Montag, 21. Mai 2007
Kerbtier-Content
Wenn man wie wir in der Nähe eines Flughafens wohnt, gewöhnt man sich mit der Zeit an den Fluglärm. Eine ganz andere Sache ist es freilich, wenn morgens in der Früh außerplanmäßiger Flugverkehr innerhalb des Schlafzimmers stattfindet. Genausowenig wie ich etwaiges Jammern meiner Tochter aus dem Kinderzimmer nebenan ignorieren kann, kann ich dauerhaft ausblenden, wenn ein dicker Brummer von Stubenfliege immer wieder Stuka-artige Scheinattacken auf unser eheliches Nachtlager fliegt und mir in weniger als einem Meter Entfernung um die Ohren herumbrumselt.

Kurz bevor sich also heute morgen um kurz nach sechs meine Sinne einschalteten, um detailliertere Daten über die Bedrohung unseres Luftraums zu sammeln, kam mir spontan dieses Bild in den Sinn. Die Kenntnis dieses bemerkenswerten Bildes von Max Ernst mit dem vielsagenden Titel "Junger Mann, gereizt durch den Flug einer nichteuklidischen Fliege" verdanke ich übrigens einem früheren Kunstlehrer, einem seltsamen Kauz, der uns im Unterricht mit irgendwelchen abstrusen (oder wie man heute sagen würde: off-topischen) Geschichten rund um Grete Schickedanz und Hugo Mann verwirrte.

Und warum erzähle ich das jetzt alles? Ach ja, wegen der morgendlichen Assoziationskette, die der dicke Brummer in Gang gesetzt hatte: das Bild von Max Ernst, das in der Mannheimer Kunsthalle hängt. Das uns der Kunstlehrer mit seinen Geschichten von Hugo Mann, dem Gründer von Möbel Mann, im Unterricht nahebrachte. Dass Möbel Mann natürlich auch in Mannheim eine Filiale unterhält, bei der ich den Schreibtischstuhl erworben habe, auf dem ich sitze, während ich diesen Beitrag verfasse.

Und das alles erinnert mich daran, dass ich mich wie ein Mann dieser Bedrohung aus dem Luftraum stellen muss, wenn schon mein lautes Schnarchen keinen wirksamen Schutz gegen solche gehörlosen Mistviecher darstellt. Wenn Sie also demnächst im Postleitzahlbereich 4 ein lautsches *klatsch* vernehmen, dann wissen Sie Bescheid, dass dieser elende transparentgeflügelte Sechsbeiner sein verpfuschtes Laben ausgehaucht hat. Und wenn Sie nichts hören, dann gehen Sie mal davon aus, dass es mir gelungen sein wird, das Vieh unblutig hinauszuscheuchen. Denn eigentlich empfinde ich es fast schon als Niederlage, wenn ich den Sieg mit Mitteln der Gewalt erringen muss. Auf in den Kampf!

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Also gegen unerwünschten Kerbtier-Content hilft MIR ja immer der hiesig gleich dreifach vorhandene Katzen-Content.
So ein dicker Brummer würde es hier garantiert nicht lange machen...

Ihnen aber zunächst: Waidmanns heil! (oder was immer man da wünscht), habe extra mal die Musik leiser gemacht, in Erwartung des *klatsch*.

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Oh, lustig,
da haben wir grade cross-kommentiert. Ich traue Ihrem Katzen-Trio ja einiges zu, aber ich gebe zu bedenken, dass wir hier hohe Räume haben.

Ich weiß jetzt übrigens nicht, ob sich das Vieh mittlerweile durchs gekippte Fenster verkrümelt hat oder nur an einem gut versteckten Ort ausruht für die nächste Nerv-Attacke...

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Cross-Kommentieren ist doch DIE neue Trend-Sportart, wussten Sie nicht...? ;-)

Hohe Räume halten die Hoheiten im Übrigen mitnichten ab, da wird sich zur Not am letzten Fetzen Rauhfaser hochgekrallt (vergessen Sie Filme wie "Cliffhanger" und dergleichen - die unglaublichen Drei setzen da ganz neue Maßstäbe, ehrlich!), notfalls auch mir meiner (meist ungewollten)Unterstützung. Autsch.

Und: "The Vieh", wie ich Ihr persönliches Kerbtier itzo mal taufe, liest/las bestimmt Ihr Blog. Und zog wahrscheinlich Konsequenzen. (Hoffentlich war's nicht die "Ich hol jezt meinen großen Bruder" - Konsequenz... örgx.)

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Ich kann Ihnen gut nachfühlen - mich können die Viecher schon im Wachzustand an den Rande des Wahnsinns bringen. Man fühlt sich auch so unelegant, mit Fliegenklatsche bewaffnet im Raum hüpfend auf die Jagd zu gehen. Dazu verfolgt mich auch noch eine Samtpfote laut maunzend, da sie das Gewedele mit dem Plastikteil für Spielanimation hält.
Und ein Hoch auf verschrobene Kunstlehrer und Assoziationsketten, sie machen das Leben bunter!

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Fluch der hohen Räume,
man springt schlagend und fuchtelnd herum wie ein Tor, stets in Gefahr, die große Palme umzunieten oder die sensible Baldachin-Konstruktion samt Dübeln von der Decke zu holen. Diesen unwürdigen Film wollte ich meiner Gattin gestern spät abend nicht mehr vorführen - wohl wissend, dass mich der Brummer zum Dank für den Aufschub auch noch wecken würde heute morgen.

