Freitag, 21. Juli 2006
Noch ne Nullnummer
Auf der gestern verlinkten Zero-Cola-Website tut sich übrigens immer noch nichts - außer dem leeren Versprechen, es ginge am 21. Juli was los. Der Kalender zählt also munter mit, ansonsten aber immer noch Null Inhalt. Naja, irgendwie passt das ja zu der Nullinger-Plörre.

Nachtrag: Inzwischen tut sich was bei Nulli-Cola...

Um Nullen und Nichtigkeiten anderer Art geht es übrigens in einem interessanten Artikel in "Lettre international", der sich mit dem Phänomen Blogs auseinandersetzt. Die Überschrift "Digitale Nihilisten" führt ein wenig in die Irre, geht es doch nicht darum, Blogger pauschal als intellektuelle Nullchecker abzuqualifizieren. Aber der Essay weckt auch nicht unbedingt die Hoffnung, dass im Schwarm automatisch so was wie Intelligenz entstünde. Und so findet sich da ein grandioses Statement, mit dem ich meine Leser ins wohlverdiente Wochenende schicken möchte:

In vierzig Jahren wird das Internet in einer gigantischen Implosion der Dummheit kollabieren. Dann möchte ich sagen können: Ich bin dabeigewesen!

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Den Artikel fand ich ein wenig holprig, jedenfalls was die Definition eines Blogs angeht. Ich finde es aber mutig, dem Ganzen noch 40 Jahre zu geben. Ich hoffe, ich erlebe das Ende noch.

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Ja,
mir scheint fünf Jahre die realistischere Perspektive - wenn das Video-Ding groß abgeht, sogar noch schneller. Ich fand den Auszug im Netz ehrlich gesagt auch nicht super-stringent. Mal sehen, wie sich das Elaborat in der vollständigen Print-Form darstellt. Das Heft liegt im Büro bereit, ich hatte nur noch keinen Nerv, in diesen Backofen zu kesseln ohne Not. Zu dem Dotcom-Ding hatte der gleiche Autor jedenfalls mal paar interessante Betrachtungen abgesondert. Aber seine Gesamtperspektive ist vielleicht auch zu US-zentriert...

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Ich sehe da wie hier schwarz. Die Welt ist schließlich bisher auch in Tausenden Jahren Dummheit nicht implodiert. Auch wenn manche anderes behaupten.

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Das Implodieren
ist vielleicht im reinen Wortsinne so zu verstehen, dass das Internet kompletto abraucht. Sondern eher in dem Sinne, dass irgendwann die Luft raus ist aus dem Thema und sich die Massen neue Spielwiesen erschlossen haben, die nicht direkt auf dem TCP/IP-Protokoll aufsetzen wie Bloggen, Online-Gaming oder andere Formen virtueller Communities.

Oder aber, und auch das wäre eine Art Negativ-Utopie, dass die Googles, Triple-Player-Telcos und Konsorten die Anarchie des Netzes in "geordnetere" Strukturen rückverwandeln, so dass Transaktionsprozesse wieder mehr "von oben" gesteuert werden.

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irgendwie
muss ich da an diesen Film denken; könnt ihn ja mal anschauen:

http://media.aperto.de/google_epic2015_de.html

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Exakt den hatte ich ja auch
im Hinterkopf beim Verfassen des vorigen Kommentars. ;-)

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Was ein Filmchen! Eine Überbewertung der letzten zwei Jahre in die nächsten zehn projeziert. Das Kino ist schon in meiner Jugend gestorben, das Radio auch. Bücher gibt es immer mehr, Zeitschriften ebenfalls. Selbst herkömmliche Zeitungen wird es in zehn Jahren noch geben. Ebenso den Journalisten, der Gebiete erschließt, die Bloggern zu mühsam sind oder von ihnen nur einseitig dargestellt werden. Dem Menschen der Zukubft wird eine noch allwissendere Müllhalde zur Verfügung stehen als Google es jetzt ist, aber auch ein intelligenter Rechner, der 99,9 Prozent aussortiert. Wer in zehn Jahren noch surft, wird dies nicht mehr hektisch, sondern in aller Ruhe tun. So wie ich mich heute nicht von Musik berieseln lasse, werden morgen viele das Internet oder dessen Nachfolger nur sporadisch dulden.

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Und genau das
wäre ja auch eine der Implosions-Varianten, die ich weiter oben grob skizzierte. Ich glaube übrigens nicht, dass dieses Filmchen den Anspruch hatte, zu zeigen, was sein wird. Mehr als ein paar Entwicklungslinien zu extrapolieren und einen beschränkten Möglichkeitsraum zu konstruieren war wohl auch gar nicht intendiert.

