Dienstag, 17. August 2010
Gugel-di-guck
Nun ist zu Googles Gassenglotzerei ja schon nahezu alles gesagt von fast allen. Trotzdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, diesen Beitrag von Herrn nnier (mitsamt seinen Kommentaren) ausdrücklich zu empfehlen. Bringt er doch mein eigenes Unbehagen an einigen Argumentationsmustern der Apologeten dieser Anwendung sehr gut auf den Punkt. An und für sich sehe ich als datenschutztechnisch einigermaßen sensibilisierte Person die Kamerawagen des Suchmaschinen-Anbieters nicht unbedingt als Reiter der Privacy-Apokalypse. Aber wie von den selbsternannten Sachwaltern einer sogenannten "digitalen Öffentlichkeit" Vorbehalte und Sorgen von Zeitgenossen abgemeiert und lächerlich gemacht werden, das stößt mir doch ziemlich übel auf. Es fehle weithin am Verstandnis für das Konzept der digitalen Öffentlichkeit, klagt der notorische Meta-Ironikese mit der Lech-Walesa-Gedächtnis-Rotzbremse. Die Möglichkeit, dass man das ganze Treiben sehr wohl verstanden haben kann und trotzdem keine Lust auf einen digitalen Komplett-Striptease hat, weil man das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung höher achtet als die Regeln und Bestimmungen einer gerade entstehenden Nerdreligion, kommt den Cyber-Sektierern nicht mal ansatzweise in den Sinn. Das totalitäre Bestreben, die analoge Restbevölkerung notfalls auch gegen ihren Willen ins Borg-Kollektiv zu assimilieren, geht inzwischen sogar weit, dass irgendwelche "Aktivisten" angekündigt haben, Häuser von Street-View-Verweigerern selber abzulichten und die Bilder eigenhändig ins Netz zu stellen. Man wolle, so einer der Mitwirkenden, damit ein Zeichen setzen - ja, auch provozieren, um eine Debatte anzustoßen.

Als ob diese Debatte nicht längst entbrannt wäre. Nur läuft sie eben nicht ganz so, wie sich die vermeintlichen Vordenker der Daseins-Digitaliät das idealiter vorgestellt haben. Das Konzept der digitalen Öffentlichkeit darf man mir gerne noch etwas genauer erläutern, bevor ich diese schwammige Entität mit dem Gemeinwohl schlechthin gleichsetze. Eine digitale Öffentlichkeit, deren nicht gewählte Vertreter und Vorbeter nicht vor irgendwelchen Maßnahmen der Zwangs-Eingemeindung zurückschrecken (oder gar Datenschutz und Privatheit als Diebstahl an der digitalen Öffentlichkeit deklarieren) kann mir jedenfalls gerne gestohlen bleiben.

... comment

 
Nebenbei: habe grad mal das Widerspruchsformular ausprobiert. Da muss ich (als Mieter z.B.) mein Haus beschreiben, das Fähnchen zurechtrücken und nochmal meinen Namen, Email und Post-Adresse eingeben, damit ein "Brief" kommen kann. WTF!? Das ist mehr Information über mich (geradezu ein Outing als aktiver Internetler und Querulant) als ich je sonstwo angeben würde. Perfide, perfide. Habe das Formular nicht abgeschickt.

... link  

 
Na, immerhin.
Ich hätte vermutet, es brauche für den Widerspruch auf alle Fälle ein googlemail-Konto.

Aber angesichts der von Ihnen geschilderten Umstände neigt sich die Waage meiner Überlegungen auch deutlich in Richtung Nicht-Widerspruch.

... link  

 
Naja, nicht freiwillig natürlich. Dieses "Opt-Out" ist ziemlich mies. Man sollte in die Lokalpolitik gehen und sein Städtchen verpixeln lassen.

... link  

 
Der meines Erachtens
gravierendere Sündenfall ist ja schon mit den Satellitenbildern passiert. Von daher haftete einer dorf- oder stadtweiten Verpixelung irgendwie etwas schildbürgerhaft-provinzielles an. Schwierig.

