Mittwoch, 4. November 2015
Schulisches, allzu schulisches
In der Schule von Töchterlein stehen Elternsprechtage auf dem Programm, und die beste Ehefrau von allen hat auch um einen Termin beim Englischlehrer ersucht. Der ließ ausrichten, es liege kein Problem bei Leistung oder Sozialverhalten vor, er sehe daher keinen Gesprächsbedarf.

Äh, hallo, jemand zuhause? Ich frage mich gerade, ob ich nicht stattdessen gleich mal Gesprächsbedarf mit dem Direktor, dem Oberschulamt oder dem Kultusministerium anmelden soll. Oder sollte ich, bevor ich eine einstweilige Verfügung beim Verwaltungsgericht erwirke, lieber Frau Novemberregen mit ihrer legendären pragmatischen Problemlösungskompetenz in der Terminsache bevollmächtigen?

Auf jeden Fall wieder mal ein schöne Folge der Serie "Alle irre!" - schalten Sie auch nächste Woche wieder ein...

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Gibt es keine normalen Sprechstunden mehr, wo man ohne Termin hingeht?
Meine Mutter regelmäßig einmal im Halbjahr zu jedem Lehrer in die Sprechsunde.

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Soweit ich weiß, läuft es nur noch mit Termin - und die Slots sind recht knapp bemessen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die KlassenlehrerInnen per Mail erreichbar sind.

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bei mich ham sich die eltern nie um ne sprechstunde gerissen
wenn es denn so wa dann war da irgendein skandal und das wussten die genau

helikoptereltern gabs zu meine zeit noch nich
man freute sich wenn man keine einladung krichte

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Haha, So kenne ich das auch noch - hoffentlich werden die Alten nicht einbestellt vom Klassenlehrer oder Direx. Es galt auch immer zu verhindern, dass die Eltern allzu enge Kontakte knüpfen. Ich kann mich an mulmige Momente erinnern, als Mutti793 mal mit MamaMonnemer telefonierte und meinte, man müsse sich bei Gelegenheit mal ausführlicher austauschen. Das galt es um jeden Preis zu verhindern. Wären dann doch etliche Alibis unseres unseligen Treibens aufgeflogen. ;-)

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Aber wenn doch der Lehrer sagt "alles im grünen Bereich, gibt keine Probleme" - weshalb wollen Sie denn so dringend mit dem reden?
Von meinen dreien war leider nur die Mittlere die Sorte Kind, bei der die Lehrer mir solche Rückmeldungen gaben - und dann wäre ich dort im Leben auch nicht erschienen, nachher fallen denen doch noch Dinge ein.

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Nur mal hypothetisch geantwortet: Dass der Lehrer dem Vernehmen nach kein Problem mit dem Kind hat, heißt nicht zwingend, dass das Kind kein Problem mit dem Lehrer hat oder dass die Eltern alles gut finden müssen, was da stattfindet.

So megadringend ist es uns ja auch nicht, aber da das Fach (gerade im bilingualen Zweig) doch recht prominent ist, würde man den Lehrer schon mal gerne kennenlernen - und so abgebügelt zu werden tut nicht Not.

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tja, sehenses auch mal aus Lehrersicht (sind hier in der Familie stark vertreten). So ein Englischlehrer gibt sicherlich in mindestens drei oder vier Klassen Fachunterricht, das sind 90 bis 100 Kinder. Plus die Schüler der von ihm selbst womöglich noch geführten Klasse. Für jeden 10 Minuten, incl. Zeit fürs Wechseln der Gesprächspartner, Umorganisiererei, weil jemand zu früh, zu spät oder gar nicht kam, Pinkelpause, mal Tasse Kaffee, das macht über 20 Stunden. Die Nachmittage einer ganzen Schulwoche. Die Gespräche vorbereiten muss er auch noch, er hat ja nicht Daten usw. aller Kinder immer parat.
Und der laufende Unterricht will auch in dieser Woche vorbereitet werden.
Da ist er für jeden, der nicht MUSS, dankbar.
Aber es gibt natürlich auch von Elternseite gelegentlich Gesprächsbedarf, und erst, wenn er die wiederholte Bitte um einen Termin (vielleicht verbunden mit einer Andeutung des Grundes) immer noch ablehnt, wird es allerdings Zeit, Vorgesetzte zu bemühen.

