Mittwoch, 7. Mai 2014
Worauf die Radwelt gerade noch gewartet hat
Es musste ja früher oder später so kommen: Das Smartbike ist da (Obacht beim Klicken, das verlinkte Video plärrt sofort los). Unglaublich fortschrittliche Features wie ein Vibrationsalarm in den Lenkergriffen, wenn sich von hinten im toten Winkel ein Motorfahrzeug nähert, sollen das Radfahren so sicher machen wie nie zuvor. Kurioserweise scheint man aber auf Bremsen verzichtet zu haben, wenn ich das richtig sehe. Mal gucken, ob ich in nächster Zeit dazu komme, mich für das FAZ-Blog "Deus ex Machina" dem Thema smartes Radfahren einmal anzunehmen. Bis dahin überlasse ich das Wort dem BikesnobNYC:
If I were a novice cyclist and all that was available to me was crap like this I’d make the logical choice and say, “Fuck it, I’m leasing a Hyundai.”

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Für ein SingleSpeed nicht schlecht. Aber vielleicht ist es ja auch ein Fixie. Dann brauchen die coolen Jungs keine Bremsen. :)

(Und das mit dem Mesh-Netzwerk zwischen Fahrrädern finde ich ja ziemlich cool.)

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Ich habe nicht so genau hingeguckt, ob sich beim Schieben die Kurbel mitdreht, aber ich gehe mal davon aus, dass die bremsenlose Version tatsächlich mit Hilfe von Pedalgegendruck (und notfalls mit der Schuhspitze in die Speichen gerammt) gebremst werden kann. Ansonsten sind wohl Zangenbremsen von Shimano im Lieferumfang enthalten. Aber damit schien es den Machern wohl nicht cool genug - was andererseits das Produktversprechen, Radfahren mit den smarten Gimmicks sicherer denn je zu machen, in meinen Augen ziemlich unglaubwürdig macht (da haben wir von dem Phänomen der Risiko-Homöostase noch gar nicht gesprochen).

Was nun diese Vernetzung mit dem Schwarm angeht, würde ich das noch nicht unbedingt als Assimilation in das Borg-Kollektiv werten wollen. Aber allzuweit ist der Weg dahin schon nicht mehr, wenn man zeitgleich auch das Thema vernetztes Auto und ein paar andere Vektoren im Blick hat.

Mir ist beim Radfahren (und auch in den meisten anderen Lebenslagen abseits des Rechners) das Bedürfnis nach permanenter elektronischer Tuchfühlung mit Artgenossen ziemlich wesensfremd, muss ich sagen. Aber wahrscheinlich gehöre ich in der Hinsicht zu den Auslaufmodellen.

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Garmin baut so etwas auch gerade in ihre GPS-Dingens ein. Ich glaube, sie machen das nicht automatisch, bieten aber die Möglichkeit, Daten mit Geräten in der Umgebung zu sharen.

Und es wäre doch toll, wenn die Räder untereinander kommunizieren würden, wo man besser nicht lang fährt, weil irgendwo irgendwas gesperrt ist. Das ginge sogar ohne die große zentrale Instanz, die wieder alles weiß. Allerdings stellt sich dann die Frage, wer daran wohl ein Interesse hat, diese Daten nicht zu erheben.

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Dass das im Kommen ist, sehe ich wohl. Aber womöglich bin ich zu selten innerstädtisch unterwegs, um darin einen Riesennutzen zu erkennen. Dass ich einen Umweg wegen einer Sperrung fahren muss, passiert mir wenns hoch kommt, einmal im Jahr, eher seltener. Dafür muss ich keine permanente Datenverbindung offen halten. Ich guck unterwegs auch lieber auf den Verkehr und in die Landschaft als auf irgendwelche Displays, und ehrlich gesagt nervt es mch zunehmend, andere Verkehrsteilnehmer (sowohl auf Schusters Rappen als auch auf dem Fahrradsattel) daran erinnern zu müssen, verdammt noch mal nach vorne zu glotzen, um Kollisionen zu vermeiden.

Ansonsten ist auch die Frage, ob das nicht ähnlich lemminghafte Nebeneffekte zeitigt wie die vernetzten Navis im Auto, die erst mal jeden auf die gleiche Ausweichroute schicken, bis auch da alles zum Erliegen kommt. ;-)

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Stimmt schon, man sollte öfters nicht aufs Display schauen, aber das ist ja nur eine Schwäche des momentanen User-Interfaces. Wenn der Lenker vibriert, wirst du zumindest visuell nicht abgelenkt. Die Frage nach den UIs ist natürlich auch spannend.

Und eine permanente Datenverbindung hat man doch heute sowieso ständig offen?

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Man schon - ich nicht, sieht man einmal davon ab, dass meine archaische Sprechgurke gewohnheitsmäßig die Verbindung zur nächstgelegenen Funkzelle aufrecht erhält. Darüber hinaus bin ich da draußen gewissermaßen "on my own".

Das Argument der Benutzeroberfläche ist natürlich valide, das wird nicht ewig auf dem Stand von heute bleiben. Haben wir erst mal alle relevanten Gefechtsdaten im Visier unseres Kampfradlerhelms eingespiegelt und gedankengesteuerte Kfz-Abwehrsysteme mit Beyond-Visual-Range-Kapazität, dann werde ich natürlich der letzte sein, der sich dem Fortschritt verweigert. ;-)

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Fein! Demnächst sehen sie mich dann mit großem Tornister auf dem Rad und CB-Funk. ;o)

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Oh, dann werde ich wohl einen Refresher-Kurs in Q-Codes belegen müssen, um wieder mitreden zu können. Ich erinnere mich dunkel, dass da im Äther ständig "gebreaked" wurde. Das einzige, was ich an Funker-Slang noch standardmäßig verwende, ist die spätabendliche Ansage:

"Ich geh jetzt in die zwo Meter".

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Packet Radio!
Was heißt mitreden? Das machen die Maschinen unter sich.

Hervorragende Idee von prieditis: Mit CB-Funk kann man nämlich auch Daten übertragen und ich bin mir recht sicher, dass sich im Umfeld der Radfahrer wenige mit einer mobilen Packet Radio-Station tummeln.

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Was genau bereden die Maschinen unter sich - und warum sollte mich das dann interessieren? Beim Thema Maschine-Maschine-Kommunikation muss ich immer an Ephraim Kishons Freund Jossele denken, der die Idee ventilierte, sich gleich zwei Schachcomputer zu kaufen, die gegeneinander spielen zu lassen und derweil ins Kino zu gehen. Anders gesagt, wenn die superschlauen Fahrräder so viel zu schnattern haben und besser Bescheid wissen als ich, wo's langgeht, dann sollen sie doch zusammen fahren, aber bitte ohne mich. ;-)

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Warten wir mal ab, bis Herr Pardey die Dinger getestet hat, dann sehen wir bestimmt klarer!

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Der hat ja eine Vorliebe für Liegeräder, Pedelecs und ganz schräge Modelle. Könnte ihm daher vielleicht gefallen. Und wenn das Rad da oben auch fotografieren kann, dann hat es schon gewonnen.

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@don ferrando: Mit Sicherheit. Vielleicht darf aber auch die Kollegin Susanne Braun ran.

Für mich ist da freilich eher der Bike Snob aus New York, dessen eklatanter Mangel an Begeisterungsfähigkeit mir schwer imponiert, die entscheidendere Instanz. Nicht dass ich seinen Bewertungen und Einordnungen immer folgen würde, aber grundsätzlich ist es schon meistens so, dass ich der Innovationen, die ihn kalt lassen, auch nicht dringend bedarf.

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