Sonntag, 25. Oktober 2015
Kennst Du die Perle von Flachlandtirol?


Jan Weiler, ein Niederrheiner, der schon ziemlich lange im bayerischen Exil lebt, hat bei RP Online eine Liebeserklärung an die Verbundgemeinde verfasst:
Natürlich hat mich Meerbusch früher wahnsinnig genervt, besonders im Herbst. Nieselregen, Nebel und vor allem dauernd dieser Gegenwind. Man fährt nach Lank und hat Gegenwind. Man fährt zurück und hat auch Gegenwind. Wie kann das sein? Und immer den Regen im Gesicht und die speckig glänzenden Äcker mit dem vergammelten Kartoffelkraut im Blick. Überhaupt dauernd dieses Fahrradgefahre. Oder war das nicht doch eigentlich sehr schön?


Ich glaube, wenn ich dereinst mal aus der Ferne auf meine Zeit hier in der Gegend zurückblicke, wird es nicht der Herbst sein, den ich in schlechter Erinnerung behalte. Vielleicht hat sich das Klima ja schon geändert in dem Zeitraum, seit Jan Weiler nicht mehr hier in seiner Heimat weilt, ich assoziiere mit dem Niederrhein jedenfalls einen sehr schönen Herbst, angefangen mit dem Sonnenblumen-Sonntag im späten September, an dem wir noch so gut wie jedes Jahr strahlendes Wetter hatten. Genervt haben mich hier bislang eher die miesen Sommer, aber diesbezüglich gab es dieses Jahr eigentlich nicht viel zu beanstanden.

Ach ja, desweiteren schreibt Weiler, dass er in Bayern nie mit dem Fahrrad fahre, weil man dort dauernd bergauf müsse und das bergab einen nicht anständig dafür entschädige. "In Meerbusch hingegen ist man mit dem Rad tatsächlich ganz schnell überall, Lob der Flachheit und der ausgezeichneten Fahrradwege." Das stimmt. Womit ich aber gegen das Fahrradfahren in Bayern nichts gesagt haben will. Hätte mich nicht diese vermaledeite Gefäßkrankheit so angeknockt, wäre ich heuer gerne wieder so manche bergige Runde im Freistaat gefahren.

Aber gehen wir mal davon aus, dass die bayerischen Berge im kommenden Jahr nicht von der Erosion eingeebnet sein werden. Und bis dahin bleibt der Gegenwind der bevorzugte Sparringspartner des pedalierenden Falchlandtirolers.

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Mit der in Herbstfarben strahlenden Ulme macht die Radelei bei Ihnen im Ruhrpott eben auch große Freude!

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Als Zugezogener bin ich da relativ unempfindlich, aber bei alteingesessenen Linksrheinern würden Sie mit der Verortung der Verbundgemeinde im Ruhrpott vermutlich Kopfschütteln ernten. Auch Krefeld zählt nicht dazu, wohl aber die linksrheinischen Stadtteile von Duisburg und der angrenzende Kreis Wesel.

Wie auch immer. Den Zitrusfrüchteschüttler mit seinem schweren Oversized-Geröhr aus dem Keller hochzuwuchten, ist eine schweißtreibende Angelegenheit, aber auf gerader Strecke rollt das Rad dann doch erstaunlich leichtgängig.

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Wie lustig, Herr Weiler ist auf dieselbe Schule gegangen wie ich und für mich stellen die Fahrradfahrten von Lank nach Strümp und wieder zurück eine bis heute andauernde, traumatische Erinnerung dar. Ich bin sicher, das sehr angespannte Verhältnis zwischen meinem Fahrrad und mir fand dort seinen Ursprung.
Ich hatte immer die Wahl um 7h aus dem Haus zur Bushaltestelle zu gehen – oder eine halbe Stunde länger zu schlafen und mit dem Fahrrad zu fahren. Wenn man weiß, wie unglaublich verpennt ich bin, kann man sich den Rest der Geschichte denken. Ich war immer zu spät und immer gehetzt und immer war Gegenwind.
Wirklich versöhnt habe ich mich bis heute nicht –weder mit der Gegend (die ich erst vor sieben Jahren endgültig verlassen habe), noch mit dem Fahrradfahren. Dort wo ich jetzt vorwiegend lebe (Borkum) ist erst recht immer Gegenwind, so dass ich gerne ganz entspannt den Kurgästen beim Fahrradfahren zuschaue und froh bin, dass ich hier wohne und zwecks Erholung sowas nicht machen muss. Ich freue mich dafür, dass die Gegend auch bei sauschlechtem Wetter immer noch schön ist, was ich von Lank nie wirklich sagen konnte. Dafür liegt Meerbusch natürlich zentraler, was allfällige Arbeitsplätze angeht, d.h. doppelte Haushaltsführung lässt sich für mich nicht vermeiden, aber nun ja, damit habe ich mich leichter arrangiert als mit dem Fahrradfahren früher.
Was aber absolut nicht bedeutet, dass ich nicht verstehen kann, wenn es Leute dort schön finden und gerne Fahrradfahren – ich finde das völlig in Ordnung, solange ich das nicht selber tun muss.

