Mittwoch, 9. Mai 2007
Vom Hölzchen...
...aufs Meta-Stöckchen schickt mich der Herr Kreuzberger mit der folgenden Frage:

“Stell Dir vor, Dich erreicht ein Stöckchen. Ist es in Ordnung es liegen zu lassen mit dem Hinweis, wer will, möge es sich nehmen, oder solltest Du es persönlich an handverlesene Blogger adressiert weiterwerfen?”

Puh. Das sind doch mal Fragen, die die Welt bewegen. Na denn: Den Luxus, das im Einzelfall zu entscheiden und daraus keine allgemeingültigen Postulate abzuleiten, leiste ich mir ganz gerne. Denn nicht jede dieser Ketten-Befragungsaktionen ist es wert, dass ich damit andere Blogger persönlich belämmere.

Überhaupt muss ich gestehen, dass ich diesen Stöckchen-Spielchen sehr zwiespältig gegenüberstehe. Um es mal mit den Worten einer nicht wirklich zitierfähigen Person der Zeitgeschichte zu sagen: Wenn ich schon das Wort Stöckchen lese, dann entsichere ich meinen Revolver.

Wohlgemerkt: Ich habe nichts gegen standardisierte Fragebögen. Aus der empirischen Sozialforschung ist dieses Instrument gar nicht wegzudenken. Aber eigentlich hat mich schon der legendäre Fragebogen im verblichenen FAZ-Magazin (den Marcel Proust angeblich zweimal in seinem Leben ausfüllte, obwohl es zu dessen Lebzeiten noch gar kein FAZ-Magazin gab) meistens eher gelangweilt. Und immer wieder kommt mir in diesem Zusammenhang der Künstler Gottfried Helnwein in den Sinn, der auf die Fragebogen-Frage "Wann haben Sie das letzte Mal geweint?" die naheliegende Antwort gab: "als ich das letzte Mal einen so dämlichen Fragebogen ausfüllen musste".

Nun werden sicher irgendwelche neunmalklugen Blog-Exegeten hergehen und sagen: "Aber Herr Mark, wir haben Sie doch auch schon dabei beobachtet, wie Sie das eine oder andere Stöckchen bearbeitet und weitergereicht haben." Denen werde ich kühl, aber lächelnd entgegnen: "Ja, das habe ich. Denn im Grunde bin ein höflicher Mensch und kein miesepetriger Spielverderber. Und vielleicht werde ich es wieder tun."

Zum Beispiel hier und heute: Die Stöckchenfrage leite ich weiter an

Frau Franzi, um sie an den dicken Bücherprügel zu erinnern, der in ihrem Vorgarten vor sich hin rottet

Herrn Popkulturjunkie, der mir das erste Stöckchen per Mail zuschickte, als ich noch gar nicht bloggte. Und der Stöckchen inzwischen HASST, weswegen ich ihm gern eine Steilvorlage liefere, die ultimative Abrechnung mit dem Stöckchen-Ding in die Wortpresse zu schieben

Und last not least Frau Wortschnittchen, weil die sich in letzter Zeit etwas rar macht und ich gern wieder mehr von ihr lesen würde.

Nichts zu danken. ;-)

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vor dem bloggen war mir der begriff nur vom spaziergang mit hunden vertraut,denen man stöckchen zum apportieren schmeisst.
dieses gedöhnse mit den blog-stöckchen das sind doch stets gleich banale fragen,die keinen vom hocker hauen und die antworten meistens auch nicht.

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So pauschal
würde ich das nicht sagen. Wenn mich die Menschen hinter den Blogs interessieren, dann finde ich es zunächst auch nicht per se uninteressant, was sie so über ihre Lese-, Musik- oder Filmvorlieben preisgeben. Ist aber wie alles im Leben eine Frage der richtigen Dosis. Wenns mir im Einzelfall zu blöd (oder zu aufwendig) ist, an so einem Ding rumzuschnitzen und es weiterzugeben, dann sage ich halt, sorry, passt hier grad nicht rein...

