Dienstag, 28. Februar 2012
Gewissenserforschung
Huch, habe ich zu der alten Frau eben wirklich gesagt: "Blöde alte Nazi-Vettel, Eurer Scheiß-Ordnung verdanken wir zwei verlorene Weltkriege"? Nein, das nicht, aber ich war ziemlich kurz davor.

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Immer schön siezen, dann geht das schon in Ordnung. "Ihrer Scheiß-Ordnung ..."

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@kristof:
Die ist doch bestimmt keine Bloggerin, warum hätte ich die denn siezend beschimpfen sollen?

;-)

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Das lernt man doch beim Bund! ("Sie Arschloch!" und so, wissenschon.)

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"Sie Antville-Vettel ...", hihi.

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Dann muss da gestern was im Trinkwasser gewesen sein.
Bei mir war die Sprachbarriere zwischen Mund und Hirn nämlich zeitweise weg.

Was war denn der Auslöser? Rad falsch abgestellt oder Müll falsch sortiert? Weshalb meinte die Dame denn auf die Ordnung, die ja alles haben muss, hinweisen zu müssen?

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Bin auf dem Gehweg Rad gefahren,
muss aber dazusagen, dass ich an der Engstelle Alleebaum extra angehalten habe, um die entgegenkommende Alte vorbeiwackeln zu lassen. Dafür muss ich mich dann nicht anpampen lassen mit Offensichtlichkeiten, dass das nicht der Radweg sei. Ich habe daraufhin gefragt, wobei ich sie denn konkret gestört hätte, worauf sie meinte: "Die Ordnung!" Ich sagte, ich hätte extra angehalten, um sie vorbeizulassen, da hätte man ja auch sagen können "Danke schön, junger Mann."

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Sie hätte auch sagen können:
„Danke, schöner junger Mann.“

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das ist ein mindestens prangerwürdiges Vergehen gegen Die Ordnung :-)

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@wilson.3d:
Och, so jung und knackig bin ich ja nun auch nicht mehr, dass ich da_rauf bestehen würde.

@cassandra: Ja, voll der halbstarke Verkehrsrowdy.

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@mark793
Sie hätten ihr aber auch den Wind nehmen können und sagen: "Ich bin gern für Sie stehen geblieben, damit wir gut aneinander vorbei können und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

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Im Prinzip völlig richtig, Frau Sid,
aber ich hatte schon schwer daran zu schlucken und rechne es mir hoch an, nicht den im Beitrag genannten Spruch gebracht zu haben, der mir zum Schluss wirklich sehr weit vorne auf der Zunge lag. Und wenn wir schon beim Konjunktiv sind, den Hinweis auf den nicht vorhandenen Fahrradweg hätte man auch anders (lies: freundlicher) bringen können, wenn ich schon anhalte. Ich kann nämllich auch anders.

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Ich bin da etwas befangen.
Aber auf einem bestimmten Stück Gehweges begegnen mr ganz häufig Radler.
Und oft bin ich geneigt zu rufen" Absteigen, Du Penner".
Aber das nur in den Fällen, wenn die wie böd klingeln und in die Pedale treten, als seien sie am Mont Ventoux.

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Man fragt sich natürlich, warum ein Radfahrer auf dem Gehweg sein muss. Oft, weil es auf der Strasse zu gefährlich ist.

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Hier in dem Fall ist es so,
dass ich um vom Geldautomaten auf die richtige Straßenseite mit dem Radweg Richtung zu Hause zu kommen entweder ein Stück Straße in die falsche Richtung fahren muss oder den Gehweg bis zur nächsten Ampel mit Kreuzung nehme (was von der Polizei, die da in der Nähe ihre Wache hat, bislang auch noch nie moniert wurde).

Mir ist klar, dass das nicht mein Revier ist und ich verhalte mich entsprechend. Umso weniger Lust habe ich, mich dafür auch noch anpflaumen zu lassen. Hätte auch noch an der Alten vor der Engstelle vorbeibrettern können, wenn ichs drauf angelegt hätte. Oder bei dem Wetter gleich das Auto nehmen.

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okay, also das, was wir alle mehr oder weniger regelmässig machen und was die freundlichen Fahrradpolizisten bisher auch nur mit eine fröhlichen "Guten Morgen" geahndet haben.

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"... ein Stück Straße in die falsche Richtung fahren muss ..."
Und auch hier ist nicht der Fahradfahrer das eigentliche Problem, sondern das Auto. "Einbahn" gibt es ja nicht wegen den Radlern.

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@kristof:
Ja, kann man so sehen. Tatsächlich haben mich sowohl Blog-Leserei als auch Radlerei etwas sensibilisiert für die bis dato von mir nicht groß wahrgenommenen Selbstverständlichkeiten, mit denen sich das Automobil in vielen Fragen zum Maß der Dinge aufgeschwungen hat. Andererseits sehe ich aber auch die Versuche von Radfahrern kritisch, sich für den Verlust des von Kraftfahrzeugen okkupierten öffentlichen Raums zu sehr auf Kosten von Fußgängern schadlos zu halten. Für mich heißt das konkret: Wenn ich auf dem Geweg fahre, kann ich halt nicht so brettern als wäre ich in der Halle beim Sechstagerennen.

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"Andererseits sehe ich aber auch die Versuche von Radfahrern kritisch, sich für den Verlust des von Kraftfahrzeugen okkupierten öffentlichen Raums zu sehr auf Kosten von Fußgängern schadlos zu halten"
Natürlich! Keine Frage!
Der Feind heisst Auto. Bzw. dessen normierende Dominanz. Ich träume ja immer noch von Innenstädten nur mit Fahrradstrassen, in denen Autos nur ausnahmsweise zweitrangig geduldet werden. (Ich bin überwiegend Autofahrer, nebenbei.)

