Donnerstag, 29. März 2012
Schmidt(aus)einander
Es dürfte jetzt ziemlich genau zehn Jahre her sein, dass mein Fernsehapparat von jetzt auf nachher keinen Mucks mehr machte. Anstatt sofort dem Impuls nachzugeben, eine Reparatur zu beauftragen oder ein Neugerät anzuschaffen, wollte ich mal spaßeshalber austesten, wie lange es dauern würde, bis die Glotze mir so richtig fehlt. Die Tage und Wochen gingen ins Land, nach Monaten (oder war erst nach Jahren?) wuchtete ich das defekte Röhrenmonstrum mit 70er-Bilddiagonale runter zur Sperrmüllabfuhr.

Wenn in jener Zeit gelegentlich so etwas wie Phantomschmerz aufkam, dann am ehesten wegen der Harald-Schmidt-Show. Manchmal ergab es sich, dass ich irgendwo zu Besuch war, wo die Late Night mit Dirty Harry zum Pflichtprogramm gehörte. Dann stellte ich fest, hm, entweder ist der Gute nicht mehr so recht auf der Höhe, oder meine Maßstäbe haben sich in der tv-abstinenten Zeit geändert. Und so war es dann keine große Überraschung für mich, als Schmidt Ende 2003 die Brocken hinwarf und sich eine lange Auszeit gönnte.

Zwischenzeitlich kam ich mit meiner Frau zusammen, die einen eigenen Apparat in die Zugewinngemeinschaft einbrachte. Was aber auch nicht dazu führte, dass ich wieder regelmäßig Fernsehen geguckt hätte. Für Schmidts Neuanfang in der ARD habe ich mich ein paarmal aufgerafft, die Glotze anzumachen, aber irgendwie sprang da bei mir kein Funke mehr über. Klar fiel da noch der eine oder andere gute Spruch, aber alles in allem schien mir meine Lebenszeit doch zu kostbar, darauf zu warten, dass der alte und grauhaarige Mann endlich wieder in Form kommt. Bei Sat 1, wo er vor nicht mal einem Jahr erneut anheuerte, soll ihm das gelungen sein, wie die Kritiker einmütig befanden. Aber nachdem die Quoten nicht annähend die Erwartungen erfüllten, hat der Bällchensender der Show jetzt den Stecker gezogen.

Tja. Ich lese das, und obwohl ich mich mit Medienkram aus beruflichen Gründen immer noch beschäftige, klingt das alles nach Berichten aus fernen Ländern. Nur aufgrund meiner eigenen Nutzungsbiographie würde ich mich jetzt nicht zu vorschnellen Abgesängen auf das Medium Fernsehen insgesamt verleiten lassen. Aber die Zeichen stehen an der Wand: Seine Funktion als gemeinschaftsstiftendes Lagerfeuer wird das Fernsehen in den kommenden Jahren mehr und mehr einbüßen. Die kommende Revolution wird (entgegen eines berühmten Diktums) vielleicht doch noch im Fernsehen übertragen - aber geguckt wird sie wahrscheinlich woanders.

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Tjaaaaa.....
Irgendwann mal ist halt jeder Gag gerissen....

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Es war,
glaube ich, die "Süddeutsche", die sinngemäß schrob, Schmidt sei die Generation von Zuschauern abhanden gekommen, die es gewohnt war, seine Gags wie Bibelsprüche zu empfangen.

Da ist wohl was dran. Manch einer von denen, die sich in den 90ern über "Konfuzius sagt..." beömmelt haben, liest heute vielleicht lieber das Blog von fefe oder den "Postillon".

Ansonsten reicht es, sich ab und zu "switch reloaded"-Clips auf Youtube anzugucken, um sich ein Bild von der Lage der Fernsehnation zu machen.

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Als bekennender Fernsehjunkie sehe ich den Zustand der TV-Landschaft nicht ganz so düster. Selbstverständlich sinkt das Niveau der Unterhaltung in gleichem Maße wie der Anspruch des geneigten Publikums. Dennoch kann ich mir ein Leben ohne TV kaum vorstellen – auch nicht für mich.
Schmidt begleitete mich eine Zeitlang (Maz ab, Schmidteinander); seine Late Night Show – Episode 1 bei Sat1 habe ich mehr oder weniger regelmäßig verfolgt – und fühlte mich gut unterhalten.
Entweder meinen veränderten Schlafgewohnheiten oder dem Eindruck, er parodiere sich nur noch selbst, geschuldet, verlor mich Schmidt als Zuschauer, so dass ich ihn weder bei der ARD noch bei Episode 2 der Sat1-Late Night jemals gesehen habe und so auch kein Urteil über seine Unterhaltungskunst abgeben kann.
Folglich wird er mir ebenso wenig fehlen wie Herr Gottschalk, dessen Early Evening-Show –
Nennt man das so? – offensichtlich auch kurz vor dem Abschuss steht.