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Ja, so schauts aus. Natürlich ist uns auch klar, dass man sich als Lehrer nicht drum reißt, wenn es aus eigenen Sicht eigentlich keinen Gesprächsbedarf gibt. Aber nachdem es Elternsprechtag und nicht Lehrersprechtag heißt, sehe ich es nicht so recht ein, so abgefertigt zu werden. Das ist doch kein Kirchenfürst, bei dem man lange um eine Audienz antichambieren müsste, um ihm den Ring knutschen zu dürfen. Ich ahne natürlich, welche Art von Diskussion er sich weiträumig vom Hals halten will...

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na wennse einen grund haben, bleibense hartnäckig. aber elternsprechtage heißen so, weil das die tage sind, an denen die schule die eltern mal (kurz und einzeln) zu wort kommen lässt, und nicht, weil die eltern was zu sagen hätten.

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Schon klar. Ich hab das für den Beitrag natürlich auch bisschen überpointiert, da wird jetzt nicht gleich den Dienstweg entlang eskaliert bis hin zur KMK oder der Unesco wegen zehn Minuten Smalltalk mit dem Fachpauker.

Ich seh das aber grundsätzlich so, es sollte ein Geben und Nehmen sein, die Schule will auch immer wieder was von den Eltern, Geldspenden, Engagement und was nicht alles, da kann man sich dann ja auch auf den Standpunkt stellen, nicht unser Problem, seht zu, wie Ihr das Fest gebacken kriegt und wie Ihr die Tombola bestückt und all sowas.

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Dazu kann ich beitragen:

Ich habe nun auch den berühmten Zettel für den Elternsprechtag bekommen. Dazu einen Brief vom Direktor, der darauf hinweist, dass die jeweiligen Gespräche etwa 5 Minuten in Anspruch nehmen werden, denn ausdrücklich sollen sich auch die Eltern von Kindern, die keine Probleme haben, eingeladen fühlen. Es sei wichtig, dass die Eltern Interesse zeigen und die LehrerInnen kennenlernen! Zu diesem Brief wurde von Mademoiselle mündlich die Bitte mehrerer Lehrer übermittelt, sich nur anzumelden, wenn es ein Anliegen gibt, bei etwa 150 Schülern in einem Hauptfach hätten Sie echt keine Zeit, den Grüßaugust zu geben.

So, und nun? Ich habe mir folgendermaßen beholfen: die Namen aller Lehrer mit "Gesprächswunsch" angekreuzt und dick (aber nicht in rot) auf den Terminzettel noch "Habe kein konkretes Anliegen, wenn es keinen freien Slot mehr gibt also überhaupt kein Problem!" geschrieben.

Jetzt bin ich gespannt.

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Eine andere Möglichkeit wäre ja gewesen, die unwilligen Lehrer beim Direx zu petzen. ;o) Aber Sie sind stattdessen diesen Zielkonflikt mal wieder mit dem Ihnen eigenen Pragmatismus angegangen, jetzt muss man mal sehen, wie der Lehrkörper das "händelt". Ich bin auch schon gespannt!

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Naja, es ist auch nicht so, dass ich mir nicht eine tollere Abendgestaltung vorstellen könnte, als in der Schule mit den Lehrern zu sprechen. Aber ich will auch nicht desinteressiert wirken. Vielleicht ist so beiden Seiten geholfen.

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Ja,
wobei ich auch nicht ausschließen würde, dass die Lehrer angesichts Ihrer salomonischen Antwort plötzlich alle ganz scharf drauf sind, Sie kennenzulernen.

Es gilt ja tatsächlich die richtige Balance zu finden aus Interesse und Engagement, ohne zu sehr zu helikoptern und rumzukrampfen und andererseits auch nicht allzu desinteressiert rüberzukommen.

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5 Minuten Gesprächsdauer, was soll das denn? Das kann man sich doch sparen.

