Freitag, 4. Dezember 2009
Generation null positiv
mark793, 15:17h
Herr nnier vom M.A.D. hat grad eine kleine Geschichte zur Generationenfrage auf Lager, die mich zum Schmunzeln bringt - und auch zum Nachdenken. Wer kann von sich sagen, dass er noch nie Sprüche von Altvorderen à la "Damals nach'm Krieg, mir hadde ja praktisch nix." gehört hätte? Gerne auch: "Da lagt ihr noch in den Windeln, damals bei den Beatles!" Oder noch schlimmer: "Die heutige Studentengeneration ist so unpolitisch geworden, bei uns war die Demo aus dem Studentenleben gar nicht wegzudenken."
Zugegeben: Dass diese Anklage an meine Adresse gerichtet war, liegt jetzt auch schon über zwei Dezennien zurück. Aber wie ich es drehe und wende: Ein spezifisches Verdienst oder eine besondere Bürde habe ich in meinem Geburtsdatum und was da so alles an Zeitgeschichte dranhängt, nie zu sehen vermocht. Es ist, wie es ist: Zu der Zeit, als die Beatles den "Star Club" in Hamburg rockten, übten meine Eltern noch, die richtigen Keimzellen für Klein Mark zusammenzukriegen. Als 1977 in London der Punk tobte, entdeckte ich gerade Engtanz und Klammerblues zu Endlos-Stücken von Pink Floyd. Und nachdem Kurt Cobain sich die Schrotflinte in den Mund gesteckt hatte und alle Welt lautstark das vorzeitige Ableben dieser Pop-Ikone bejammerte, konstatierte ich relativ ungerührt: "Also das Sprachrohr meiner Generation war dieses maßlos überschätzte Zwei-Hit-Wunder wirklich nicht."
Vielleicht hätte ich anders empfunden, wäre ich zwei Jahre später auf die Welt gekommen. Dann hätte ich nämlich noch zur "Generation Golf" gezählt, die für gewöhnlich ab 1965 datiert wird. Aber ich seltsamer Sonderling musste ja unbedingt einen VW Jetta fahren. Am ehesten käme für mich noch das Etikett der Generation X in Betracht. Aber auch der Schuh passt irgendwie nicht so richtig: Weder leide ich an "Now Denial" (sich einreden, daß die einzige Zeit, die es wert war zu leben, die Vergangenheit war, und daß die einzige Zeit, die überhaupt wieder interessant sein könnte, die Zukunft ist). noch an "Ultra Short Term Nostalgia" (Heimweh nach der allerjüngsten Vergangenheit: 'Gott, letzte Woche sah die Welt noch so viel besser aus.'). Selbst in meinen dunkelsten Stunden war ich nie woanders als mit beiden Beinen im Hier und Jetzt, ich habe weder je die Vergangenheit groß verklärt noch irgendwelche irrationalen Hoffnungen auf irgendeine ferne oder nähere Zukunft gehegt.
Vielleicht geht mir das Gespür für meine Generation auch deshalb so stark ab, weil ich zu den geburtenstarken Jahrgängen gehöre. Das vorhandene Identifikationspotenzial verteilt sich auf mehr Zeitgenossen, und dann bleibt für jeden einzelnen weniger übrig. Was erkären würde, warum sich so viele 1963er und 1964er für die total singulären Unikate halten ("Wir sind alle Individuen!" - wie es im Leben des Brian so treffend heißt). Vielleicht liegt es aber auch an meinem Sternzeichen (Wasserwaage, Deszendent Bockschütze) oder an der Blutgruppe. Ja, das wird's sein. Ich erkläre mich hiermit zum Sprachrohr der Generation null positiv.
