vielleicht, warum ich vorigen Freitag nachmittag wegen der Kleinen den ärztlichen Notdienst in Anspruch genommen habe...

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@Anje. Puh. Ja, völlige Zustimmung. Sogar mit der Feigheit rühren Sie einen wahren Punkt bei mir. Denn wiewohl ich erkenne, dass übermäßige Behütung falsch ist, ist meine Ex-Frau das genaue Gegenteil. Von ihr bekomme ich schon Vorwürfe, wenn ich die Kinder im Frühling bei 24 Grad mit nackten Füßen im Sand toben lasse. Als ich neulich meinte, da könne ich ja diesen Sommer endlich mal mit den Kindern ins Schwimmbad (ein bislang von ihr weitgehend verhindertes Unterfangen), jetzt wo der eine (7) sein Seepferdchen habe und der andere (9) bald seinen Freischwimmer, bekam ich eine 10minütige Tirade ab, warum man dennoch ununterbrochen auf sie aufpassen müsse, nur mit zwei Erwachsenen dabei etc. etc.

Ich lasse mir von ihr nicht alles vorschreiben, wieviel Freiheit ich den Kindern lasse. Aber bis zu einem gewissen Grad muss ich mich mit ihr nun mal arrangieren, sie sitzt bzgl. Kinderbesuchen am langen Hebel. Ich glaube, das könnte man auch feige nennen, da letztlich nur Unlust auf fruchtlose Auseinandersetzungen mit ihr.

Ich finde Ihren Standpunkt dagegen toll (und kenne auch genügend Eltern, die ihren Kinder trotz allem sehr gerne diese Freiheiten gewähren würden) - gegenüber wem müssen Sie sich denn bislang rechtfertigen? (Keine Sorge mit dem Jugendamt übrigens. Die wissen sehr gut vernachlässigte Kinder von gesund-selbständigen zu unterscheiden.)

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Man hört es öfters, dass die Mamis normalerweise etwas ängstlicher sind und die Papis eher zu "passt schon" neigen. Solange man sich auf eine gemeinsame Linie verständigen kann, ist das auch kein Problem. Aber wenn die Risiken so unterschiedlich wahrgenommen werden, würde selbst ich vermutlich irgendwann die Lust verlieren, es immer wieder auf eine Grundsatzdebatte ankommen zu lassen.

@Anje: Das würde ich zu mehr als 90 Prozent genauso unterschreiben. Denn wie schon Erich Kästner sagte: "Nichts ist so lebensgefährlich wie das Leben." Ich könnte mir aber vorstellen, dass man auf Elternabenden oder bei nachbarschaftlichen Veranstaltungen schon aneckt, wenn man die üblichen Hysteriewellen als solche bezeichnet. Wie schrieb dieser Tage jemand hier im Dorf: In Ungarn ist ein Huhn umgefallen, holt die Kinder rein!

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gegen wen ich mich rechtfertigen muss?
Na, gegen alle anderen Eltern, die zwangsweise mitbekommen, wie unverantwortlich leichtsinnig und fahrlässig ich mit meinen Kindern umgehe.
Das sind die anderen Eltern aus dem Kindergarten bzw. der Schule - denen kann ich nicht immer aus dem Weg gehen. Und den Lehrern/Erziehern natürlich auch nicht, doch die sind zum Glück nach einer gewissen "Gewöhnungsphase" irgendwann alle mit mir einverstanden gewesen.