@rebella: Bei der Vorstellung, wie drei Katzen an der zarten Vorhangkonstruktion rund ums Bett emporkraxeln würden auf der Fliegenjagd, komme ich ins Hyperventilieren. Das machen die Deckendübel bestimmt nicht mit.

Früher war unsere Töle auch nicht ungeschickt im Fliegenfangen, aber die Präzision leidet mit zunehmendem Alter doch so erheblich, dass sie kaum noch Versuche startet in die Richtung.

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Deckendübel inkl. Herzklappen (auch die von Tölen) sind bei "der Jagd" natürlich unbedingt zu verschonen, da haben Sie meinerseits selbstredend vollstes Verständnis.

(Ist "The Vieh" nu' eigentlich entfleucht, oder dürfen wir uns auf eine Fortsetzungsgeschichte gefasst machen?)

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Tja, wenn ich das so genau wüßte.
Die Fahndung läuft jedenfalls noch. Sollte es keine Fortsetzung geben, dann bleibt mir wenig anderes, als Sie mit älteren Kerbtier-Content zu vertrösten. Und der Sommer liegt ja noch vor uns...

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wie kommste auf die idee..
..daß Tempo nicht mehr zu Procter & Gamble gehört? Und dieser Konzern mal in Verruf war? Sie holzen noch immer Urwälder ab, um ihre Eukalyptusplantagen anzulegen und dadurch die indigenen Völker sowie auch die dortige restliche Tierwelt zu vertreiben bis hin zu zerstören. Oder genauer gesagt: sie beziehen ihren Zellstoff von Aracruz, welche für diese Vertreibungen und Zerstörungen verantwortlich sind. Sie sind es nicht selber aber scheinen dies ja zu befürworten, wenn sie ihren Zellstoff von diesem Unternehmen beziehen.

Je mehr Urwälder zerstört werden und nichts dagegen gemacht wird, umso schlimmer wird die Klimakatastrophe werden.

Ich weiß, es ist teilweise mühsam zu ergründen, wo wer was verbockt. Aber das sollte es uns für die Natur wert sein.

Übrigens: Danke von SCA kooperiert mit dem WWF und "spendet" mit jeder verkaufter Danke-Packung 5 Cent für die Aufforstung von Wäldern. Das ist wenigstens ein Anfang.

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Dass Tempo nicht mehr zu P&G gehört,
habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt. Die Meldung über den Verkauf der Sparte lieferte mir ja den Aufhänger für diesen Eintrag. Ob das jetzt schon vollzogen ist oder noch kartellrechtlicher Genehmigungen bedarf, da bin ich aus dem Stand überfragt.

Ob Tempo zu dem Zeitpunkt, als ich neulich im Laden vor dem Rotzfahnen-Regal stand, immer noch Zellstoff von Eukalyptus-Plantagen verarbeitete, entzog sich leider auch meiner Kenntnis. Ich wußte aber, dass das mal ein Thema war.

Im Übrigen ging es mir in dem Beitrag (abgesehen von der Jammerei über meinen Männerschnupfen) ja genau darum, phänotypisch aufzuzeigen, auf welche komplizierten Güterabwägungen man sich als Konsument einlässt, wenn man auch bei einem banalen Produkt wie Papiertaschentücher eine Kaufentscheidung treffen möchte, die für den Fortbestand des Planeten wie wir ihn kennen und lieben, das kleinere Übel darstellt.

Ich studiere mit Blick auf den Ernährungsplan meiner kleinen Tochter ja auch noch mehr oder weniger Ernährungsökotrophologie oder wie man das nennt - und ich mache mir sogar Gedanken darüber, ob vielleicht behinderte indische Kinder das Blei von Hand aus dem bleifreien Superbenzin filtern müssen, das mein Darkmobil verbläst.

Will sagen: Ich bleibe da durchaus am Ball und lerne gerne dazu. Auch wenn ich kein Krombacher trinke, um den Regenwald zu retten. Alles hat schließlich auch seine Grenzen. ;-)

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Ich habe meine Jagderlebnisse ja schon im Laufe des Wochenendes gebloggt. Laßt uns gemeinsam dazu beitragen, daß Fliegen zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies werden.

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solange sie brummen und nicht stechen, kann ich mit leben. das ist wie mit den bellenden hunden. ;)

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Stechen ist natürlich verschärft,
da ist sofort DEFCON 1, um es im Pentagon-Jargon zu sagen.

Aber Luftraum-Verletzungen, vor allem solche, die mich wecken, nehme ich auch nicht auf die leichte Schulter. Sagen wir: DEFCON 4...

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defcon4 : defcon1 bewegt sich damit also etwa im verhältnis von hausfriedensbruch : schwere körperverletzung mit tötungsabsicht?

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Ja, so etwa,
wenngleich ich die Schwere der genannten Delikte nicht in voller Konsequenz vergleichen und gegenrechnen würde. Ich möchte den Unterschied etwas anders illustrieren: Einer Stubenfliege würde ich wenn es sich bewerkstelligen lässt lieber einen Rückzug nach draußen ermöglichen. Gegenüber einer Stechfliege mache ich eher putative Notwehr geltend.

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Das könnte allerdings auch eine männliche Eigenheit sein - wir mögen eben einfach keine fremden Stecher in unserer unmittelbaren Umgebung ;o)

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