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Mir geht es genauso wie Ihnen, Herr Mark: Interessiert mich der Mensch hinter dem Blog, lese ich die Antworten auch gerne. Und dass man selbst entscheidet, ob man ein Stöckchen überhaupt aufhebt, sollte ja eigentlich selbstverständlich sein. Schließlich leben wir - trotz Schäuble - noch immer in einer einigermaßen freien Welt.

Langweilig wird es bei den Stöckchen allerdings oft, wenn innerhalb kürzester Zeit alle Blogger Texte aus dem gleichen Holz schnitzen. Dann lasse ich die Antworten schon mal einfach so rumliegen.

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im moment gibt es ein stöckchen mit fragen zum kaffeetrinken:wann,wo,womit,mit wem etc.
also das ist so eins,wo ich meine,dass die fragen und jeweiligen antworten am übernächsten tag spätestens keinen mehr interessieren.

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Hallo. Nur eine Frage. Ist zwar lästig, aber ich muss das wissen: Haben Sie Ihre Kommentare auf meiner Seite selbst gelöscht oder jemanden beauftragt oder autorisiert, das zu tun?

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Nein, natürlich nicht.
Ich halte es ja im Regelfall mit Pontius Pilatus, meinem Lieblingshelden aus dem neuen Testament, der gesagt hat: quod scripsi, scripsi (Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben). ;-)

Auch wenn ich den Verlauf, den diese Diskussion zu diesem misslichen Vorfall nahm, ehrlich gesagt mit zunehmender Dauer nicht mehr so recht goutieren konnte, wäre es mir trotz allem natürlich auch lieber, meine salomonischen Einlassungen dazu stünden der Nachwelt noch als lehrreiche Lektüre zur Verfügung.

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...meine salomonischen Einlassungen dazu stünden der Nachwelt noch als lehrreiche Lektüre zur Verfügung.

Haha. ;)

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Danke. Klare Antwort. Und viel Spaß noch auf der dunklen Seite. War nett, Sie kennengelernt zu haben.

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Ganz meinerseits!
Die Dunkelkammer steht Ihnen übrigens auch weiterhin offen, hier kennt man keinen Konsenszwang. Und meine völlig unmaßgebliche Privatauffassung, dass Sie sich bei der Geschichte aus verständlichen und nachvollziehbaren Gründen ein wenig vergaloppiert haben, stünde einer Fortsetzung unseres Dialogs zumindest von meiner Seite nicht im Wege. Falls das bei Ihnen anders ist, werde ich das selbstredend respektieren.

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Danke für die Mitteilung. Ihre Privatauffassung wie die entsprechenden Privatsphären in allen Ehren.
Aber ich habe auch eine Privatsphäre und unabhängig davon auch ein Weblog, für das ich seit drei Monaten täglich mehr als zehn Stunden meiner Arbeitszeit als Schriftsteller verwende.

Auch und gerade weil mir die hierfür notwendigen Voraussetzungen von den Portalbetreibern kostenlos und ohne besondere Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt werden, nutze ich dieses Weblog als meinen Arbeitsplatz, und seitdem ich THE GREAT GATE in das dafür vorgesehen Texteingabefenster getippt habe, ist jeder Satz, den ich unter diesem Label in diesem Weblog geschrieben habe, ein Produkt meiner Arbeit, mein Eigentum, ganz egal, ob der Satz als so genannter Beitrag oder so genannter Kommentar auf der Bildfläche erscheint.

Am vergangenen Wochenende musste ich tatenlos zusehen, wie mein Eigentum zerstört wird. Zuerst von einem registrierten Mitglied von blogger.de, der als Erklärung für sein Verhalten lediglich eine für mich absolut inakzeptable Begründung hinterließ, nämlich Dummheit, verbunden mit der Bitte um Entschuldigung.

Stunden später verschwindet der komplette thread, aus dem klar hervorgeht, dass ich nicht bereit bin, diese Entschuldigung anzunehmen und mich auch nicht dazu überreden und auch nicht nötigen lassen will, meine Bewertung der Textinhalte sowohl meiner Kommentare und Beiträge als auch der Anderer, die darauf Bezug nehmen zurückzunehmen oder zu ändern.

