Sonntag, 22. Juni 2008
Angeknockt und ausgezählt
Gestern abend dann noch ein netter Geburtstagsumtrunk beim Nachbarn in der Wohnung unter uns. Interessante Einblicke, aber der völlig andere Grundriss der Wohnung bei im Prinzip gleicher Grundfläche verwirrte mich schon im nüchternen Zustand nicht zu knapp. Mein Bestreben, diesen zurechnungsfähigen Zustand einigermaßen über den Abend zu retten, wurde immer wieder konterkariert mit Nachschenken, wobei ich auch noch manche kleine Stichelei wegen meiner moderaten Trinkgeschwindigkeit einstecken musste.

Aber einen Stoiker wie mich lockt das natürlich nicht aus der Reserve. Ich machte auch gute Miene zum bösen Spiel, als der Gastgeber mir ein vielknöpfiges Bedienungs-Ungeheuer einer unterhaltungselektronischen Gerätschaft in die Hand drückte, frage mich bitte keiner, ob das eine Fritz-Box X-Box oder eine Playstation war, ich bin ja computerspieltechnisch nie über Solitaire und Pinball rausgekommen. Jedenfalls kündigte der Gastgeber an, mit mir jetzt in den Ring steigen zu wollen und gab Instruktionen: "Also wenn Du hier links vorne drückst, dann hast Du die Deckung oben, hier rechts hast Du auf diesen vier Knöpfen verschiedene Schläge im Repertoire, mit dem oberen Knopf zusammen gedrückt, sind es noch mal vier andere Schläge." Ich kam gerade noch dazu, mir als Spielcharakter "Ivan Drago" auszusuchen (das war der einzige Name, den ich aus Rocky-Filmen noch parat hatte) - und Gong! Schon ging es los.

Was mein hektisches Knöpfchengedrücke nun genau mit dem Geprügel auf dem beeindruckend großen Flachbildschirm zu tun hatte, war mir ja nicht so klar; mal rettete mich der Gong, mal gewann ich keine Ahnung wie eine Runde, aber letztlich kam es wie es kommen musste: Ich wurde auf die Bretter geschickt und ausgezählt. Aber trotzdem war es noch ein schöner Abend, draußen hupten türkische Fans, drinnen freute sich der aus Bosnien stammende Kumpel meines Nachbarn, dass die Kroaten eins auf die Mütze bekommen hatten. Und irgendwie schaffte es ich es nach dem Ende der Party irgendwann weit nach 2 Uhr sogar noch, mit dem Hund rauszugehen und zurückzufinden. Nur heute vormittag, als ich die Augen aufschlug und feststellte, dass ich einen gewaltigen Brummschädel hatte - da fragte ich mich für einen Moment schon,ob dieser virtuelle Boxkampf nicht vielleicht doch ganz real stattgefunden haben könnte. Mein Kopf fühlte sich jedenfalls so an.

... link (13 Kommentare)   ... comment