Sonntag, 12. November 2006
Der Zwölf-Elf
Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand:
Da schlägt es Mitternacht im Land.

Es lauscht der Teich mit offnem Mund.
Ganz leise heult der Schluchtenhund.

Die Dommel reckt sich auf im Rohr.
Der Moosfrosch lugt aus seinem Moor.

Der Schneck horcht auf in seinem Haus.
Desgleichen die Kartoffelmaus.

Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast
auf einem windgebrochnen Ast.

Sophie, die Maid, hat ein Gesicht:
Das Mondschaf geht zum Hochgericht.

Die Galgenbrüder wehn im Wind.
Im fernen Dorfe schreit ein Kind.

Zwei Maulwurf küssen sich zur Stund
als Neuvermählte auf den Mund.

Hingegen tief im finstern Wald
ein Nachtmahr seine Fäuste ballt:

Dieweil ein später Wanderstrumpf
sich nicht verlief in Teich und Sumpf.

Der Rabe Ralf ruft schaurig: "Kra!
Das End ist da! Das End ist da!"

Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand:
Und wieder schläft das ganze Land.


Passt irgendwie zum Datum, das schöne Gedicht von Christian Morgenstern. Die Kenntnis dieses Poems verdanke ich übrigens dem Kollegen Simplex. Genauer gesagt seinem Kommentar zu meiner letztjährigen Geschichte zum 11.11. In der Zwischenzeit habe ich auch noch eine andere numerologische Erkenntnis gewonnen: Die letztgültige Antwort ist nicht 42.

... link (32 Kommentare)   ... comment