Mittwoch, 14. September 2011
...und tanz den Don Alphonso

Also ich weiß ja auch nicht, wie der das immer macht. Ich habe mich heute im Sattel wirklich in alle möglichen und unmöglichen Posen verrenkt, um ein paar brauchbare Bilder in Bewegung zu schießen. Wenn - was selten genug der Fall war - der Bildausschnitt halbwegs stimmte, war das Licht unmöglich oder der Horizont hing windschief. Kurzum, die Pixel-Ausbeute war kümmerlich, und so konzentrierte ich mich wieder mehr aufs Pedalieren. Und irgendwo hinter Schiefbahn durchzuckte mich angesichts einer Radlergruppe dann der Gedanke "Einer flog übers Hornissennest":

Aber die gelbschwarze Gefahr entpuppte sich als harmlose Seniorentruppe vom VfR Büttgen. Ich hatte eine Weile in gebührendem Abstand das Tempo sondiert und festgestellt, dass das eher gemütlich als verbissen zugeht. Dann schloss ich zu der Truppe auf und fragte, wohin des Wegs. "Nach Brüggen", hieß es, ich könne mich gerne anschließen. Was ich dann auch einige Kilometer lang tat. Sehr angenehme Gesellschaft, nette Gespräche, ausreichend Pinkelpausen - aber eins, das pack ich wirklich nicht: diese seelenruhige Nebeneinanderhergondelei in jeder Lebenslage, egal, ob man auf einer engen Landstraße LKWs behindert oder auf der Bundesstraße Autos mit 70 bis 100 Sachen vorbeikacheln. Platz machen und in Reihe fahren? Och nö. Mannmannmann, da wars mir echt peinlich, in dem Pulk drinzustecken. Aber die alten Herren kennen da nichts, und mein dezenter Hinweis, dass ich am Steuer meines Darkmobils für derlei Fahrverhalten außerhalb von angemeldeten sportlichen Veranstaltungen auch nur begrenztes Verständnis aufbringe, lief irgendwie ins Leere. Nun ja. Aus Zeitgründen war es mir eh nicht möglich, die ganze Strecke bis nach Brüggen mitzufahren (oder gar dort noch Kaffee und Kuchen zu tanken), und so klinkte ich mich bei einer Abzweigung nach Boisheim aus und fand nicht zuletzt dank des Rückendwinds schnell in den Alleinfahrermodus zurück. Nicht wirklich nötig war ein Platten, den ich mir auf dem Rückweg noch einhandelte, ich hätte an dieser Stelle womöglich sowieso angehalten, um noch ein Foto zu machen:

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Pinkelpausen? Ein echter Radler macht das während des Radelns.

Und was die Fotos angeht: Machense doch mal Masse. Irgendwann ist mal eines dabei. Ansonsten kann es schlicht an der Kamera liegen: Entweder das falsche Programm eingestellt (ich nehme einfach mal an, dass Sie mit so nem kleinen mitnahmefähigen Teil knipsen) oder schlicht der falsche Apparat (auch wenn eine weit verbreitete Weisheit lautet, dass der Fehler meist hinter der Kamera tätig ist: Das gilt nicht für das, was Sie vorhaben). Im Übrigen: Die Fotos, die Sie während der Fahrt schießen, die sind ausgezeichnet. Keinerlei Klage. Und jeder Fotograf hat halt seinen Blickwinkel. Kopieren geht da halt nicht. Und wenn doch, erscheint es oft fade.

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Habe heute auf den ersten Kilometern ziemlich viel probiert und ziemlich oft auf den Auslöser gedrückt. Das Hauptproblem wird sein, dass ich von den Rädchen, Modi und Einstellungen, die es da gibt, im Grunde nicht die blasseste Ahnung habe (und daher immer nur mit der Standard-Voreinstellung rangehe). Um aber beispielsweise die Bewegung besser einzufangen, müsste ich mal anfangen, mit Belichtungszeiten zu variieren und so. Aber was statische Motive angeht, wirds langsam besser. Habe im Urlaub auch das eine oder andere Bild gemacht - und werde auch noch ein, zwei Bilderstrecken aus Frankreich zusammentackern fürs Blog.