Zugegeben: Dass diese Anklage an meine Adresse gerichtet war, liegt jetzt auch schon über zwei Dezennien zurück. Aber wie ich es drehe und wende: Ein spezifisches Verdienst oder eine besondere Bürde habe ich in meinem Geburtsdatum und was da so alles an Zeitgeschichte dranhängt, nie zu sehen vermocht. Es ist, wie es ist: Zu der Zeit, als die Beatles den "Star Club" in Hamburg rockten, übten meine Eltern noch, die richtigen Keimzellen für Klein Mark zusammenzukriegen. Als 1977 in London der Punk tobte, entdeckte ich gerade Engtanz und Klammerblues zu Endlos-Stücken von Pink Floyd. Und nachdem Kurt Cobain sich die Schrotflinte in den Mund gesteckt hatte und alle Welt lautstark das vorzeitige Ableben dieser Pop-Ikone bejammerte, konstatierte ich relativ ungerührt: "Also das Sprachrohr meiner Generation war dieses maßlos überschätzte Zwei-Hit-Wunder wirklich nicht."
Vielleicht hätte ich anders empfunden, wäre ich zwei Jahre später auf die Welt gekommen. Dann hätte ich nämlich noch zur "Generation Golf" gezählt, die für gewöhnlich ab 1965 datiert wird. Aber ich seltsamer Sonderling musste ja unbedingt einen VW Jetta fahren. Am ehesten käme für mich noch das Etikett der Generation X in Betracht. Aber auch der Schuh passt irgendwie nicht so richtig: Weder leide ich an "Now Denial" (sich einreden, daß die einzige Zeit, die es wert war zu leben, die Vergangenheit war, und daß die einzige Zeit, die überhaupt wieder interessant sein könnte, die Zukunft ist). noch an "Ultra Short Term Nostalgia" (Heimweh nach der allerjüngsten Vergangenheit: 'Gott, letzte Woche sah die Welt noch so viel besser aus.'). Selbst in meinen dunkelsten Stunden war ich nie woanders als mit beiden Beinen im Hier und Jetzt, ich habe weder je die Vergangenheit groß verklärt noch irgendwelche irrationalen Hoffnungen auf irgendeine ferne oder nähere Zukunft gehegt.
Vielleicht geht mir das Gespür für meine Generation auch deshalb so stark ab, weil ich zu den geburtenstarken Jahrgängen gehöre. Das vorhandene Identifikationspotenzial verteilt sich auf mehr Zeitgenossen, und dann bleibt für jeden einzelnen weniger übrig. Was erkären würde, warum sich so viele 1963er und 1964er für die total singulären Unikate halten ("Wir sind alle Individuen!" - wie es im Leben des Brian so treffend heißt). Vielleicht liegt es aber auch an meinem Sternzeichen (Wasserwaage, Deszendent Bockschütze) oder an der Blutgruppe. Ja, das wird's sein. Ich erkläre mich hiermit zum Sprachrohr der Generation null positiv.
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berenike,
Freitag, 4. Dezember 2009, 18:48
Dann gehören wir wohl derselben Generation an.
Glaube ich zumindest.
Ich war schon lange nicht mehr Blutspenden, deswegen bin ich mir nicht ganz sicher. Dort sagen die mir immer meine Blutgruppe. Eigentlich wollen die von mir zur Kontrolle mein Geburtsdatum und meine Blutgruppe wissen, letzteres hatte ich jedesmal wieder vergessen und bekam sie dann genannt. Blutspenden durfte ich trotzdem.
Aber ich erinnere mich dunkel, dass mir jedesmal 0+ gesagt wurde...
Schreiben Sie dann auch so ein dämliches Generationenbuch?
Ich kannte mal die Frau von dem Autoren....
Glaube ich zumindest.
Ich war schon lange nicht mehr Blutspenden, deswegen bin ich mir nicht ganz sicher. Dort sagen die mir immer meine Blutgruppe. Eigentlich wollen die von mir zur Kontrolle mein Geburtsdatum und meine Blutgruppe wissen, letzteres hatte ich jedesmal wieder vergessen und bekam sie dann genannt. Blutspenden durfte ich trotzdem.
Aber ich erinnere mich dunkel, dass mir jedesmal 0+ gesagt wurde...
Schreiben Sie dann auch so ein dämliches Generationenbuch?
Ich kannte mal die Frau von dem Autoren....