Aber das so großzügig-gönnerhaft gewährte Opt-out im Grunde eine Frechheit ist, empfinde ich auch so.

... link  

 
Das Kind ist vermutlich schon in den Brunnen gefallen. We are doomed.
(Google widerum schreibt auf seine StreetView-Bilder ein (c). Auch komisch.)

... link  

 
Die Frist für den Widerspruch ist auch witzig. Sogar beim Finanzamt kann ich eine Einzugsermächtigung widerrufen, wann immer ich Lust dazu habe.

Die amerikanischen Militärstützpunkte sind in earth übrigens nicht verpixelt, sondern gleich richtig mit einem grauen Balken bedeckt.

... link  

 
Das © gilt dem Bild, nicht dem Motiv.

... link  

 
Sicher. Trotzdem frech.

... link  

 
Hmm, warum frech? Wenn ich eine legale Aufnahme mache, habe ich das Recht an dieser Aufnahme. Es ist dabei unerheblich aus welcher Motivation die Aufnahme entstanden ist oder in wie weit die Aufnahme im Moment oder zukünftig kommerziell genutzt wird.

In meinem momentanen Entwicklungsstand finde ich das richtig. Was daran respektlos ist kann ich nicht erkennen.

... link  

 
@ ilnonno: Die Widerspruchsfrist begann April 2009 und gilt nun noch vier Wochen wenn man sein Haus *vor* der erstmaligen Veröffentlichung des Dienstes unkenntlich gemacht haben will.

Man kann, wie bei einer Einzugsermächtigung beim Finanzamt, auch nachher jederzeit gegen die Darstellung seines Hauses als Besitzer, Eigentümer oder Mieter Einspruch erheben. Allerdings viel einfacher. Man schaut sich einfach die Darstellung im Web an und wählt die Schaltfläche „Ein Problem melden“. Versuchen Sie das mal beim Finanzamt.

Das ist m. E. überhaupt nicht „witzig“ sondern tatsächlich professionelles Vorgehen.

... link  


... comment
 
Ok, ich habe den Artikel drüben gelesen. Die Kommentare habe ich nicht (alle) gelesen.

Was ist denn jetzt das Argument gegen Google-Street-View?

Das Argument für den Zauber kenne ich: Geld. Augmented Reality ist the next big thing. Man nehme sein Smart Phone, bewege es horizontal in der Gegend rum und schon werden die einzelnen Häuser zu Adressen über die sich etwas sagen lässt. Geschäfte können ihre Dienste in das Live-Kamera-Bild einblenden lassen, Restaurants ihr Speisenkarte. Die Frage, hinter welchem unscheinbaren Haus steckt eine Tierarztpraxis oder ein Notar ist damit einfach zu klären. Die Frage, welches Haus denn jetzt tatsächlich das Geburtshaus von Heiner dem Unverschämten, Bürgermeister zu Dingenskirchen ist, macht dann kein Problem. Nach meinem dafürhalten ist dies die treibende Kraft hinter Googles Bemühungen auf den Straßen die Fesplatten vollzuknipsen und Panorame zu stitchen.

Auch nicht schlecht: Man hackt den Server und blendet mal eben die Adressen lokaler Neonazies in die Ansicht mit ein. Es gibt genügend Menschen mit voll ausgebildeter Datenschutzdrüse die das für total OK halten.

Aber ist das das Argument gegen Google-Street-View?

Möglicherweise denke ich ein wenig über das Ziel hinaus, aber dann ist Wiki-Leaks ebenso verwerflich …

... link  

 
@der_papa:
Isoliert betrachtet kann man gegen SV eigentlich wenig konkretes vorbringen. Es ist halt nur so, dass es neuem und weitergehenden Datenmissbrauch Tür und Tor öffnet. Die Frage, ob das schwerer wiegt als der Zuwachs an "Convenience" für Leute, die gern damit rumspielen, kann man so anders beantworten. Meine eigene Meinungsbildung ist da noch nicht zur Gänze abgeschlossen, aber auf alle Fälle sehe ich das Thema Street View schon jetzt mit einem deutlichen Unbehagen und diffusen Zweifeln, dass das die Welt zu einem besseren Ort macht. Aber es ist auch nichts, wogegen ich jetzt zum bewaffneten Widerstand aufrufen müsste.