@Pinkelpausen: An eine Radlergruppe, die dafür nicht eigens absteigt, hätte ich mich wahrscheinlich auch gar nicht allzu lange dranhängen können.

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Ich glaube, Sie liegen da richtig. Ich habe so ein Teil, das kann beispielsweise Dunkelheit überhaupt nicht ab. Und es ist ein Problem der Standardeinstellung. Das macht eben was es macht. Standard. Nette Fotos, wenn Sie nicht sonderlich anspruchsvoll sind (anspruchsvoll meint in dem Fall weniger das Motiv sondern eher fotografisch: Belichtung, ISO; Verschlusszeiten etc). Sie bräuchten aber weniger "Standard" sondern eher "Advanced", weil das was Sie gerne hätten, mit Standard eher ein Glücksfall sein wird. Bewegung ist schwieriger zu fotografieren als ein "Stillbild" (auch wenn beides unterschiedliche Herausforderungen sind) und das geht mit Standard eher nicht, würde ich sagen wollen.
Was ich Ihnen aber sagen möchte: Machen Sie doch das weiter, was Sie können und was Sie auszeichnet. Wenn ich so ein Lenkerbild sehe, dann weiß ich, dass das von Ihnen stammt und von niemand sonst. Kopieren brauchts nicht. Es sind tolle Fotos. Wirklich. Für mich sind Sie der Mensch, der horrend gefährliche Lenkerbilder schießt und damit haben Sie -mindestens für mich- einen einzigartigen Stil entwickelt. Alles andere wäre eine Kopie. (Auch wenn mir klar ist, dass man als Fotograf immer verleitet wird, Techniken oder Motive zu imitieren. Es geht mir selbst da nicht anders. Ja schon klar, man will immer dazulernen. Ich auch. Wirklich, ich auch)

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Lenkerbilder
schießt ja auch der Kollege kreuzbube ganz gern, aber die erkennt man dann auch am Colnago-Lenkerband. ;-) Anonsten: Genau. Immerhin hat die Bloggerei einen Anreiz geliefert, mich überhaupt mal mit Fotografie zu beschäftigen. Im Business war und ist es mit ganz wenigen Ausnahmen so arbeitsteilig angelegt, dass es eher nicht gewünscht wird, Text und Bild aus einer Hand anzubieten.

Vielleicht mach ich ja auch mal ein kleines Filmchen, aber dann muss ich einen Lenkerhalter improvisieren, die Flip halte ich nicht der Hand beim Runterfahren von der Vollrather Höhe (obwohl die Anfahrt mangels Kurven einigermßen idiotensicher ist).

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Irgendwann wird mir die Digicam unterwegs aus der Hand plumpsen, das ist mal sicher. Diese Fummelei: Raus aus der Trikottsache, einschalten, gar noch Zoom betätigen.

Aber Colnago Lenkerband habe ich gar keins mehr. Gab's nur ein einziges Mal, weil's am Rad dran war.

Zu den Gruppen auf der Straße: Sind es 15 , dann bestimmt die Straßenverkehrsordnung:

"Mehr als 15 Radfahrer dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren."

Man muss sich zwar nicht unnötig breit machen und ich halte mich auch eher rechts, aber man kann das als Gedankenspiel auch mal so rum sehen: Ein einziger Mensch in einem Auto beansprucht die ganze Fahrbahnbreite für sich. Das ist normal. Auf gleichem Raum passen theoretisch drei Radler nebeneinander. Das wird als störend empfunden. (Mich, wenn im Auto sitzend, stört es auch).

Anderer Aspekt: Wenn Kinder-/Jugendlichengruppen unterwegs sind, dann fahren die rechts und der Trainer links von ihnen. Sozusagen als Puffer, zur Sicherheit.

