Mittwoch, 7. November 2007
Betankt, bedankt!
Dass Geiz nicht wirklich geil ist, dämmerte mir bereits in jungen Jahren. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie sich ein Bekannter meiner Eltern (nennen wir ihn hier mal Herrn Niemetz) an der nachmittäglichen Kaffeetafel damit brüstete, an der Tankstelle den Sprit für sein hochglanzgewienertes Mercedes-280er-Coupé immer zu einem ungeraden Betrag wie 50 Mark und 1 Pfennig zu zapfen. An der Kasse krame er dann angestrengt, aber erfolglos im Portemonnaie nach einem Pfennigstück, und in neun von zehn Fällen sei der Tankwart zu bequem, den Pfennig einzutreiben und sage dann, "ach, lassense stecken."

Im ersten Moment dachte ich, hey, ganz schön clever. Aber dann bemerkte ich den ganz kurzen, aber vielsagenden Blick, den meine Eltern nach den Einlassungen des Herrn Niemetz austauschten. Und dieser Blick machte mir schlagartig klar: Junge, wenn Du mal ein eigenes Auto zu betanken hast, dann wirst Du diese kleinliche und schäbige Pfennignummer niemals nicht machen, verstanden?

Tatsächlich entwicklelte ich Jahre später geradezu artistisch-feinmotorische Fähigkeiten und fast traumwandlerische Sicherheit, an jeder Zapfsäule auf Null zu tanken. Mit der Euro-Umstellung wurde es sogar noch ein bisschen einfacher. Denn seitdem springen die Zahlen vor und hinter dem Währungskomma nicht mehr ganz so rasend schnell um wie zu D-Mark-Zeiten (auch ein viel zu wenig gewürdigter Vorzug der europäischen Einheitswährung).

Aber was soll ich sagen: Heute hatte ich wirklich sehr klamme Finger, und so grinste mich vorhin nach beendetem Tankvorgang das Zapfsäulen-Display schief und schadenfroh an: 30,01 €. An einem anderen (lies: gemütlicheren) Tag hätte ich es vielleicht sportlich gesehen und Anlauf genommen, um auf 31,00 Euro zu erhöhen. Aber da ich vorher meine Einkäufe im Supermarkt bar bezahlt hatte, wußte ich, da schlummern noch ein paar kleine Rote auf dem Grund des Geldbeutels. Und so legte ich an der Kasse lächelnd 30,01 aufs Schälchen, sagte noch "nein, kein Payback" und wand mich schon um zum Gehen. Da rief mich die Kassierein zurück: "Halt - das ist ihr Glückspfennig" - und drückte mir mit einem bezaubernden Lächeln das Ein-Cent-Stück in die Hand. Ach ja: Den naheliegenden Hinweis, dass es sich bei dieser Scheidemünze hier mitnichten um ein Pfennigstück handle, habe ich mir dann auch geschenkt. Man wills ja nicht überstrapazieren, das kleine Glück.

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Oh wie schön. Und sowas passiert einem nur als regelmäßiger Autofahrer :o))

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Ich habe auch diesen "auf Null"-Ehrgeiz entwickelt, zumal ich meist nur geringe Beträge vertanke.
Doch letztens, als ich gerade mal noch 8 Euronen in der Tasche und einen Zahnarzttermin im Nacken hatte, da ist es geschehen: 7,01 €. Das war mir unangenehm, aber der Kassierer nahm's gelassen und gab mir einen Euro zurück...

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Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich diese ,01er- Macke auch habe. Wobei ich das ganz ohne Ehrgeiz betreibe. Wenn ich zwei Cent drüber bin bin ich wenigestens die roten Münzen los.

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die Roten in die Dose abends :)

Einmal im Jahr leeren , und lecker davon schlemmen gehen.

Bei mir sind meist so um die 80 Euro drin.
:)

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Lecker schlemmen kann ich auch so gehen.

Ich sammel die roten schon deswegen nicht, weil ich zu faul wäre, die Ende des Jahres zur Bank zu tragen.
Ich wüßte ja nichtmal wie meine Bank von innen aussieht, weil ich nur immer bis zum Automaten komme - irgendwann abends wenn sie schon zuhaben...