... link  

 
Volle Zustimmung, Mark. Meine Meinung ist auch noch nicht vollständig ausgebildet. Ich stelle mir die Frage was ich dagegen haben könnte das ein Bild meines Hauses im Internet zu sehen ist: Nichts natürlich. Und natürlich alles.

Wie ich früher schon anmerkte würde das Internet zum sofortigen Herztot für alle ehrenamtliche Blockwarte in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts führen. Vor Freude natürlich. Dieses Biest vergisst nix und das dumme Schafsvolk befüllt es sogar eigenhändig mit intimen Details und prekäre Fotos, für die man sonst ein Heidengeld bezahlen müsste.

Auf der anderen Seite habe ich auch geglaubt, dass OpenOffice (und dort besonders die Tabellenkalkulation) und beispielsweise Wikipedia dazu führen müssten, das die neuen Menschen, deutlich klüger sein müssten als früher, da Informationen und Tools kostenfrei zur Verfügung stehen. Sind sie aber nicht. Ja, ich gehe sogar so weit zu sagen dass die heutige Jugend dümmer ist als früher. Was aber nicht erwiesen ist und von „meiner“ Jugend auch schon behauptet wurde.

Was Don Alphonso da beschreibt ist die Angst vor Blockwarten und Bohnenstroh dummen Personalchefs, die die Qualität eines Bewerbers an dem äußeren Schein des Hauses bemessen, in dem er wohnt.

Aber sind Personalchefs so? Sind die Menschen draußen per se böse? Ist die bloße Chance, das jemand irgend eine Information gegen einen nutzt schon Grund genug sich einzuigeln?

Und was kommt als nächstes? Ich habe die Gefahr die von zu vielen frei verfügbaren Infos ausgehen schon selber spüren dürfen (und war nur am Rande beteiligt). Auch Du hast ja schon interessante Erfahrungen mit Menschen gemacht die die Privatsphäre anderer gering schätzen.

... link  

 
Ich will mich …
… hier ja nicht all' zu wichtig nehmen, aber die Zeit hat in einem Artikel sehr schön dargestellt das ich mit meiner Vermutung Recht hatte.

So, jetzt gehe ich wieder die Apokalypse lesen. Ich will mal schauen was als nächstes kommt …

... link  

 
Hat ja auch keiner bezweifelt,
dass es um noch genauer mit Geodaten angereicherte Werbemöglichkeiten und deregleichen mehr geht. Allerdings bin ich noch nicht ganz sicher, ob die erwähnten "Geotags" gleichzusetzen sind mit dem in der Apokalyse erwähnten "Zeichen des Tieres", ohne das keiner mehr kaufen oder verkaufen kann.

Und wenn ich mir in diesem Zusammenhang nochmal bewusst vor Augen halte, dass es Vorturner der digitalen Bewegung gibt, die über einen bestimmten Dienst der interessierten Weltöffentlichkeit mitteilen lassen, was sie zu welchem Preis mit Kreditkarte bezahlt haben, packt mich das kalte Grausen.

Vielleicht erleben wirs ja noch, dass bei der Digitalista vor lauter Transparenz-Geilheit nur noch vor laufender Webcam der Venus geopfert wird. Wenn das dann Schule macht, dann wird es sicher bald als "Diebstahl an der Öffentlichkeit" gebrandmarkt, wenn man es weiterhin nicht coram publico tut.

