Mittwoch, 17. Januar 2007
Sie nennen es Braunschweig
Bildblogger Stefan Niggemeier hat eine Blogdiskussion losgetreten, die sich an der (annunfürsich nicht so richtig kontroversen und brennenden) Frage entzündete, ob in Braunschweig je was los war oder eher nicht. Im Prinzip könnte man den Beitrag auch getrost dem Vergessen anheim fallen lassen, stünde da nicht ein Kommentar von einem gewissen Lascha Sobo drunter. Dessen Statement zur Lage der Nation ist es wert, dass sich auch Linksrheiner, Nichtniedersachsen und nicht zuletzt auch Hanseaten und Hauptstadtbewohner ein paar Gedanken machen über das Braunschweig in ihren Köpfen:

Es gibt in Deutschland nichts, wo jeden Tag rund um die Uhr Alarm ist. Umgekehrt ist an ganz vielen Orten zu ausgesuchten Zeiten etwas los. Genau das ist der Punkt. Ihr und Euer Wissen um die Orte und Zeiten, wo etwas los ist. Wann immer Ihr darüber schimpft, schimpft Ihr über Euer eigenes Unwissen.(...)

In jeder Stadt über 100.000 Einwohner (darf man rechtlich da schon Stadt sagen eigentlich?) gibt es zu jedem Zeitpunkt irgendwo eine Ansammlung von Leuten, die irgendwas machen, wo man gern dabei wäre. Man weiss es bloss einfach nicht, weil man eben letztlich doch ein armseliges Würstchen ist mit unzulänglicher sozialer Vernetzung...


So siehts nämlich aus. Und wenn jede Wahrheit einen Mutigen braucht, der sie ausspricht, dann gebührt der Dank dafür heute Lascha Sobo. Auch wenn ich gar nicht so sicher bin, ob hinter diesem Namen tatsächlich der bekannte Berliner Sachbuchautor und Irokesen-Träger mit Lech-Walesa-Gesicht steckt - oder nur ein kongenialer Trittbrettfahrer des binären Böhmen Sascha Lobo. Möge ihn die Stadt Braunschweig zum Ehrenbürger ernennen und ihm auch ordentlich Nordzucker in seinen Südpol blasen. Er hats verdient. Und sind wir denn nicht alle ein bisschen Braunschweig - oder brunswick, wie wir Cool People sagen?

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genau sowas von der thematik her betrachtet meinte ich damals:
http://c17h19no3.blogger.de/stories/662734/

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Darf ich das
als Kritik an der Themenwahl meines Beitrags verstehen oder zielten Sie auf die Ursprungsdiskussíon?

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das war auf die urspungsdiskussion bezogen, keine sorge. ;)
deskriptiv geschilderte langeweile. über belangloses maulen, um überhaupt was zu sagen, wenn man schon sonst nichts zu sagen weiß. noch dazu in dieser verallgemeinernden art. wenn es sich wenigstens auf etwas konkretes bezöge... die aufmerksamkeit für die geschilderte langeweile ist hier ja schon genug als ersatz für jede art von konkretion in der problemlösung.

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Mich langweilen solche Diskussionsbeiträge
à la "das Beste an {hier Name einer beliebigen Stadt einsetzen} ist ja der Intercity nach {hier Name der nächstgrößeren Stadt einsetzen} auch ohne Ende. Genau wie die reflexhaften "Ach-Don-so-so-schlimm-ist-Berlin-gar-nicht"-Comments, wenn der bajuwarische Blogbazi Don A. sich mal wieder über die versiffte Preussen-Hauptstadt auslässt. Und genausowenig hätte mich auch das Braunschweig-Gejammere als solches interessiert, hätte da nicht das Kommentar-Kleinod von L.S. dazwischengefunkelt.

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Also bei mir ist immer was los. Dafür muß ich mir nicht die Haare kämmen.

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...und ihm auch ordentlich Nordzucker in seinen Südpol blasen...

Hahaa! Danke!

Ja, und der ganze Kommentar ist in der Tat gut und wahr und treffend geschrieben. Hadder Recht!

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Da wo ich her komme,
da hatten wir nichts. Wir waren es, die was gemacht haben. So war es schon immer. Auch wenn ich in größeren Städten wewohnt habe. Heute ist es wieder so. Es gibt eine Kneipe, einDorfgemeinschaftshaus und eine Telefonzelle. Wenn hier was los ist, weiß ich das und/oder bin sowieso beteiligt. "Hey, Liesel! Du bist doch dabei, oder?", wie die Cool People mich hier zu nennen pflegen.

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Vielen Dank für diesen Link! Denke auch, daß die Konsumhaltung bei der Freizeitgestaltung (nix los, kommt nix in der Glotze) und die überall so gern propagierte und verkaufte Spaßgesellschaft (total was los in wasweißich), immer mehr Verbreitung findet. Die Leute machen nichts mehr selbst, sondern erwarten einfach, daß andere machen und daß sie dann dabei sein dürfen.
Daß vieles von dem "was los" Konsumabzocke und Augenwischerei ist, verstehen die meisten eh nicht. Aber haben sie's besser verdient mit ihrer "pauvre" Einstellung?