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Diese 15er-Regel für Pulks
war mir sogar noch halbwegs geläufig, allerdings blieben wir da gestern zahlenmäßig doch drunter. Mich befremdete vor allem, dass nicht mal ansatzweise Bereitschaft erkennbar war, bisschen zusammenzurücken. Der eine Trucker, der ewig hinter uns herschnaufen musste, war gottlob Holländer und als solcher einigermaßen fietsfreundlich. Die gleichen Radler springen aber auf dem Feldweg übrigens sofort in den Matsch, wenn ihnen von fern ein Traktor entgegenkommt. Da ist dann das Vertrauen in dessen Rücksichtnahme wohl nicht so ausgeprägt. Was ich auch nicht verstehe, ob es ein Rennradler-Ethos ist, auch gut ausgebaute Radwege neben der Straße zu verschmähen. Just auf dem Teilstück, wo es mit Lastern ziemlich eng war, hätte man gut und ohne Einbußen an Lebensqualität und Geschwindigkeit auf dem Radweg fahren können (was ich dann auch tat).

Das mit der überproportionalen Beanspruchung des Raums durch Autos/LKWs ist natürlich richtig. Allerdings neige ich dazu, das innerorts für ein weitaus größeres Problem zu halten als außerorts.

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Nachtrag
zur Problematik innerorts.

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Ja, ich kenne das gut, das sind viele unterwegs, die glauben, die Straße gehört ihnen. Wir machen das, wenn wir mehrere sind, auf Zuruf. Sonntags sind hier machen Landstraße wie ausgestorben. Wenn dann doch mal ein Auto kommt, hört man das ja. Der hinten ruft "Auto" und alle halten sich rechts. In der Tat gibt es hier auch einige perfekte Radwege und die Radfahrer nutzen die nicht. Ist mir völlig unverständlich, es fährt sich ja viel angenehmer.

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Sehr lauschig Ihr Septembertag.

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Tagesprogramm
war der Ritt zwar nicht (es lagen auch noch paar andere Dinge an). Aber stimmt schon, ich genieße es sehr, nachdem ich mich während der Kindergartenferien tagsüber kaum ausklinken konnte für einen Ritt. Mit Sonne im Gesicht radelt es sich schon besser als mit angestrengten Starren auf einen kleinen zitternden Lichtkegel im Dunkel der Nacht (wobei das von Zeit zu Zeit auch nicht völlig reizlos ist).

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Blöde Frage einmal...
Wie repariert man unterwegs eigentlich einen Platten? Ersatzschlauch und gut ist es? "Flicken" kommt doch nicht in Betracht, oder? Und weiter: wird der kaputte Schlauch zu Hause geflickt? Oder weggeschmissen? Pumpen Sie dann auf oder haben Sie so ein Druckpatrönchen, wie es mir kürzlich in Südtirol mit dem Leihrad mitgegeben wurde?

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Die Frage ist berechtigt
und keinesfalls blöd. Ob ich unterwegs flicke oder den Ersatzschlauch rannehme, hängt bisschen davon ab, wie eilig ich es habe. Kam auch schon vor, dass ich unterwegs das Löchlein nicht lokalisieren konnte. In dem Fall flicke ich in der Tat zuhause, und nicht immer ist der Ersatzsschlauch somit einer, der frisch aus der Packung kommt. Aber spätestens nach dem dritten Flicken ist bei mir finito. An den Flaschenhaltern von Koga und Sir Walter klemmt jeweils eine kleine Teleskoppumpe. Damit bleibt zwar noch Luft nach oben sozusagen, aber an der nächsten Tanke nehme ich dann das Druckluftding, um richtig prall zu machen (habe da einen kleinen Adapter von französischem auf Autoventil). Was aber nicht bedeutet, dass ich Vorbehalte hätte gegen Druckpatronen. Werde ich zu gegebener Zeit auch mal ausprobieren.

Habe es auch schon mal auf mich genommen, nach einem Fehl-Flickversuch und ohne Ersatzschlauch im Gepäck von kurz vor D-Hubbelrath mit plattem Hinterrad die Bergische Landstraße bis zur Esso-Tanke am Fuß des Gallbergs runterzurollen. Die Felge hats gottlob ohne große Macken überlebt - und mit Hilfe des Wischwassereimers an der Tanke habe ich dann auch das Löchlein im Schlauch gefunden und reparieren können. Sonst hätte ich wahrscheinlich ein Taxi gerufen für die restliche Strecke...

