Dienstag, 1. Juli 2014
Kleine Fluchten


Ich hatte gestern abend ja gehofft, das Schland-Spiel wäre weitgehend gelaufen, bis ich von meiner späten Abendrunde zurück bin. Denkste. Das Gewürge war nach der regulären Spielzeit noch längst nicht vorbei. Töchterlein war schon ins Bett gegangen, die marquise793 mit dem Notebook im Schlafzimmer verschanzt, nur Mademoiselle Leroc hielt im Wohnzimmer die Stellung vor der Flimmerkiste und feuerte Jogis Jungs nach einem kleinen Durchhänger gegen Ende der zweiten Halbzeit frenetisch an - und freute sich über den späten Sieg, als ob Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einen Tag gefallen wären. So süß ich das auch finde, brauche ich in solchen Situationen zwischen ihr und mir mindestens eine geschlossene Tür, sonst kriege ich von ihrem schrillen Engagement ("ÖZIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIILLLLL!!!!!") einen Tinnitus.

Und nun steht als nächstes Deutschland-Frankreich auf dem Programm. Das Spiel werde sie in ein tiefes Dilemma stürzen, ließ unser Gastkind uns wissen. Ich entgegnete, im Gegensatz zu uns könne sie sich doch in beiden Fällen für den Sieger freuen. Und selbst ein so fußball-ignoranter und unpatriotischer Miesepeter wie ich wird etwas finden, auf das er sich freuen kann, wenn das Wetter es zulässt: die leeren Straßen und Wege während des Spiels.

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Nehmen Sie sich ein Beispiel an Frl. Leroc und genießen Sie das Spiel am Freitag: das wird bestimmt klasse.

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Genießen? Also ich weiß ja nicht. Wir guckten das Ghana-Spiel bei Freunden, und ich hatte wirklich Klingeln im Ohr von dem Gekreische der Kids. Davon abgesehen, okay, wir waren in einer anderen Stadt, das Internet war lahm, und entsprechend hatte ich keine Möglichkeiten, irgendwas anderes zu machen.

Hier hingegen, wo ich andere Optionen habe, hält mich das Gekicke irgendwie nicht dauerhaft bei der Stange. Das USA-Spiel habe ich denn auch gerne ausgelassen - aber als ich drüben beim Italiener am Eck unsere Essensbestellung abholte, fiel das Tor, somit hatte ich gesehen, was es zu sehen gab.

Und die gestrige Abendrunde habe ich sehr genossen. Die Ruhe da draußen, die leeren Straßen, es war, als wäre die Uerdinger/Xantener Straße für den Autoverkehr gesperrt gewesen, damit ich ungestört durchbolzen kann. Ich wüßte nicht, was die im Fernsehen aufbieten müssten, um mir auch nur annähernd einen vergleichbaren Genuss zu verschaffen.

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Sagen Sie mal: Ihre Fußballaversion, gibt es da nicht was von R*tiopharm? Das ist doch nicht normal! ;-)

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Medikamentös
ist da wohl nicht viel zu machen, allenfalls lassen sich auf dem Weg ein paar Symptome lindern. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Gendefekt, denn mein Vater war auch schon notorisch begeisterungsunfähig, und das betraf nicht nur Fußball, sondern Sport in all seinen Ausprägungen und medialen Darreichungsformen. Ganz so schlimm hat es mich nicht erwischt, denn ich konnte mich zumindest phasenweise an Tennis und Radsport im TV delektieren. Ach ja, und nicht zu vergessen Sumo-Ringen in der Makuuchi-Division, das hat mich einige Jährchen lang schwer fasziniert.

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Gestrige Abendrunde, während die Mitbewohnerinnen Schweiz-Argentinien guckten: dem roten Ball zugeguckt, wie er hinterm Horizont abtaucht, viele putzige Kaninchen rumhoppeln gesehen, völlig unbekannte Vögel im Naturschutzgebiet zwitschern gehört...

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Für
den Spielefreitag sind in des Pathologen heimatlichen Gefilden 32 Grad angekündigt, nun gut, ich komme ja an dem Tag auch zurück aus momentan tagsüber 47 Grad.

Aber ob es dann sehr angenehm zu fahren ist?

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Wenn 30 Millionen Leute Fußball schauen, tun die anderen 50 Millionen das nicht. Dennoch sind die Straßen leer. Das ist nicht recht logisch.

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@ilnonno: Wenn die 30 Millionen mit den Autoschlüsseln Fußball gucken und die 50 Millionen ohne das nicht tun, dann wäre das eine mögliche Erklärung. Außerdem kann man davon ausgehen, dass nicht wenige von denen, die nicht Fußball gucken, ein anderes Programm eingeschaltet haben. Ich habe jetzt nicht nachgeguckt, welchem Marktanteil die 30 Millionen Zuschauer entsprochen haben, aber wenn wir von 80 Prozent ausgehen, dann bleibt immer noch ein kleineres Millionenpublikum für die Konkurrenzprogramme.

@pathologe: Bei Temperaturen um die 30 Grad ist nicht das Radfahren das Problem, sondern das Anhalten. Solange man flott rollt, geht es (mir zumindest) ganz gut dabei.

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