Stunden später wird dieser Debatte abrupt beendet, indem der komplette thread einfach gelöscht wird.

Wie meinen Sie, reagiert man angemessen auf so einen Vorfall?

Wenn Sie sich mal in meine Lage versetzen. Halten Sie es für vernünftig, den oben geschilderten Tatbestand als eine „Geschichte“ zu interpretieren?

Und wenn ja. Wer hätte die dann geschrieben und wovon handelt sie?

Was für Sie aus verständlichen Gründen eine Geschichte ist, ist für mich ein unzumutbarer Sachverhalt: Jemand zerstört mein Eigentum.
Das ist ein Kapitel dieser Geschichte. Das andere finde ich ebenfalls nicht sehr lustig:
Ich muss mich fragen, ob in meinem Weblog mutwillig, aus Dummheit oder motiviert von der meines Erachtens geisteskranken Überzeugung eingegriffen wird, dass mein Standpunkt zur Zerstörung meines Eigentums geradezu berechtigt.

Wie gesagt. Für mich keine lustige Geschichte, denn ich will mir solche Fragen nicht stellen, MUSS aber. Und darum geht’s. Deshalb schreibe ich Ihnen diesen Kommentar. Glauben Sie mir, ich hätte Besseres zu tun.
Aber so wie ich das sehe, muss ich mir wirklich überlegen, wie ich mir mein Weblog als genau den Arbeitsplatz erhalten kann, den ich mir Satz für Satz, Beitrag für Beitrag, Stück für Stück hergestellt habe.

Und zurück zu Ihrer „Geschichte“
Es mag ja sein, dass neuerdings die im bürgerlichen Gesetzbuch und der rechtsstaatlichen Verfassung festgelegten Regeln als Provokation aufgefasst werden und sich jeder übergeschnappte Wahnsinnige einfach willkürlich das Recht herausnimmt, mir mein Eigentum kaputt zu machen.

Aber soll ich mich damit abfinden, dass dem so ist? Oder soll ich mich damit zufrieden geben, dass das doch nicht ständig passiert?

Sind das womöglich die Konsequenzen, mithin die Lehre die ich aus der Geschichte ziehen soll?

Mit solchen „Meinungen“ habe ich es zu tun. Diese verzerrte Wahrnehmung einfachster Zusammenhänge meinen mir so genannte Blogger als Normalität vorschreiben zu wollen. Ihr Kommentar war da eine löbliche Ausnahme, denn Sie scheinen immerhin noch eine Sachlage erkennen, während mir andere nur mehr nahe legen, ich sollte hier nicht grundlos das Maul aufreißen, sondern mich abregen, nicht herumnölen etc.

Hätte ich jetzt Lust, das weiter aufzuführen, würde ich Ihnen vorschlagen, diese m. E. extrem verkehrte Wahrnehmung nur noch unter medizinischen Aspekten weiter in Betracht zu ziehen, denn in meinen Augen weist ein Großteil der Äußerungen, mit denen ich mich seit Samstag herumschlagen muss, mehr oder weniger offen psychotische Züge auf, ein Umstand, dem man imgrunde nur mit dem Mittel der Polemik und ein paar witzigen Bemerkungen begegnen kann. Aber irgendwo hört der Spaß auf, bekanntlich.

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Nun,
vielleicht haben einige in der Runde einfach Schwierigkeiten gehabt, sich vorzustellen, dass jemand Eigentum, dass ihm so viel wert ist, einem so unsicheren Behältnis anvertraut. Wohlgemerkt weiß ich selber, dass auch der Diebstahl eines unabgeschlossenen Fahrrads ein Diebstahl ist und bleibt. Aber im Strafmaß wird man es sehr wohl berücksichtigen, welche kriminelle Energie notwendig gewesen ist, das Eigentumsdelikt (in ihrem Fall die digitale Randale oder wie auch immer man das nennen will) zu begehen. Sie hätten es zudem in der Hand gehabt, vor dem Komplettverlust des Threads die Kommentar-Hierarchie so abzuändern, wie es kundige und wohlmeinende Kommentatoren vorgeschlagen haben. Die Gründe, mit denen Sie dies abgelehnt haben, leuchteten mir (und anderen vermutlich ebenso) nicht ein. Insofern tragen Sie an dem zweiten missfit so wie ich das sehe auch eine gewisse Mitverantwortung.