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mark793,
Freitag, 4. Dezember 2009, 20:12
Das werde ich wohl bleiben lassen.
Denn wie Herr Monopixel zu Recht anmerkt, gibt es von der Sorte eher zu viele als zu wenige Bücher.
Blutspenden war ich schon ewig nicht mehr. Seit ich älter werde, wird mir dabei schon eher mal schwummrig.
Blutspenden war ich schon ewig nicht mehr. Seit ich älter werde, wird mir dabei schon eher mal schwummrig.
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monopixel,
Freitag, 4. Dezember 2009, 19:05
Null Positiv, das hört sich nach überschätzter Lebensmittelpunktkrise an.
Aber im Ernst, es gab einfach in den Zweitausender Jahren (gemeint ist 01-09) einfach zu viele Bücher und Filme aus diesem "Coming of Age"-Genre.
Aber im Ernst, es gab einfach in den Zweitausender Jahren (gemeint ist 01-09) einfach zu viele Bücher und Filme aus diesem "Coming of Age"-Genre.
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mark793,
Freitag, 4. Dezember 2009, 20:17
Sie sagen es,
das Feld ist mindestens genau so überbesetzt wie Melodramen zum Thema "Eine Frau geht seinen Weg"... ;-)
Aber wenn ich schon mal dabei bin: Von der "Generation Upload" hat man ja auch nicht mehr so viel gelesen oder gehört in letzter Zeit.
Aber wenn ich schon mal dabei bin: Von der "Generation Upload" hat man ja auch nicht mehr so viel gelesen oder gehört in letzter Zeit.
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monnemer,
Freitag, 4. Dezember 2009, 21:15
In unserer Schüler- oder Abizeitung wurde ich mal von irgeneinem Schwachkopf Mitschüler als typischer Vertreter der Null-Bock Generation bezeichnet.
Spätestens da war für mich dieser Generationenkategorisierungsblödsinn gegessen.
Wikipedia, tss, "späte 80-er", da war ich schon Papi. Typisch.
Spätestens da war für mich dieser Generationenkategorisierungsblödsinn gegessen.
Wikipedia, tss, "späte 80-er", da war ich schon Papi. Typisch.
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mark793,
Freitag, 4. Dezember 2009, 22:39
Naja,
an den Streberstandards gemessen, die diesem Fehlurteil wahrscheinlich zugrunde lagen, wäre in dieser Schublade auch für mich noch Platz gewesen. Im Übrigen stelle ich gerade fest, dass mich mein ansonsten recht intaktes Langzeitgedächtnis völlig im Stich lässt zu der Frage, was in dieser Abizeitung über mich verzapft wurde. Ich habe dieses Machwerk nie käuflich erworben (aber in irgendeinem Schuber habe ich vielleicht noch einen der famosen Comics aus der Edition "P*mmeltier Books").
Aber wenn ich mal das 20-Jährige Abitreffen Revue passieren lasse, tue ich mich auch sehr schwer, gemeinsame generationsstiftende Merkmale in unserem Jahrgang zu identifizieren.
Aber wenn ich mal das 20-Jährige Abitreffen Revue passieren lasse, tue ich mich auch sehr schwer, gemeinsame generationsstiftende Merkmale in unserem Jahrgang zu identifizieren.
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monnemer,
Freitag, 4. Dezember 2009, 23:23
Die P*mmeltierbooks. Die sind hier, wo sie hingehören. Auf dem Dachboden.
Wie das da, vom Herrn kid http://www.book-by-its-cover.com/
Wie das da, vom Herrn kid http://www.book-by-its-cover.com/
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der_papa,
Freitag, 4. Dezember 2009, 22:35
Generation „0“, ok - bin ich dabei. Aber „+“?
Habe gerade „Microsklaven“ hinter mir und „Generation X“ vor mir. Während des Lesens viel mir auf, das die Zeiten der Jahrzehnte mit stilbildenden Musikgenres vorbei zu sein scheint.