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Ach Nachtrag: Herr Weiler sagt noch was von Sprache und das seine Heimat dort sei, wo seine Sprache gesprochen wird. Ich versteh natürlich Lanker Platt, es war mir in meinem Elternhaus aber auf das strengste untersagt auch so reden. Schon ein rheinischer Einschlach löste sofort ausdauernde Sprachkorrekturen bei meinen Eltern aus. Es heißt „er-innert“ und auf keinen Fall „errinnert“ und jesacht sacht man auch nit. Wenn ich dagegen den „Slang“ meines Opas annahm, der im Grunde kein Hochdeutsch, sondern nur Börkumer Platt sprach, war das völlig legitim. Vielleicht ist das auch ein Grund mit, weshalb ich mich jetzt auf Borkum viel mehr zu Hause fühle als je in Lank, wo ich aufgewachsen bin. Meine Großmutter sagte immer: Auch wenn eine Katze im Sprottenladen Junge kriegt, sind es trotzdem keine Sprotten. Wird wohl so sein, denn auch wenn mein Fahrrad ebenfalls immer bei Toups repariert wurde und ich im Kanapee aufregende Feten gefeiert habe – wirklich zu Hause gefühlt habe ich mich dort nie, sondern immer nur als Außenseiter, was wahrscheinlich die positiven Gefühle und Erinnerungen für die Umgebung auch nicht wirklich befeuert.

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Ah, lustig. Ich hatte das zwar noch irgendwie im Hinterkopf, dass Sie hier zur Schule gegangen sind, hätte aber auf das andere Gymnasium getippt.

Bei mir ist das mit der Heimat und dem dortigen Dialekt ein bisschen anders als bei Jan Weiler. Bin ja erst 12 Jahre weg aus meiner kurpfälzischen Heimatstadt, und das dortige Idiom klingt mir bei aller Vertrautheit doch auch etwas fremd in den Ohren mittlerweile. Ganz schwer zu beschreiben. Hier wirklich angekommen bin ich auch nicht, bei aller Grundsympathie für den Menschenschlag sind mir viele Bereiche des sozialen Lebens hier fremd geblieben, das Schützenwesen, der Karneval, der rheinische Katholizismus und die Liebe zur Backsteinfassade. Wenigstens unterscheidet sich der Rhein landschaftlich nicht sonderlich am Ober- und am Niederrhein, und Düsseldorf war ja auch mal kurpfälzische Residenz unter Jan Wellem, als Mannheim und Heidelberg in Schutt und Asche lagen - insofern steht mir die Stadt näher als beispielsweise Köln. Aber wenn ich dorthin müsste, könnte ich mich damit auch arrangieren.

Auf Borkum hingegen - da reicht meine Phantasie nicht hin, wie man dort leben kann, ohne schwermütig zu werden. Mein Vehältnis zur Nordsee (genauer gesagt: zum Wattenmeer) ist eher, sagen wir mal angespannt.

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...schöner Satz über Köln im Vergleich zu D´dorf da oben, der mit "- insofern..." anfängt ;-)

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@rocky raccoon: Auch wenn Köln mir immer fremd geblieben ist - das Problem der Düsseldorfer mit dieser Stadt (und umgekehrt) hat sich mir nie so recht erschlossen. Habe mir sagen lassen, dass in Meerbusch diese obsessive Feindschaft mit der Domstadt nicht so sehr gepflegt wird.

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Unter uns: ist nur Spaß (und bestimmt keine obsessive Feindschaft). Ich habe sogar ohne nachhaltige Schäden -glaube ich- in Köln studiert.

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