Montag, 2. September 2013
18 kilometros degüello (oder so ähnlich)
Es ist mal wieder an der Zeit für einen Beitrag aus der beliebten Reihe "Geschichten, die das Navi schreibt". Wenige Tage vor der Heimreise bepackten wir den Mietwagen, um unser Urlaubsquartier von der Costa de la Luz nach Granada zu verlegen. Dem Töchterlein war gleich nach Fahrtantritt nicht so richtig wohl, und so schien es zunächst eine gute Idee, der N 340 nicht den ganzen Küstenverlauf zur Südspitze der iberischen Halbinsel zu folgen, sondern die vom Navi vorgeschlagene Abkürzung über die CA 221 durchs Hinterland zu nehmen.



Als dann kurz hinter der Ortschaft Facinas die schmale Asphaltstraße ziemlich unvermittelt in eine unbefestigte Schotterpiste überging, sagte ich zur besten Ehefrau von allen, dass das womöglich doch keine so kluge Idee sei, das Navi zeige 18 Kilometer bis zur nächsten Abbiegung, lieber würde ich doch umdrehen und die längere gut ausgebaute Strecke über Tarifa und Algeciras fahren als hier im Schneckentempo durch die Pampa schleichen zu müssen. Nun muss man dazusagen, dass die marquise793 nicht nur eine ziemliche Optimistin ist, sondern auch in jüngeren Jahren auf fernen Kontinenten unter Umständen gereist ist, die mit dem Beiwort "abenteuerlich" nur unzureichend umschrieben sind. Die Gemahlin gab mir also zu verstehen, die Strecke werde sicher gleich wieder besser, und wenn es mir zuviel würde, könne ich sie ja ans Steuer lassen.



"Nimmermehr", krächzte grummelte ich still in mich hinein und dachte, okay Baby, wenn Du es so haben willst, dann ziehen wir das jetzt eben durch. Unnötig zu sagen, dass die Strecke nicht besser wurde, sondern immer schlechter. Schlaglöcher, tiefe Auswaschungen durch Regengüsse, das volle Programm, das eigentlich einen BMW X 5 oder einen Land Rover verlangt hätte anstatt eines VW Polo. Durch manche Mulden musste ich den Kleinwagen im Schritttempo manöverien, bisweilen schrammte ich beim Ausweichen vor besonders fiesen Schlaglöchern an vertrockenen Dornbüschen am Wegrand entlang, was ziemlich fiese Geräusche verursachte (von der Sorge um die Selbstbeteiligung im Schadensfall gar nicht zu reden).

Mehr als einmal setzte irgendein Teil des Unterbodens auf, und hinter einem besonders blöd platzierten Brocken in der Straßenmitte vor uns sah ich einen ziemlich großen dunklen Fleck, aber mir fehlte die notwendige Muße, um anzuhalten und zu gucken, ob da Kühlfüssigkeit oder Motoröl eines irgendwann vor uns hier durchgefahrenen Fahrzeugs versickert war. Jedenfalls war das kein sonderlich ermutigendes Zeichen, wäre dieser bescheuerte Film statt eines Roadmovies ein Western gewesen, dann hätten Rinderschädel am Wegesrand gelegen und die Geier über uns gekreist. Aber zum Umkehren war es an der Stelle dann auch schon zu spät, ich kurbelte am Lenkrad, um uns an dem Brocken und diversen Löchern drumherum vorbeizumanöverieren. Trotz der eingeschalteten Klimaanlage war ich inzwischen ziemlich am Schwitzen, die Strecke zog sich endlos hin, und natürlich konnte es auch keinen Zweifel mehr daran geben, dass diese 18 Kilometer bis zum letzten Meter eine Höllenstrecke mit hohem Pannenrisiko bleiben würden. Ob danach eine ordentliche Straße oder nur ein weiterer Feldweg kommen würde, wusste natürlich auch kein Mensch. Die dem Reiseführer beiliegende Karte Südspaniens machte zumindest Hoffnung, dass das Schlimmste mit dem Verlassen des Nationalparks hinter uns läge.



Tatsächlich erreichten wir nach gefühlten drei Stunden das Ende der Horrorstrecke, und ob wir dieses Teilstück auf Mountainbikes schneller hinter uns gebracht hätten als im Auto, habe ich lieber nicht nachgerechnet. Man ist dann einfach froh, es hinter sich zu haben. Und die beste Ehefrau von allen fand wie so oft wieder die richtigen Trostworte: "Da haste doch was zu bloggen, wenn wir zuhause sind." So schaut's aus.

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