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Zu dem Zeitpunkt,
als mein Empfangsgerät den Geist aufgab, hätte ich mir das auch nicht vorstellen können. Zumal ich in den Jahren vorher auch eher viel als wenig geguckt hatte (einmal sogar 24 Stunden nonstop). Es war so eine spontane Idee, mal zu gucken, wie weit ich ohne das regelmäßige Geflimmer komme - und kein Entschluss, es völlig bleiben zu lassen. Aber irgendwie stelle ich immer wieder fest, wenn man mal raus ist, ist man raus.

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Ich habe ihn neulich bei SAT1 mal gesehen und fand ihn wieder richtig gut. Da ich aber ansonsten im Krater Kreuzbube hause und medienmäßig (und das schließt das Medium Internet ein) eher wenig mitbekomme, fehlt mir natürlich nichts.

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Fernsehen ist eine Droge. In diesem Fall eine schlecht verschnittene …

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@der_papa:
So negativ würde ich das gar nicht sehen. Wenn man wollte könnte man sich wahrscheinlich auch heute noch die eine oder andere Programmperle aus dem Glotzentümpel emporholen.

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Naja, wollte ich ja. In der Ferienwohnung vor zwei Wochen hatte ich 10 Tage Zeit nach Perlen zu tauchen. Trotz Killersatelittenanschluss mit 300+ Programmen gab es nicht eine einzige Sendung die mich aus dem Stand animiert hätte die Fernbedienung zu suchen. Auch kein Film.

Allenfalls „Get Smart“ hat es geschafft mich knapp 60 Minuten vor dem Teil zu halten. Aber bei jeder Werbeunterbrechung blute ich aus den Augen und Ohren. Man muss schon ziemlich rau drauf sein um sich so etwas gefallen zu lassen, oder abgestumpft.

Aber das lassen sich die Abgestumpften natürlich nicht gerne sagen …

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Tja,
Versuch macht kluch. Und 10 Tage sind schon ein aussagekraeftiger Zeitraum. Koennte jetzt mal gucken, was BBC, ITV & Co. so bieten im Vergleich. Das kaeme zumindest billiger als meine teure Online-Zeit an einer ungewohnten Tastatur und mit quaelend langsamer Verbindung...

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Schmidteinander auf West3 habe ich auch gerne gesehen.
Die Late night show war mir eben zu spät.
Da schlummere ich schon sanft:
So habe ich seit Jahren kaum mehr Dirty Harry gesehen.
Eine Folge aber mit Playmobilfiguren, die das Leben des Franz B. vom Vorortkicker zur Lichtgestalt nachspielte, habe ich damals zufällig gesehen und war begeistert.

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Gottschalk, Bohlen, Kerner, Jauch, die ganzen Koch-und Talkshows können mir alle gestohlen bleiben. Und Schmidt fand ich schon immer arrogant und eigentlich gar nicht so lustig. Wird mir nicht fehlen. (Wobei: Fernsehen schauen wir -auch der familiären Situation geschuldet- schon noch recht viel. Aber eher Filme...)

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Die Playmobilfiguren-Bearbeitungen
von Opern und Theaterklassikern waren auch ziemlich legendär. Aber auch schon vor zehn Jahren war es nicht so, dass man jeden Abend wirklich viel verpasst hätte, wenn man Schmidt nicht geguckt hat.

Hier ist die familiäre Situation eher die, dass TV gucken eine ziemliche Ausnahme darstellt, also WM-Spiele oder dergleichen. Am WE darf Töchterlein auch mal Heidi oder irgendwelche Astrid-Lindgren-Verfilmungen auf DVD gucken. Und wenn die Kleine im Bett ist, haben wir auch seltenst noch den Nerv, die Glotze anzuwerfen. Manchmal guckt man auch in die Programmbeilage und stellt fest, wieder nichts, wofür man die Uhr stellen müsste.

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Sie müssen sich sehr lieb haben.

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Schmidt ist und bleibt eine Lichtgestalt :)

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@mrs. hyde:
Ja, schon. Aber...

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