Davon abgesehen war auch mir nicht in der Deutlichkeit klar, in welchem Ausmaß Sie diese Plattform professionell/beruflich nutzen. Das dürfte anderen Kommentatoren ebenso wenig bewusst gewesen sein. Die allermeisten nutzen das Ding hier just for fun, da kommt doch kaum einer auf die Idee, dass es auch Nachbarn geben könnte, die da mit deutlich mehr Ambition unterwegs sind - und das auch in den Kommentaren.

Das alles soll weder die blöde Panne von Herrn Götze noch die spätere Löschung des gesamten Threads durch wen auch immer entschuldigen. Ich hätte da sicher auch zu knabbern - etwa wenn jemand unseren schönen medienökonomischen Diskussions-Strang in den Orkus kicken würde.

Ich habe wie gesagt aber keine weitergehenden Aktien hier drinne und deswegen eine bewusste Entscheidung getroffen, mit dem Restrisiko zu leben. Ihnen würde ich nahelegen, die technischen Mittel voll auzuschöpfen, die diese Plattform für ihr literarisches Business sicherer machen - oder wenn das unverhältnismäßig erscheint, zu einem Anbieter zu wechseln, der weniger Angriffspunkte bietet. Ich weiß zum Beispiel, dass P. Turi von den Möglichkeiten bei blog.de immer wieder schwärmt. Für den echten Profi böte sich auch die Lösung mit einer eigenen Domain und einer Wordpress-Installation an. Die erste Wahl des Bloganbieters muss ja nicht immer die beste sein für jeden (auch wenn ich hier sehr zufrieden bin).

Langer Rede kurzer Sinn: Schwer zu raten. Was aber (bei aller verständlichen Entrüstung über Ihren Datenverlust) irgendwie gar nicht geht, ist durch alle Blogs zu tapern und jeden, der in dem Thread kommentiert hat, unter GEZ-mäßigen Generalverdacht zu stellen und Auskunftspflichten anzumahnen. So laufen Sie Gefahr, sich bei allem Schaden, den Sie eh schon haben, auch noch zum Deppen zu machen. Und dafür sollten Sie sich als intelligenter und kulturell gebildeter Mensch doch zu schade sein.

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Ist das Meta oder Sub?

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Und müsste "sub"
nicht eigentlich "hypo" heißen? Ich gebe die Frage mal weiter an etwaige Altsprachler unter den Lesern.

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Hyperbel,
wenn sichs aufs groß Tor bezieht.

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Und manchen mag bei "sub" noch was ganz anderes in den Sinn kommen .... nö nö, nich mich anschauen ... ;-)

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Also da steh ich jetzt
total aufm Schlauch. Meine erste Assoziation war eben die suboptimale "Subway"-Fressbudenkette, das wird wohl nicht gemeint gewesen sein, oder? Ich nehm dann mal den Publikumsjoker... ;-)

@monnemer: Nicht schlecht, die Hyperbel, aber mich dünkt, das Effchen meinte nicht den Triumphbogen oder das Heldentor von Kiew (Ha! Subdominante? Subcommandante Marcos?), sondern das im Ursprungsposting angesprochene Meta-Stöckchen. Das, wenn mans richtig wirft, natürlich auch eine hyperbolische Flugbahn beschreibt, also passts schon irgendwie...

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Wow, ich leg an mit Thomas Pynchon. Und sparen Sie sich den Publikumsjoker, nehmen Sie mich als Telefonjoker, ich flüstere es Ihnen. Oder Sie fragen im Dom nach.

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Hm,
meine Verwirrung wird nicht geringer. Sachdienliche Hinweise auf elektromagnetischem (oder telepathischen) Wege nehme ich gerne entgegen - wenngleich im Aufnahmestudio gleich die Lichter ausgehen. Aber Sie kennen ja meinen konspirativen toten Briefkasten...

Gute Nacht Ihnen allen!

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