Mittwoch, 12. Mai 2010
Pre-Teenage Kicks
Das Darkmobil musste gestern zum amtlichen Vorsorgetermin, und auf ausdrücklichen Wunsch meines Töchterleins haben wir uns am Nachmittag in das Abenteuer gestürzt, den Hin- und Rückweg zum Early-English-Kurs in der benachbarten Landeshauptstadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzutreten. Ich meine, das allein ist ja schon ein statement; wenn man es böswillig ausdrücken wollte, könnte man sagen: Da muss sich also eine gelangweilte Wohlstandsgöre von Eltern mit zwei Autos und ADAC-Plus-Mitgliedschaft ihre Kicks holen, in dem sie das von den Erziehungsberechtigten ansonsten weiträumig gemiedene logistische Grundversorgungsangebot nutzt, das für viele Menschen auch in den entwickelten Ländern die einizig sinnvolle und bezahlbare Möglichkeit (außer dem Sammeltaxi, dem Drahtesel oder eben Schusters Rappen) darstellt, von A nach B zu kommen.

In unserem Fall liegen A und B per Luftlinie keine 10 Kilometer auseinender, auf den ersten Blick sieht die Aufgabe also vergleichsweise trivial aus. Beim Blick auf den Streckenplan im Internet wurde mir im Vorfeld allerdings schon ziemlich schwirr vor Augen bei dem ganzen kleinteiligen bunten Gestrichel. Und nachdem die internetbasierte Suche nach der besten Verbindung an irgendwelchen Javascript-Problemchen klemmte, zog ich es vor, die telefonische Fahrbahnauskunft des kommunalen Verkehrsunternehmens in Anspruch zu nehmen. Da wurde ich auch prompt geholfen: Gar kein Problem, mit dem Bus, der in der Nähe des Kindergarten hält, geht es zunächst in ein Gewerbegebiet in Neuss-Nord, dort steigt man um in die S-Bahn Richtung D-Hauptbahnhof, und von D-Bilk sind sind es dann nur noch drei oder vier Haltestellen mit der Straßenbahn. Auf dem Rückweg kann man sich dann aussuchen, ob man mit der Strab zum Bahnhof fährt und von dort aus mit der U-Bahn Richtung Krefeld den Rhein überquert und die letzten Stationen mit dem Bus Richtung Neuss in Angriff nimmt. Oder eben wie auf dem Hinweg gehabt, nur in Gegenrichtung.

Um das Fazit vorwegzunehmen: Wir haben die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Es waren so gut wie gar keine Zombies oder Außerirdische anzutreffen im ÖPNV, auch gab es weder Schlägereien noch andere unschöne Dinge zu sehen. Die Kleine staunte und fragte viel. "Papa, warum schläft der Mann?", "Papa, wofür ist dieser Knopf?", "Müssen wir jetzt aussteigen?", "Ist das jetzt eine S-Bahn oder eine Straßenbahn?" So richtig plausibel erklären konnte ich die Unterschiede zwischen S-Bahn, Straßenbahn und Zug anscheinend nicht. Und nur weil die alten DÜWAG-Gelenktriebwagen einen roten Streifen auf der Seite haben, sind das noch lange keine ICEs.

Alles in allem empfand ich es aber doch recht anstrengend, die hektische Umsteigerei, die vielen Menschen mit ihrem Gehetze, das Rumstehen und Warten an zugigen Haltestellen und all das. Mit einem Beförderungsentgelt von insgesamt 11 Euro 60 ist es auch nicht wirklich ein billiges Vergnügen gewesen. Aber man muss es einfach so sehen: Auf der Kirmes oder bei ähnlichen Vergnügungen wäre man mit dem gleichen Betrag auch nicht sonderlich weit gekommen. Von daher hats schon gepasst - irgendwie.

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