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Abgesehen davon
kämen selbst mit der Kupfermünzen-Tankmasche und dem, was im Supermarkt bei den ungeraden Endpreisen so anfällt, keine 80 Öre per annum zusammen. Ich hatte im Zuge der Euro-Umstellung mein Pfennig- und Groschendepot aufgelöst, und das waren im Endeffekt irgendwas zwischen 60 und 70 Mark, wobei dieser über etliche Jahre zusammengesammelte Betrag zu mindestens zwei Drittel auf den Zehnpfennigstücken basierte. Einser und Zweier hätte ich im Prinzip auch beim nächsten Rom-Aufenthalt in den Trevi-Brunnen kippen können.

10- und 20-Cent-Stücke nimmt der chronisch wechselgeldknappe Bäcker um die Ecke gerne, und wenn ich dort demnächst auch die Fünfer in Umlauf bringe, bleibt wirklich nicht mehr viel, womit man ein Familiendinner bezahlen könnte am Ende des Jahres.

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es gibt neben der "Selbstbedienungsecke" auch mehr in einer Bank? Hatte mich schon immer gewundert, was wohl hinter der Glastüre ist, die mit Hilfe von Flächenvorhängen vor Wolfgangs Blicken geschützt sind.
Sachen gibts...

Wann fallen endlich die Ladenschlußgesetzte für Banken? Die machen doch nicht freiwillig bereits um 16:00 zu?

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Gute Frage.
Ich kann da nicht mitreden, wie das bei "normalen" Banken und Sparkassen ist, da ich meine paar Kröten bei einem Anbieter verwalten lasse, der hauptsächlich im Bereich Transport/Logistik tätig ist und in dessen Filialen ich auch andere sinnvolle Dinge tun kann wie zum Beispiel Briefe und Päckchen abgeben. Das geht sogar bis 18 Uhr - ist aber gerade in der Vorweihnachtszeit auch nicht wirklich vergnügungssteuerpflichtig.

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bei uns kann man da rund um die uhr rein.
ich mach das aber nicht mehr,seit denen da mal ausserhalb der geschäftszeiten der computer vom geldautomat abstürzte und meine karte gefressen und gleich auch teilverdaut wurde.auf mein geschrei hat die reinigungsfrau,die grad noch da am wischen war dann gemeint:müsse ebe wate bisse widder aufmache.
ha.witzisch.es war samstagnachmittag.sollte ich bis montag morgens da ohne wasser und brot den automaten bewachen oder was?
ich hab so lange genervt,bis sie jemand angerufen hatte,der mit einem automatenschlüssel mein kärtchen retten konnte.

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bei uns kann man da rund um die uhr rein. Dazu musste mir ich mir jetzt einen unglaublich dummen und überheblichen Kommentar zu Ihrer Gegend verkneifen, nach dem Motto, schön, dass es inzwischen auch bei Ihnen in der Ecke selbstverständlich ist, dass man 24 Stunden am Tag Zugang zum Geldautomaten hat. ;-))

Aber Spaß beiseite, in dem konketen Fall können Sie von Glück sagen, dass jemand da war, den Sie nerven alarmieren konnten.

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Es gab früher Tankstellen, die haben glatt auf drei Pfennige verzichtet.

Ich zahl heute mit Karte.

Bis kürzlich, da hab ich das Auto verkauft. Brauche man ich, der 1500,- Miete für Innenstadtlage zahlt, nicht.

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Natürlich nicht,
wenn man auf die Flugbereitschaft zurückgreifen kann oder sehr zentral/gut angebunden wohnt. Von daher wäre ich mit dem Personalprononem "man" etwas sparsam in diesem Zusammenhang.

@Midori: In so einem Fall wäre es auch äußerst hartherzig, 99 Cent rauszugeben. Ich hatte zu Studi-Zeiten auch mal mit zwei Rollen Zehnpfennigstücken à Fünf Mack bezahlt. Empfiehlt sich aber vorher zu fragen, ob gerolltes Münzgeld akzeptiert wird.