... link  

 
Doch, *ich* habe daran gezweifelt. Ein wenig zumindest. Vielleicht habe ich auch einfach nur gehofft, dass es was anderes ist. Naja, so irgendwie

Ist aber alles in allem vollkommen egal, weil es sich nicht aufhalten lässt. Das wäre so, als wenn man Herrn Krupp gesagt hätte, das wäre nicht so gut, was er da an Eisen so schmiedet, und dass das nicht nur alles Züge sind, die man da macht, sondern dass da auch später mal Panzer gemacht werden könnten.

Und über die Apokalypse lässt sich schwer reden. Man macht sich lächerlich vor Menschen die anderer Ansicht sind.

Das Zeichen von dem Du redest ist aber mit Sicherheit nicht ein Geo-Tag, sondern eher die in ein paar 10 Jahren mit hoher Sehnsucht von allen erwartete fälschungssichere ID, die es endlich ermöglicht den massiv überhand nehmenden Online-Betrügereien mit Kreditkarten und gehackten Web-Konten einen Riegel vorzuschieben. Ein persönliches, nicht kopierbares „Zeichen“ dass alle Menschen dringend wollen, weil alle anderen Zahlungsmittel zu unsicher einzusetzen sind, in einer Welt die begehbare „Geschäfte“ genau so abgeschafft hat wie Supermärkte die kleinen Läden um die Ecke. Eine Entwicklung die 1965 so auch keiner unterschrieben hätte …

... link  


... comment
 
Das Theater findet nur deswegen statt, weil es Google ist. Wäre es nicht Google, sondern z.B. MSN (Bing), würde es niemanden interessieren bzw. es wäre nur ein winziges Randthema in den Medien. Man erinnere sich an das Bohei das um Google Wave veranstaltet wurde. Das der Start von Google Wave von der Bundesregierung nicht als Start in eine neue Zeit (inkl. gesetzlichen Feiertag) gefeiert wurde, war schon fast verwunderlich.
Ebenso das Bohei um die angebliche Abhöraktion von Google Streetview. Eine völlig desinformierte Öffentlichkeit regt sich über Dinge auf die gar nicht geschehen sind.

Weder bei digitalen Telefonbüchern (Nein, ich möchte nicht das meine Telefonnummer im Internet steht!!einself), noch bei der Möglichkeit der Inverssuche zu widersprechen (Da können die Coldcall-Hotlines ja gleich sehen mit wem sie es zu tun haben!!einself) wurde ein ähnliches Theater veranstaltet.

Wer widersprechen möchte, soll Google einen Brief schicken und gut ist. Dazu muss man aber nicht sein Gesicht in irgendwelche Kameras halten oder seinen Wählern versuchen glaubhaft zu machen das die Hauptnutzer von Streetview Einbrecher und Terroristen sind.

Ich sage es mal mit Benjamin Nickel. Achtung, deutsche Leser: An den verlinkten Orten ist Streetview verfügbar. Bitte trotzdem die Nerven bewahren.

... link  

 
@ralf: Richtig,
das liegt unter anderem daran, dass ein Gigant wie Google eben jede Menge Projektionsfläche bietet, sowohl für positive als auch für dystopische Vorstellungen.

Ich habe mich vor einigen Jahren mal etwas ausgiebiger damit befasst, was alles an verwertbarer Info und paper trail an ganz alltäglichen Transaktionen dranhängt, was Schober, Schimmelpfeng und Schufa und deren Kunden alles wissen über uns, wie obskur das Schufa-Scoring-Verfahren aus mikrogeographischen Daten Bonitätsprognosen ableitet undundund, das ist ein Fass ohne Boden - und verglichen mit diesem Total-Striptease ist das Ablichten von Häuserfassaden eigentlich ein völliger Nebenschauplatz, d'accord. Aber wenn es eben einen Fehlalarm braucht, um die Leute überhaupt mal für die Thematik zu sensibilisieren, so what?

