Mittwoch, 9. November 2005
Automobiles Burnout-Syndrom
Kann das, was in französischen Banlieues derzeit abgeht mit Auto-Abfackeln und so, auch bei uns passieren? Gute Frage. Tatsächlich sind in den letzten anderthalb Jahren zwei Familienangehörige von mir auf diese Weise geschädigt worden. Zuerst mein ältester Bruder, dessen Familienkutsche im Rahmen einer Brandstiftung in der Tiefgarage stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vor einigen Wochen hat es nun den Golf meiner Mutter erwischt, den sie für zwei Tage am Vorortbahnhof in meiner Heimatstadt abgestellt hatte. Als sie nach ihrem Kurztrip auf den Parkplatz kam, stand da nur ein verkohltes Wrack. Anzeige gegen unbekannt, Hassel mit der Versicherung, die natürlich nicht glaubt, dass der Wagen in zehn Jahren nur knapp 50 TSD Kilometer abgespult hatte und auch sonst top in Schuss war. Grmpf. Trotzdem zweifle ich daran, dass das Phänomen hierzulande so epidemische Ausmaße annehmen würde wie in Frankreich. Wenn man den Deutschen in größerem Stil an ihr goldenes Kalb ginge, dann gäbe das schlicht Bürgerkrieg. Die marodierenden Jugendbanden würden womöglich sehr schnell richtigen Stress kriegen mit spontan zusammengerotteteten Normalbürger- und Rentner-Milizen. Und die Polizei hätte wohl einige Mühe, Lynchjustiz an Auto-Abfacklern zu verhindern. Die müssten womöglich aufpassen, dass sie nicht plötzlich selber nen brennenden Autoreifen um den Hals haben. Wie auch immer: Vielleicht ist es nicht das dümmste, dass man den desorientierten und schlecht integrierten Jugendlichen in Deutschland wenigstens die Perspektive bietet: Zu nem tiefergelegten 3er-BMW-Coupé bis Baujahr 95 kannst auch Du es bringen...

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