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Drehwurm
Nun, was die historische Drehgeschwindigkeit der Zahlen im Tanksäulen-Display angeht: Ausgehend vom 2:1-Wechselkurs DM-Euro erreicht man bei einer Verdoppelung des Benzinpreises wieder das gleiche Tempo. Kurz: Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass früher einmal die Märker geruhsamer im Display ihren Tango tanzten als die Euronen heute in ihrem wilden Walzer ... Aber den Tick, auf runde Summen zu kommen, habe ich auch - obwohl ich inzwischen Karte zahle...

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@kleinesf:
Hatte es am vorvorigen Wohnort auch mal paar Jahre ohne Auto gemangt. Ist machbar. Mit Maxicosi oder Kinderwagen und dem ganzen sonstigen Gelörre, das mit der Elternschaft einhergeht, hätte ich das Experiment allerdings nicht wiederholen wollen.
Und Sie überlassen Frau und Kind tatsächlich den öffentlichen Bazillenschleudern Verkehrsmitteln?

Ein Kollege in München hat sein Auto auch vor ein Jahren abgeschafft. Er ist dann bei dem Stattauto-Dingens oder wie das heißt Mitglied geworden, und wenn er mal mit Frau und Kindern einen Ausflug ins Umland oder zu den Großeltern in Agriff nimmt, holt er sich da ne Leihkarre. Nicht uncharmant, diese Lösung, man sollte aber immer einigermaßen langfristig planen, sonst ist es mit der Verfügbarkeit ein Vabanque-Spiel. Das war es, was mich seinerzeit auch etwas abgeschreckt hat - der Mangel an Spontaneität, der mit dieser Nutzungsvariante zwangsläufig einhergeht.

@tempusfugit: Sie haben recht: Inzwischen drehen preisschraubenbedingt die Zahlenrädchen an der Zapfsäule wieder so schnell wie zuletzt zu D-Markzeiten. Es braucht wieder sehr viel Gefühl in den Fingern, um auf Null zu tanken.

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Sehr schön.
Das ist doch mal ne nette Tankdame.

Übrigens , der Sprit ist teurer geworden.
Auch hier bei uns .
Und da lohnt ja fast die Pfennig -Fuchserei *lach*

T. klopft und presst sogar an der Zapfpistole rum ,
damit kein Tröpfchen des kostbaren Saftes daneben geht....
:)

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Bei Aldi geben die einem schon mal 99 Cents retour.. *gg* und nicht nur dort, passiert mir öfter.

Seit der Umstellung (wir hatten ja früher nicht so viel ärgerlichen Kleinkram) steh ich mit totaler Gelassenheit an der Kassa, selbst wenn 10 Leute hinter mir den Einkaufswagen parken, und kletzle die Centsmünzen einzeln raus. Wer den Schotter verteilt, kriegt ihn zurück - ganz einfach. Und wer sich beschwert, weil ich 2 Euro in Rotschrott hergeb, krieg von mir maximal lang und breit erklärt, daß Geld Geld ist, und .. dann gehts erst richtig los, aber das spar ich jetzt besser aus : )

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Aldi
ist eh ein Planet für sich. Die Kassiereinnen haben manchmal das Wechselgeld schon passend während ich noch überlege, ob ich mit dem Zwanni zahle oder doch den Fuffi anbreche. Die wissen es meistens schon vor mir. Und die Irrsinnsgeschwindigkeit, mit der die das Zeug über den Scanner ziehen, sucht im Einzelhandels-Universum auch ihresgleichen. Da kommt man auch als halbwegs fixer Zeitgenosse kaum hinterher, das Zeug in den Einkaufswagen zu verfrachten. Den Krempel in der kurzen Zeit in Taschen oder Tüten verstauen zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Zwo Euro in rotem Kupfer zu bezahlen finde ich in einem vollen Supermarkt ehrlich gesagt ziemlich grenzwertig. Da ertappe ich mich dann schon mal bei dem Hinweis, dass es vom passend zahlen auch nicht billiger wird (für mich aber teurer, da für mich als Freiberufler Zeit auch Geld ist). Andererseits habe ich nöliges Kassenpersonal (nicht nur im Handel, sondern auch in Ämtern und Behörden) auch schon verschiedentlich darüber belehren müssen, dass Kleinmünzen hierzulande gesetzliches Zahlungsmittel sind...