... link  

 
"für die Thematik zu sensibilisieren"

Wenn es funktionieren würde, hätte ich wenig Einwände. So ist es aber lediglich die Füllung des Sommerloches und spätestens im Herbst ist alles wieder beim Alten. Die Leute zücken brav ihre Payback-Karte und machen sich keinerlei Gedanken darüber wer alles ihre Adresse erhält während sie auf der Kaffeefahrt die Postkarte mit dem Traumurlaub als Supa-Gewinnpreis ausfüllen.

... link  


... comment
 
Das totalitäre Bestreben, die analoge Restbevölkerung notfalls auch gegen ihren Willen ins Borg-Kollektiv zu assimilieren...

Diese Beobachtung erzeugt ein fast größeres Unbehagen als die konkrete Anwendung, um die es hier geht. Die Gräben verlaufen mittlerweile tiefer als man einen Opel verbuddeln kann. Entblößung als letztes Bürgerrecht.

... link  


... comment
 
Philister
Ich bin ein Niemand, bin ein Wicht, bin einer, der stets kroch
Bin zuhause, wo's nach Zwergen riecht, bin das letzte Loch.
Ich kann nackt am Hauptplatz stehen, im hellsten Sonnenschein
Trotzdem werd ich übersehen, nach mir da pfeift kein Schwein.

Erste allgemeine Verunsicherung


Diese Zeilen treffen exakt auf das deutsche Mitläufer- und Spießbürgertum zu.

Sich dessen bewusst, erklärt das auch schon, warum der deutsche Spießbürger eifrig für die epidemische Ausweitung des Wichtigtuer-Syndroms sorgt.

Wie ist das ?

''Wenn schon kein Hahn nach mir kräht, wenn selbst mein Kater im Tierheim um Asyl bettelt, nur um nicht mehr an meinem stinklangweiligen Leben teilhaben zu müssen, dann mach ich mich halt bei der erstbesten Gelegenheit wichtig.''

Google Street View kommt da gerade recht.

Schlagartig wandelt sich das Erscheinungsbild des ansonst schnöden, philiströsen Langeweilers, der sich sofort aufbläst und in peinlichem Verfolgungswahn übt, indem er Angst und Panik simuliert. Eine gemimte Angst, mittels Google Street View auf Schritt und Tritt ausgekundschaftet zu werden.

Mutlos, uninteressant, langweilig, klein und unauffällig wie ein graue Maus huscht der deutsche Michel tagsüber durch die Menge. Er leckt Speichel am Arbeitsplatz, er pflegt pedantisch seine Kleinkariertheit und seine spießbürgerlichen Klischees. Er gibt sich bieder und brav. Das Höchstmaß aller Rebellion besteht bei ihm darin, Braunglas in den Grünglascontainer zu werfen. Etwas Spannenderes gibt es in seinem Leben kaum.
Er besorgt nach Feierabend schnell das Futter um schließlich dem alltäglichen Final zu frönen, der kuscheligen Bewußtseinsbetäubung vor der Glotze.

Wahrlich, viel mehr ist da nicht !

Seine Ichbegrenztheit, seine Selbstbefangenheit, die vor allem in einem Mangel an Aktivität, Idealismus, Phantasie, Mut zum Risiko und in der Mittelmäßigkeit aller übrigen Persönlichkeitsanlagen begründet ist, hindern ihn daran, für eine Auskundschaftung wirklich interessant zu sein.


Mal ehrlich, selbst auf dem Friedhof ist es spannender und dort zu warten, dass Elvis wieder aufersteht !

riesenZWERG

... link  

 
Sehr schön zugespitzt,
aber sind denn die Anhänger der binären Böhmenpartei und ihres großen Häuptlings Meta-Ironikese völlig gefeit vor Mitläufertum und Konformismus? Hey, ich meine, wir haben da größtenteils mit Followern zu tun - und nicht mit Leadern. An deren Ichbezogenheit und ethnozentrischen Blindheit im analogen Spektrum ändert im Zweifelsfall auch kein mentales Exoskelett etwas.