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Gut, wenn das die Implosion sein soll. Für mich ist es mehr Evolution. Das Internet wird in irgendeiner Form bleiben und neben viel Dummheit auch viel mehr Gescheites als heute zur Verfügung stellen. Möglicherweise sogar größtenteils umsonst oder recht preiswert. Nur werden die einen es zu ihrem Vorteil und die anderen zu ihrer Benebelung nutzen. Die einen werden ihren persönlichen intelligenten Assistenten haben, die anderen einen großen Unterschichtenfernseher.

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Hm,
das Stichwort digital divide lässt grüßen. Ich halte es sogar entfernt für denkbar, dass das breitbandige Internet-Fernsehen seine Unterschichtsnutzer irgendwann möglicherweise mehr kostet als klügere User für "Gescheites" ausgeben.

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Auf jeden Fall. Um den neuesten Schinken oder die Fußball-WM sehen zu können, muß in jedem Falle gelöhnt werden, damit der Mikrokosmos von Stars ein ordentliches Auskommen hat, während Gescheite gerne ihr Wissen umsonst ausbreiten, wie sie es eigentlich immer schon getan haben.

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Der Fan ist mal wieder der Dumme - tönt es dann entrüstet in den einschlägigen Foren und Leserbriefspalten, wenn die Preisschraube mal wieder angezogen wird. Auf den gar nicht soo abwegigen Umkehrschluss, dass Dummheit durchaus eine konstitutive Voraussetzung fürs Fandasein ist, kommen die Betroffenen freilich nur in den allerseltensten Fällen. Was die Ausgangshypothese zusätzlich untermauert.

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Der Fan ist nicht der Dumme, weil es ihm recht geschieht. Er ist auch nicht dumm, denn unter ihnen sind viele intelligente Menschen, wenn zum Teil auch mit partiellen Ausfallerscheinungen. Als Gemeinschaft aber halte ich Fans für rückständig. Sie legen nicht unbedingt ihren letzten Groschen, doch erhebliche Beträge zusammen, um einigen ein Luxusleben zu ermöglichen, seien es Fußballer, Filmschauspieler, Sänger oder Adlige. Und dann regen sie sich auch noch über deren Allüren auf. Oder ist es das, wofür sie zahlen? Mit Lottospielern ist es nicht anders. Sie legen ebenfalls kleine Beträge für einige wenige zusammen. Es scheint eine gewisse Lust an der Schaffung von Priviligierten zu bestehen, weil man selbst hätte zu ihnen gehören können, wäre man nicht so blöd gewesen oder hätte man nur die richtigen Zahlen getippt.

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"Partielle Ausfallserscheinungen"
ist sehr feinfühlig ausgedrückt. Sie machen es sich für meinen Geschmack aber etwas zu einfach, wenn Sie die Rückständigkeit lediglich im Kollektiv verorten, aber nicht sehen, dass sich dieses zusammensetzt aus summierten Einzelentscheidungen von Individuen. Für das Fan-Dasein ist es schon in den meisten Fällen konstitutiv, Teil einer umrissenen Gemeinschaft sein zu wollen - auch eventuell unter Abgrenzung von Fankreisen konkurrierender Identifikationsangebote.

Dass in so einem Schwarm nicht unbedingt Riesenintelligenz waltet, ist ja klar. Ich wüßte aber wirklich gern, welche Gratifikation sich das Individuum davon verspricht. Ich kann da viel theoretisieren, aber wirklich nachfühlen kann ichs nicht, was einen zum Fan macht. Da ist wohl irgendeine Form der Selbstaufwertung damit verbunden, die bei mir nicht funktioniert. OK, das muss streng genommen nicht heißen, dass die anderen zwangsläufig die Dummen sind - vielleicht entgehen mir da ja ganz großartige Erfahrungen...

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Die Gratifikation besteht im Glanz des Ruhmes der auf die Fans hernieder stahlt. Mit der Dummheit des einzelnen bin ich vorsichtig, denn ich habe auch intelliegente Kollegen. Partielle Ausfallerscheinungen gefallen mir besser, denn sie sind sehr modern. Die haben auch viele Gebildete gewisser Gebiete, an deren Seite gerade Sonrisa und der Zitterwolf kämpfen.

Erklärung für die Anordnung in mehr oder minder strukturierten Großgruppen ist für mich wieder einmal der evolutionäre Vorteil. Simulationen sollen ergeben haben, daß ganz oben nicht die Gescheiten oder Starken stehen müssen. Es reicht auch ein Kahn oder ein Baum. Doch dieses Argument wollte ich mir eigentlich für die Religionsfreiheit aufheben.

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Ich wollte auch keine Gleichung
aufmachen, die keine Ausnahmen kennt. Auch ich habe intelligente Kollegen, die sich für bestimmte Bands, Sportvereine oder Ähnliches stark begeistern können. Es ist wohl auch nicht nur der Glanz, der von der Bühne strahlt, der den Reiz solcher Veranstaltungen ausmacht, es gehört schon auch das Abtauchen in der Masse dazu, das sich von der großen Welle der Begeisterung mittragen lassen.