Bei mir damals[tm] waren die Lehrer heilfroh um alle Eltern, die ihnen nicht ständig grundlos auf die Pelle rückten. Mit denen, wo echter Gesprächsbedarf bestand, hatten die schon genug zu tun. (Es wurde aber auch nicht beständig irgendwelches Engagement erwartet. Man ging zur Schule und die Eltern arbeiten. Tombolas, Kuchenbasare und sonst irgendwas gab es glücklicherweise nicht.)

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In der Grundschule waren es zehn Minuten, und die habe ich nie ganz ausgeschöpft. Natürlich schafft man in fünf Minuten einen Problemfall nicht unbedingt aus der Welt, aber man kann ja ein ausführlicheres Gespräch verabreden, vielleicht das Hinzuziehen des Schulpüschologen, Jugendamts oder UNO-Blauhelmtruppen wem auch immer vereinbaren.

Ansonsten ist es richtig, zu unserer Schulzeit hatten sich diese unterschiedlichen Sphären nicht so sehr angenähert. Eltern-Lehrer-Kontakt jenseits des Elternabends fand eigentlich nur bei eklatanter Schieflage statt, und für alles andere einmal im Jahr das Schulfest.

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Schulfeste gabs bei uns auch nicht...

Püschologen ist eine super Berufsbezeichnung (zumal ich als geborene Berlinerin Schwierigkeiten mit dem PS gefolgt von Zischlaut habe). Das ist aus so einem Kinderbuch, oder?

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Ich weiß nicht. Meine Jugendliebe aus Mittelstufenzeiten kultivierte später im Studialter die Marotte, bestimmte Wörter zu infantilisieren, und "Püschologen" habe ich definitiv von ihr zum ersten Mal gehört. Das dürfte jetzt um die 30 Jahre her sein. Aber ich würde nicht ausschließen, dass sie es selber irgendwo aufgeschnappt hatte und der Begriff vorher schon gängig war.

Nicht mal Schulfest? Auch nicht zu Ehren von irgendwelchen Thälmännern oder sonstigen bolschewistischen Namenspatronen? Tja, dafür gabs bei uns keinen wehrkundlichen Unterricht.

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Wehrkundlicher Unterricht
Also ich empfand die Leibeserziehung in BY wie ein Boot Camp der Marines.

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Ich weiß, was Sie meinen. Einer meiner Sportlehrer war auch Leutnant der Reserve oder sowas und hatte sich den spezifischen Kommunikationsstil dieser Berufsgruppe bewahrt.

Aber zumindest war der Sportunterricht weltanschaulich neutral, es ging (also bei uns zumindest) nicht darum, den bösen Bolschewiken zu zeigen, wo der Hammer hängt.

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Zu Ehren irgendwelcher Honoratioren gab es möglicherweise Appelle mit Strammstehen und Melden, aber Schulfeste? Vielleicht habe ich die verdrängt. Um den wehrkundlichen Unterricht bin ich dank der Gnade der späten Geburt sowie der XX-Chromosomen-Konstellation sauber herumgekommen ;-) Ich fands eigentlich ganz gut, dass Schule und Elternhaus weitgehend getrennt stattfanden.

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Ich fands eigentlich ganz gut, dass Schule und Elternhaus weitgehend getrennt stattfanden.

Ich auch, denn wenn sich diese Sphären näher kamen, war in aller Regel Ärger programmiert.

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O tempo'a o mo'es
Tscha, wie sich die Dinge anders darstellen, wenn man die Perspektive ändert.

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Dieser ganze Hype um die Aktivitäten, die man heutzutage nebenbei den Kindern angedeihen lässt, ist doch teilweise total meschugge.
Dazu gehören auch besagte Schulfeste - wer da nicht beim Herstellen von Adventskränzen dabei ist, macht sich doch gleich verdächtig. Entweder man hat keinen Bock (geht ja gar nicht.) Oder man muss seine Zeit durch Geldverdienen verschwenden (*mitleidig lächel*).

Früher war halt alles besser.

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@10 Uhr 45:
Die Perspektive mag sich ändern, doch das Entscheidende bleibt gleich:
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.


Fälschlicherweise dem Philosophen Sokrates zugeschriebenes Zitat, das ursprünglich dem Transkript einer paläolithischen Höhlenmalerei entlehnt gewesen sein dürfte.