Seine Ichbegrenztheit, seine Selbstbefangenheit, die vor allem in einem Mangel an Aktivität, Idealismus, Phantasie, Mut zum Risiko und in der Mittelmäßigkeit aller übrigen Persönlichkeitsanlagen begründet ist, hindern ihn daran, für eine Auskundschaftung wirklich interessant zu sein.

Das mag vielleicht für staatlich initiierte Ausforschung gelten, das sogenannte Geomarketing schert sich um solche Kategorien keinen Deut, da werden auch dumpfere Gemüter dankbar einsortiert in die Raster und Cluster von Alter, Armut, Dummheit soziographischen Eckdaten wie Haushaltsnetto, Markenpräferenzen, Kaufverhalten, Bonität. Von privatwirtschaftlichen Instanzen geht doch heute schon weit größere Gefahr für die informationelle Selbstbestimmung aus als von staatlichen und behördlichen Stellen. Das ahnt der Philister sehr wohl, auch wenn er sich mit seiner Erregung über Google Street View womöglich auf einem Nebenschauplatz austobt.

... link  

 
@riesenzwerg: Auch wenn ich den Beitrag unterhaltend fand, er hat mir nicht geholfen in meiner Meinungsbildung. Ich bin mit Sicherheit nicht das Gegenteil des von Ihnen beschriebenen „Michels“ (selbst wenn ich keinen Fernseher vorzuweisen habe), aber „aufgeblasene Bedeutungslosigkeit“ ist sicherlich nicht der Grund die Entwicklung, deren aktueller Teil Google-Street-View ist, einfach abzunicken. Da brauche ich schon ein wenig mehr Fleisch …

... link  


... comment
 
das wird jetzt eines dieser blöden kleinen privaten nebenargumente, aber mir ist schon klar, dass sascha lobo mit drei oder vier ungebetenen besuchern an seiner tür fertig geworden ist, aber sag das mal kleinen frauen wie mir! wenn dann erstmal irgendwelche lustigen leute auf datenverknüpfung kommen ...

... link  

 
So gesehen
ist das Private durchaus politisch. Aber gerade persönliche Stalkingerfahrungen in meinem unmittelbaren Umfeld sind es (auch), die mich gegenüber den versprochenen Segnungen der Totaltransparenz so skeptisch machen. Das sind Formen von Kontrollverlust, die man nicht schönreden kann.

Und da ist dann eben noch die berufliche Seite, dass ich mich eine Zeitlang für eine Verbraucherschutz-Publikation sehr intensiv mit der Frage beschäftigt habe, wer weiß was über mich, und welche Konsequenzen kann das haben. Auch das stimmt mich alles nicht sonderlich hoffnungsfroh, dass wir besseren Zeiten entgegengehen, wenn wir uns alle einfach nur schön nackig machen.

... link  

 
Der Verlust informationeller Selbstbestimmung
...durch privatrechtliche Instanzen !
Man merkt, dass der Autor mal im Verbraucherschutz tätig war und dementsprechend argumentiert. Diese Bedenken möchte ich auch weder kleinreden noch veralbern aber :
Hilfe, mein Haus, mein Vorgarten, mein Auto, das Nummernschild und vielleicht auch ich selbst werden nun öffentlich jedem gezeigt !

Ganz ganz schlimme Sache !

Ja, in der Tat ein Riesenproblem, das mir große Sorgen bereitet, seitdem ich hier in der Bude wohne. Nicht nur weil ich in einer gräßlichen Baracke wohne, mein Vorgarten aussieht wie ne Müllhalde, meine alte Karre und ich selbst absolut scheiße aussehen, was ja die Google- Kamera einfangen könnte.

Echt peinlich, die Sache !

Aber clever wie ich bin, hab ich sofort für Abhilfe gesorgt:


Ich hab ne Namensänderung beantragt und ich gehe jetzt nur noch vermummt raus. Sollte ich vor der Tür dennoch angesprochen werde, so leugne ich, dass ich in dieser Hütte wohne. Ich fahre ab sofort ohne Nummernschild rum. Ich habe den Vorgarten in den Keller verlegt und abends hole ich jetzt sogar das Haus rein !