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@rocky racoon, ich habe immer einen Ersatzschlauch dabei, habe mir ein Pannenpäckchen (Schlauch, Reifenheber, Kartusche) zusammengeklebt, das ich automatisch mit einem Handgriff mitnehme, wenn ich den Abstellraum verlasse, und hinten ins Trikot stecke (oder in die Tasche, falls ich eine umhänge). Vor ein paar Wochen kam ich deshalb kurz vor Mitternacht die letzten Kilometer Landstraße noch gut nach Hause und einem Radler mit Panne unterwegs,d er es noch weiter hatte als ich, habe ich neulich kurzerhand meinen Ersatzschlauch angeboten.

Ich verwende unterwegs nur die kleine Kartuschen mit Druckluft, der Reifen wird damit in zwei Sekunden so prall, wie er nur werden kann.

Das Pannenpack sieht so aus, das siebte Foto:

http://guterbubi.blogger.de/stories/1856121/#1856220

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Also ich weiß ja auch nicht, wie der das immer macht. Ich habe mich heute im Sattel wirklich in alle möglichen und unmöglichen Posen verrenkt, um ein paar brauchbare Bilder in Bewegung zu schießen.

Ich stelle ihn mir dabei immer so vor wie im Western, wenn die Indianer im vollen Galopp seitlich am Pferd hängen.

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So in etwa
muss man sich das wahrscheinlich vorstellen. Wobei die Illusion des volles Galopps wohl nicht zuletzt mit etwas längeren Belichtungzeiten erzeugt wird (was eine sehr ruhige Hand und möglichst holperfreie Strecke erfordert).

Hier bin ich z.B. recht flott unterwegs, und trotzdem kriege ich das Spiel des Lichts in den Speichen nicht so recht einfangen:

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Tja, wenn Sie eben auch mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind, funktioniert es halt nicht. ;-)

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Tip: Die Klingel um 180° drehen, dass das Hebelchen nach oben zeigt und ein wenig über dem Vorbau steht. Dann kann man mit der Handkante drüber wischen ohne es lange suchen zu müssen.
Klingel macht ja so wie so und prinzipiell Sinn, an meinem Gios empfinde ich es aber als ästhetische Zumutung. Jetzt pfeif ich oder rufe: "Palimm, palimm!"

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Clevere Idee,
die Klingel rumzudrehen, da muss man erst mal drauf kommen!

Die Ästhetik ist (gerade bei einem Azurro aus Torino) ein Aspekt, den man nicht vernachlässigen sollte. Dem Koga habe ich eine kleine Billig-Bimmel spendiert, deren Aufhängung nicht der Bringer ist, aber zumindest passt sie farblich zum schwarzen Lenker, aber eine Lösung für auf Dauer ist es auch nicht, da Ding immer wieder festzurren zu müssen. Aber wie sagt der Franzose: "Rien ne dure que le provisoire."

"Palimm, Palimm" (oder wahlweise auch "Ding Dong") kommt mir bisweilen auch über die Lippen. Andere machen sich mit diesen extrem rätschigen Campa-Freiläufen bemerkbar, da muss man nur aufhören zu treten, und schon ist Alarm.

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Leicht zu bedienen sind ja auch diese Dinger. Aber deren "kwäk-kwäk" wird leider allzu leicht mit gen Süden ziehenden Gänsen verwechselt.

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So. Und jetzt stellen wir uns die gelben Hornissen doch kurz mal im schicken Tweed vor, die Damen im netten Kleid. Wäre doch gleich ein ganz anderes Bild, dem man gerne eine Weile hinterherführe. (Aber wenn die EU das Plastiktütenverbot durchbringt, ist es mit gelber Folienkleidung eh bald vorbei.)