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Der Anreiz, nicht mit dem Auto
in die Stadt zu fahren, müsste m.E. woanders ansetzen. Hier ist es so: In der Zeit, in der ich bis zur nächstgelegenen U-Bahn-Haltestelle gelaufen bin (und da haben wir über die Fahrzeit noch gar nicht gesprochen), kann ich auch mit dem Auto das Kaufhof-Parkhaus in der Innenstadt erreichen. Mit Bus und Umsteigen ist es eine noch viel abenteuerlichere Rallye.

Die Innenstadt und ihre autofreundliche Umgestaltung ist ja nur ein Teilproblem - wobei Fußgängerzonen zumindest schon etwas Entlastung gebracht haben. Ich kann mich noch dunkel erinnern, wie sich noch Autos und Straßenbahnen durch die Heidelberger Hauptstraße quetschten. Die andere Seite ist, dass auch die Personennahverkehrs-Infrastruktur im Umland vernachlässigt wurde.

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An die Zeit,
in der sich noch Autos und Straßenbahnen durch die Heidelberger Hauptstraße quetschten, erinnere ich mich gut. Das empfand ich noch als lebendig. Man fuhr eben langsamer, und der Tramfahrer bimmelte fortwährend. Was danach kam, empfand ich nur noch als Verbeugung vor den Touristen. Damit war für mich die Stadt tot. Diese reinen Fußgängerzonen töten alles ab. Ausgenommen den Konsum. In Kassel fährt immerhin noch die Straßenbahn inmitten des Fußgängergewusels. Womit ich allerdings nicht gesagt haben will, daß diese Stadt weniger tot ist.

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@jean stubenzweig:
Den Hauptgefallen tat Heidelberg damit ja wohl nicht den Touristen, sondern eher dem lokalen Einzelhandel, nehme ich mal an. Aufs Schloss hinauf, den Philosophenweg entlang oder an Bord eines Neckardampfers gehen die Touristen sowieso - aber ob und wieviel Geld sie in den Läden der Hauptstraße lassen, hängt von den Gegebenheiten und dem Flair ab.

Ich kannte den status quo ante nur als Kind, wenn ich alleine bei meiner Tante zu Besuch war, und ich empfand die enge Hauptstraße mit dem Schienen- und Autoverkehr als sehr bedrohlich. In Mannheim, wo Planken und Breite Straße auch nicht schon immer Fußgängerzone waren, schien es mir auch mit Autoverkehr entspannter zuzugehen.

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Sie mögen recht haben.
Es wird der Handel sein, der da eingewirkt hat. Aber mir schwirrt bei Konsum immer der Tourismus mit, der mir seit den Siebzigern über die Ufer zu treten schien, auch auf der Hauptstraße. Es war mit ein Grund, daß ich dann gar nicht mehr so gerne hinwollte. Doch ich war auch schon ein bißchen größer, und meine Ängst vor der bimmelnden Straßenbahn war nicht so arg. Ich empfand das Gewusel als angenehmer.

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Don't mess with Nazi-Vettel!
Kehrwoche verpennt?

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Google wird Ihnen viele Formel-1-Fans herspülen.

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Und wenn ich Pech habe,
kommt ne Gegendarstellung vom Management des Heppenheimers, dass der Formel-1-Held weltanschaulich fest auf dem Boden der FDGO stehe.

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Skorpion: Eine Riedochseninvasion kann Ihnen den Tag versauen...

Ich hatte gestern übrigens eine ähnlich unangenehme Begegnung mit einer deutlich jüngeren Dame. Nennen wir sie FDGO-Bitch.

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Oh,
das klingt nach Behördenstress.

Bei mir war in den letzten Tagen echt der Wurm drin, erst der Rechner infiziert, dann eine Rührschüssel hinüber, anschließend segelt mir aus dem Badezimmerschränkchen ein Medizinfläschchen entgegen. Gut, man mag einwenden, in Afrika hungerten Kinder, aber nichtsdestrotrotz hätte ich paar Mal gute Lust gehabt, irgendwas zu Klump zu treten - etwa das Schuhschränkchen im Flur, bei dem mal wieder eine Tür aus dem Scharnier kippte. Abr was soll ich sagen: Mit dem zu Weihnachten von meiner Frau geschenkten Akkuschrauber war es geradezu ein Vergnügen, das Scharnier mit etwas breiteren Schrauben wieder festzuspaxen.

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...erst der Rechner infiziert, dann eine Rührschüssel hinüber...

Besser als umgekehrt!

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@kid37:
Yep, Rechner hinüber und infizierte Rührschüssel wäre in der Tat verschärfter, daher sagte ich ja auch dazu, dass das verglichen mit Problemen in anderen Weltgegenden im Prinzip Pillepalle ist.

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Grins...

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Warum ist die Alte eine Nazi-Vettel?

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@cabman:
Wo habe ich das denn behauptet? ;-))

Ihre Betonung der "Ordnung" als oberster Instanz ist natürlich kein Ausdruck genuin nationalsozialistischer Geisteshaltung, ich habe das mehr so im Sinne des Lafonaine'schen Diktums gemeint, wonach Sekundärtugenden wie Fleiß, Treue und Pflichterfüllung auch zur Leitung eines KZs befähigten.

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Ich weiß doch, dass Sie das nicht behaupteten, ich fragte mich nur, warum dieser Nazi-Vergleich?

Und nun schreib ich drunter: Ach so! Und ergänze um die Frage, wo stünden wir wohl heute, würde es nicht Menschen geben und gegeben haben, denen die eine oder andere Sekundärtugend wichtig wäre?

