Donnerstag, 14. Juli 2005
Der Tod ist ein Gärtner aus Holland
Wo ich gerade mal wieder zur Kompost-Tonne und zurück gewankt bin: Was finden Frauen Menschen eigentlich so toll daran, sich ständig mit frisch dahingemetzelten Pflanzenleichen (gängiger Euphemismus: Schnittblumen) zu umgeben, die dann langsam vor sich hin rotten und in der Vase rumstinken, bis man das Elend nicht mehr mitansehen kann und den ganzen Mist in die grüne Tonne tritt? Ich verstehe es einfach nicht. Ich mag Pflanzen, und zwar am liebsten lebend. Umso mehr deprimiert es mich, dass diese ganzen Schnittblumen sinnlos gestorben sind. Ebenso wie es mir fast körperlichen Schmerz verursacht, wenn ich an die ganzen gnadenlos abgesägten Nadelbäume denke, die sich gedanken- und gefühllose Mitmenschen zur Zeit der Wintersonnenwende in die Wohnung stellen. Nicht zu reden von den geschändeten Pflanzenleichen, die in Pfannen, Kochtöpfen und Auflaufformen auch Stunden und Tage nach ihrem Tod weitergequält werden. Aber dagegen protestiert natürlich keiner. So - und jetzt geh ich erst mal was schießen fürs Abendessen.

Nachtrag: Beim Discounter meines Vertrauens eben doch schwach geworden und einen Strauß Rosen erstanden. Ist ja noch Platz in der Biotonne. Das Lächeln meiner Frau ist mir diese kleine Mühsal wert...

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meins bitte medium bis durch :-)

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Denken Sie nur
an die Abermillionen von weißen und roten Trauben, die unsanft ihres natürlichen Lebensraums beraubt werden, unsanft ihrer Flüssigkeit entledigt werden um dann in einem Fass zu lagern. Anschließend, in Flaschen, Karaffen, Plastikkanistern und Tetrapacks abgefüllt, erreichen sie den eigentlichen Jäger. Uns. Ist das nicht ein langer, qualvoller Weg?

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Ohne Jesus hätte der Tannenbaum nie gelebt, der zu Weihnachten verdurstet. Ohne Rindfleischesser müßten unsere Kühe wie die der Inder vegetieren. Und ganz ohne Menschen würden in Deutschland die Buchen jeden anderen Baum brutal niedermachen.

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Ich dachte, der Tannenbaum stammt vom nordischen Yul-Fest. Diesen (Miss-)Brauch hätten wir also womöglich auch dann geerbt, wenn der Sohn Josephs in Galiläa geblieben wäre und weiterhin Dachlatten geschnitzt hätte.

Aber interessante Hypothesen. Erinnern mich an einen Satz aus Gödel, Escher, Bach: "Und in der subjunktiven Wiederholung sehen wir nun, was passiert wäre, wenn beim Fussball Handspiel erlaubt wäre..."

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Ich kann schon gar nicht mehr "Tann" schreiben, ohne sofort an den vorgebrachten Einwand zu denken. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß ohne Jesus zu Weihnachten keine Tannenbäume in unseren Wohnzimmern stünden. Auch keine Kiefern, vor allem nicht am 24. Dezember. Aber irgendetwas anderes heidnischer Herkunft an einem anderen heiligen Tag bestimmt. Und wenn man alle möglichen Zufälle in 2000 Jahren bedenkt, dann gäbe es ohne Jesus wohl auch keine holländischen Schnittblumen, kein Internet, keine Blogger und weder sie noch mich.

In welchem Kapitel von "Gödel, Escher, Bach" muß ich da suchen?

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Naja,
da müssten wir ja fast schon die Chaostheorie bemühen, um einen Zusammenhang von Jesus und holländischen Schnittblumen zu konstruieren. Aber ansonsten haben Sie vermutlich recht, was die Existenz von Ihnen und mir angeht.

Das genaue Kapitel vermag ich gut 20 Jahre nach der Lektüre nicht mehr zu lokalisieren, zumal ich das Buch auch nur geliehen hatte. Ich meine, das tauchte in einem der szenischen Zwischenspielchen auf, in dem die Figuren eine Sportübertragung im Fernsehen anschauen. Leider meldet Google Fehlanzeige, somit bleibt traditionelles Daumenkino die einzige gangbare Suchoption;-(

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Das Traurige ist: Ich habe das Buch zu Hause und sogar gelesen, kann mich aber an keine Sportübertragung mehr erinnern.

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Ich auch nicht, die Lektüre ist bei mir aber auch schon 20 Jahre her. Vielleicht ein Anlaß, das Buch im Nachhinein zu erwerben und neu zu lesen. Zumindestens das Kapitel 23.

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Oh,
da müssen Sie eine rare Sonderausgabe in Händen gehabt haben, Herr Kid. Die heute erhältliche Version hat nur 20 Kapitel. Wahrscheinlich hat Hofstadter im 23. Kapitel unter anderem den gematrischen Zahlenwert des verschollenen Freimaurerworts enthüllt und verraten, was passiert, wenn man die Bach-Kantate Du wahrer Gott und Davids Sohn (BWV 23) rückwärts abspielt. Deswegen haben die Illuminaten wohl dafür gesorgt, dass nur noch die gekürzte Ausgabe im Handel erhältlich ist.