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Diese Kleinmünzenbezahler scheinen irgendwie grundsätzlich vor mir an der Kasse zu stehen.
Neulich hat jemand 9,98€ versucht in kleinerem Münzgeld zusammen zu kramen und kam bei 9,91€ ins Stocken, weil es dann doch nicht reichte und er sehr verärgert tatsächlich einen ganzen 10Euro Schein anbrechen musste.

Meine Wut über diese Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen in der Schlange dahinter, kommentierte mein Sohn mit: "Sei doch froh, dass er vorher nicht auch noch ständig gefurzt hat."

Seitdem trage ich aber grundsätzlich einige Kleinmünzen lose in der Tasche mit mir, damit ich im Zweifel dem eifrigen Münzkramer an der Kasse vor mir kurzfristig aushelfen kann.

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Nun ja, ganze 2 Euro zahl ich selten in Rotschrott eher in Geldschrott, aber - und ich hab das Geld schon vorher abgezählt in der Hand und brauch weniger Zeit, als Kunden, die mit Karte zahlen.. - wie komm ich dazu, den Schrott zu Hause zu bunkern (wüßte net mal platztechnisch WO) und dann noch bei der Bank fürs Abzählen der Münzen noch mal Kohle abdrücken? Zumal diese Zählautomaten auch net die genauersten sind.

Ich bleib dabei - ich wollte diesen Schrott nie, deswegen wandert der auch wieder umgehend aus meinen Händen. Vom Handel bekomm ich schließlich auch oft genug Münzschrott, bloß weil es noch immer keine 2 Euroscheine gibt und denen grad mal wieder die 5er (und schon mal mit 10ern auch passiert) ausgegangen sind.

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Ungeil
Es geht doch nix über ein gutes humanistisches Elternhaus. Wo kämen wir auch hin, wenn alle Todsünden plötzlich geil wären? Habgier, Neid, alles geil.
Da warte ich ja noch drauf, daß der media (le)markt sich weiter werbewirksam auf sämtliche Untugenden erschließt. Ich hasse Tanken. Daher tanke ich immer für 20 Euro. Paradox? Jawoll. Aber da bin ich unschlagbar. Auf den Cent. Die ja bekanntlich bei einer Mutter von drei Kindern, sich nur solange im Portemonaie ansammeln, bis sie zum Büdchen getragen werden.

Aber Hach, so ein Glückcent in Verbindung mit Schornsteinfeger und kindlich postmodernem Kreativwurf, na das sieht doch wirklich gut aus.

Lese mich gerade mal als blogger "newbie" durch Deinen und die anderen blox. Wofür das mal alles gut ist, wenn in seinem schreibenden Dornröschenschlaf gestört wird.

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Ja, da sehnse mal,
man entdeckt am Ende noch andere am Neckar geborene 1963er. ;-)

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Paßt das denn auch, wenn man vergißt, Arztrechnungen zu bezahlen, die dann in aller Ruhe verjähren?

Meine Verwandschaft findet das auch nicht lustig, wenn ich so etwas erzähle. Dabei sind meine Finger nicht einmal klamm.

Auf ähnliche Weise bin ich mal zu einem Buch mit dem schönen Titel "Bildung" gekommen; der Warenkorb stürzte ab und ich bekam beide sich ursprünglich im Warenkorb befindenden Bücher. Aber eines behielt ich, weil es eine "unaufgefordert zugesendete Ware" war.

Und ein paar schöne Schuhe "durfte" ich behalten (weil bestellt), weil sie auf der Rechnung nicht auftauchten. Auch verjährt.

Wahrscheinlich redet jetzt niemand mehr mit mir.

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Och,
so ein paar Altlasten schleppt doch sicher jeder von uns mit sich herum. Allerdings schaffe ich es so gut wie nie, es einfach einzusacken, wenn mir zuviel Restgeld herausgegeben wird.

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manchmal
bin ich im nachhinein doch froh, hin-und wieder aus meiner kleinen blogwelt auszubrechnen und in fremde welten einzutauchen.
setzt mein kopfkino in gang.

chapeau.

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