Samstag, 20. Juli 2013
Same procedure as last year
Voriges Jahr, als die Kleine alleine in den Flieger stieg, bin ich gefühlte hundert Tode gestorben. Heute waren es nur noch etwa 20. Beim Warten am Gate hat Töchterlein mir heute mittag noch anvertraut, dass sie beim letzten (also sprich ihrem ersten) Hinflug irgendwann mal bisschen geweint hat. Ich sagte: "Echt? Das hast Du uns ja gar nicht erzählt." Darauf sie: "Ja, ich dachte, sonst darf ich vielleicht nicht wieder alleine nach London fliegen." Als ob wir solche Spaßverderber wären. Und gestehe ichs offen, so ein paar Tage ohne Kind kriegt man auch irgendwie rum, wenngleich es erst mal total ungewohnt ist.

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Ich und Tigerpapa sind uns zwar einig, daß der Große Tiger mit fast 9 Jahren, unter abgesicherten Bedingungen Bahn fahren kann. Oma setzt ihn in den Zug, keine Verbidung mit Umsteigen, wir holen ihn aus dem Zug, der hier endet.

Oma protestiert und ist auf keinen Fall bereit, das auch nur in Erwägung zu ziehen.

"Und gestehe ichs offen, so ein paar Tage ohne Kind kriegt man auch irgendwie rum, wenngleich es erst mal total ungewohnt ist."

Erste Phase: ich laufe ziellos durch's Haus, es ist so leise hier und ich habe nichts zu tun.
Zweite Phase: laute Musik
Dritte Phase: die Pläne, ganz viel nützliches (Fenster putzen, Dachboden aufräumen, himnter dem Kühlschrank putzen) zu schaffen, konkurrieren mit dem Plan, ganz viel Zeit für nette Sachen (Museum, essen gehen, Friseur, Maniküre etc) zu haben. Schwere Entscheidung, man muß Prioritäten setzen. das dauert eine Weile...
Vierte Phase: ich entscheide mich, alle sinnvollen Pläne in den Wind zu schießen und mich für einen Tag einfach nur in den Park zu setzen und Blumen anzugucken unter weiträumiger Umgehung des Spielplatzes.
Fünfte Phase (setzt etwa 6 Stunden vor Rückkehr der Tiger ein): hektische Aktivität, die Fenster...

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Verstehen kann ich die Vorbehalte gegen eine Zugfahrt durchaus, selbst wenn sie zum Teil irrational sein mögen. Ich würde die Lütte mit ihren Achteinhalb auch eher nicht alleine in den Zug setzen.

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Mit Platzreservierung und Ansetzen auf dem Platz sehe ich das bei ihm durchaus im Bereich dessen, was er kann. Die meisten Ängste habe ich davor, daß er "mitgenommen" wird, was aber rational gesehen weniger wahrscheinlich ist als wenn er alleine Straßenbahn fährt, was er routiniert auf vorher erprobten Routen tut.
Er ist letztens sogar alleine mit einer Haltestellenverlegung wg Baustelle souverän umgegangen. Wir hatten die beide nicht auf dem Schirm, sonst wäre er nicht alleine gefahren. So bekamen wir kurze Mitteilung und ein souveränes "das war doch kein Problem!"

Also fährt Oma durch die Gegend.
Oma hat auch versucht, ihn dazu zu überreden, mit ihr in den Kindergarten zu kommen, was empört abgelehnt wurde- er ist doch fast 9... geht ja gar nicht.

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Schon die dritte Klasse rum?

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Nein, dritte Klasse beginnt nach den großen Ferien.

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Was? Wie alt ist sie denn jetzt? Ich hab immer noch so einen kleinen stöpsel vor augen.

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Achteinhalb, kommt demnächst in dritte Klasse, schreibt erste Mails. Es geht alles so schnell, ich sag manchmal zu meiner Frau halb im Scherz, demnächst müsse man nach einem Kleid für den Abiball gucken.