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Mit der letzten Frage
rennen Sie sperrangelweit offenstehende Türen bei mir ein. Ich frag mich ja auch immer gerne, wo kämen wir denn da hin, wenn keiner hinginge, um nachzugucken, wohin wir kämen (ich denke, Sie können mir folgen). Aber so wie Lafos Sager keine allgemeingültige Maxime aufstellen wollte, sondern als konkete Beleidigung von Helmut Schmidt gedacht war, ging es mir mit "Nazi-Vettel" um eine halbwegs zur Altersgruppe und dem von mir spontan vermuteten Personlichkeitsprofil der Adressatin passende maximale Beleidigung. Es ist ja auch nicht unüblich, Leute als Arschloch zu betiteln, deren Schließmuskel man nicht näher in Augenschein genommen hat und von denen recht offensichtlich ist, dass sie auch noch andere Körperteile aufweisen. Da könnte man ja auch mal fragen, warum diese Beschränkung auf den natürlichen Darmausgang? ;-)

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Ich kann Ihnen folgen, wenngleich mir Ihre vorhergehenden Ausführungen eine Spur zu süffisant sind. Sei´s drum.

Ich halte die Bezeichnung Nazi für eine recht schwerwiegende Beleidigung, die in keinem Vergleich zu Arschloch steht. Jeder Nazi ist zwar ein Arschloch, aber nicht jedes Arschloch ein Nazi, insofern halte ich es für nicht richtig, mit eben dieser Keule inflationär um sich zu hauen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

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Ich verstehe, was Sie meinen.
Und womöglich leiste ich einem unguten Relativismus Vorschub, wenn ich für mich in Anspruch nehme, diese Bezeichnung auch in anderen, ironischeren Kontexten zu verwenden (wenn es nicht so sperrig wäre, hätte ich vielleicht auch StVO-Nazi-Vettel geschrieben). Ihrem Recht, das als doof oder unpassend zu empfinden, steht das nicht entgegen, und meiner Wertschätzung Ihrer Kommentare tut das auch überhaupt keinen Abbruch.

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Auch das glaube ich zu wissen, Herr Mark. Und Ihnen habe ich nun in unserer gemeinsamen Blog-Zeit nun schon gefühlt tausendmal versichert, dass ich Sie dafür sehr schätze.

Sie pflegen da die hohe Kunst des Diskurses, in dem man auch eine konträre Meinung vertreten kann und darf, ohne das Sie beleidigend oder gar beleidigt reagieren. Das ist mir was wert! Gerade in diesen Zeiten.

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Ach cabman, du traurige Figur, bist du der näxxte Demokrat, der vermeintliche oder tatsächliche Nazis gegen die Demokraten verteidigt?

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Herr gorillaschnitzel,
wie Sie wissen, mag ich Ihre geradlinige und unbekümmerte Art. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn Gäste der Dunkelkammer schon das Bedürfnis verspüren, einander an der Krawatte zu packen, wenn dem dann andernorts nachgegeben würde.

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Herr mark,
den letzten Satz verstehe ich -ehrlich und unter uns gesagt- nicht so ganz. Aber wenn ich Ihren Grundtenor vermeintlich wohl herauslesen kann: Gilt das dann auch für einige zitterwölfische Diskussionen mit Ihnen andernorts?

Aber mal davon abgesehen: "Traurige Figur" hätte ich mir eventuell schenken können. Eventuell. Konjunktiv. Und ewig bleibt die Frage, weshalb wohl er angewandt wird.
Der Rest der Frage ist durchaus ernst gemeint und hat seine objektive Berechtigung.

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Ihr Hinweis
auf manchen verbalen Schlagabtausch außerhalb meiner vier Wände - etwa in Ihrem Primaten-Grillteil-Reservat - ist natürlich statthaft. Allerdings werden Sie wahrscheinlich nur wenige bis annähernd gar keine Beispiele finden, wo ich die Auseinandersetzung proaktiv gesucht habe (wobei es zugegebenermaßen auch kein Nachweis von Geistesadel ist, mich überhaupt darauf eingelassen zu haben). Aber im Zweifelsfall stünde es Ihnen ja auch frei, Ordnungsrufe zu erteilen. Wäre sicher mal interessant zu sehen, wer das respektiert und wer nicht.

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Rad-Rüpel, übler.

Und „Ordnung“ kann nichts „verlieren“, auch keinen Krieg, selbst einen Weltkrieg nicht, und dem entsprechend natürlich auch nicht zwei davon.

Ein Gedanke dazu: Es gibt Regeln. Sie (oder Teile davon) zu missachten bedeutet, das sie vom Individuum entweder als überflüssig erachtet werden, oder man glaubt, sie gelten nur für andere. Im ersten Fall könnte ein fruchtbarer Diskurs möglicherweise dazu führen, dass unnötige Regelungen entfernt werden. Soll ja vorkommen. Geschieht das aber nicht, erhebt man seinen eigenen Willen über den der Gemeinschaft. Das wird leicht, aber trefflich, als Arroganz gedeutet.

Im zweiten Fall handelt es sich schlicht um reine Überheblichkeit. Aber egal was es ist, wenn wir anfangen Regeln zu missachten, passieren Dinge, die wir versuchen durch die Regeln zu vermeiden.

Ordnung muss sein. Die Dame hat also vollkommen richtig gehandelt …

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@der_papa:
Kann man so vertreten. Mein Unmut richtete sich indes weniger gegen das "was", sondern das konkrete "wie". Und irgendwelche allgemeinen Maximen wollte ich diesem Einzelnichtereignis auch gar nicht ableiten (stelle das aber jedem frei).

