Samstag, 27. Juli 2013
Einführung in die Deologie
Aufmerksamen Lesern dieses kleinen Online-Journals wird es nicht entgangen sein, dass ich mich mit meinen saisonal üblichen Jammerarien bezüglich des Wetters in letzter Zeit sehr zurückgehalten habe. Normalerweise gilt bei mir ja "nicht gemeckert ist genug gelobt", aber von dieser bewährten Regel will ich heute mal eine Ausnahme machen: Zum ersten Mal, seit wir hier wohnen, findet dieses Jahr nämlich so etwas wie Sommer statt - und ich genieße das in vollen Zügen. Moment mal, was schreibe ich da zusammen? Sommer in vollen Zügen genießen? Nein, richtiger müsste es heißen, dass ich den Sommer genießen kann, hängt unter anderem auch damit zusammen, dass ich nicht in volle Züge steigen muss. Denn sagen wir es rundheraus: Nicht bei allen Mitmenschen bringt die heiße Jahreszeit nur die edelsten Regungen zum Sprießen. Die Ausgehgarderobe wird nachlässig bis minimalistisch, und mancher nimmt es vielleicht mit der Körperpflege nicht mehr so genau, mit etwas Pech fällt in vollen Zügen dann auch noch die Klimaanlage aus, und das wollen wir uns jetzt alles auch gar nicht weiter ausmalen.

Ich darf an dieser Stelle bekennen, dass auch mein konditionell gestählter Körper nicht gefeit ist gegen erhöhte Schweißdrüsentätigkeit und dergleichen. Und gerade mir als Zahnarztfrau Freizeitsportler genügt es dann auch nicht, nur ein paar Tropfen geläutertes Rosenwasser hinter die Ohren zu tupfen oder mit einem Klotz aus linksdrehend-monokristallinem tibetischen Steinsalz unter den Achseln herumzukratzen. Desweiteren widerstrebt es mir, dort mit einem klebrigen Deoroller herumzuglibschen. Bleibt also nur das gute alte Spray, das (wahrscheinlich mit Hilfe ozonlochvergrößernder Treibgase) bei sachgemäßer Anwendung so schön klirrend-frostig in die Achselhöhlen zischt. Bei der Marke bin ich nicht wählerisch, mir ist imagemäßig völlig einerlei, ob da eine leicht lösbare Multiplikationsaufgabe mit dem Endergebnis "32" auf der Spraydose prangt oder ob der Hersteller ansonsten eher für Sportschuhe und Leibchen mit drei Streifen bekannt ist. Was indes gar nicht geht, ist "der Duft, der Frauen provoziert". Aus mir völlig unerfindlichen Gründen widerstreben mir die *x*-Duftnoten beim zweiten Schnuppern, nachdem ich im ersten Moment nach einem kleinem Test-Sprühstoß aufs Handgelenk noch dachte, ach, gar nicht sooo übel. Ob sich vielleicht mein weiblicher Wesensanteil von diesen Duftnoten provoziert fühlt? Das ließe sich eventuell in klinischen Studien überprüfen, für die ich allerdings nicht zur Verfügung stehe. Ich gehe jetzt lieber raus aufs Rad, heißen Asphalt und erntereife Kornfelder riechen.

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