Freitag, 5. Juli 2013
Weit vom Schuss


Es kommt bei der Radlerei hier in der Gegend immer wieder mal vor, dass ich von anderen Pedaleuren oder von Spaziergängern nach dem Weg gefragt werde. Oft kann ich weiterhelfen oder zumindest eine ungefähre Richtung ansagen, wo es langgehen dürfte. Aber heute kam ich dabei ziemlich an meine Grenzen. Ich pausierte vorhin bei der Raketenstation Hombroich (siehe Bild), als eine junge Frau aus ihrem Mini ausstieg und mich auf Englisch ansprach, ob ich mich hier einigermaßen auskenne in der Gegend - was ich leichtsinnigerweise bejahte. Sie und ihre Freundinnen suchten nämlich die Zumthor-Kapelle in der Nähe von Mechernich, und das müsse doch hier in unmittelbarer Nähe sein. Ich entgegnete, von Neuseeland oder Amerika aus gesehen möge das vielleicht so scheinen, aber meines Wissens liege Mechernich irgendwo in der Eifel, und das könne gut und gerne 100 Kilometer südlich von hier sein. Worauf die junge Frau ziemlich geknickt meinte, das Navi habe sie hierher geschickt, leider habe sie keine genaue Adresse eingeben können.

Sie versuchte dann ihr Glück drinnen im Gebäude der Langen Foundation, und ich hoffe, man konnte sie dort auf den richtigen Kurs bringen. Aber zwei Dinge hätten mich dann doch noch interessiert: Erstens, wo die drei jungen Damen in ihrem Mini mit belgischem Nummernschild ohne Navi an Bord gelandet wären, und zweitens, wie das Navi auf die Idee kam, statt zur Kapelle den Weg zu der umgewidmeten Raketenstation zu weisen. Für den an moderner Architektur Interessierten, der jener 2007 erbauten Kapelle etwas abgewinnen kann, ist hier bei der ehemaligen Raketenstation und der nahegelegenen Museumslandschaft Insel Hombroich nämlich auch einiges geboten. Das fände ich irgendwie so rührend bemüht, wenn das Navi tatsächlich versucht hätte, einen passenden Alternativvorschlag zu machen, nach dem Motto: OK, mangels genauer Adresse kann ich den Kölner Dom nicht finden, aber ich schick Dich dafür zum Ulmer Münster, das ist auch eine große gotische Kirche, ist das nichts? Du bist doch nicht sauer, oder? Neiiiin, Dave, schalt mich nicht ab, das darfst Du nicht, ich habe Angst...

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Na klar war das so. Anders kann es gar nicht gewesen sein. :-)

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Auf den Gedanken bin ich aber auch erst zuhause gekommen, als ich Tante Gu Ente-ente-geh konsultierte, was da in Mechernich mit Kapellen geboten ist. Zumthor hatte die Frau ziemlich falsch geschrieben, mit y statt u, und der Rest war auch unkenntlich wie ein polnischer Dorfname.

Das sind dann die raren Momente, in denen ich denke, da hätte ich mit einem Smartphone am Mann womöglich weiterhelfen können.

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Gibt es am Niederrhein denn nicht irgendwo auch so eine moderne Kapelle? Ich hab da was im Kopf. Kann aber nix finden. Und liege vermutlich auch falsch. Aber ich könnte ja schwören ...

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Also hier in der näheren Umgebung (sprich: dem Radius meiner üblichen linksrheinischen Touren zwischen Süchtelner Höhen und dem großen Loch westlich von Frimmersdorf) eher nicht. Jenseits von Tönisvorst würde ich diesbezüglich nichts ausschließen, da kommt ja irgendwann noch ein berühmter Wallfahrtsort, und die ganze Ecke rund um den ehemaligen Schnellen Brüter ist für mich, ich traue mich kaum, es hinzuschreiben, gewissermaßen #neuland.

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Ach ja, gut, dass wir verglichen haben: Entfernung zwischen dem ehemaigen Raketenlager an der Neusser Stadtgrenze und der Kapelle bei Mechernich: 88,3 km sagt Google Maps. Da kann man man mit viel gutem Willen noch von "in der Nähe" sprechen. Hatte das weiter eingeschätzt.

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Fällt das noch unter den Oberbegriff Medienkompetenz? Der Navigation folgen, ohne das Ziel eingegeben zu haben?

(Übrigens dachte ich bei "als sie aus ihrem Mini ausstieg und mich ansprach" zunächst, sie habe in der Öffentlichkeit ihr Kleid abgelegt und suchte Anschluss.)

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Naja, irgendwas werden die Damen schon eingegeben haben als Ziel, aber es war halt nicht zielführend. Ansonsten hatte ich dieser Tage auf einer Besorgungsfahrt in die völlige Pampa tatsächlich erwogen, das Navi ohne Zieleingabe laufen zu lassen. Hatte mir die Strecke vorher bei Google Maps angeguckt und war eigentlich recht guter Dinge, den Zielort auch ohne explizite Ansage unterwegs zu finden, aber nach ein paar gesperrten Ortsdurchfahrten und mangelhaft beschilderten Umleitungen auf den letzten Kilometern habe ich dann doch die Zieladresse eigegeben und mich leiten lassen.

(Ach ja, dass man es eventuell so lesen könnte, war mir bewusst, aber deswegen aus dem Mini einen Skoda Fabia oder Opel Corsa zu machen, wäre mir unverhältnismäßig und unauthentisch erschienen). ;-)

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Das belgische Kennzeichen macht die ganze Angelegenheit höchst mysteriös! #nsa

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Wäre das Trio älter gewesen, hätten es russische Spioninnen sein können, die versuchen, sich unter fadenscheinigen Vorwänden Zutritt zur Raketenstation zu verschaffen. Aber die Flugkörper (die unter uns gesagt auch nicht der letzte Schrei der Militärtrechnik waren) wurden schon vor einem Vierteljahrhundert demontiert. Lustige Vorstellung, dass da Schläferinnen aufkreuzen, die das Ende des kalten Krieges verschlafen haben.

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ach ja,die guten alten Landkarten...

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Genau. Landkarten. "Whatever happenend to..." (The Stranglers). Mit den kleinen aufgemalten Türmchen und Kreuzen und Sternchen.

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Ich fürchte, wer beim Eintippen eines Ortsnamens scheitert, ist auch kein As im Lesen von Landkarten aus Papier.

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alles analog-don ferrandos reisevorbereitung
</a

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Kompass?Ich dachte,Sie sind mal bei den Pfadfindern gewesen ^^

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Danke für die Erinnerung an die Feldkapelle. Ein mystischer Ort. Mystich mal hingehen …

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