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"Im zweiten Fall handelt es sich schlicht um reine Überheblichkeit. Aber egal was es ist, wenn wir anfangen Regeln zu missachten, passieren Dinge, die wir versuchen durch die Regeln zu vermeiden"

"Natürlich achte ich das Recht. Aber auch mit dem Recht darf man nicht so pingelig sein."
- Konrad Adenauer.


Nicht jeder Regelverstoss führt gleich zu grösserem Chaos.
Mir gehen Radrüpel, die auf dem Gehweg brettern, auch auf den Sender. Aber wenn einer dieser Rüpel absteigt und wartet, bis ich samt Kinderwagen durch bin, sage ich erst mal "Danke", denn ich weiss, dass es, Gehweg hin oder her, andere gegeben hätte, die durchgefahren wären.
Und dann kann man ja immer noch sagen "äh, wissen Sie, das hier ist der Gehweg.". Und wenn man dann auch noch ein ganz klein bisschen lächelt, dann ist das gleich was anderes.
Oder wenn man schon loskläfft nicht allgemein mit "der Ordnung" komen, sondern mit "hier fahren so viele Räder, ich bin schon fast umgefahren worden"- dann reagiert bestimmt auch Her Mark nicht mit Hitler'schen Totschlagkeulen.

Ich weise regelmässig Raucher auf dem Spielplatz drauf hin, dass die Sandkiste kein übergrosser Aschenbecher ist. Mit Rummeckern erreiche ich weniger aufgesammelte Kippen als mit Lächeln.
Klar habe ich recht, aber man kann es ja nett verpacken.

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Danke, Frau Cassandra,
das ist exakt der Punkt, um den es mir ging.

Und noch eins: Regeln, die obsolet geworden sind, verflüchtigen sich nicht allein aufgrund vernünftiger Diskurse. Vielmehr läuft es doch meistens eher so, dass erst massenhafte Missachtungen dieser Regeln die Debatte darüber in Gang setzen. Die Einbahnstraßen-Regelung etwa wäre nie im Leben für Radfahrer gelockert worden, wenn es nicht welche gegeben hätte, die sich sagten, sch**ß drauf.

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"Ordnung muss sein" hat in der Tat eine faschistische Tendenz. Denn Ordnung muss nicht sein, sie sollte oder möchte sein. Nicht umsonst gibt es bei uns die Unterscheidung zwischen Straftaten und Ordungswidrugkeiten (für die man halt nicht gleich eingebuchtet wird).
Der mündige Bürger erkennt in der jeweiligen Situation das Mass, in dem die Regelungen der Ordnung (Fahren auf dem Bürgersteig, Pünktlichkeit in der Schule oder Zigarettenkippen auf den Boden werfen) strikt eingehalten werden sollten, oder gegen die Regeln des höflichen Miteinanders, des Respekts oder des angemessenen Aufwands abzuwägen sind.
Wem diese soziale Kompetenz abgeht, der darf m.E. durchaus gedanklich mit beliebig derben Schimpfwörtern bedacht werden.

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aus einem anderen Licht betrachtet: sind wir nicht alle froh&glücklich, dass zumindest der 2. dieser Kriege verloren ging?
Müsste man sich nicht eigentlich bei allen Hütern der deutschen Ordnung bedanken, dass sie so superpflichtbewusst dafür gesorgt haben, dass der Laden flüssig in den Untergang lief?

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Der Gedanke drängt sich immer dann zwangsläufig auf, wenn man sich die Welt auszumalen versucht, in der Deutschland nicht den 2. WK verloren hätte.

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Gab ja mal
eine US-TV-Serie, die mit diesem Szenario spielte. Weiß leider nicht mehr, wie die hieß.

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TV-Serie weiß ich nicht.

Das Buch „Vaterland“ von Robert Harris unterstellt dieses Szenario.

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Ich mag mir das gar nicht konkret ausmalen, mir reichen schon die "Pläne" der Nazi für die "Zeit danach".

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Mein Gemüt
mag ich damit auch nicht belasten. In der Fernsehserie war es wohl so (soweit ich das aus wenigen eigenen Einblicken und ein paar Beschreibungen aus der Programmpresse mitbekommen habe), dass das Regime sich mit der Zeit etwas gemäßigt hätte, zwar in der Jetztzeit immer noch totalitär dargestellt wurde, aber wenns hoch kommt allenfalls noch auf Franco- oder Pinochet-Niveau. Machte also eher nicht den Eindruck, als hätte das Dritte Reich alle seine Pläne für nach dem Krieg umsetzen können.

Ist ansonsten halt auch immer die Frage, wer sowas bringen kann. Und da seh ich Hollywood auch eher prädestiniert als sagenwirmal das Filmboard Berlin-Brandenburg oder die Filmstiftung NRW.

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Fernsehserie kenne ich nicht, Buch und Film aber. Alternate History ist ein umstrittenes Thema, aber ich finde es nicht unspannend.

Wobei ich den Plot den Buches eher löcherig finde- warum sollte ein sauber indoktrinierter SS-Mann vom Glauben (mit dem Begriff des Glauibens im NS könnte man Bücher füllen) abfallen weil er eine alte Fotografie in seiner Wohnung findet?

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Franco- oder Pinochet-Niveau,
das dürfte doch wohl schlimm genug gewesen sein. In Spanien gibt es heute noch genügend «angesehene» Männer, die es wieder zurückhaben wollen. Spanier aus meinem Bekanntenkreis reden davon, daß sie es waren, die mit dafür gesorgt haben, daß der Richter, der seinerzeit Pinochet verhaften ließ, des Amtes enthoben wurde.

