Dienstag, 11. Juli 2006
Thanks for (not) asking
Mich hat natürlich wieder keiner gefragt. Dabei wäre die Verlockung groß gewesen. Ich hätte hier über den interessanten Betatest der Suchmaschine ask.com berichtet, einen kryptischen Disclaimer druntergeschrieben in der Art: Dieser Beitrag entstand dank rühriger Mithilfe der IAC Search & Media GmbH oder so, hätte denen vorher meine Bankverbindung genannt und wäre jetzt ein gemachter Mann paar Euro reicher.

Wenn ich mir indes anschaue, wie diese innovative Werbeform beim Popkulturjunkie um- und dann abgesetzt wurde, bin ich doch ganz froh, dass mich ask.com nicht gefragt hat. Weder nach meiner Bankverbindung noch nach meiner Meinung. Letztere sag ich aber trotzdem: Ich finde die Idee, Blogger für Beiträge zu bezahlen und das auch kenntlich zu machen, nicht grundsätzlich schlecht. Für besonders clever halte ich das im vorliegenden Fall allerdings nicht. So debattiert nun die Weblogbedeutungsmafia wieder viel mehr über die Problematik der Käuflichkeit anstatt über das Produkt. Dabei hätte man über das nette Gewinnspiel (eine Art SZ-Magazin-Sommerpreisrätsel für Arme) und allgemeine Suchvergleiche mit Google, MSN & Co. sicher noch manches erhellende schreiben können. Aber wie gesagt, mich hat ask.com ja nicht gefragt. Und damit ist diese unbezahlte Beratungseinheit beendet. Nichts zu danken, keine Ursache.

Nachtrag: Das Wort Disclaimer sollte man eigentlich auch lieber vermeiden, wenn man nicht für einen Nerd gehalten werden will, der das vielzitierte Urteil des Hamburger Landgerichts falsch verstanden hat. Wer nämlich glaubt, er hätte sich mit dem bloßen Distanzierungshinweis schon hinlänglich distanziert von verlinkten Fremd-Inhalten, der hat sich allenfalls von der gängigen Rechtsauffassung distanziert, aber sonst von nix. Ach ja, dies war übrigens auch keine Rechtsberatung. Weitermachen.

... comment

 
Ich habe den Ursprungsbeitrag nicht gelesen, es scheint mir aber bemerkenswert, daß der PJ diesen nun gelöscht hat. Mancher wäre in die Trotzphase verfallen. Ich finde es nicht schlimm, Dinge auszuprobieren und auch mal auszurutschen dabei. Immerhin hat er die Werbung deutlich gemacht, was gerüchteweise andere nicht taten.

... link  

 
Etwas Mumm gehört schon dazu,
den ask-Leuten zu sagen my way - or the highway. Wie gesagt, gegen den Deal als solchen habe ich wenig einzuwenden, wenn die Chose eindeutig als Werbung gekennzeichnet daher kommt. Und was die Gerüchte angeht: Für mich gilt da zunächst die Unschuldsvermutung. Oder anders gesagt: Ich kann mir eigentlich fast nicht vorstellen, dass DonD so völlig schmerzfrei und instinktlos sein könnte, sich mit dem lauen Hinweis "ach, die ham mich halt angemailt" aus der Affäre zu ziehen, wenn er für diesen Beitrag tatsächlich die Hand aufgehalten hat. Der will womöglich nur die Reflexe der Weblogbedeutungsmafia testen... ;-)

... link  

 
Der Reflex wird imemr derselbe sein: Marketing wird nicht weniger nervig, nur weil es viral daherkommt. Aber dass Blogs eine werbefreie Zone bleiben würden, war auch reichlich blauäugig von mir gedacht.

... link  

 
Hängt davon ab, wiesiel die Werber hier auf die Fresse bekommen. Bislang war der Werbespass hier draussen eher ein stark begrenztes Erlebnis. Gerade das aktuelle Beispiel zeigt, wie es so läuft - und gleichzeitig, wer wo zu finden ist.

... link  

 
Diese Illusion, Herr Kid,
hatte ich nie, da ich durch meine Fachpressetätigkeit ja etwas näher am horizontalen Gewerbe dran bin. So nah zumindest, dass ich bei der Arbeit fast permanent in Hörweite der Puffpianisten bleibe. Und die lassen ab einem bestimmten Buzzlevel nichts unversucht, um überall mitzuklimpern, wo sich interessante Zielgruppen rumtreiben.