@10 Uhr 58: Das fängt schon beim Laternebasteln im Kindergarten an.

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Ha - das Laternebasteln hatte ich schon erfolgreich verdrängt.

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Als paläoethnologischer Linguist würde mich interessieren, wie man schwadronieren im Aurignacien dargestellt haben dürfte.

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In Sprechblasen vielleicht.

Laternebasteln, das war zu heftig, um es verdrängen zu können. Bisschen Schadenfreude war natürlich auch dabei - angesichts von Papi-Kollegen, die sich noch dümmer anstellten als ich und sich mit der Heißklebepistole die Finger zusammenpappten.

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Meine Verdrängungsfähigkeit entspricht etwa der eines Flugzeugträgers (ca. 27.000 Standardtonnen).

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Ich glaube ich lese deshalb so gerne Blogs von Familienvätern/-müttern, weil ich mich dann darüber freue, was mir/uns alles erspart geblieben ist. So aus der Entfernung ist das ja alles amüsant, aber Laternen mit Heißklebepistolen zusammensetzen und vielleicht auch noch Kuchen backen?!?

@diktionaftis: Interessante Einheit für Verdrängungsfähigkeit!

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hafensonne: ertappt; ich fühle mich auch gerade bestens unterhalten ...

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Ja, das ist nicht alles vergnügungssteuerpflichtig, was man sich mit den Kurzen aufhalst. Ich denke da beispielsweise an das Pekip oder ans Babyschwimmen. Und dann denke ich mir manchmal, was waren das noch Zeiten, da gabs kein Heckmeck wegen Mathe-Hausaufgaben und Diskussionen über exzessives Online-Gedaddel von Töchterlein.

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Meine UM2 war einmal bei einem Sprechtag. Und dann hat mir mein Klassenvorstand, auch ein Weibchen, vorwurfsvoll ins Gewissen geschrien wie so ein Stasi-Oberst das ich ein fürchterliches Kind sei. Diese arme Frau. Ehrlich. Um mich ging es dann gar nicht mehr.

Die Gute war dann fein raus und ich hing noch tiefer im Schlamassel. Das waren halt noch Zeiten. Da hat sich niemand was Geschissen wie man bei uns sagt. Ich wäre auch lieber ein Helikopter-Kind das man andauernd fragt, wie geht es dir, was machst so du so, was willst du essen und dann erkennt man Zuneigung im Gesicht der Eltern, die einem als Kind vielleicht auch a bisserl peinlich ist. Ist wie im Hotel. In meiner Vorstellung zumindest.

Das was ich bin kann gar nichts. Bleibt nur Groll über. Kommt nur in den Filmen gut. Nur sollte aus den helikopter-Kinder auch was werden. Weil wenn die auf so Kaputte wie Meinesgleichen trifft geht das übel für die aus. Das ist jetzt keine Beweihräucherung meiner Person eher so ein Warnhinweis. Wir spielen dann auch nicht mehr fair.

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Ich kenn das ja auch noch so, dass es dicke Luft (also für mich) bedeutete, wenn Erzeuger und Lehrkörper aufeinander trafen zwecks Meinungsaustausch. Da war man sich nämlich immer sehr schnell einig, dass ich das Problem bin. Und ich kann nicht mal sagen, dass man da falsch gelegen hätte, denn tatsächlich war ich ja immer wieder mal "verhaltensauffällig". Die Englischlehrerin der achten Klasse heulte sich mal bei meiner Mutter auf einem Gemeindefest aus, sie wisse mit mir so gar nicht umzugehen, ich sei doch einer der besten im dem Fach trotz permanenter Unaufmerksamkeit, und wenn ich nicht die Nachbarn ablenke oder den Unterricht störe, dann läse ich Heftchen im Unterricht, sie wisse also wirklich nicht mehr weiter. Auf den naheliegenden Gefanken, dass ich mich langweile und sie vielleicht mal den Unterricht interessanter gestalten könnte, ist sie natürlich genausowenig gekommen wie meine Mutter. Das soll jetzt aber keine Abrechnung werden. Ich war schwierig und war mir dessen auch bewusst. Und bei der Vorstellung, dass mademoiselle793 so werden könnte wie ich war, kriege ich offen gestanden Alpträume.