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@jean stubenzweig:
Als Einladung zur Komparatistik von Schreckensherrschern oder gar zur Relativierung irgendwelcher Despotien hatte ich den Kommentar von 10 Uhr 18 auch nicht unbedingt gedacht. Jede Diktatur ist auf ihre eigene Weise schlimm, und auch wenn unter Stalin mehr Menschen umkamen, so setze ich hier doch mal als bekannt voraus, worin die Einzigartigkeit der NS-Diktatur bestand, und davon war in der TV-Serie soweit ich das mitbekommen habe nicht mehr allzuviel übrig, sprich in jener fiktiven Jetztzeit gab es schon lange keine Vernichtungslager mit qualmenden Schloten mehr, um nur mal einen Punkt zu nennen.

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@cassandra:
Als Stofflieferant für spannende Unterhaltung scheint mir diese Disziplin gar nicht ungeeignet, als wissenschaftliche Erkenntnisquelle hingegen eher weniger. Da halte ich es mit Eugen Roth und seinen unsterblichen Worten: "Das Bild der Welt ist immer schief - betrachtet durch den Konjunktiv."

Ansonsten mag es bei Schach-Übertragungen im TV einen gewissen Reiz haben, während der Warterei auf den nächsten Zug ein paar alternative Zugvarianten durchzuspielen. Aber beim einem WM-Spiel würde kaum jemand hören und verfolgen wollen: "Liebe Zuschauer, in der nun folgenden subjunktiven Wiederholung sehen Sie, was in der 57. Minute passiert wäre, wenn beim Fußball Handspiel erlaubt wäre..."

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Als historische Quelle taugt das nicht- klar. Der Physiker mag Spass dran haben, nachts im Labor eine Alternative Physik zu entwerfen, in der das rechtsrotierende blaue Gummibärchen ein Grundpfeiler ist, den Lehrstuhl für Theoretische Physik wird er davon eher nicht bekommen, wenn auch die Kollegen das ganze hoffentlich spassig finden.

Ich kenne mindestens einen Historiker, der nach seiner Promotion über ein NS-Thema am Abend der mündlichen Prüfung "Inglorios Basterds" guckte.

Das ganze ist nicht wegen der möglichen Erkenntnisse so umstritten, sondern weil es zu Sympathien für den NS führen könnte.

Ich persönlich finde die Frage, ab wann zB der Krieg verloren war durchaus interessant. Auch vom fachlichen her- ab wann glaubten die Leute ihre eigenen Durchhalteparolen nicht mehr?
Was bewegte Himmler zB, den Westallierten die Dienste der SS gegen Russland anzubieten? Gab es einen "Plan B" für den Fall dass die Endsieg-Sache doch nicht klappen sollte? Das ist vor dem Hintergrund der "Alpenfestung" nicht allzu unwahrscheinlich. Und wenn ja, wie viel dieses Plans konnte umgesetzt werden? Was uns zu der Frage des Gründungspersonals von BND und BKA führt.
Das geht in Richtung Spielanalyse nach dem Abpfiff, wenn endlos durchgekaut wird wer wann wie warum wen angespielt hat und warum nicht anders und ist damit so was wie eine Vorraussetzung für Alternate History.

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Das ganze ist nicht wegen der möglichen Erkenntnisse so umstritten, sondern weil es zu Sympathien für den NS führen könnte.

Ja, gut, aber dieses Restrisiko bleibt uns auch bei Beibehaltung der ewiggleichen Buß- und Bekenntnis-Rituale der eh Bekehrten erhalten. Ich habe das an meinem Gymnasium damals hautnah miterlebt. Ich habs auch hier und bei Che schon mehrfach beschrieben, wie der permanente Gedenk-Overkill einigen Leuten mit der Zeit nen ziemlichen Rechtsdrall verpasst hat. Andererseits zeigen ja gewisse Ereignisse der jüngsten Zeit rund um Verfassungsschutz und NSU, dass es auch nichts bringt, so zu tun, als könne man hierzulande bei dem Thema zu irgendeiner Art von lockeren Normalität kommen, ohne dass bei dem Idioten-Bodensatz der Gesellschaft genau das falsche Signal ankommt.

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Der NS-Overkill äusserte sich im Geschichtskurs in lauten Unmutsbekundungen als der Lehrer "vorschlug", an das Semester Weimar doch Nationalsozialismus anzuschliessen. Damit waren alle ausser mit seit der 5. Klasse bombardiert worden- ich hatte durch umzugsbedingte Schulwechsel vom NS nur die Machtübernahme und dann den Ostfeldzug behandelt. Das gipfelte in einem Mitschüler, der aufstand und "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus" deklamierte.
Ziel erreicht könnte man sagen. Wäre aber eine Fehlannahme, denn ein anderer Mitschüler sorgte auf der Abi-Party für einen handfesten Skandal als er halbangetrunken auf die Frage, welche historische persönlichkeit er am meisten bewundere mit "Adolf Hitler" antwortete. Den Rest seiner Antwort verstanden leider nur Leute, die nahe dabei standen, ihm war selbstverständlich sofort das Mikro weggenommen worden "Eine andere habe ich nie kennengelernt. Schade eigentlich".

Beruflich hat Tigergatte öfter was mit "Laienforschenden" im Gedenk- und Mahnbereich zu tun. Letztens wollte jemand anscheinend den Botanischen Garten dichtmachen- war immerhin von denne Nazen gegründet worden. Und das war dann so bedenklich, dass man besagten Garten nicht so stehen lassen. könne.
Das ist dann der Mahnoverkill, der mich immer dazu bringt, Briefe an die Royal Air Force zu verfassen.