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Und fliegt allein? Man. Warum eigentlich?

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Tja, wo fang ich da an? Wir kamen voriges Jahr in Kontakt mit einem Düsseldorfer, der seit Jahren in London lebt und arbeitet, mit einer Amerikanerin verheiratet ist und möchte, dass seine dort aufwachsenden Kinder auch von Deutschland und der Sprache was mitkriegen. Er suchte also eine Gastfamilie, in der seine jüngste, die ein Jahr älter ist als unsere Lütte, einen Teil der Ferien verbringen kann. Unsere Kleine ist ja seit Jahr und Tag im Early English, und die Leiterin des hiesigen Learning Centers ist mit dem Exil-Düsseldorfer und seiner Family befreundet. So, und er hatte nun die Idee, dass sie doch unter den ganzen Familien der englischlernenden Kids sicher eine geeignete Gastfamilie ausgucken könnte. Konnte sie tatsächlich, und wir waren die ersten, die ihr in den Sinn kamen. Wir tauschten letztes Frühjahr also etliche Mails und bekamen dann recht kurzfristig über Ostern das Gastkind angeliefert. Die beiden Mädchen haben sich sensationell gut verstanden, und so schwebte dann die Frage nach dem Gegenbesuch in den Sommerferien im Raum. Die kleine Londonerin war (ebenso wie ihre älteren Brüder) schon mehrfach allein geflogen, und so hat sich unsere Tochter das dann auch zugetraut. Wenn sie gesagt hätte, nein, geht überhaupt gar nicht, dann wäre ich wohl mitgeflogen und hätte die Gelegenheit genutzt, meine dort lebende Cousine zu besuchen. Aber so war das kein größeres Problem, zumal Lufthansa (und British Airways) ein ziemlich gutes Package für alleinreisende Kinder bieten, die werden immer begleitet vom Gate zum Flieger und vom Flieger zum Gate, Abliefernde und abholende Personen müssenvorab benannt sein und sich auch ausweisen, demgegenüber wäre eine Alleinfahrt im Zug viel unsicherer.

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Der England-Besuch via Flieger zwecks Patenheimsuchung stand auch im Raum, aber erstens ist er noch nie geflogen, zweitens bekommt der Pate keinen Urlaub und da er ohne Anhang ist, war die Frage, was man mit Patenkind den Tag über anfangen könnte, ungeklärt. Tiger ging auf die idee, er könne mit ins Büro kommen und da Computerspiele döddeln, voller Begeisterung ein... wir Eltern waren da weniger begeistert.

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Man, Herr Mark, wie grossartig ist das denn(danke fürs ausführen)! Ich find das superklasse und bewundere sowohl die lüttsche wie auch Sie.
(Bin ja selbst keine reiser, als kind kein geld und jetzt keinen drang oder grösseren bezug dazu)

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Pralles Meilenkonto hat ja eher meine Frau, aber zumindest bin ich mit 12 alleine mit dem Zug nach Lyon gefahren (hatte ich neulich schon mal zum Besten gegeben). Ansonsten war große Fernweh eigentlich nie mein Ding. Töchterlein ist klasse, wie sie das macht. Da wird in der Fremde zwar auch schon mal Heimweh gehabt, aber wenn man sagen würde, okay, dann bleibst Du künftig halt zuhause, das ginge ja nun sowas von überhaupt gar nicht.

Es ist auch für die Eltern nicht ohne, meine Frau konnte nicht mit zum Flughafen zum Hinbringen und sagte, mach Du das, Du bist tapferer als ich. Und auch ich habe voriges Jahr schwer schlucken müssen, als die Kleine alleine mit der Lufthansa-Frau durch diese Tür am Gate ging. Aber Eltern sein heißt von Anfang an auch Loslassen können, ob es ums Abstillen geht, um den ersten Abend mit Babysitter oder dann die Kita und anschließend die Schule. Da war sie auch die erste, die ab Tag 2 alleine hingegangen ist (wobei die Entfernung auch nur 2-300 Meter beträgt - aber immerhin).