40er - Swing
50er - Rock 'n Roll
60er Beat
70er Disko (und Punk)
80er New Wave Pop
90er Tekk(kkk)no
2000er - äh …
Wir erkennen an der Kleidung/Frisur sofort, ob ein Bild in den 50er, 60er, 70er oder 80ern aufgenommen wurde. Dann hört es auf. Ob ein Foto von 1993 oder 2007 ist kann man höchstens an elektronischen Gadget erkennen.
Douglas Copland würde sagen, das liegt an der GAP-isierung der Gesellschaft. Würde ich aus dem Bauch raus erst mal zustimmen …
Habe gerade „Microsklaven“ hinter mir und „Generation X“ vor mir. Während des Lesens viel mir auf, das die Zeiten der Jahrzehnte mit stilbildenden Musikgenres vorbei zu sein scheint.
40er - Swing
50er - Rock 'n Roll
60er Beat
70er Disko (und Punk)
80er New Wave Pop
90er Tekk(kkk)no
2000er - äh …
Wir erkennen an der Kleidung/Frisur sofort, ob ein Bild in den 50er, 60er, 70er oder 80ern aufgenommen wurde. Dann hört es auf. Ob ein Foto von 1993 oder 2007 ist kann man höchstens an elektronischen Gadget erkennen.
Douglas Copland würde sagen, das liegt an der GAP-isierung der Gesellschaft. Würde ich aus dem Bauch raus erst mal zustimmen …
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mark793,
Freitag, 4. Dezember 2009, 23:01
Womöglich wird man Bilder
von 1995 und 2005 mit größerem zeitlichen Abstand auch besser auseinanderhalten können. Vielleicht sind wir da einfach noch zu nah dran, um die Unterschiede zu sehen. Oder es liegt an unserem nachlassenden Blick für die kleinen Details, anhand derer man genauer datieren könnte.
Und das mit der prägenden Musik der Jahrzehnte ist schon in den 70ern sehr mit der Brechstange passend gemacht. Wo ist das ganze psychedelische Supergruppenzeug von Pink Floyd, Genesis, Deep Purple oder Led Zep. In den 80ern mags dann stimmen, aber bereits in den 90ern waren auch Grunge und Hiphop schon ein Thema.
Und das mit der prägenden Musik der Jahrzehnte ist schon in den 70ern sehr mit der Brechstange passend gemacht. Wo ist das ganze psychedelische Supergruppenzeug von Pink Floyd, Genesis, Deep Purple oder Led Zep. In den 80ern mags dann stimmen, aber bereits in den 90ern waren auch Grunge und Hiphop schon ein Thema.
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nnier,
Samstag, 5. Dezember 2009, 12:18
Na ja, ich würde dem Papa da schon weitgehend zustimmen. Es geht ja nicht darum, welche Musikrichtungen es alle gab, sondern ob eine kulturell sehr stark mit der Dekade in Verbindung gebracht wird. Sicher ist die Intensität der geistigen Verbindung auch bei mir chronologisch absteigend; das mag auch daran liegen, dass die schiere Masse an produzierter und verfügbarer Musik exponentiell zugenommen hat. Und bei der Heutigen JugendTM fällt mir auf, wie flexibel und unideologisch sie der Musik gegenübersteht. Da stehen virtuelle hundert Meter Schallplattenregal auf dem Abspielgerät zur Verfügung, alt und neu, hart und zart, bunt gemischt - was einerseits wie eine gewisse Beziehungslosigkeit wirken kann (wenn ich mir mal überlege, wie intensiv ich Plattenhüllen studiert habe!), kann man andererseits auch als erfreulich unvoreingenommene Haltung verstehen: Es geht nicht mehr darum, sich auf Teufel-Komm-Raus mit den harten Eddie-Plattencovern von Iron Maiden zu präsentieren. Sondern die Musik zählt an sich.
Zu "Generation" - was auch immer das ist, wenn es mehr als eine Alterskohorte bezeichnen soll - fällt mir der tiefsinnige Blick eines Mitschülers ein, der mir, so mit 14 Jahren, offenbarte: "Ich glaube, ich hätte sehr gut in die Zeit des Rock'n'Roll gepasst!"