NSU:
Ja, es gibt in diesem Land Nazis. Das ist eine total schockierende und völlig überraschende Erkenntnis, man kann sie alle paar Jahre wieder haben.

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Da bin ich wohl kürzlich dem Herrn Vettel begegnet - der schwang gleich seinen Krückstock und wollte mir Manieren beibiegen, weil ich ihn (im Schritttempo und mit wirklich gebührendem Achtungsabstand) auf dem Gehweg zum Briefkasten mit dem Rad überholt hatte.

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Oha.
Es gibt dazu (wie zu nahezu zu allen relevanten Themen des modernen Daseins) übrigens auch eine Episode in den Kolumnen von Max Goldt, die ich aus praktischen und urheberrechtlichen Gründen hier nur aus dem Gedächtnis rekapituliere:

Max Goldt wird auf dem Gehweg radelnd von einem stockschwingenden Rentner angeblafft: "Daaa ist der Radweg!" Darauf Goldt, in eine andere Richtung zeigend: "Und dort ist der Friedhof!"

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Hehe. Ja, mit der Schlagfertigkeit des Herrn Goldt wäre ich auch gern gewappnet...

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Wobei er in diesem Text
explizit dazuschrieb, dass es bei ihm sonst auch nicht sonderlich weit her sei mit der Schlagfertigkeit. Aber bei dieser Situation habe er mal richtig geschaltet.

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....ich kann mir schwer vorstellen, dass die Nazi-Vettel für den ersten Weltkrieg was kann. Rein alterstechnisch. Der Rest geht voll okay.
Sie hätten mal als Zivi tätig sein sollen, statt zu dienen: Ich hatte damals einen dementen Patienten, der mich allmorgendlich mit "Heil Hitler" begrüßte.
Oder bei ner Demo gegen Kohl, als mein Nebenmann von so einer Nazivettel den Regenschirm abkriegte unter den Worten "ihr gehört alle ins KZ".

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Wie kommen Sie drauf,
man wäre diesbezüglich beim Bund auf einer Insel der Seligen gewesen? Zum einen gab es da durchaus den einen oder anderen Kameraden/Vorgesetzten mit zweifelhaftem Committment zur FDGO. Und die blaue Luftwaffenuniform mit Schirmmütze und langem Mantel hat in bestimmten Bevölkerungskreisen am Standort wohlige Reminiszenzen an vergangene Epochen der Zeitgeschichte geweckt. Das wollen Sie alles lieber gar nicht wissen.

Während des Studiums habe ich anschließend eine ganze Zeitlang für die Forschungsgruppe Wahlen Politbarometer und Wahlumfragen telefoniert, da kriegte man als Interviewer auch oft genug nen Fön. Zudem ist man ja gehalten, sich an den Fragenkatalog zu halten und nicht rumzudiskutieren, was bisweilen wirklich schwer fiel.

NACHTRAG: Mit dem Hinweis auf den ersten Weltkrieg haben Sie natürlich völlig recht, aber bei so spontanen Gedankengängen steht historische Stimmigkeit der gedachten Beleidigung nicht unbedingt an allererster Stelle.

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Keine Frage gab und gibt es auch da entsprechende Traditionen, aber das wird dann doch meist schön verpackt. Ein offenes "Heil Hitler" geht auch da nicht. Das verpackt so ein dementer Patient nicht mehr. Der sagt, wonach ihm grade ist.
Was rechte Gesinnung angeht: Die zieht sich quer durch unser aller Lebensbereiche. Schauen Sie sich nur mal den Roewer aus Thüringen an und dessen Rolle im dortigen Verfassungsschutz und wiederum dessen Rolle in Sachen NSU.

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Ein offenes "Heil Hitler" geht auch da nicht.

Nein, wohl nicht (zumindest damals nicht, als ich dabei war). Die Traditionspflege lief dort natürlich subtiler ab, das war zudem nur das Steckenpferd von einigen wenigen, ähm, Spezialisten. Vor allem in der Ausbildungskompanie im Fliegerhorst war das Gros der Offiziere tendenziell eher sozialliberal geprägt und willens, mit modernen Führungsmethoden statt mit preußischem Drill zu arbeiten. Aber in der Zwischenzeit werden bestimmte Kontinuitäten schon expliziter und offizieller als damals beschworen. Und es ist eine wie ich finde eher ungute Koinzidenz, dass diese langsame Pendelbewegung gerade jetzt so weit nach rechts ausgeschlagen hat, wo die Armee in diversen Kampfeinsätzen ran muss.

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Für die Gesinnung
mag das gelten, das Handeln ist aber mehr denn je konkret erfahrbar. Die Verteilung links=Gewalt gegen Sachen und rechts=Gewalt gegen Personen ist wohl ziemlich eindeutig.

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"Die Verteilung links=Gewalt gegen Sachen und rechts=Gewalt gegen Personen ist wohl ziemlich eindeutig"

Ist sie, zumindest lt VS-Berichten der letzten Jahre.

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Ja klar,
auch gemessen an den Tausenden Verkehrstoten sind diese 170 natürlich Pillepalle. Oder wieviele Kinder sterben jeden Monat vor Hunger in Afrika? Das ist ja wohl kein Argument.

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Vielleicht sollte man nicht nur nach tot fragen, sondern auch nach zusammengeschlagen in seinen diversen Formen.

dazu:
http://www.youtube.com/watch?NR=1&v=r1GVubI9o7Y&feature=fvwp

Panorama-Beitrag

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gegen welches Gesetz verstösst denn Arbeitslosigkeit?