Beispiel?
Der jüngste, unser erziehungsresistentes Minimonster, machte in der 1. Klasse einen Ausflug, auf dem ich als begleitende Mutter auch dabei war, weil die Lehrerin händeringend nach Unterstützung suchte und ich dann nachgab, weil ich an dem Tag eh frei hatte.
Es war eine Schnitzeljagd mit "Trimm dich Aufgaben" im örtlichen Stadtwald geplant.
Die Klasse wurde in 4 Gruppen aufgeteilt, ich war bei der Gruppe meines Sohnes.
Nu ist der Mini eben wirklich ein wenig "eigen" und als er an der vorletzten Station aus Ungeschicklichkeit vom Baumstamm rutschte und ich ihm sagte, er müsse dann halt die ganze Aufgabe noch mal machen, bekam er einen Wutanfall und tobte rum. Ich pflege diese Ausbrüche zu ignorieren, drehte mich deshalb um und half dem nächsten Kind.
Als ich drei Minuten später wieder guckte war der Mini weg. Spurlos verschwunden.
Mich kratzte das nicht wirklich, weil ich a) das Kind kenne und weiß, dass er absichtlich verschwunden ist und ich b) auch überhaupt keine Lust habe, mich von ihm terrorisieren zu lassen, c) war es mitten am hellichten Tag mit vielen Menschen im Wald, irgendwer wird den schon finden, allerdings traute ich ihm d) auch zu, dass er sich versteckt und gar nicht gefunden werden will, dann sollte er e) doch gucken wie er klarkommt, nach einigen Stunden wäre ihm sicherlich langweilig geworden und dann wäre er auch freiwillig wieder aufgetaucht. Wenn ich dann nicht mehr da bin, dann aber sicher irgendjemand anderes, üblicherweise werden solche "Fundkinder" dann bei der Polizei abgegeben, der hätte ich ja vorher mitteilen können, dass ich ein 6jähriges Kind mit rotem T-Shirt als meines anerkenne und auch abholen würde, wenn sie es denn erst mal hätten.
Das war also meine Einstellung und damit war für mich die Sache erledigt. Ich habe offiziell ein wenig gesucht, 100m nach rechts, 100m nach links, gerufen, gebrüllt - kein Kind und nirgends ein Schatten eines roten T-Shirts, tja Pech, dann eben Plan B, spätestens am Nachmittag bekomme ich ihn von der Polizei wieder. (Die Nummer kannte ich übrigens schon, er war schon mal abgehauen.)
Ich habe also den anderen Kinder aus der Gruppe über den Baumstamm geholfen, wir haben noch die nächste Station absolviert und dann war auch schon gemeinsames Treffen auf der großen Wiese.
Dort fiel den anderen auf, dass mein Mini fehlte. Ich erzählte was passiert sei und war völlig locker. Gefahren für das Kind habe ich definitiv keine gesehen. (Da war auch kein Kyrill vorher durch den Wald gefegt.)
Na, aber dann hätten Sie mal die anderen Mütter erleben sollen.
Was für ein Affenzirkus. Ich hatte dabei die ganze Zeit nur eine Höllensorge, dass jetzt noch viel mehr Kinder wegkämen, die anderen waren im Zweifel nämlich nicht so abgebrüht wie mein Mini, denen hätte ich es also auch nicht wirklich gegönnt, aber alle liefen wie aufgescheuchte Hühner im Wald rum und suchten und brüllten.
Nach 30 Minuten intensiver Suche von allen Anwesenden war das Kind immer noch nicht gefunden - da wollte eine Mutter die Polizei samt Hubschrauberstaffel und Rettungstaucher alarmieren, weil irgendwo ganz hinten im Wald wohl auch noch ein See ist.
Mittlerweile heulten einige Kinder und zwei Mütter klagten über Herzbeschwerden ob der Aufregung.
Ich stand nur kopfschüttelnd dabei.
Allein die Tatsache, dass ich als einzige und dann auch noch als die eigentliche Mutter mich überhaupt nicht aufregte, brachte die Gemüter wahrscheinlich mehr zu Wallung als alles andere zusammen.
Ich sagte dann, wir sollten doch erst mal picknicken bevor wir die GSG9 rufen, vielleicht taucht er ja doch noch auf, .
10 Minuten später kam der Mini dann fröhlich grinsend auf die Wiese geschlendert, mit nacktem Oberkörper, das rote T-Shirt hatte er in die Hosentasche gestopft.
Es war genau wie ich es mir gedacht hatte: dieses Monster hatte sich vorsätzlich versteckt (und deshalb das verräterische rote T-Shirt ausgezogen, schließlich ist er kein kleiner Doofer) und hatte mit großer Begeisterung unser Gerufe und Gesuche aus sicherer Entfernung verfolgt.
Bilderbuchmonster.
Aber statt dass jetzt alle erleichtert gewesen wäre, setzte nun das Riesengeschimpfe erst recht ein und ich war natürlich schuld. Erstens daran, dass ein 6-jähriger sich überhaupt so unmöglich benehmen kann (logisch: völlig vernachlässigt, kein Fitzel Erziehung für das Kind, kein Wunder, wenn sich nie jemand kümmert, das arme Kind) und zweitens natürlich auch insbesondere für meine unmögliche Unaufgeregtheit. DIE nehmen sie mir noch bis heute übel.
Von der Lehrerin habe ich nachher erfahren, dass die Mütter ein Komitee gebildet haben, um den Sachverhalt noch mal zu besprechen und dass sie das ganze dem Jugendamt melden wollten, eben weil da ja nachweislich ein Kind in Gefahr ist, aber die Lehrerin (die das Kind schon etwas länger kannte und deshalb wusste, dass er das wirklich absichtlich und mit viel Spaß an der Aufregung durchgezogen hatte), konnte sie wohl noch rechtzeitig bremsen.

