Freitag, 23. Oktober 2015
Wieder Tritt fassen


Die Alltags-Strampelei hat mich wieder. Aber es war gut, in den Herbstferien nochmal mediterrane Sonne und Wärme getankt zu haben. Vogelkundler sagen nämlich einen langen und harten Winter voraus. Von daher ist es nicht das dümmste, dass ich mein Immunsystem vorerst nicht weiter mit der Chemo belasten muss, die Marker der autoimmunen Gefäßkrankheit haben sich im Blut ziemlich rar gemacht. Die nicht so gute Nachricht ist, dass sich die von der Vaskulitis geschädigten Nieren nicht erholen oder gar regenerieren. Meine Mutter fragt mich ständig, wie es mir seelisch damit gehe, dazu fällt mir nicht wirklich viel Erhellendes ein. Ich finde die Aussicht auf Dialyse eher so mittelprickelnd, muss aber ehrlicherweise auch sagen, es gibt Leute, die mit weitaus Schlimmerem leben. Insofern wäre es Jammern auf sehr hohem Niveau, wenn ich mein Schicksal beklagen wollte. Ansonsten scheint es mir klüger, die schönen Momente zu nutzen und auszukosten, so gut und so lange es geht.

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das ist die richtige einstellung. auch wenns sicher tage gibt, an denen es schwerfällt, tapfer zu sein. mitleid hilft da wenig, im gegenteil. meine eltern könnten auch nicht gut mit meinen krankheiten, also wissen sie das meiste nicht. ;)
daumen sind weiterhin gedrückt.
könnten sie denn eine spenderniere bekommen?

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Angeblich stünden die Chancen gar nicht schlecht, aber näher befasst habe ich mich mit dieser Variante noch nicht.

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Ich finde man hat immer das recht zu jammern, weil es ja immer einen geben wird den es schlimmer erwischt hat oder noch schlimmer erwischen wird. Dialyse ist schon ein Ding an dem man sich abarbeiten soll.

Jammern ist ein menschliches Grundrecht das man sich von niemanden verbieten lassen soll. Was soll den Krankheit oder Verfall den sonst für einen Sinn machen.

Ich jammere jeden Tag ununterbrochen darüber das ich in der falschen Klimazone herum grabsche und nicht schlafen kann. Was kann ich dafür das mir niemand zu hört. Und wer mich auslacht den erschieße ich. (Groß)Mut ist nur etwas für die Idioten. Wird eh nicht belohnt der Mut und die menschliche Größe.

Immer schön abkotzen. Scheiß auf den guten Ton, sich in Bescheidenheit üben. Dann hängen dir die anderen ihr Leid um. Ich würde noch immer eines der Fahrräder vom Herrn D. darauf wetten das ihre Nieren wieder werden.

Sagen wir wenigstens ohne Dialyse.

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Wenn die Werte sich nicht weiter verschlechtern, könnte ich wohl auch weiterhin ohne künstliche Blutreinigung auskommen. Ich habe halt so ein bisschen die Sorge, wenn ich den Zugang legen lasse, wie man mir geraten hat, dann nehmen sie mich auch dann ran, wenn es vielleicht nicht unbedingt sein müsste. Schon allein, weil es geht und man schön blöd wäre, einen Privatpatienten nicht zu melken, wenn er einem die Euter schon hinstreckt.

Es ist im Übrigen ja auch nicht so, dass ich mir das Jammern, Hadern und Fluchen völlig verbiete. Aber es bringt mir auch nichts, daraus ein tagfüllendes Programm zu machen, wenn ich in meiner Lebensführung so wenig eingeschränkt bin. Natürlich könnte ich die Krise kriegen, wenn mir wie gestern auf dem Rheindeich ein paar Leutchen davonfahren, an die ich mich sonst locker hätte dranhängen können, aber dann sage ich mir, was solls, es sind da draußen erfahrungsgemäß immer schnellere Leute unterwegs, und ich bin froh, dass es überhaupt noch auf dem Niveau rollt. Und wenn es nicht realistisch sein sollte, dass ich meine Kletterfähigkeiten zu 100 Prozent zurückgewinne, kann ich meine Räder immer noch auf leichtere MTB-Übersetzungen umrüsten.

Was wahrscheinlich nicht mehr geht, sind die Treppen auf den Eiffelturm (die ich beim letzten Mal vor paar Jahren noch ziemlich locker hochturnte). Wenn ich da nochmal hoch will, muss ich wahrscheinlich Schlange stehen für den Aufzug - aber das wird mich dann auch nicht davon abhalten, die Aussicht zu genießen, wenn ich oben bin. Ich bin schließlich auch nicht dazu verpflichtet, mir das Leben vermiesen zu lassen.

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Ich kann kaum ein Hinterrad halten, von so semi-professionellen Radlern gleich gar nicht. Wie denn mit all den Tabs im Blut.

Es gibt immer noch die Möglichkeit das man einen von denen erschießt oder wenigsten so tut als ob.