Es ist auch nicht so, dass mir jegliches Organ dafür fehlt. Ich war mit 16 auf einem AC/DC-Konzert (es war die letzte Tour, bevor sich der Sänger Bon Scott zu Tode soff). Es war gigantisch, ich konnte da eine Weile richtig mitgehen und mich von der Power der Musik mittragen lassen. Was den Bann brach von einem Moment auf den anderen, kann ich gar nicht mal genau sagen. Irgendwie musste ich an Goebbels und den Sportpalast denken...

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Das Thema Gleichschaltung, Butter oder Kanonen hatten wir ja schon einmal. Es ist mir persönlich einfach zuwider. Ich kann nicht über dem Kopf klatschen, wenn alle es tun. Vielleicht bin ich eine evolutionäre Sackgasse.

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Das hängt doch wohl
auch davon ab, ob dieses Merkmal dominant oder rezessiv ist. Zumindest hat diese Eigenschaft anscheinend weder Sie noch mich von der Reproduktion abgehalten. Behalten wir also unsere Nachkommen im Auge. Wobei: Bei Töchtern halte ich es eh für unwahrscheinlicher, dass die diesen Wesenszug erben...

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Ein Trip in der Masse ist nicht von vorneherein faschistisch, lieber Herr Mark. Das mit etwas Bildung und superkritischem Bewußtsein ausgestattete kleinbürgerliche Individuum, Voyeur und Kommentator vermeintlich dummer, konsumbesessener Massen ist trotz seiner Vereinzelung in der Gesamtheit auch eine Masse, und zwar eine, die noch einfacher zu manipulieren und zu kontrollieren ist. Es ist ja auch ein Teil der politischen Misere, dass es kein gesellschaftlich handlungsfähiges Kollektiv jenseits der sogenannten Partikularinteressen gibt: zur Ausbildung eines solchen bedarf es aber eines gemeinschaftlichen Bewußtseins, dass über eine reine Interessengemeinschaft hinausgeht. Solche Prägung eines Kollektivs ist historisch zum Guten (wenn emanzipatorisch), wie zum Schlechten (wenn regressiv) über Massenerlebnisse mit Rauscherfahrung erfolgt.

We're TNT, we're dynamite ...

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Selbstredend ist der Trip in der Masse
nicht per se faschistisch - sondern allenfalls protofaschistoid. ;-) Und nicht zuletzt die WM empfand ich in weiten Teilen als positives kollektives Kontrastprogramm zu den im Vorfeld befürchteten Reichsparteitagen.

Ihr Einwand, dass auch die ach so vereinzelten Individualisten in der Summe ein manipulierbares Kollektiv bilden, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Wenngleich der Nachweis von gesamtgesellschaftlicher Kontrolle und Manipulierbarkeit kaum zu erbringen ist, ohne dass man in dubiose konspiratologische Schubladen greifen muss.

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Das mit der Implosion...
...der Dummheit und dem absoluten Webkollaps ist ne lustige Idee. Gefällt mir

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Janee, warum auch nicht? Wie könnte es im Internet anders zugehen als am Bahnsteig, im Freibad oder beim Public Viewing?

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Die Frage ist richtig gestellt -
aus heutiger, synchroner Sicht. Aber wenn Sie sich mal vergegenwärtigen, mit welchen utopischen Heilserwartungen das Thema Internet in den späten 90ern und noch zu Anfang der Nullerjahre überfrachtet wurde, welchen Absturz in den Zynismus der anschließende Dotcom-Crash mit sich brachte und wie allmählich wieder utopische Projektionen salonfähig werden, dann wird Ihnen der Unterschied klar werden zu Freibädern, Bahnsteigen und anderen Orten der Begegnung. Niemand hat je behauptet, Bahnsteige könnten neue direktere Formen der Demokratie ermöglichen und Freibäder würden die herkömmliche Wasserversorgung durch die Stadtwerke überflüssig machen. Schon allein aus diesem Grund ist Internetz halt nicht nur Internetz, auch wenn die sozialen Interaktionsmechanismen keine grundlegend anderen sind als da draußen in der Kohlenstoff-Domäne.

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"ganz vorne" ...
.. ich bin "ganz vorne" mit dabei gewesen fehlt ;-)

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Für "ganz vorne dabei"
bin ich zu spät zugestiegen, da mache ich mir nichts vor.

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Die Coke Zero Seite ist aber genau so scheiße wie das Getränk...

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Eben gesichtet:
Sprite Zero.


(Und natürlich, obwohl die Cola so ekelig war, sofort mitgenommen.)

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