Was das Helikoptern angeht: Wir mieten (bildlich gesprochen) ab und zu einen ausgemusterten Vietnam-Chopper, während diverse Eltern aus dem Villenviertel mit einer eigenen Luftflotte solchen Kalibers eingeflogen kommen. Etliche dieser Kids kommen von der konfessionellen Schule, von der ein gut situierter Papa, den ich aus dem Kindergarten von Töchterlein kenne, sagte "Mark, let's face it, da sind wir die Assis."

Ist also keineswegs so, dass wir auf einer Insel der Seligen leben, auf der Klassenkampf kein Thema ist. Die da oben spielen nicht fair, Ihresgleichen dem Vernehmen nach auch nicht. Da fragt man sich schon, ob die Werte, die man versucht zu vermitteln, die sind, auf die es wirklich ankommt...

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Verstehe. Vielleicht waren sie in einigen Fächern einfach nur zu begabt für den normalen Unterricht. A bisserl den Eindruck erwecken sie heute noch. Nur weil heute alle Hochbegabung für ihre Kindelein einfordern, bedeutet das nicht, das es nicht wirklich hochbegabte Kinder gibt was immer auch das bedeuten mag. Weil gewisse Eigenschaften kann man sowieso nicht lernen. Einiges kann man einüben wie Pünktlichkeit oder eine gewisse Strukturiertheit . Und dann ist man doch immer auch der man ist, ohne ganz genau zu wissen wie man so wurde.

Ich war auch kein einfaches Kind. Aber der Unterschied zu heute ist vielleicht das des System extrem unflexibel war. Da blieb immer die ganze Scheiße am Kind hängen. Die Erwachsenen haben sich immer am schwächsten Glied abgeputzt. Selber schuld hieß es immer hier und selber schuld dort. Ich spreche jetzt von meinen Erziehungsberechtigten. Die haben sich um nichts gekümmert. Außer um ihr Fortkommen. Egal. Ich stehe auch nicht mehr repräsentativ für einen gewisse Zeit. Die Eltern meiner Kumpels waren da anders.

Ich bin mir gar nicht sicher ob Eltern wirklich Werte vermitteln können. Nicht über einen gewissen Rahmen hinaus. Kann auch sein das sich diese Werte dann ins Gegenteil kehren. Sehr schwieriges Thema. Was Eltern Kinder aber mit auf dem Lebensweg geben können ist ein stabiles Umfeld. Das Kinder das Gefühl haben zu meinen Eltern kann ich kommen. Ich lebte im Gefühl nur geduldet zu sein. Das killt dich. Das Leben ist immer auch eine Belastung. Da sollte nicht auch die Kindheit wie eine schwerer Stein auf einem liegen.

Macht gar keinen Sinn. Geht man zu einer Nerventante und sagt: Ja wissen sie ich war gerade zwölf und dann geschah dieses und jenes.
Und der Mensch der vor einem sitzt ist 50zig. Bringt ja nicht wenn man sich schwer beladen durch seine Lebenszeit schleppt. Deswegen sind Kriege keine besonders gute Idee.

Aus der Kindheit nimmt man ein gewissen Lebensgefühl mit. Das wird man auch nicht mehr los denke ich. Das sollte positiv sein damit man genügend Frustrationtoleranz hat um mit den größeren und kleineren Niederlagen des Lebens klar zu kommen. Und das man den Leben zugewandt bleibt. Nicht so wie ich. Wenn zu mir wer sagt so jetzt üben wir was schönes verkloppe ich dich mit dem Klappstuhl.

Erwachsenen-Beziehungen sind es ja dann die viele Menschen völlig fertig machen. Auch mit glücklicher Kindheit. Und wir leben in stetiger Konkurrenz. Privat wie im Beruf. Das zerrt auch.
Und die Reichen sind in der Regel ganz o.k. wenn sie nur nicht reich wären.

Gibt ja kaum jemanden dem Reichtum wirklich gut tut. Was alles gut zu Gesicht steht ist nicht arm zu sein.

