Montag, 16. Juni 2008
Desperate Houseman (16)
Jetzt, wo ich damit angefangen habe, weiß ich wieder, warum ich das so lange vor mir hergeschoben habe. Aber das ganze Ensemble der Botanik auf der Fensterbank samt den beiden größeren Bäumchen auf dem Beistelltisch davor war einfach in einem himmelschreienden Zustand. Der Ficus hat die ganze Ecke und einige von den kleineren Pflanzen mit Schmierlaus-Sülze eingesaut. Die Tabakpflanze (hier im Archivbild zu sehen) ist mit dem wild wuchernden Teil im banachbarten Topf zu einer fast unentwirrbaren Einheit zusammengewachsen. Und der Gummibaum verrenkt sich mehr und mehr in die Quere, um noch etwas von dem knapper gewordenen Tageslicht zu ergattern. Kurzum: Eigentlich bräuchte es eine Machete oder ein Buschfeuer, um hier vor dem Fenster wieder überschaubare Verhältnisse herzustellen. In der vorigen Wohnung, wo ich ja doppelt so viel Fensterbank zur Verfügung hatte, war es auch schon eng, wie man hier sieht:
Wie dicht gedrängt die Flora hier jetzt vor dem kleineren Fenster normalerweise rumsteht, mag ich gar nicht ablichten, weil mir sonst Greenpeace, der Pflanzenschutzverein oder der B.U.N.D auf die Pelle rücken. Das Problem ist nun: Alles, was ich da anfange, zieht einen Rattenschwanz weiterer Verrichtungen nach sich. Wenn ich die Fensterbank freimache, um (andlich mal wieder) das Fenster zu putzen, würde es sich natürlich anbieten, den Ficus, den Gummibaum und die anderen Kollegen mal in der Dusche abzubrausen. Zuvor sollte ich die Pflanzen vielleicht auch von altem Blattwerk befreit haben. Dann kann ich das ganze nasse Gelumpe nicht gleich wieder vors Fenster stellen, sonst kriegt das wieder Flecken. Und das enorm gewachsene Teil mit den rötlichen Blättern kriege ich nie wieder so schön hindrapiert zusammen mit der Tabakpflanze. Um es aber woranders hinstellen zu können, wo die Triebe schön hängen können, müsste ich das Ding erst in einen größeren und schwereren Kübel umtopfen - sprich: erst zum Gartencenter fahren, Kübel und Erde kaufen und dann losbuddeln. Was das dann wieder für einen Dreck macht, kann sich auch jeder ausmalen.

Mit einem Wort: Es ist schlechterdings zum Haareraufen, wie sich diese 1,20 Meter Fensterbank plus Vorplatz zu einem Zeitfresser und Nervfaktor entwickeln wegen dieser ganzen Indoor-Landschaftsgärtnerei. Wohlgemerkt: Eigentlich mag ich Pflanzen in der Wohnung. In aller Regel gedeiht mir auch das meiste, ohne dass ich mir einen abbrechen müsste. Aber ich stehe nicht drauf, wenn der Krempel Arbeit macht. Den einzigen halbherzigen Versuch, bisschen was von dem Grünzeug loszuwerden, hatte meine Frau seinerzeit sabotiert. Bevor wir unsere Haushalte zusammenlegten, war ich kaum noch in meiner Wohnung gewesen. Ich sagte mir, was verdorrt, muss ich schon mal nicht mehr rumschleppen beim Umzug. Entsprechend hatte ich das Gießen eingestellt. Aber das Zeug machte gar keine Anstalten, einzugehen. Und weil ich Wegschmeißen nicht übers Herz brachte, schleppte ich halt alles mit, die Yucca, die große Palme, die Gummibäume, den Ficus und das ganze andere Zeug, dessen Namen ich nicht kenne. Tja, wie meine Frau mir später steckte, hatte sie sich damals ein paarmal meinen Wohnungsschlüssel unter den Nagel gerissen und war rüber in meine Wohnung gefahren, um die Pflanzen zu gießen. Tja, da konnte ich natürlich lange warten auf die große Dürrekatastrophe. Aber hilft ja alles nichts, das ganze Gejammer. Ich hab damit angefangen, die Fensterbank in Ordnung zu bringen - also ziehe ichs jetzt auch durch. Mit etwas Glück gibts auch paar Scherben...

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