@wuerg: Ist es nicht noch viel trauriger, dass ich von diesem großartigen Buch nur mehr diese kleine Petitesse parat habe und nicht mal ihren Fundort? Ich bin sicher, dass Sie von den Kernaussagen des Buches wesentlich mehr behalten haben als ich...

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vielleicht bewerten sie das buch mit ihrer heutigen reife anders? ich habe es erst kürzlich wegen schlechter lesbarkeit und irrelevanz dem altpapier übergeben (nachdem ich eine mathestudentin leihweise damit versorgt hatte, die sich dadurch ihren urlaub verdarb)

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Tja, durchaus denkbar,
dass ich es heute auch nicht mehr so prickelnd fände. Damals hat es zumindest nen Nerv getroffen, auch wenn (oder gerade weil) ich noch nie der Mega-Mathechecker gewesen bin. Es ist ja mehr ein New-Age-Buch denn ein mathematiches Standardwerk, und es hat mich zu nem Zeitpunkt erreicht als ich auch Capras Wendezeit und so Sachen gelesen habe. Nein, peinlich ist mir das nicht, aber im Rückblick schmunzle ich schon ein bisschen über meine damalige Naivität;-)
Nachtrag: Da hatt ich hier doch glatt nen Deppenapostroph fabriziert. *schäm*

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Capra, der lag mir ja auch schon auf der Zunge. Oder Joachim-Ernst Behrendt.

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Hofstadter ist kein Alles-Vermenger, sondern verbindet den bei Gödel, Escher und Bach ausgeprägten Hang zur Rekursion und Selbstbezüglichkeit. Ohne Gödel zu verstehen, hätte ich das Buch aber auch den Flammen übergeben.

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In der mir vorliegenden subjunktiven Variante des Buches finde ich in Kapitel XVIII (subjuktive Wandlung von X in V) einen Bericht über das fünfdimensionale Plutonische Dampfhockey. Auf Seite 677 und 679:

Schildkröte: Sind subjunktive Wiederholungen nicht ein bißchen ungewöhnlich?
Krebs: Nichts besonderes, wenn man einen Subjunk-Fernseher hat.
Achilles: Ist das einen Grad unter einem Junk-Fernseher?

Krebs: ... Würden Sie gerne sehen, wie die letzte Spielphase verlaufen wäre, wenn es Basketball statt Fußball gewesen wäre?
...
Ansager: Jetzt sitzen vier auf der Strafbank und -
Achilles: Vier auf der Strafbank!?
Ansager: Jawohl, Freunde - vier auf der Strafbank. Wenn man Fußball in Basketball verwandelt, muß ja IRGENDETWAS dran glauben! ...

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Oh ja: Behrendt!
Die Welt ist Klang darf in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht fehlen. Wenn ich nur diesen Namen höre, dann möchte ich spontan meine Walgesang-mp3s in den iPott laden und da draußen ein paar Bäume umarmen...

@wuerg: COOOL, Sie habens gefunden - und ich stelle fest, dass meine Festplatte den Kontext schon leicht verfremdet hat über die Jahre.

Ansonsten war es bei mir genau andersrum: Wenn ich seinerzeit nicht ein ausgeprägtes Faible für Escher und Bach gehabt hätte, hätte ich von Hofstadter wahrscheinlich die Finger gelassen. Aus heutiger Sicht würde ich aber immer noch sagen, dass die analogische Zusammenschau der drei im Titel genannten Herren durchaus ihre geistesgeschichtlichen Verdienste hatte. Das ganze noch verrührt mit zenbuddhistischen Koans und Zenonschen Aporien, das hatte schon was - auch wenn es nicht als Reparaturanleitung für Motorräder taugte. Aber ich glaube, bevor ich diese Selbstreferenzialitäten weiter vertiefe, schmiere ich mir erst mal ein dickes Mandelbrot...

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Nur 20 Kapitel? Da kann man sehen, wie kursorisch ich mich damals dadurchgelogen habe. Nach all den Bänden Robert Anton Williams mußte irgendwann mal Schluß sein. Capra hatte ich auch mal (für eine Mark aus der Wühlkiste), aber der gelangte ungelesen im Altpapier. Neulich habe ich Rudolf Steiners Wie erlangt man Erkenntnis der höheren Welten dem Kirchenbasar gestiftet. (Eine diskordianische Tat!)

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Gute Aktion,
Herr Kid! Wenn der Vorsitzende des Bibelkreises demnächst mit der Gemeindereferentin in eutonische Tänze verfällt, ist die Saat aufgegangen und der Dank von Eris wird Ihnen gewiss sein;-) Bei Robert Anton Wilson bin ich mir indes auch nicht so sicher, ob er nicht auch einer von denen ist (Sie wissen, was ich meine). Der guckt manchmal so reptilienhaft aus der Wäsche...

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naja ohne Jesus wäre es auch nicht viel anders. Nur weniger Elend und Krieg auf der Erde , vielleicht

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