Mittwoch, 4. Januar 2012
Von Äpfeln und Birnen
(...) Er handelt unüberlegt und hat kein Urteilsvermögen ... Er nimmt die Ideen anderer als eigene in Anspruch ... Sehr oft greift er einen Vorschlag als nutzlos oder oder sogar dumm an und erklärt, man verschwende seine Zeit damit. Das allein ist schon schlechtes Management, aber wenn es eine gute Idee ist, erzählt er bald überall davon, es wäre seine eigene ... Er fällt einem ins Wort und hört nie zu.
So ließ sich in der autorisierten Steve-Jobs-Biografie von Walter Isaacson eine frühere Apple-Führungskraft über Firmengründer Steve Jobs aus. Und spontan fühle ich mich bei dieser Beschreibung (wie auch bei ein paar anderen Szenen) an meinen früheren Seniorpartner erinnert. Freilich ist unser kleines Pressebüro, das wir in den späten 80ern gründeten, nicht zu einer Weltfirma wie Apple geworden. Und Steve Jobs hat auch nie so eine brachiale unternehmerische Bruchlandung hingelegt wie mein einstiger Mentor und Weggefährte. Der hat sich mit einem konzeptionell ziemlich vergurkten Internetprojekt (bei dem ich auch ein paar Monate lang mitgewerkelt habe, bevor ich den Notausstieg nahm) in Kombination mit der Übernahme einer kaum sanierbaren Zeitschrift gegen Ende der New Economy ziemlich übernommen und backt jetzt kleinere Brötchen. Und trotzdem. So oft wir über Kreuz lagen und ich dachte, oh no, was ist jetzt das wieder für ein Film, wollte ich die gemeinsame Zeit doch nicht missen. Nicht dass ich mich mit Steve Wozniak vergleichen würde, als junger Schreiber war ich sicher nicht annähernd so genial oder bedeutend wie "Woz" als Programmierer und Entwickler, aber irgendwie erkenne ich in der Konstellation der beiden Steves hinter Apple doch so manches aus eigenem Erleben wieder.

Vorsorglich und der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass die Steve-Jobs-Biographie (soweit ich das bis Seite 197 absehen kann) auch jede Menge Dinge enthält, die mit meinem eigenen Erleben nicht das Allergeringste zu tun haben. Aber worauf ich damit eigentlich hinauswill: Dies ist ein durchaus lesenswertes und unterhaltsames Buch, ganz unabhängig davon, wie man persönlich zu den Produkten und Dienstleistungen der Firma Apple steht. Spezieller Dank dafür nochmal an meine Frau, die es mir geschenkt hat, obwohl sie im Vorfeld nicht so ganz sicher sein konnte, ob mich die Lebensgeschichte des Hipster-Ersatzgurus tatsächlich zu fesseln vermag.

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