Ich stellte mir Lebensstil, Kleidung, Filme und andere kulturelle Faktoren vor, fragte nach und erhielt folgende Antwort: "Na, ganz einfach, weil mir die Musik so gut gefällt!"
Zu "Generation" - was auch immer das ist, wenn es mehr als eine Alterskohorte bezeichnen soll - fällt mir der tiefsinnige Blick eines Mitschülers ein, der mir, so mit 14 Jahren, offenbarte: "Ich glaube, ich hätte sehr gut in die Zeit des Rock'n'Roll gepasst!"
Ich stellte mir Lebensstil, Kleidung, Filme und andere kulturelle Faktoren vor, fragte nach und erhielt folgende Antwort: "Na, ganz einfach, weil mir die Musik so gut gefällt!"
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mark793,
Samstag, 5. Dezember 2009, 14:36
Naja,
es ging mir ja auch nicht darum, die Zeitleiste von Herr Papa komplett in die Tonne zu treten. Wenn man es sich ganz einfach machen will, kann man das auch so stehen lassen - im Sinne von Musikrichtung, die mit dem Dezennium für gewöhnlich in Verbindung gebracht wird. Wenn wir von "stilbildend" reden, wird das Eis schon dünner, denn das impiliziert ein Ausmaß von popkultureller Dominanz, die der Punk in den späten 70ern nicht wirklich hatte (und in den frühen 70ern war ja wohl Glam-Rock und so Zeug viel größer als Disco) - und Techno war streng genommen auch nur zwischen 1990 und 1994 das große Ding. Zu der Zeit wurde es schon langsam unübersichtlich, da kam die Karohemdenfraktion mit den Schrammelgitarren aus Seattle, auf MTV brannten derweil auch immer mehr Mülltonnen in der Bronx, das hat ja auch nicht erst in den Nullerjahren angefangen.
Und "die jungen Leute von heute" setzen mich auch immer wieder in Erstaunen mit ihrer Fähigkeit, sich popkulturelle Backkataloge völlig verschiedener Genres anzueignen. Und zwar zum Teil ohne den vermeintlichen Sachzwang, sich damit auch irgendwelche geborgten Leihidentitäten dauerhaft an die Backe binden zu müssen. Also in dem Sinn, wenn ich die Band A gut finde, muss ich in seltsamen Klamotten auf Mittelaltermärkte, und das bringt mich in Konflikt mit meinem Hang zu Band B, deren Anhängerschaft sich lieber in Sackhosen auf dem Skateboard fortbewegt. Das scheint heute nicht mehr so ein Problem zu sein, das Musikkonsumenten in Identitätskrisen stürzt.
Und "die jungen Leute von heute" setzen mich auch immer wieder in Erstaunen mit ihrer Fähigkeit, sich popkulturelle Backkataloge völlig verschiedener Genres anzueignen. Und zwar zum Teil ohne den vermeintlichen Sachzwang, sich damit auch irgendwelche geborgten Leihidentitäten dauerhaft an die Backe binden zu müssen. Also in dem Sinn, wenn ich die Band A gut finde, muss ich in seltsamen Klamotten auf Mittelaltermärkte, und das bringt mich in Konflikt mit meinem Hang zu Band B, deren Anhängerschaft sich lieber in Sackhosen auf dem Skateboard fortbewegt. Das scheint heute nicht mehr so ein Problem zu sein, das Musikkonsumenten in Identitätskrisen stürzt.
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der_papa,
Samstag, 5. Dezember 2009, 21:53
Eben. Sag' ich doch. Keine Identitätskrise weil wegen keine Identität. Nicht mal durch einen musikalischen Mainstream.
Ob das gut ist oder nicht …
Ob das gut ist oder nicht …
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muerps,
Samstag, 5. Dezember 2009, 21:58
SeinSe beruhigt, es gibt noch einen Rest Identitätskrise. Das heißt dann "Die ham mir meine Band weggenommen". Ich behaupte mal, dass dieses Phänomen u.a. dadurch hervorgerufen wird, dass Bands bzw. Musikstile mangels Grabenkämpfen wahllos vom Mainstream absorbiert werden können.