Eifelturm zu Fuß hoch. Schaffe ich sicherlich nicht. Herr Mark sie müssen wissen ich schaff kaum etwas. hahaha. Doch Liegestütze und Klimmzüge. Aber nie über die Schmerzgrenze hinaus. Ich hab ja keinen Vogel. Sich total verausgaben wollen ist nur was für Spasten. Entweder gehörst zu jenen mit Talent oder nicht. Viele überspielen dann ihre Talentlosigkeit mit härtester Arbeit. Ist doch Scheiße.

Man muss ja so jammern können das des andere nicht als Belastung empfinden. Und sich keine Jammer-Utopien erfinden, sondern nur das bejammern was wirklich ist.

Leute die sich andauernd im Jammer-Größenwahn verlieren sind nicht auszuhalten. Und jene die mitfühlen auch mitnehmen wenn`s wieder besser wird. Sehr wichtig.

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Sich total verausgaben wollen ist nur was für Spasten.

Haha, so hart würde ich das natürlich nicht ausdrücken, aber in der Tendenz ist da schon was dran. Das Schöne an der Treppensteigerei sowohl auf den Eiffelturm als auch auf den Gasometer in Oberhausen war ja, dass es mich überraschenderweise nicht allzuviel Mühe kostete. Ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, das zu Schindereizwecken mit einem Rucksack voller Wackersteine und mit Gasmaske auf dem Gesicht zu wiederholen, wenn Sie verstehen, was ich meine. ;-)

Und dennoch, so ganz ohne Schinderei ist auch die Radlerei auf Dauer ein wenig fad. Die Frühjahrs-Eroica mit ihren verdammten 2000 Höhenmetern und sausteilen Schiebepassagen oder der Jaufenpass voriges Jahr, das war schon ziemlich grandios, und es trifft mich wirklich hart, dass ich diesen Sommer daran nicht anknüpfen konnte und auch nicht weiß, ob und wie ich wieder so fit werde, um dieses Level erneut zu erreichen.

Aber das Jammern bringt mir das auch nicht zurück, und so muss ich halt versuchen, mit dem hauszuhalten, was noch geht, nach vorne zu gucken und mir realistische Ziele zu setzen. Mit Liegestützen und Sit-ups war ich früher mal ganz gut, habe das aber seit dem Ende meines Wehrdienstes (also sprich die letzten drei Jahrzehnte) schleifen lassen, vielleicht sollte ich das als Ergänzungsprogramm wieder aufnehmen...

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Erstmal toitoitoi, dass die Chemo eingestellt werden konnte, hoffentlich für immer! Und für die Nieren sind natürlich die Daumen gekreuzt. [Unschön für Sie, aber mich freut, dass ich mit meiner Ferndiagnose richtig lag.]

Das mit dem Winter amüsiert mich hingegen sehr. Ich bin nämlich als Nichtvogelkundlerin, jedoch Zugvögelbeobachterin zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Eben informierte mich aber der Capitano, dass irgendwelche anderen "Experten" den wärmsten Winter aller Zeiten "vorhersagen".

Wir halten es also mit Max Goldt: Wer wissen will, wie das Wetter ist, soll aus dem Fenster gucken. Wer wissen will, wie das Wetter morgen ist, soll morgen aus dem Fenster gucken.

In diesem Sinne: Genießen Sie den Herbst und alle anderen schönen Momente! Klüger kann man es nicht angehen. :-)

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Max Goldt sagt mal wieder, was Sache ist. Über die vermeintliche Genauigkeit von irgendwelchen Regenradar-Apps für Smartphones hatte ich mich ja neulich schon mal ausgelassen. Was langfristige Prognosen angeht, habe ich nur die Regel im Hinterkopf: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie's ist."

Aber beim Radeln bin ich schon daran interessiert, möglichst wenig nass zu werden, und so bilde ich mir zuhause am stationären PC mit Blick aufs Regenradar durchaus eine Meinung darüber, was mich da draußen erwartet.

Was die Erkrankung angeht, die gilt gemeinhin als chronisch und unheilbar, aber 75 der Erkankten könnten eine komplette Remission erreichen, heißt es - spätere Rezidive indes nicht ausgeschlossen. Das heißt, der Gegner ist jetzt nach der ersten Runde ein wenig angeknockt, aber der Kampf geht weiter...

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Die FIFA such einen neuen Chef. Das wär doch was für sie und mich. Die suchen händeringend wen. Machen wir schön halbe/halbe. Das Anforderungsprofil für diese Hackn hat doch keine 2% Steigung;-).

Da ist ja krank sein schwieriger.

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Brauchts dafür nicht ein minimales Interesse an Fußball? Mich lässt dieser Sport ja so herzlich gleichgültig.

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Wie kommen Sie denn auf die Idee?
Interesse an vollen Taschen genügt vollkommen!

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Und ehrlich a bisserl blöde sein hilft auch. Nicht so wie der Theo.
Was mir noch bewusst wurde. Wenn sie Herr Mark in Form sind haben sie ja anständige radler-haxen-mukkis und oben weniger. Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich habe Beine wie eine Wiener-Stadtamsel nicht viel dicker als der Ärmel. Aber zusammengenommen ergeben wir einen ganzen Kerl. Hahahaha.