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@kid37:
Ich bin da wie gesagt etwas im Zwiespalt: _Sehen_ würde ich natürlich auch lieber pedalierende Zeitgenossen mit Knickerbockern und großkarierten Socken in Gamaschen; mich aber selber zum Alltags-Rundendrehen in solch unzeitgemäße Kluft zu zwängen, um auszusehen, als wäre ich grad aus einem Plakat von Henri Toulouse-Lautrec gesteigen, liegt mir doch eher fern.

Ich trage für gewöhnlich keine grellen Farben, fahre stattdessen lieber ein uncooles Rücklicht spazieren, um gesehen zu werden. Das hat rote Dioden und keine 6-V-Glühlämpchen, einem EU-Verbot dieser Leuchtmittel sehe ich also entspannt entgegen.

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Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht: Glühlämpchen in Fahrradscheinwerfern! Das könnte irgendwann Ärger geben... ;-)

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da wäre ich nun wirklich dagegen - wenn ich den strom selber mache, will ich auch entscheiden können, was damit passiert! jawohl!
ist ja nicht so, also ob man ihn in's netz einspeisen könnte...

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Och, im gepflegten Tati-Stil könnte ich Sie mir durchaus vorstellen.

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kid37, was haben Sie nur immer, dass Sie Tweed, dieses grobe Material, als schick empfinden? Die wissen schon, warum sie heute in ihren "Tweed" Merino und Alpaka reinnehmen.

@mark793, ich empfehle mal die 80,90 km bei sommerlichen Temperaturen im klassischen Merinotrikot. Sieht richtig Vintage aus - und wenn dann zum Schweiß vielleicht ein Regenguss kommt, dann fühlt sich die Weiterfahrt auch so an wie damals.

Der Campa Freilauf ist das absolute Argument für Campa, man braucht tatsächlich keine Klingel mehr bei diesem, die arbeitende Mechanik weithin verbreitenden, lauten Surren. Man weiß auch immer, wo der Hintermann steckt.

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@kristof, der Tati ist immer sehenswert. Und seine Kleidung bekommt man heute bei m*n*f*kt*m:

"Die original Postbedienstetenhose der 50er Jahre, exklusiv von uns wieder aufgegriffen für nur 259.- EUR".

Oder so ähnlich.

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Tweed ist auch nix für mich. Ich besitze sogar so eine Softshell-Jacke. ;-)

Solche Veranstaltungen sind ja auch nicht die Regel, zeigen aber, was heute verloren scheint: Mal eine gewisse Alltagswürde zu zeigen. Die Rennradler haben viele gute Gründe auf ihrer Seite, sich windschnittig in eine bunte Wurtspelle zu quetschen, das gebe ich zu. Aber für die Feld-Wald-Wiesen-Fahrt? Warum laufen heute alle mit diesen Funktionsüberziehern durch die Stadt, bloß weil sie eine Kirche besichtigen wollen? Diese Wurschtigkeit immer, schrecklich. Immer dieser Ruf nach dem "Praktischen". Was kommt als nächstes, Mikrowellenessen? (Im Kampf gegen die Tücken der Moderne ist Tati ja ein Paradebeispiel, sehr hübsch.)

Ich mag auch einfach dieses "Chemiegefühl" am Körper nicht, was diese Kleidung angeht. Der erwähnte Lieferant der "guten Dinge" hat ja so ein Schweizer Poncho im Angebot, dessen enggewebte Fasern bei Regen leicht aufquellen und dadurch dicht werden. Brooks hat so was ähnliches aus Baumwolle - alles zu teuer, und an die Wirksamkeit mag man ja kaum glauben.

So, ich hole jetzt die Schiebermütze zum Radfahren raus, ist gerade eine Regenpause.

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@kid37, Alles richtig, ich kann das nur unterstreichen. Wenn ich im Alltag von A nach B fahre (und ich erledige meine Alltagswege mit dem Rad), dann ziehe ich da auch nicht eigens Sportbekleidung an. Wäre ja auch albern.

Die Rennradler um 1900 und die Jahre danach (damals gab es ja einen wahren Radsportboom und viele Radrennbahnen entstanden. Bereit 1884 wurden die erste deutsche Meisterschaften, veranstaltet, ausgerichtet vom Leipziger Bicycle Club) trugen die Radsportler übrigens auch enge Sportkleidung. Allerdings nicht in Neonfarben, das nicht.