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mark793,
Samstag, 5. Dezember 2009, 22:46
Tja,
da muss man sich dann halt ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift: "Ich hab die The Sowienochs schon gehört und gut gefunden, als die noch in kleinen finnischen Clubs gespielt haben!" ;-)
@der_papa: Schwer zu sagen. Auf den ersten Blick neige ich tendenziell dazu, das Nichtauffindenkönnen eines das Nuller-Jahrzehnt prägenden Musikgenres durchaus als gutes Zeichen zu sehen. Aber dann wird mir bewusst, dass das auch bedeutet, es ist seitdem nix neues und bedeutendes mehr nachgekommen. Hm.
@der_papa: Schwer zu sagen. Auf den ersten Blick neige ich tendenziell dazu, das Nichtauffindenkönnen eines das Nuller-Jahrzehnt prägenden Musikgenres durchaus als gutes Zeichen zu sehen. Aber dann wird mir bewusst, dass das auch bedeutet, es ist seitdem nix neues und bedeutendes mehr nachgekommen. Hm.
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rocky raccoon,
Montag, 7. Dezember 2009, 15:24
Ha, ha
...da kenne ich auch Kollegen, die Green Day vor 50 Zuhörern auf der Kiefernstr. erlebt hatten, als die noch gut waren. Danach: nur noch kommerziell und nicht mehr hörenswert. Genau wie AC/DC nach dem Tod von Bon Scott oder Metallica nach ersten Erfolgen...Gruß an Hr. cut! Ich selber bin da nur ein bedauerlicher Mitläufer, dessen laienhafter Musikgeschmack man daran erkennt, daß ich auch Gruppen noch mag, die Erfolg haben. So bin ich auch auf Nirvana erst 1993 aufmerksam geworden.
Ansonsten bin ich musikalisch irgendwie stehen geblieben: seit 1995 gefällt mir nur wenig neues. Und die Bands, die ich früher mochte, füllen auch heute noch die Stadien.
Ansonsten bin ich musikalisch irgendwie stehen geblieben: seit 1995 gefällt mir nur wenig neues. Und die Bands, die ich früher mochte, füllen auch heute noch die Stadien.
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mark793,
Montag, 7. Dezember 2009, 15:46
@rocky racoon: Ganz so statisch
ist das bei mir nicht. Gerade auf dem Sektor der dunklen und harten Musik habe ich seit Mitte der 90er noch so manche Neuentdeckung gemacht. Aber generell muss ich sagen: Mich über meinen Musikgeschmack irgendwie zu definieren, der Impetus hat ganz stark nachgelassen. Ich kann jetzt Düstergeknüppel hören und nachher irgendwelches chilliges Loungemusik-Geplänkel oder mit der Kleinen zusammen Abba-Lieder mitsingen ohne dass mir dabei was abbricht. Und übertriebene Loylität zu irgendwelchen Interpreten und Combos (also das, was echtes Fan-Dasein ausmacht), war bei mir auch seit jeher unterentwickelt. Irgendwelche nerdigen Pop-Diskurse über Frühwerk, Spätwerk, Authentizität vs. Ausverkauf gehen mir auch schon länger am Allerwertesten vorbei. Um es an einem konkreten Beispiel abzuhandeln: Schön für Radiohead, dass sie immer noch so ihr eigenes Ding machen und hach so unkommerziell geblieben sind. Trotzdem geht mir das wehleidige Gewimmer auf die Gonaden. ;-p
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mark793,
Montag, 7. Dezember 2009, 16:14
Doch, jederzeit.
War in dem Thread auch schon kurz davor gestanden, "Runter mit den Radio-Rüben!" zu skandieren. Aber die Gastgeberin kennt meine Haltung zu pickligen Indie-Jungs mit klobigen Brillen und Hühnerbrust-Stimmlage ja eh schon zur Genüge...
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