Damit hab ich grundsätzlich auch kein Riesenproblem. Wenn jemand AdSense oder Amazon-Empfehlungen in sein Blog packt oder wie der Kollege Turi innovative Preismodelle für Stellenanzeigen erprobt, hey, why not? Wenn es im nächsten Schritt dahin geht "Dieser Beitrag wurde bezahlt von dem Unternehmen, das ich hier abfeiere", dann ist das auch noch nicht sittenwidrig. Aber es ist halt auch nichts, von dem ich mir wünschen würde, bitte mehr davon.

Wie ich an anderer Stelle dazu schrieb, ist das Medium Blog vielleicht grad auf dem weg in die Pubertät. Da werden neue Identitäten erprobt und auch mal Schmerzgrenzen ausgetestet, und mit der Zeit wird man klarer sehen, was geht und was nicht.

... link  

 
Bei Yamb findet sich jetzt ein Kommentar von Nico Lumma "zu Lasten" von DonD.

"Die Blogger wurden von uns im Auftrag von ask.de angesprochen, gebrieft und haben dann entsprechende Artikel geschrieben, die deutlich gekennzeichnet wurden als Kooperation mit ask.de. Der Artikel von Jens wurde von Jens zurückgezogen. Bei Don Dahlmann ist das gefundene Wording eher suboptimal, aber letztendlich auch kein Grund, hier den Ausverkauf des Abendlandes zu vermuten."

... link  

 
Öha!
Danke fürs update. Wir lernen: Es war ein Fehler, nicht mit einem Standard-Disclaimer (jaaa, ich weiß: Scheißwort!) zu arbeiten. So eröffnet man KnallGrauzonen, die sowohl die Agentur als auch den beteiligten Blogger nicht ins beste Licht rücken.

Suboptimales Wording? Alter, ich schrei gleich F*CKEN!

... link  

 
Ich glaube, es ikst generell ein Fehler, zu blauäugig in solche Aktionen hineinzugehen. Wenn Du die AnnjaTanjaMarioMirkos dieser Welt wegen einer Kleinigkeit zur Sau machst, kriegst Du in der Werbebranche nachher noch einen Gratisfick, weil sie als erfahrene Kommunikatoren wissen, wo der Hammer hängt. Bei den Blogs bekommst Du statt dessen ein Messer in den Rücken, sobald Du Dich umdrehst.

PKJ hängt Nico was an, Nico hängt DonD was an... prima. Könner, aber sowas von.

... link  

 
Der PKJ blieb da sehr diskret,
soweit ich es aufm Radar hatte. Und wenn Herr Lumma zwar Kontroletti genug ist, um beim PKJ ellenlange Beitragkritik abzuladen, nicht aber zu merken, dass sich DD mit seinem suboptimal gewordeten Disclaimer grad so richtig ins eigene Bein schießt, tja, dann werden bei ask wohl in Kürze ein paar unangenehme Fragen an den Dienstleister gestellt, sobald die technorati- und ask-Blogsuche-Auswertung vorliegt. Was ich bisher grob durchgescannt habe, lässt nicht gerade auf einen durchschlagenden Erfolg schließen. Will sagen: Mit viralem Marketing kann man sich auch ganz schönen Schnupfen holen, wenn man die falschen Erreger erwischt...

... link  

 
Die Deals laufen laut DD (auch bei yamb in den Comments) neuerdings so: erst gibt's ein Briefing, dann schreibt man was, zwischendurch überlegt man sich, ob man das überhaupt will und hinterher gibt's vielleicht Kohle. Jetzt machen sie sich schon den eigenen Marktwert kaputt.

... link  

 
Was ein Rumgeeiere.
Da werden die Info-Salamischeiben ja noch unkoordinierter serviert als am Opel-Büffet. Mannmannmann. Das schreit nach förmlich nach klaren Preislisten, Tausendkontaktpreis-Garantien und allem anderen, was in der "richtigen" Werbung Usus ist. War vielleicht doch nicht alles schlecht, damals in der Old Economy...

... link  

 
Das kriegen wir gerade wieder serviert. Es riecht nach 1999. Für uns Ältere. Ist ja nicht so, dass der Weg zur Hölle nicht noch ein paar Pflastersteine vertragen würde. Nur das Essen auf dem Weg hat nachgelassen.

... link  

 
Angewandter Dekonstruktivismus, oder so ähnlich. Es wird Zeit für die Bloggergewerkschaft und zwar eine mit Zwangsmitgliedschaft.

... link  

 
Das wäre der sicherste Weg,
mir den letzten Spaß an der Sache zu nehmen, werter Herr Logog. Dann kommt auch noch so ein Netzwerk Rechercheblogger, die sich für was besseres halten als wir Befindlichkeitsberichterstatter. Die ersteren stellen dann so nen praxisfernen Kodex auf, dass ich über den Hersteller meiner Stricknadeln oder das Streu fürs Katzenklo nix bloggen darf, wenn ich die mit Blogger-Rabatt eingekauft hab. Dann läuft vielleicht als nächstes der mecklenburgische Podcastverband geschlossen zum DJV über, also das müssen wir alles wirklich nicht haben.