Verstehen Sie jetzt, weshalb ich nicht wirklich gut auf die Kategorie "wir sind gute Eltern" zu sprechen bin?

Das war nur ein Beispiel, ich hätte noch mehrere davon im Angebot (meine Kinder sind öfter mal weggekommen, vor allem die Mittlere, die das "Wegkomm-Gen" wohl als besondere Extrabegabung geerbt hat), aber wirklich passiert ist nie was, die Polizei als letzte backup Station funktioniert immer und seitdem es Handys gibt, finden die Kinder im Zweifel auch jemanden, der für sie anruft.
Wenn wir heute auf "Massenveranstaltungen" gehen, male ich dem Mini meine Telefonnummer mit Edding auf die Hand, das klappt prächtig.

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OK, verstehe!
Wie weiter oben gesagt, ich konnte mir ja vorstellen, dass man in der Herde aneckt mit dieser Haltung, aber dass es einem dann auch noch übel ausgelegt wird, wenn kein Super-GAU eintrifft, das übertrifft meine Vorstellungskraft dann doch. Das einzige, was mich dereinst davor bewahren könnte, auch permanent in dieser Ecke zu stehen, ist ein Minimum an diplomatischem Feingefühl, das ich an guten Tagen mit viel Mühe aufzubringen vermag (und natürlich der mäßigende Einfluss meiner Frau). Ohne diese zwei Faktoren stünde ich vermutlich viel öfter in der Ecke allein gegen alle.

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Kenn ich das? Ha jo! Hilft nur ein ausgeprägtes (Sorry Mark) "Leck mich Gen", wenigstens hat der Kurze eine gute Lehrerin, Lehrer, die Ihre Schüler "kennen" sind sehr selten geworden.

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Oha. Diese Mütter kann ich mir lebhaft vorstellen. Aus ihrer Riesenangst ums eigene Kind und darum, nicht vielleicht das allerletzte zu ihrem Wohl getan zu haben, müssen sie jetzt auf alle einschlagen, die sich dieser Einstellung nicht unterwerfen.

Auf der anderen Seite kenne ich auch meine Mutter (die im Übrigen immer berufstätig war und alles andere als überbehütend), zu deren größeren Albträumen als Grundschullehrerin es immer gehörte, ihrer Klasse könnte bei einem Ausflug tatsächlich etwas passieren. Das kann ich zumindest gut nachvollziehen. Die Verurteilung in IHrem Fall finde ich dagegen schlimm.

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@Herr Kid:
Dazu wollte ich ja auch noch kommen: Bei den Westfalen hatte ich in der Tat einiges an Basis-Equipment bestellt. Aber irgendwann war der Grundbedarf an Akkuschrauber-Kraftbits und Steckschlüssel-Nüssen gedeckt (n der gleichen Qualitätsklasse findet sich das Zeug auch in den Wühlkörben vor den Kassen im Theoretiker-Baumarkt). Gleichzeitig nahm es immer mehr überhand mit deren Zusatzkatalogen (Haustierkram, Gartenzeug, Tagebau), so dass ich irgendwann die Kundenbeziehung sanft entschlummern ließ.

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zum Thema "des Kindes eigener Tod" (weitere oben, viel weiter oben ...) diesen Beitrag hier:

http://goetzeclan.blogger.de/stories/249926/

Schon was älter.

(Bitte entschuldigen Sie diese Eigenverlinkung, Herr Mark, aber nochmal posten wollte ich dann auch nicht.)