Neulich hörte ich eine Radiosendung, in der Peter Molyneux die interessante Einstellung vertrat, man solle Kinder nicht vom Klavier- zum Sportunterricht kutschieren, sondern sie sich ganz bewußt langweilen lassen, damit sie lernen ihre eigene Kreativität zu entfalten. Und vielleicht ist es gerade das, was die Leute brauchen: ein gewisses Schwellenmaß an Langeweile, damit sie endlich ihren Arsch hochbekommen und das persönliche Braunschweig im Kopf loswerden....

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Ein gewisser ennui
war ja früher das Privileg der gehobenen Stände - alle anderen hatten zu rackern, um über die Runden zu kommen. Und jetzt ist die Langeweile halt auch im Prekariat angekommen und bei der sittlich desorientierten Jugend. Wie Sie aber richtig sagen, muss das auch gar nicht verkehrt sein für die persönliche Entwicklung. In der "Eltern" ist mir diese These, dass ein gewisses Maß an Langeweile der Entwicklung förderlich sein kann, neulich auch schon begegnet. Und wenn ich ehrlich sein soll, befremdet es mich auch nicht zu knapp, was manche Eltern so alles veranstalten, um ja keine Minute Leerlauf im Dasein ihrer Kleinen entstehen zu lassen.

Aber mit dem Stichwort "Konsumhaltung" haben Sie den narzisstischen Verblendungszusammenhang, die ganze Welt wäre bloß als Vergnügungspark für das persönliche Entertainment zu betrachten, ja schon benannt. Ich kann da auch nur an Blaise Pascal erinnern, der gesagt hat, viel Unglück in der Welt rühre daher, dass die Leute nicht einfach eine Stunde lang ruhig zuhause hinter ihrer Tür sitzenbleiben könnten.

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Die kindliche LAngeweile wird schon länger propagiert, nur glauben dem die wenigsten Eltern oder wollen es nicht wahr haben. Ein gelangweiltes Kind ist erst mal ja viel anstrengender als ein mit Terminen voillgestopftes Kind. Aber die Kleinen lernen schnell. "Mama, mir ist langweilig!" "Das ist ja dumm, da wirst du dir wohl was ausdenken müssen, was Du spielen kannst." wäre eine passende Anrtwort undnicht der Gedanke: 'Hmm, was mach ich jetzt mit dem Kind? Das nervt ja sonst oder kommt auf dumme Ideen und räumt in seiner Windel auf oder so." Gelangweilte Kinder sind nämlich immer erst mal auch ein Risiko, weil in der Kreativität eben auch viele Dummheiten stecken. Aber gerade die Dummheiten sind die spannenden Dinge im Leben und kinder mpüssen leben dies Dummheiten auszuprobieren und trotzdem vorher abzuschätzen, ob die daraus entstehenden Konsequenzen tragbar sind. Dazu muss man aber erst mal einige Erfahrungen mit dem Groll der Eltern gemacht haben.. und auch die Erfahrung, dass Ausprobieren und Sich-was-Ausdenken auch sehr viel Spaß machen können und besser als alles andere die Neugier befriedigt.

Aus diesem Grund gibt's hier gelegentlich Computer- oder Fernsehverbot. Denn plötzlich kommt mein Kind dann auf ganz tolle Ideen.

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Ich erinnere mich, wie zu Usenet-Zeiten in der Gruppe de.talk.liebesakt jemand die Frage nach ungewöhnlichsten Orten stellte, an denen man schon Sex gehabt habe. Jemand antwortete knapp: Paderborn.

(Lascha Sobo ist tatsächlich derjenige welche. Er hat inzwischen sogar ein eigenes Blog Klog.)

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Hihi, daran erinnere ich mich auch noch. Aha, in welchen Gruppen treiben Sie sich denn so rum? :)

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Ich hätte ja vermutet,
im Usenet trieben sich eher Leute herum, um deren sexuelle Auslastung es nicht eben zum besten stand. ;-)

Aber "Paderborn" ist natürlich schon ziemlich abgefahren...

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Ich bin sogar mehr als nur ein bisschen Braunschweig, da meine Mutter aus einem mittlerweile eingemeindeten Dorf in der Nähe stammt. Für mich war das "niedersächsische Oberzentrum" als Kind außerdem immer die große weite Welt, da meine Heimatstadt noch kleiner war.

"binärer Böhme" - hihi

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Als Kind
habe ich im damaligen Landkreis des Oberzentrums der Metropolregion Rhein-Neckar-Dreieck auch noch mit der Blechkanne Milch geholt, bevor wir dann in einen Vorort der Stadt gezogen sind. Mannheim ist wie Braunschweig auch zweitgrößte Stadt des Bundeslandes - und ebenso Anlaufpunkt für die Rübenbauern der Region. Was den Braunschweigern ihr Nordzucker ist, ist dem Mannheimer sein Südzucker.

Ich mag die Stadt auch immer noch, selbst wenn mir der berühmte Winselknilch X.N. mit seinem bekifften Geseier von Mannheim als dem "auserwählten Zion" etwas peinlich ist.

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Also ich hab mich auf Megaevents schon tierisch gelangweilt..
und mich auf Dorfpartys königlich amüsiert.

Ist das nicht ne Einstellungssache ??

ey , wo ich bin is Partyyyy !
:))

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