... link  

 
Soziale Software in Frieden und Freiheit!
5% mehr Hohn!
Samstags gehört Blogger mir!

... link  

 
Sie haben ja recht, Herr Mark. Aber wenn ich sowas wie heute mitkriege, dann geht mein innerer Stalinist mit mir durch. Da will man doch im Sandkasten ein kleines Umerziehungslager errichten. Nur zum Besten der Kundschaft natürlich.

... link  

 
Der Kundschaft
(zumindest der werbenden) ist in der Regel mit Preislisten und nachvollziehbaren Tarifen schon ganz gut gedient. Sei es nach Tausenkontaktpreisen oder sei es nach Pay-per-Click-Modellen, Hauptsache, man weiß in etwa, was man da einkauft. Hingegen sieht mir diese unkalkulierbare Blogawarenessbörse nach ner ziemlichen Katze im Sack aus...

... link  


... comment
 
(Mehrfach angefangen und wieder gelöscht. Stelle fest, dass mir die Diskussion letztlich am Angesicht vorbeigeht.)

... link  

 
Sie treffen immer so weise Entscheidungen ;-)

... link  

 
(Und ich versteh nur Bahnhof.)

... link  

 
Keine Schande!
Als Blognovize hab ich bei so blogosphärischen Metadebatten auch erst mal mit den Ohren geschlackert. Fragen, worums eigentlich geht, ist eigentlich nie verkehrt. Aaalso: Wie sich die Sachlage derzeit darstellt, hat eine Agentur einer Handvoll Blogger dafür Geld angeboten, dass sie was über den Deutschland-Beta-Start samt Gewinnspiel der Suchmaschine ask.com schreiben. Ein Blogger (der Popkulturjunkie) hat seinen Beitrag dann zurückgezogen, nachdem die Agentur den zu kritisch fand oder so. Ein anderer Blogger (DonD) hat berichtet, sah auch halbwegs normal-kritisch aus wie sonstige Beiträge von ihm auch. Aber es stand kein klarer Hinweis drunter, dass es sich um Werbung handelt. Und so tobt jetzt (wie schon beim Präzedenzfall Opel wie vor einigen Wochen) wieder die Ethikdebatte: Müssten Blogger werbenende Beiträge nicht auch klar als solche kennzeichnen, wem kann man noch glauben, wem nicht und warum und überhaupt. Eigentlich gar nicht soo kompliziert...

... link  

 
Vielen Dank für die Übersetzung.
Ich habe es heute schon einmal festgestellt: Bloggen bildet wirklich ungemein.

Dennoch finde ich es teilweise noch faszinierend, worüber man sich im Blogger-Kreise so den Kopf zerbricht. Aber mein junger Bloggerinnen-Geist ist auch noch zu sehr mit simplen technischen Fragen beschäftigt, als dass er sich in solche Metadiskussionen hineinversetzen geschweige denn daran beteiligen könnte. ;)

... link  

 
Ach, fehlender Durchblick
hält auch manchen Längergedienten nicht davon ab, diesen Mangel mit Meinungsfreude zu kompensieren und munter mitzutun. Und obwohl mich die Metadebatten schon sehr interessieren, bin ich auch nicht immer völlig à jour. Manchmal geht es ja auch nur um des Kaisers Bart oder die Frage, ob das Ei am spitzen oder stumpfen Ende aufzuklopfen ist...

... link  

 
öhm... aber das tut doch aua...

(Heute morgen briet ich mir ein Ei... DAS waren Schmerzen!)

... link  


... comment
 
Ist es keine Rechtsberatung, wenn man sagt, es sei keine?
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Und die Dornen sind nicht von Pappe.

... link  

 
Ah, sehr guter Einwand!
Da haben Sie bestimmt vorher eine Magritte-Pfeife geraucht, um auf diese steinigen Argumentationsweg zu kommen, oder?

Aber nur weil etwas Dornen hat, muss es noch lange keine Rose sein. Noch einfacher ausgedrückt: Mein allgemein gehaltener Hinweis auf die Unwirksamkeit der pauschalen Haftungssausschlussklausel impliziert ja keine rechtliche Handlungsanweisung oder gar eine konkrete Prozess-Strategie für einen spezifischen Einzelfall. Für weitere Details würde ich Sie daher dann doch lieber an Udo Vetter weiterverweisen. ;-)

... link  

 
Rechtsberatung ist ja nur dann verboten, wenn es Rechtsberatung *im Einzelfall* ist. Abstrakt darf man sich immer äußern.

... link  


... comment