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Salut
und noch mal ich - denn sorry, heute Nachmittag schlug meine spontan entfachte Empörung solche Wellen, dass ich nur noch meinen eigenen Senf (wenn auch korrigiert gemäßigt) dazu loswerden wollte, ohne auf die anderen einzugehen. Aber ich habe es halt echt mit diesem Thema, da ich schon vor der Geburt des ersten Kindes bei anderen Müttern angeeckt bin (die erste und einzige Schwangerschaftsgymnastik habe ich nach dem dritten Termin abgebrochen, da war schon abzusehen, dass es Ärger geben würde, weil ich meinen Mund halt nicht halten kann, aber Schwangere sind ja fast noch schlimmer als fertige Mütter.)
Egal.
Herr blue sky, zu ihrer eigenen Vater-Mutter-Kind-Situation: Achdulieberegon, was soll ich dazu sagen? Auf alle Fälle: Sie haben mein volles Mitgefühl, ich würde wahrscheinlich die Krätze kriegen und außerdem einen Wutanfall nach dem nächsten, wenn ich gezwungen wäre, meine Kinder derart überbehüten zu müssen. Das Dumme ist nämlich, und das weiß ich nur zu gut, dass Ihre Frau wirklich "das Sagen" hat. Mit ihren Forderungen (bzw. mit ihren Vorwürfen bei Versagen Ihrerseits, passiert sein muss nix, mangelnde Aufmerksamkeit reicht) kriegt sie im Zweifel vor jedem Gericht in Deutschland Recht und Sie haben das Nachsehen, den schwarzen Peter und Ihre Kinder gucken für alle Zeit in die Röhre. Die wachsen dann wahrscheinlich noch in dem Bewusstsein auf, dass ihr Vater ein verantwortungsloses Miststück ist, der ihr Verderben jederzeit billigend in Kauf genommen hätte, und da sie dann ihren Vater ja auch nicht mehr sehen, gibt es auch nirgendwo eine Gegendarstellung.
Das ist doch alles einfach nur $%§&"$ (edit, wegen unerlaubtem Kraftausdruck).
Sorry, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein, ich rege mich nur wieder maßlos auf, weil ich das alles so unglaublich ungerecht finde. Denn im Grunde geht das komplett zu Lasten der Kinder.
An dieser Stelle danke ich meinem Schicksal auch täglich, dass ich eine Frau und damit selber die "bestimmende" Mutter bin, ich habe mir obendrein aber auch einen Mann als Vater dazu ausgesucht, der in diesen Punkten meine Einstellung 1:1 teilt, so dass wir zwar häufig wegen allen möglichen Dingen den schönsten Streit haben - aber wegen der Kinder haben wir uns nur ganz selten in der Wolle.
Die Ängste Ihrer Mutter als Lehrerin kann ich dagegen sehr gut verstehen: Sie war ja auch nicht für ihre eigenen Kinder verantwortlich, sondern für fremde - das ist in meinen Augen etwas komplett anderes. Für fremde Kinder möchte ich auch keine Verantwortung übernehmen, im selben Moment werde auch ich in solchen Dingen überaus sicherheitsbewusst. Wenn wir früher mal Kindergeburtstag im Zoo oder einmal auf der Kirmes gefeiert haben - da hätten Sie mal sehen sollen, welch überzogene Gluckeneigenschaften ich entwickeln kann. Alle Mann fein in Zweierreihen, keiner bewegt sich aus dem Glied und alle 10 Minuten zum Zählappell antreten.
Aber als mein Mini wegkam, war ICH ja dafür verantwortlich, immerhin war er in MEINER Gruppe, da denke ich, brauchte sich die Lehrerin keine Vorwürfe zu machen. Bei jedem anderen Kind (dessen eigene Mutter nicht dabei war) hätte ich ja auch selber deutlich mehr Aufstand gemacht, nur bei meinem eigenen fand ich es nicht nötig, weil ich zufällig DIESES Kind ganz genau kannte und wusste, er nutzt vorsätzlich und überlegt genau jetzt mal diese Situation für ein kleines Machtspielchen. Und genau darum MUSSTE ich auch gelassen bleiben, denn sonst hätte ich für lange Zeit bei diesem Monster gründlich an Boden verloren. Der Stöpsel hat einfach eine doppeltgroße Portion AlphaGene geerbt, deshalb ist der Umgang mit ihm eben auch etwas anders als es im Elternhandbuch für 6-jährige beschrieben wird.

Und Herr Mark: Ich denke, Sie haben im Umgang mit anderen Eltern und Erziehern dann wiederum den Vorteil, dass Sie halt "nur" der Vater sind. Väter dürfen das, mal etwas lockerer sein, nicht ganz so perfekt, die dürfen auch mal Witze machen, die findet man dann sogar komisch ("haha, der Herr Mark hat immer so klasse Sprüche drauf. Aber zum Glück passt ja die Mutter gut auf und schließlich weiß man ja, wie es gemeint ist.")

Ich meine damit, dass Sie mit Ihrem "Minimum an diplomatischen Feingefühl" im Zweifel sicherlich viel, viel lockerere Sprüchen ablassen als ich, denn bei mir reicht schon die kleinste "Fehlbemerkung" und sofort horcht die Mütterhorde auf. ("Was ist DAS denn für eine Mutter? Pfui, das geht ja mal gar nicht.")
Dazu kommt, dass es ja oft nicht die verbalen Äußerungen sind, die auffallen, sondern das tatsächliche Verhalten. Wenn mein Kind ohne Jacke im Winter in der Schule erscheint, wer ist dann Schuld? Der Vater? Oder gar das arme Kind? (das eh nie, Kinder sind immer nur "arm"), nein, logisch, natürlich die Mutter, die Schlampe!

