Mittwoch, 16. November 2005
Schweigen oder Sturm klingeln?
Mit Schrecken sehe ich, dass sich meine Blog-Existenz hier im Dorf unausweichlich der 300-Tage-Marke nähert. Tja, es liegt nicht (nur) an der dunklen Jahreszeit, dass ich nicht mehr wie ein heuriges Häslein unbeschwert um die Häuserblogs hüpfe. Da und dort sehe ich nämlich überquellende Kommentarbriefkästen, dauerhaft dunkle Fenster oder zugezogene Rolläden, an denen Post-Its kleben "hey, meld Dich doch mal wieder", "Geht's Dir gut?" und "Wir machen uns Sorgen."
Und es ist auch würdig und recht, dass man sich Gedanken macht. Das gehört nun mal zu einer intakten Dorfgemeinschaft. Aber wie ich damit umgehen soll, darüber bin ich mir ehrlich gesagt nicht so klar. Natürlich hatte ich auch erwogen, der lieben Frau Kinky per Kommentar mitzuteilen, dass ich sie vermisse und mir Gedanken mache. Dann aber fragte ich mich, ob ich damit eher ihr oder mir nen Gefallen tue. Vielleicht empfindet sie ja die überquellende Kommentarleiste als derartige Belastung, auf die sie nur mit Rückzug reagieren kann. Weiß ichs? Wenn ich was aus der Erfahrung mit meiner jahrelang an Depressionen leidenden Ex-Freundin gelernt habe, dann das: Die naheliegende und "normale" Reaktion kann durchaus die falsche sein. Sätze wie "hey, ist doch alles halb so wild, Du müsstest nur ab und zu raus an die frische Luft" oder "hey, nimm doch nicht alles so schwer" können voll die Killerphrasen sein, selbst wenn sie noch so gut gemeint sind. Das gilt für gepostetes vermutlich noch umso mehr als für von Angesicht zu Angesicht gesagtes. Und so hab ich mir vorgenommen, das Schweigen der Mitbewohner zu respektieren. Und darauf zu hoffen, dass alles gut sein wird. Irgendwie. Oder hat jemand ne bessere Idee?

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auf sowas nehm ich keine rücksicht
abba ich wohn ja auch imma ausserhalb einer dorfgemeinschaft.

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Und trotzdem
haben Sie sich umsingen lassen, gelegentlich wiederzukommen.

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ach was ich schreib auch beim wikingerforum
oder bei den antideutschen

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Und wo
leben Ihre Kommentare länger - beim Wikingerforum oder bei den Antideutschen?

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das hängt immer vom einsatz des blogbetreibers ab
es gibt ja gestalten die hängen da den ganzen tag vor als würden sie bei ihren 3 lesern ne auflage wie die bildzeitung haben.

das is bei bloggern nich ungewöhnlich. aber ich denk mir das so. einmal im leben und wenn auch im virtuellen wollen sie löscher sein und ich biete ihnen das an.

du siehst welche gesellschaftliche aufgabe ich wahrnehme. bischen mehr achtung bitte. ich stärke das selbstbewusstsein der bedürftigen.

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Naja, Sie selber
ziehen da ja anscheinend auch Futter für den Ego daraus. So ist doch allen geholfen. Und Ihren Nutzen für das Ökosystem hab ich ja nie in Abrede gestellt. Ich konnte halt nur nicht nachvollziehen, worin der Kick liegt, sich mit allen anzulegen. Ach ja: Werden Sie Sie bei unserem filmophilen Frankfurter neuerdings auch gelöscht - oder kommen Sie da nur noch, wenn Damenbesuch da ist?

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ne ignoriert weiss der teufel wassa hat
ignorieren is intelektuelles löschen. das versucht waldorf auch konsequent. nur es klappt öfter nich.

am lustigsten isses bei dave meinem jahrelangen fetzgesellen. seit meinen schwunghaften wohlwollendem schreiben über den papst in köln is er als bekennender atheist unamüsiert. dann vertrat ich noch dass die energiekosten halbiert werden sollten und das hat ihm als bekennender spd-grün ideologe den rest gegeben insbesondere weil ich die kohle aus der privatisierung der autobahnen erlösen wollte um den gesamten energiebedarf aus alternativen energiequellen sicherzustellen.

du siehst du kannst keiner sau der ihre ideologischen träume recht machen.