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Immerhin, sie traute sich alleine. Meine jüngere Schwester Rosarium ging vom ersten Tag allein in den Kindergarten, der war bei uns um die Ecke. Nach drei Wochen bat sie meine Mutter plötzlich, sie möge sie begleiten. Meine Mutter wunderte sich total und fragte, wieso auf einmal, sie kenne doch den Weg. Wie sich herausstellte, hatten die anderen Kinder Rosarium gefragt, ob sie denn keine Mutter habe, weil sie immer alleine kam. Meine Mutter ist also einmal zum Beweis mitgegangen und gut war's.

Ich finde es toll, dass Ihre Tochter sich traut und Sie beide Ihr etwas zutrauen, obwohl sie inzwischen auch weiß, dass manchmal Heimweh einsetzt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, womöglich bloggen Sie in 15 Jahren, dass Ihre Tochter für ein paar Monate im Urwald forscht.

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Mit solchen Eventualitäten ist zu rechnen (hoffentlich drängt es sie nicht zu einer bemannten Marsmission). ;-)

Mit der Schule war es so, dass ich mich darauf eingestellt hatte, ein paar Tage mit ihr hin zu dackeln. Sie sagte dann aber am Morgen des zweiten Schultages, dass sie alleine gehen möchte. Irgendwann später wollte sie nochmal, dass ich sie begleite, weiß gar nicht mehr, was der Grund war, aber jedenfalls habe ich dem Wunsch entsprochen.

Ansonsten muss man auch dazusagen, dass wir den Schulweg bereits im letzten Kindergartenjahr einmal pro Woche gegangen waren, denn die musikalische Früherziehung der städtischen Musikschule findet hier dezentral in diversen Schulen in den einzelnen Gemeinden statt. Insofern war das für sie kein gänzlich unbekanntes Terrain.

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Ich gebe zu, ich war versucht, nach dem Urwald auch noch "Gesteinsproben auf dem Mars nimmt" anzufügen, wollte Ihnen aber keine schlaflose Nacht bereiten. Es ist ja noch ein bisschen hin.

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Hier scheiterte der Plan, mit fast allen Kindern der Nachbarschaft im Park zu zelten, an elterlichem Veto. Wir waren nicht die einzigen. Es waren weniger Einwände gegen das Wildcampen als eine Evaluation der gefühlten Gefahren.

Der Kompromiss: zelten im größten der Gärten, die Eltern schieben unauffällig ware in den benachbarten Wohnzimmern.
Heute nacht.

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Das scheint mir gar nicht blöd (oder gar überängstlich). Man muss ja - ganz pragmatisch gesehen - steigerungsfähig bleiben.

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Wir haben die Schicht zwischen 2 und 3 "du hast doch gesagt, daß das Tigermädchen dann eh aufwacht und du stillst, das paßt doch gut"....

wenn sie mit 15 sich die Zelte schnappen und losziehen, hat man vermutlich ganz andere Sorgen und Befürchtungen- und kann pragmatisch betrachtet viel weniger machen.

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wir warten dann jetzt gespannt ab, wann ihr kind alt genug ist, mein kind mal mitzunehmen. der gedanke ist zu verlockend...

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@herzbruch:
Kleiner Tipp: Ona sollte Schach lernen, das könnte ein eventuelles altersunterschiedsbedingtes Interessanzdefizit gut kompensieren. ;-)

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Schach mit Untergroßen= "The Charge of the Light Brigade". Ich habe schon die eine oder andere Party verloren weil die Angriffe von überall kamen und ich den Überblick verlor.

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onas charmeoffensive beginnt eher mit sätzen wie "ich habe übrigens einen pool und ein trampolin." das kommt bei den damen auch gut an...

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Nicht nur bei den Damen :-)

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