Ich musste das erst mühsam lernen, weil mein Kind halt ohne Jacke geht, wenn es das unbedingt will. ER friert doch und nicht ich. Wenn er sich den ersten dicken Schnupfen geholt hat und sich dann eine Woche meine hämischen Bemerkungen und mein völlig fehlendes Mitleid reinziehen durfte, wird er es gelernt haben. Ich zeige bei "unverschuldeten" Krankheiten nämlich ansonsten durchaus das richtige, notwendige mütterliche Mitgefühl und betüddel die Kinder auch gerne - aber halt nicht, wenn ich vorher 17x gesagt habe: "Zieh dir eine Jacke an, es ist kalt, du erkältest dich." Der Mini friert aber erst bei Minusgraden - und dann zieht er auch eine Jacke an, gelernt hat er es also durchaus. Sieht bei +2°C halt nur blöde aus für die anderen, die ab 14°C (oder ab wann weiß ich) in voller Skimontur erscheinen.
Heute habe ich alle drei Kinder (auch den Kurzen) soweit, dass sie sich in der Öffentlichkeit wenn ich dabei bin, diesen "offiziellen" Anforderungen unterwerfen.
Ich habe ihnen ganz klar erklärt, dass ich die Nase voll habe, immer dafür angemacht zu werden, dass wieder irgendwas nicht der Norm entspricht.
Dass ich zwar selber finde, die Leute haben eine Meise, aber dass es das Leben einfacher macht, wenn man nicht permanent und vorsätzlich immer und überall auf Konfrontationskurs geht, dass die Welt voll ist von armen Idioten und sie sich besser schon jetzt mal daran gewöhnen, wie man mit solchen Menschen umgeht. Tu halt so als ob, dann sind alle happy.
Daneben gibt es ja immer noch ein Privatleben und dann macht man es sich da eben doppelt gemütlich.
Ich finde es schade, dass ich damit schon dem 8-jährigen die Illusion der heilen Welt rauben musste, aber eine andere Möglichkeit habe ich nicht mehr gesehen.

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Verstehe,
aber Politik ist nun mal die Kunst des Machbaren. Seinen Kindern zeitig beizubringen, dass das nicht alles Ponyhof ist da draußen, daran kann ich nichts verkehrtes finden. Übrigens auch nicht daran, dass Sie vorhin so schön steil gegangen sind. Ihren Kommentar haben wohl alle hier genossen, und vermutlich hat auch jeder schon mal die Erfahrung gemacht, dass die Debatte nicht stehengeblieben ist, während man noch an einer Antwort tippte. Es macht mich auch ein bisschen stolz, dass hier in der Dunkelkammer immer wieder engagierte Diskutanten zu Gast sind - und dass da noch bisschen mehr geht als nur *kekserüberschieb* und *am-Tee-nipp* (womit ich den sozialen Wert dieser Form der Fellpflege keineswegs herabwürdigen will).

Im Übrigen haben Sie natürlich auch völlig recht, dass ich als Papi im Zweifelsfall nicht mit den gleichen Maßstäben gemessen werden würde wie eine Mutter, auch wenn wir unser Familienleben in einigen Punkten ziemlich konträr zum klassischen Rollenmodell gestalten. Von daher kanns natürlich sein, dass meine Frau als voll arbeitende Businessfrau bei den häuslich ambitionierten Mustermamis schlechtere Karten hätte als ich. Aber letztlich: who cares? ;-)

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Von der doppelt scharf beobachteten Rolle als Stiefvater ganz zu schweigen: volle Verantwortung, nix zu sagen - und wehe, sie leisten sich Fehler, die bei Mutter oder Vater kleine Fische wären. Aber wenn das Kind wohl gerät, klopft sich der Erzeuger auf die Schulter. Ich fange gar nicht erst an, das Gelände ist mir zu vermint ;-)

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Ja, schwieriger Spagat,
das stimmt. Wobei es auch gute Seiten haben kann: So sagte mir ein Bekannter, er sei eigentlich ganz froh, dass der Kelch der kleinstkindlichen Kack-und-Krähphase an ihm vorübergegangen sei. Er habe mit seinem zwölfjährigen Stiefsohn jede Menge Spaß und sehe auch keinen Anlass, noch ein weiteres (und eigenes) Kind "nachzuschieben".

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Wir müssen ja demnächst wieder zum 1.-Hilfe-Kurs.

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