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Ich lebte im Gefühl nur geduldet zu sein. Das killt dich.

Das glaube ich Ihnen. Bisschen was von dem Gefühl wird wohl jeder von uns mitbekommen haben, aber nicht so massiv und vor allem nicht permanent.

Ich selber könnte nicht genau sagen, was ich an Lebensgefühl mitgenommen habe aus einer Kindheit mit einem gelegentlich gewalttätigen Vater mit Alkoholproblem und einer emotional auch nicht immer stabilen Mutter. Trotz alledem hat man mir aber nie so richtig das Gefühl gegeben, unerwünscht oder auch nur geduldet zu sein. Dafür bin ich ziemlich dankbar, weil ich sehe, was es Menschen für eine Bürde aufhalst, wenn das anders läuft. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, so Extrembeispiele wie Ihres sind mir bis dato selten bis gar nicht begegnet.

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A bisserl was Unvernünftiges scheinen sie ja auch in sich zu tragen;-)

Das Seltsame bei mir. Es ging so leise von sich. Ging einfach zu früh los. Da biste ziemlich wehrlos. So ist das wenn sich Menschen aufeinander einlassen die das eher nicht tun sollten. Mitte der Siebziger fragte noch niemand nach dem Kinderwohl solange der Bub mit sauberen Klamotten in die Schule kam und Danke und Bitte sagte.

Kommt in der Unterschicht schon öfters vor. Mittelschicht wo ich herkomme weniger. Aber meine Kühlschrank-UM2 die ist schon ein sehr spezieller Fall.

Die fickt dich ins Knie. Wenn es aggressiv nicht geht dann passiv weil die körperliche Überlegenheit des Mannes immer mitgedacht wird.

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UM2 - wos is nachad des?

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Einer der Gipfel des Helikoptergebirges ist wohl die Bento-Frühstücksbox.*
Da werden die Frühstücksboxen aufwendigst befüllt mit zurechtgeschnitzem Gemüse und Brotscheiben, die so aussehen wie Bärchen oder Vögelchen oder whatever. Jeden Tag anders und immer total kreativ.
Und das Gipfelkreuz wäre dann das kleine Zettelchen aus Büttenpapier, wo draufsteht: "Danke, dass du dir Mühe gibst!"

*Würg*

*Bentō kommt ursprünglich aus Japan.

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Obacht, dem Bentoboxenbefüllen wird auch hier in der Blognachbarschaft gefrönt.


Ach ja, UM2 meint wohl die Stiefmutter, wenn ich das Kürzel richtig dechiffriert habe

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Ich hatte mich ja schon auf Extrem-Fettnäpfchen-Hopping eingestellt. *Seufz*
Das Beispiel in der hiesigen Nachbarschaft würde ich aber als moderat und noch vertretbar bezeichnen. *Kotau mach*

Wenn man Tante Goo anwirft und sich die irrsinnigen Kreationen anzeigen lässt … dann allerdings …

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Die Ehegattin eines Freundes sendet mir auch dann und wann eine Bento Box ins Büro.
Das ist schon recht nett; aber wahrscheinlich können Helikopter gar nicht mehr Stullen in Butterbrotpapier verpacken!

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Ich meine, wenn Mutti extra 'ne Stunde früher aufsteht, damit sie ihren kleinen, verwöhnten Sch … Kindern essbare Kunstwerke schnitzt, diese dann abbildet und täglich postet … so was kann man machen - ich find's halt gaga.

(Gegen ansprechend zurechtgemachte Frühstücksboxen habe ich doch gar nichts einzuwenden.)

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Verurteilenswert
finde ich die Kunstschnitzerei keineswegs, allenfalls ein wenig, wie soll ich sagen?

De Kunst liegt darin, rechtzeitig damit aufzuhören, sobald es nicht mehr gefragt ist. Seit dem Übertritt aufs Gymnasium hat sich mademoiselle793 der liebevoll gepackten Frühstücksbox allmählich entwöhnt. Das gilt es dann eben abzukönnen, wenn der Nachwuchs sich lieber mit den nicht ganz so ernährungstechnisch wertvollen Snacks aus der Schulkantine verpflegt.

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