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Ich habe Kinky vor einiger Zeit eine Mail geschrieben und mich nach ihr erkundigt. Sie sprach in ihrer Antwort von Zeitmangel.

Den möchte ich ihr gerne glauben. Bislang.

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Ah ja.
Das kann man als Antwort auch so stehen lassen und respektieren. Und ebenso legitim ist es auch, die Frage gestellt zu haben und damit zu signalisieren, dass die Absenz der Adressatin als Lücke empfunden wird.

Sie sind ja schon länger dabei und haben das ja bestimmt schon öfter erlebt - bis hin zu dem Extrem-Fall compass. Wäre es indiskret zu fragen, ob Sie sich mit der "Erbin" ins Benehmen gesetzt haben und ob die Beiträge dort dauerhaft lesbar bleiben?

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Ich bin derzeit Co-Admin dieses Blogs und werde die Beiträge so lassen. Ich denke, so sollte es sein. Ein letzter Gruß.

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ja, manchmal ist das Schweigen schwerer zu ertragen als doch ein paar Zeilen zu schreiben, zumal wenn man zu einem Bolg eine imaginäre Beziehung aufgebaut hat.

Andererseits stellt sich die Frage: was sind Blogger für Menschen? Einsame kontaktscheue PC-Freaks, die direkten Kontakt zu realen Menschen scheuen? Mitteilungsbedürftige und dennoch scheue Seelen und Emotions- Exhibitionisten? Oder einfach Leute die glauben ihre Alltäglichkeit ist für das Wohl der Menschheit wichtig, bzw. eine Form von Gruppentherapie? Einige wenige sind von der Idee besessen mit den Mitteilungen die Welt erklären zu müssen.
Das ist nicht Böse gemeint! Und wenn ich ehrlich zu mir selber bin so erfülle ich jedes dieser Charaktere zum Teil, mal mehr Mal weniger. Auch ich denke teils in Blog - Fähigkeit der Alltäglichkeit, oder des unverkauften Artikels, oder einer Kurzform eines bereits Veröffentlichten.

Es ist schon komisch wenn ein Kollege sich verabschiedet, irgendwie trifft es einen, denkt nach ob es ihm/ihr schlecht geht. Schreibt einen beinahe sinnlosen Kommentar und hofft auf ein formuliertes Lebenszeichen.

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@nicodemus:
Andererseits stellt sich die Frage: was sind Blogger für Menschen?

Das lässt sich vermutlich so pauschal nicht beurteilen. Ich würde auch nicht darauf wetten, dass hier jede(r) das ist, was er oder sie zu sein vorgibt. Aber das ist meines Erachtens auch nicht so entscheidend. Genausowenig wie es gute Literatur kennzeichnet, ob der Autor viel oder möglichst wenig autobiographisches in seinem Roman verwurstet hat. Ein Werk hat seine eigene Wahrheit, und so rufe ich mir immer wieder in Erinnerung, Blog-Existenzen nicht 1:1 mit den Menschen dahinter gleichzusetzen. Aber selbstredend bringe ich diese Abstraktionsleistung nicht in Permanenz fertig, zumal ich ja auch nicht beurteilen kann, wie groß oder klein die Schnittmenge zwischen dem Blogger und seiner gebloggten Existenz sein mag. So versuche ich halt, Blogs auch mit dem Herzen zu lesen - und dementsprechend spüre ich eine Lücke, wenn jemand dauerhaft absent bleibt, mit dem man sich vorher durchaus ausgetauscht hat. Das ist schon mehr als ein Phantomschmerz. Glaube ich zumindest...

@kid: Das finde ich sehr angemessen. Einen würdigeren Nachlass-Co-Admin als Sie wüßte ich auch nicht zu benennen für so einen Fall.

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