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Sicher,
wichtiger Punkt (hängt ja bekanntlich alles mit allem irgendwie zusammen), aber was heißt das jetzt für unser eigentliches Thema - dass wir Fidschis klatschen als Freizeitsportart tolerieren sollten oder was?

Und wenn die Zustände ein Verbrechen sind (ein Standpunkt, den man ja durchaus vertreten kann), dann nenne doch mal Ross und Reiter, wer es verbrochen hat, dass es ist wie es ist?

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Ich geb jetzt mal die Erzreaktionärin, das kann ich ja bekanntlich besonders gut:


14.000 Jugendliche sind also arbeitslos in Sachsen-Anhalt. Nehme wir das mal als Fakt.

In Baden-Württemberg fehlen die Azubis.

Zeit für einen Umzug würde ich sagen.

Langeweile als Rassismusauslöser:
Mir war als Teenager auf'm Dorf auch gelegentlich strunzenlangweilig. So langweilig, dass ich freiwillig französische Vokabeln gelernt habe. Also langweilig kurz vor'm Durchdrehen. Deswegen habe ich heute Abitur.
Die Jungs&Mädels, die vor lauter Langerweile am Zigarettenautomaten rumlungerten und weil es ja alles so langweilig ist ein paar Strassenlaternen demolierten... die stehen da immer noch. Und jammern dass ihnen ja keiner Arbeit gibt.

Lösung: setz dich auf dem Arsch, lern was, dann ist es auch nicht mehr so langweilig. Und vielleicht findest du dann auch einen Job, der nicht tödlich langweilig ist.


So, erzreaktionäre Phase vorbei.


Das Menschenrecht auf Arbeit liesse sich einfach erfüllen, sogar in Sachsen-Anhalt: Montags Steine von links nach rechts schleppen, Dienstag von rechts nach links. Dann kann man Mittwoch wieder anfangen.
Menschenrecht auf Arbeit wäre damit erfüllt. Sinnfrei und stupide, aber erfüllt.

Will das jemand?

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Fang doch mal in Sachsen-Anhalt an.

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insofern is das ganze neonazi-blabla immer für die galerie nach dem motto was bin ich doch für ein guter mensch und wie sind wir alle doch so toll im kampf gegen rechts.
es nützt einzich und allein nur der selbstdarstellung.


Spielt natürlich mit hinein, und wie weiter oben schon gesagt haben die ewiggleichen Buß- und Bekenntnis-Rituale der eh Bekehrten durchaus was Ermüdendes. Aber was wäre die Alternative, einfach wegzugucken und es hinzunehmen, dass wieder Sündenböcke bei Minderheiten gesucht werden, die nun nichts dafür können? Irgendwo hörts ja auch mal auf mit dem Sozialarbeiterverständnis - das im Übrigen komischerweise gefrusteten Randalierern und Okkupierern von der anderen Seite des politischen Spektrums nur in sehr viel geringerem Maß zuteil wird. Wenn Du als Gegendemonstrant gegen eine Nazi-Demo in einer Chaoten-Datei landest und Schlagstöcke dafür abkriegst, dass Du dem braunen Mob entgegentrittst, dann stimmen ja wohl die Verhältnismäßigkeiten nicht mehr.

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Dass das Wort nicht explizit drinstand
heißt ja nicht, dass der Sachverhalt im Geist der Gesetze nicht dringewesen wäre, jetzt stell Dich doch nicht blöder als Du bist. "Die Juden sind unser Unglück" und Ähnliches war ja wohl offiziell gebilligte Propaganda-Parole.

Im Übrigen gehts mir auch mehr um heute. Klar werden sich immer welche radikalisieren, links wie rechts. Aber wenn Du schon das Fass Jugendarbeitslosigkeit aufmachst, dann bekenn doch mal Farbe, was erzählst Du denen denn, wem sie es verdanken, dass es ist wie es ist?

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@Mark
Ich sehe da nur graduelle Unterschiede zwischen den Nazi-Glatzen und den Schwarzkapuzen Chaoten.
Die ersten sind fürchterliche Dumpfbacken und die zweiten arrogante Arschlöcher, die noch meinen, ihre Straftaten seien moralisch gerechtfertigt.
Eingeknastet gehören beide, wenn sie Straftaten begehen.

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Im Grundsatz
gebe ich Ihnen da völlig recht, werter don ferrando. Gleiche Straftaten sind mit gleichem Strafmaß zu ahnden, da sollte der weltanschauliche Hintergrund nicht ausschlaggebend sein. Der Unterschied aber, vor dem hierzulande bis zu dieser unsäglichen NSU-Geschichte konsequent die Augen verschlossen wurde, ist nun mal der, dass die Gewaltausübung gegen Personen auf rechter Seite um ein Vielfaches höher liegt als links der Mitte, wo wir es meistens eher mit Sachbeschädigung zu tun haben. Demgegenüber wird aber in der bürgerlichen Presse stets so getan, als habe es linkerseits mit den mordenden und bombenden Nachfahren der Baader-Meinhof-Banden zu tun, während rechts halt ein paar Jungs auf weltanschauliche Irrwege geraten sind, ansonsten aber harmlos sind (vielleicht, weil sie die Systemfrage nicht explizit stellen).

Ich muss gestehen, dass ich diese Disproportionalität auch lange nicht gesehen habe. Aber warum letztens alle auf einmal so überrascht waren, dass sich das Neeonaziproblem nicht in Luft aufgelöst hat, sondern sich zu einem kaum noch durchdringbaren Filz von rechter Terrorzelle und und den Verfassungsschutz verfestigt hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Wer es wissen wollte, konnte es kommmen sehen.