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Naja, es mag Jahrhunderte her sein, aber auch ein Josef Blatter hat mal aktiv gekickt. Nennen Sie mich meinetwegen naiv, aber ich glaube, ein gewisses Restinteresse für den Sport muss man da schon heucheln können, um sich als Top-Funktionär zu qualifizieren.

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@der imperialist:
Mit Muckis ist bei mir auch in besseren Tagen nicht viel zu erben gewesen, weder obenrum noch an den Beinen:

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Sehr schön. Der Herr Mark wie er sich gerne erlebt. Ganz staatlich und Wade(l) haben`s aber stramme. Das kommt schon rüber das sie ein Radfahrer sind. Und Haare. Sie haben ja schön Haare.

Ich sollte von mir einmal ein Sommerfoto schießen. Nur wie? Bei ihnen stimmen ja die Proportionen. Ich bin oben herum a bisserl stämmiger.

Meine Haxen sind noch wesentlich dünner. Ehrlich. Auch wenn ich sie in den besseren Tagen wäre.

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Bisschen was hats schon gebracht, das Radeln, denn zu Schulzeiten wurde ich wegen meiner dünnen und langen Beine mal als Flamingo karikiert. Ansonsten schmeichelt das Foto in mehr als einer Hinsicht, ich habe derartige Mädchenhandgelenke, dass sich das Tragen einer stattlichen Herrenuhr schon von selbst verbietet. Haare sind seit dem Bild auch schon paar ausgegangen, das Cortison und all das andere Pharmazeugs ist an meinem Gesicht auch nicht spurlos vorübergegangen...

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Willkommen im Club. Ich habe auch Mädchengelenke und Stadtamselbeine. Nur mit karikieren lief da nichts. Wegen Talent im Sport. hat sich dann als Bezirks-Talent herausgestellt. Musste gegen Leute antreten, spätere Nationalspieler oder Nr. 25 oder so der Welt im Badminton- Einzel usw.

Erlebte ich später aber auch als Befreiung. Muss man sich nicht immer fragen was hätte sein können, wenn.............

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Erlebte ich später aber auch als Befreiung. Muss man sich nicht immer fragen was hätte sein können, wenn...

Ja, kann ich nachvollziehen. Und wenn ich mich so umhöre und umgucke bei den Altersgenossen, die früher die Sportskanonen waren, habe ich nicht den Eindruck, dass ich da viel verpasst hätte. Viele schleppen irgendwelche Gelenkverschleißerscheinungen und dergleichen mit sich herum. Geld verdienen mit Sport tut aus meiner Schulklasse meines Wissens nur einer, der damals Vereinsmeister in seinem Tennisclub war und später dann den Trainerschein gemacht hat.

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Nee Herr Mark. Nicht alles lässt sich so erklären. Am Platz, Spielfeld herrscht schon eine ganz spezielle Stimmung. Da ist man aus dem Alltag herausgehoben. Rang, Stand, Name usw. zählt nicht mehr. Es gibt klare, einfache Regeln. Und am Platz zeigt sich wer du bist, wer du wirklich bist. Da fallen die üblichen Masken ab. Man ist konzentriert die Welt um einen herum verschwindet. Ich hab ja beides gemacht. Einzelsport und Mannschaft und auch ziemlich auf die Beine bekommen. Wurscht. Es macht einfach viel mehr Spaß. Wird bei so Radtouren wie dieser kleinen italien-Rundfahrt die sie da fahren, und hoffentlich wieder fahren werden, nicht viel anders sein.

Und diese elendige Selbstkontrolle fällt. Kann man super fluchen, schimpfen und mosern. herrlich.

Das Spielfeld hat einfach was Magisches. Und dann haste auch Zuschauer. Gelbe Wand in Dortmund. das sind gut 20 000 tausend Menschen. Schieß da einmal als Dortmund-Spieler ein entscheidendes Tor. Dieser Jubel geht dir als Spieler durch und durch. Da stellt es dir die Haare auf. Auch in unteren Spielklassen. Und niemand wird über den Tisch gezogen. Na ja. A bisserl vielleicht. Aber wenigstens weißt du wer dein Gegner ist.

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Im Sportlichen waren mir solche Erfahrungen nicht unbedingt vergönnt, aber ich weiß trotzdem, was Sie meinen. Ich wollte auch nicht so verstanden werden, dass ich das alles auf den Aspekt Broterwerb etc. reduziere - aber an Ihrer impliziten Frage, wäre da nicht vielleicht mehr drinnegewesen, hängt das schon auch mit dran.

Ich hatte das so änhlich mit der Musik: Als Gitarrist und Bandleader einer Schülerband habe ich das schon genossen, Gigs zu spielen, Anerkennung und Applaus zu ernten. Aber hätte ich das gehabt, was es gebraucht hätte, um da was draus machen, so richtig gut zu werden ud damit vielleicht auch eine Perspektive zu haben?

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Ja eben. Es gilt im Leben herauszufinden ob man.....

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Huch. Chemo? Nieren? Ich war echt lange nicht mehr hier. Wünsche und drücke die Daumen für gute Erholung nun ohne Chemo und bestmögliche Genesung!

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Vielen lieben Dank!

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