Mittwoch, 2. Juni 2010
Print gewinnt?
Die Digitalisierung aller Daseinsbereiche schreitet wacker voran, der vielzitierte Medienwandel pflügt das Unterhaltungs- und Informationsgewerbe um. Eigentlich sollte man schon davon ausgehen, dass inzwischen alle in der Branche den Schuss gehört haben. Oder? Nach dem Sichten meines Posteingangs bin ich mir indes nicht mehr so sicher. Da fand ich heute nämlich folgende Mail:

Liebe Autoren,

bitte beachten Sie unsere geänderten Modalitäten bei der Rechnungsstellung. Ab sofort müssen alle Rechnungen als Original per Post an uns geschickt werden. Bitte die Rechnung so gestalten, das Platz bleibt für den Kotierungstempel in der Größe 7,5 x 6 cm.

Bitte die Rechnungen immer an folgende Rechnungsadresse senden:

Fachverlagsgruppe Gschaftlhuber GmbH & Co. KG
Kreditorenbuchhaltung
Auf dem Holzweg 23
53793 Dingenskirchen *


What the Fuck Hat man Worte? Bislang konnte man da seine Rechnung problemlos per Mail stellen. Die kleine organisatorische Schrulle des Verlags, dass man als Autor nach dem Sichten des Korrekturabzugs eigentlich noch ein Freigabefax hätte schicken müssen, damit der eigene Text im Heft erscheint, ist ja gottlob nie so richtig ernsthaft durchgepeitscht worden. Und deswegen habe ich das immer nachsichtig belächelt. Aber diese Nummer hier und heute hinterlässt mich schon leicht fassungslos. Die können froh sein, dass Thomas Knüwer nicht im Verteiler dieser Mail gewesen ist. Was der mit diesem Aufhänger für einen Abgesang auf die alte Medienwelt angestimmt hätte, das will ich gar nicht wissen.

Ich geh jetzt erst mal googeln, was ein Kotierungstempel überhaupt sein soll, und dann schaue ich mich nach einem neuen Drucker um. Der jetzige hat nämlich die letzten zwei Jahre keinen Mucks mehr gemacht. Vielleicht am besten so ein Kombiteil, das auch Kopieren und Faxen kann? Wer weiß, wofür man das noch brauchen kann...

* Absender und Adresse aus Datenschutzgründen geändert

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