So, Ende !

(...wenn Sie wissen , was ich meine !?! )

... link  

 
Nicht so ganz,
aber ohne Stanniolhütchen ist Ihr Rundumschutz nicht lückenlos, von MK-Ultra werden Sie als kritischer Verbraucher ja sicher schon gehört haben. ;-)

Im Übrigen möchte ich, bevor das hier abdriftet, aber schon noch mal in Erinnerung rufen, dass ich Google Street View hier und anderswo nicht zum Riesen-Privacy-Problem hochstilisiert habe. Von meinen Stammlesern weiß im Übrigen auch jeder, was ich für eine alte Möhre von Auto pilotiere und wo in etwa ich wohne. Ich würde mich nur dagegen wehren, wenn jedem analogen Bundesbürger vorgeschrieben werden würde, dass er sich mindestens genau so weit wie ich in der "digitalen Öffentlichkeit" zu exponieren habe.

... link  

 
eins sollte man bei der ganzen sache aber auch noch beachten: dass es offenbar leute gibt, die die panoramafreiheit gerne etwas eingeschränkt sehen würden, warum auch immer. und dass manche politiker nicht nur aus billigem populismus gegen gugel wettern, sondern auch gerne die stimmung schüren, dass der moloch internet gar nicht genug reglementiert werden kann. falsche freunde.

... link  

 
@stapel: Guter Einwand!
Ich glaube ja auch keine hochfliegenden Motive für eine (politische) Handlung, wenn ich auch niedrige finde. Und gerade auch bei der Aigner-Facebook-Kiste sehe ich viel wohlfeile Symbolhandlung für die Galerie ohne echten politischen Gestaltungswillen dahinter. Das Thema Netzsperren kommt auch wieder hoch wie ein untoter Zombie. Von daher stärkt es mein Vertrauen in die Politik nur mäßig bis gar nicht, dass auch Politiker auf den Zug der Street-View-Debatte aufspringen.

... link  

 
@sunny5: Ich wüsste nicht wie mir Street-View helfen könnte meine Stalking-Neigung zu unterstützen? Wenn ich es auf jemanden abgesehen habe, dann stehen mir andere Dinge zur Verfügung, die effektiver wirken. Street View würde mir nur das Haus vorab zeigen, das ich sowiso aufsuchen werde.

... link  


... comment
 
Was ich ja auch frappierend finde, ist der Mangel an Phantasie dieser "Was-soll-denn-schon-passieren"-Typen. Ich muss gar nich lange überlegen, was Abmahnabwälte, Nigeria-Bimbos oder durch unsere Strassen marodierende Spam- und Phishing-Chinesen anstellen können, um auf eine Handvoll dumme Ideen zu kommen. "Das geht doch gar nicht", werden sie dann rufen, aber hinterher werden sie sich noch verdutzt die Augen reiben.

... link  

 
Ich muss gestehen,
dass meine diesbezügliche Phantasie eher unterentwickelt ist. Aber auch so ist mir aufgefallen, dass in Ihrer Aufzählung noch die rumänischen Tresorknackerbanden fehlen - und Frauen-Duos, die bei alten Omis nach einem Glas Wasser fragen und dann die Keksdose mit dem Bargeld leeren. ;-)

... link  

 
Warten Sie's ab.

... link  

 
Wir werden alle sterben.
Nee, ernsthaft, ich glaube Ihnen aufs Wort. Dass mit diesem Tool auch jede Menge Schindluder getrieben werden wird, darf man wohl als gesichert annehmen. Aber ich möchte mir das drohende Desaster nicht schon jetzt allzu graphisch-plastisch ausmalen.

... link  

 
Ich stelle schon mal die Holger-Börner-Gedächtnis-Dachlatte bereit.

(marodierende Spam-Chinesen, ein ebenso bedrohliches wie amüsantes Bild)

... link  


... comment