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Mark, dass die Nazi-Gefahr sträflich unterschätzt wurde, stimmt allerdings und hat sicher einigen Menschen das Leben gekostet.
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Ich kenne Ihre Datenquellen nicht, daß der Rechtsterror ( ich meine so in den letzten 40 Jahre) mehr Menschenopfer gefordert habe als der Linksterror.
Ich sehe aber eine Gefahr des Aufrechnens.
Und das hat mich schon bei Altnazis oder einfachen Mitläufern oder nur "anständigen Deutschen" mächtig aufgeregt.
Ich weiß, sie wollen nicht aufrechnen, aber genau das tun Sie mit Ihrer Aussage über linke "harmlose" Gewalt gegen Sachen und Nazigewalt gegen Menschen.

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Keineswegs
will ich Gewalt gegen Sachen verharmlosen, umgesägte Strommasten oder sabotierte Eisenbahn-Oberleitungen und dergleichen gefährden ja auch Menschen. Es ist eine Gratwanderung an der Grenze zur Aufrechnerei, wenn man versucht, sich die jeweiligen Relationen zu vergegenwärtigen. Aber die Disproportionalität ist nun mal nicht zu übersehen, dass auf der einen Seite so viele Ressourcen gebunden sind und hart durchgegriffen wird und auf der anderen Seite der politischen Skala, wo Menschenleben noch weniger zählen, vergleichsweise zurückhaltend agiert wird staatlicherseits. Wie soll man sich das erklären?

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"Wie soll man sich das erklären?"

Ich denke, das ist ein ganzes Bündel von Ursachen.
Nach 45 wollte man gute Demokraten sein. Sich, den Amerikanern und den europäischen Nachbar zeigen, daß es keine neuen Nazis mehr gibt.
Es bekanntlich nicht sei kann, was nicht sein darf.
Und dann hatte man noch die tatsächliche Bedrohung durch den kommunistischen Osten. Der hat ja weiterhin gemordet und Menschen und GULAG gesperrt und die RAF unterstützt.
Und danach den islamistische Terror.
Wahrscheinlich war da einfach in der Gedankenwelt kein Platz mehr für organisierten Neonazi Terror.

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Ja, wahrscheinlich.
Für die Zeit der Systemkonkurrenz haben Sie sicher recht. Aber nach der Wende musste man das Thema schon proaktiv ignorieren. Ich sage nur Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen und Hoyerswerda - das waren schon Vorkommnisse, die ich als ziemliche Zäsur empfunden habe (auch wenn ich von Natur aus nicht unbedingt der Mahnwachen- und Lichterketten-Typ bin).

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@ziwo
"jo 170 tote ab 45 werden rechtsradikalen zugerechnet"

Quatsch, diese Statistik gilt ab 1990. Davor gab es Roeder, Hepp und andere Konsorten, die ebenso mordeten oder morden ließén.

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"Nach 45 wollte man gute Demokraten sein. Sich, den Amerikanern und den europäischen Nachbar zeigen, daß es keine neuen Nazis mehr gibt."

Dem stimme ich so gar nicht zu.

Dem Amerikanern war die tiefbraune Vergangenheit von Wernher von Braun&Co ziemlich egal.

Die Reihenbegnadingungen von Sonderkommandolern ab Gründung der BRD sprechen auch nicht grade vom Willen, sich als konsequente Demokraten zu profilieren. Bestes Beispiel: der Versuch, von Ohlendorf zu begnadigen.

Das hat wenig mit dem Versuch, sich als Demokraten zu zeigen zu tun, sondern eher mit "don't mention the war" bzw den Kleinen Braunen Männchen, die 1933 gelandet waren und 1945 wieder abgeflogen waren.

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@cassandra:
Da ist bei Licht besehen kein großer Widerspruch, denn don ferrando sprach ja von "keinen neuen Nazis". Dass bei den alten Vertretern dieser Gattung oft genug beide Augen zugedrückt wurden, ist das eine. Trotzdem wär das ziemlich blöd gekommen, wenn die braune Brut auch nach 45 noch deutlichen Zulauf verzeichnet hätte.

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Weiss nicht- sehenden Auges Funktionsträger des NS-Staates in den neuen Apparat zu integrieren bzw auf die alten Funktionsträger zurückgreifen wenn man einen Geheimdienst aufbauen will (Organisation Gehlen) ist schon ziemlich... dreist? Und wird irgendwann Resultate zeigen. Und die sah man ab den 1960ern.

Es ist die eine Sache, ob man sagt "ist vorbei, leb dein Leben still vor dich hin" oder ob man Ideologen wie zB Herbert Jankuhn in wissenschaftliche Schlüsselstellungen aufsteigen lässt.

Spiegel-Lesen bildet: ich wusste zwar, dass die NPD eine Vorläuferpartei hatte, die verboten worden ist, aber wie sie hiess wusste ich nicht (mehr?).
SRP, gegründet 1949, hatte lt Wikipedia regionale Wahlerfolge zwischen 11 und 21%. Also nicht gerade das, was wir heute als Spartenpartei bezeichnen.
Haben deren Wähler beim Parteiverbot schlagartig die demokratische Grundhaltung angenommen? Wohl nicht.
Deswegen finde ich die Rufe nach einem NPD-Verbot auch imemr etwas naiv- das KPD-Verbot war ja auch nicht der entscheidende Schlag im Kampf gegen den Kommunismus.

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ich loese groll gegen senioren ja immer elegant mit dem satz "ich zahle ihre rente, also bitte psssssst" auf. kommt in der regel auch kein widerwort.

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@herzbruch:
Ich sage ganz neidlos: Das ist definitiv die bessere Variante. Denn die kann man im Gegensatz zu meinem nur gedachten Sager tatsächlich bringen.

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