Sonntag, 13. September 2015
Fahrendes Volk


Wie gesagt: Autobahnkilometer. Dann Zwischenstopp am ICE-Haltepunkt Montabaur, wo ich Töchterlein in die Obhut einer in blogger.de-Kreisen nicht ganz unbekannten Familie mit etwa gleichaltriger Tochter übergebe.



Ich nutze die Gelegenheit, dem Helden von Paris-Brest-Paris, der ganz in der Nähe wohnt, noch eine kleine Finisher-Prämie vorbeizubringen.



Und weil das Westerwälder Wetter grad sehr enladend ist, lasse ich mich zu einer Radrunde überreden. Das Krautscheid mit der nachgelöteten Tretlagermuffe passt mir wie angegossen, nur den Lenker haben wir ein bisschen höher gedreht.



Die Landschaft ist toll, allerdings liegt unser Ausgangsort unten im Tal, es geht also ohne Warmrollen gleich richtig zur Sache. Die kleinste Übersetzung ist 30 vorn und 23 hinten, und ich habe damit wirklich zu beißen, zumal ich auch mehrere Anläufe brauche, um auf das kleinste Kettenblatt zu kommen.



Es gibt anscheinend nur zwei Möglichkeiten, eine Dreifachkrubel mit Rahmenschalthebeln einzustellen: entweder geht es leicht auf das kleine Blatt, mit dem Risiko, dass bei zu schnellem Schalten die Kette nach links runterspringt, so wie ich das bei der Frühjahrs-Eroica ein paar Mal hatte. Oder man stellt es so ein, dass die Kette nicht runterfallen kann, dafür muss man dann paar Mal rumwürgen und hinten auf kleinen Ritzeln sein, um vorn aufs kleine Blatt zu kommen.



Aber sei es drum, der ortskundige Gastgeber hat die Route so gewäht, dass mit dem einen langen Anstieg das Schlimmste auch ausgestanden ist. Die weitere Route führt über eine stillgelegte Bahnstrecke ohne nennenswerte Steigungsprozente nach Westerburg, wo wir im Bahnhof noch unverhofft eine Führung durch das Eisenbahn-Plakat-Museum bekommen.



Dann heißt es Trinkflasche auffüllen und im Expresstempo den Rückweg in Angriff nehmen. Dank des leichten Gefälles rauschen wir pfeilschnell durch den grünen Tunnel - und kurbeln dabei doch so unangestrengt, dass man sich noch gut unterhalten kann.

Ach, viel zu schnell geht dieser schöne Nachmittag zu Ende, man hätte noch ewig weiter fachsimpeln können übers Radfahren, das Hausmänner-Dasein und Gott und die Welt. Aber der Gastgeber hat auch noch familiäre Pflichten, und mich mahnt die Uhr, den Heimweg anzutreten, wenn ich nicht komplett im Dunkeln zurückfahren will. Reich beschenkt - eine Kiste frisch geernteter Äpfel und ein Bontrager-Laufradsatz mit Messerspeichen finden den Weg ins Gepäckabteil des Darkmobils - mache ich mich vom Acker...



...und gerate hinter dem Dreieck Dernbach schnurstracks in eine Regenfront, die sich gewaschen hat und bis kurz vorm Siebengebirge für sehr gefährliche Straßenverhältnisse sorgt. Mit 70-80 Sachen durch die geschlossene Wasserfläche zu pflügen ist in gewisser Weise noch anstrengender als Anstiege aus Westerwälder Tälern hochzueiern. Aber was soll ich sagen, das Programm war die Anstrengung wert. Und wenn ich nachher mademoiselle793 abhole, hat die sicher auch was zu erzählen...

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Ich habe just heute zwei Kettenfänger montiert. :)
(Aber bei Zweifachkurbeln. Ich weiß genau, was Don jetzt sagen würde.)

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Ach, man muss das nicht so eng sehen. Ich zum Beispiel fahre auch eine Klickfix-Werkzeugtasche und die Pumpe am Rahmen angeklippt spazieren, was für die puristischen Pedalritter der strengen Observanz gar nicht geht.

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Geht auch gar nicht, da haben die Ritter ja recht. Ich meinte, dass er sich bestimmt einen Seitenhieb auf die Dreifachkurbel (,,auch du wirst älter'') nicht hätte ersparen können.

Und der Kettenfänger... Nun. Lange habe ich mich gesträubt. Aber erstens sind die Spuren am einen Rahmen von einer abgeworfenen Kette ziemlich bedenklich und zweitens habe ich den besten Kettenfänger der Welt, über den ich an anderer Stelle bald einmal schreibe.

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Auf den Bericht bin ich schon gespannt.


Ansonsten nehme ich als bekennender Eklektizist Ansagen, was angeblich geht oder nicht, seit jeher mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Mit der Dreifachkurbel, die mir mit dem sprichwörtlichen geschenkten Gaul ins Haus kam, habe ich gelernt, mitleidige Blicke auszuhalten - und mit dem Hornlenker am anderen Rad hatte ich mich eh bereits ins Abseits der verschrobenen Sonderlinge manöveriert. Ich hatte auch vor 20 Jahren schon eine Kassette bis 28 Zähne geordert, als alle Welt aus Coolnessgründen noch mit Maiskolben-Kassetten rumzackerte.

Kurzum: Ich bin da ziemlich schmerzfrei, solange mir keine Luftpumpe in der Trikottasche auf den angeschlagenen Nieren rumdengelt. ;-)

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Oh je, dachte ich erst. Der arme Herr Mark muß sich mit seinem DM793 über die vollen Autobahnen quälen, während ich bequem mit der Deutschen Bahn reise.
Dann fehlten aber zwei Wagons, der Zug war entsprechend überfüllt und die Klimaanlage war ausgefallen.

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So groß bedauern muss man mich nicht, Zugfahren ist für mich nicht weniger stressig, eher mehr, nur halt auf eine andere Art.

Die gestrigen 520 Autobahnkilometer waren wieder mal völlig unspektakulär, gut durchgekommen hin und zurück. Um Köln herum auf dem Hinweg ein bisschen zähfließender Verkehr, ansonsten lief es wie's Lottchen.

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