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@diese Wurschtigkeit:
Ich kann das bei mir ziemlich genau datieren, wann das anfing: Zwischen 20 und 40 war ich der totale Stoffhosen-Schnösel, in den frühen 20ern hatte ich einen veritablen Krawattenfimmel und den Dale-Cooper-Look mit Anzug und Trenchcoat zu meinem Markenzeichen gemacht, lange bevor "Twin Peaks" lief. Das mit den Krawatten und weißen Hemden ließ irgendwann nach zugunsten von komplett schwarzer Kluft, aber selbst im Jahrhundertsommer 2003 bin ich nur mit langer Hose und gut geputzten Lloyd-Schuhen aus dem Haus. OK, fürs Rennradeln mit Sir Walter I schaffte ich irgendwann einen Satz Trikots und Radlerhosen an, aber lange Zeit hatte ich nicht mal Jeans im Schrank, und im T-Shirt wäre ich auch nur in Ausnahmefällen vor die Tür gegangen, Polohemd hätte es schon sein müssen.

Die Wende kam 2004 mit der Geburt der Kleinen: Nun war ich nicht nur stay-at-home-dad, sondern auch Hundehalter, und irgendwann war es einfach lästig, dass die dunklen Stoffhosen ständig voller Hundehaare waren, für dreimal am Tag rausgehen waren die Lloyd-Schuhe auch nicht das richtige, und so kam halt eins zum anderen: schwarze Jeans, Walking-Schuhe statt lederbesohlte Business-Treter, und da war irgendwann der Schritt zur schwarzen Funktionsjacke auch kein Riesen-Ding mehr.

Jetzt weilt das fusselnde Hundilein aber nicht mehr unter uns, und ich muss auch nicht mehr täglich einen kleinen Dreckspatz aus dem Kindergarten holen. Deswegen übe ich neuerdings wieder öfters den aufrechten Gang in neuen Stoffhosen und gut geputzten Lloyd-Schuhen (Elternabend ist da ein willkommener Anlass, Flagge zu zeigen ;-)). Ich erwäge gar, mir wieder mal einen Anzug machen zu lassen - auch als Anreiz, das jetzige Gewicht von knapp über 90 kg zu halten...

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Glückwunsch zur sauberen ErstklässlerIn!;))
Bei feinem Wollstoff perlt der Schmutz quasi auch ab. Ich habe bisweilen keinerlei Unterscheidung in der Kleidung zwischen den Alltagsfunktionen. D.h. Chic geht auch mit Hund - oder gerade deshalb;))
Ist dann aber auch schon ´ne Jeans dabei.
Auf dem Rad kann es wie heute morgen schon nachteilig sein, in schlichten, geschlechtsneutralen, dunklen Radlersachen unterwegs zu sein. Ein schon am frühen morgen trunkener Mitradler pöbelte von hinten, ich solle keine Bögen fahren (Gullideckel und Löcher), weil er schließlich im Windschatten mitfahren wolle, wurde zudringlich und nach einem unfeinen Ausruf meinerseits(hilft meistens) blieb mir nur ein Heil in der Flucht. Wäre mir im weiten Tweed- oder Seidengeorgette- Rock vielleicht nicht passiert.

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@carodame: Ja, vielleicht.
Dafür wird ja allerorten bei sogenannten "Slut Walks" demonstriert, dass die Klamotten (zumal solche, die als "aufreizend" gelten) nicht als Ausrede oder gar Rechtfertigung für irgendwelche Zudringlichkeiten herhalten sollten. Ob ein bürotauglicher Hosenanzug oder ein Krinolinenrock dem fraglichen Zeitgenossen bessere Umgangsformen entlockt hätten, mer waases net, mer stickt net drin.

Ansonsten muss ich fairerweise auch sagen, dass der Hund im Vergleich zum Töchterlein das kleinere Problem für die gute Kluft war. Beim Rumgezappel während des Anschnallens auf dem Kindersitz setzte es fast immer Tritte mit staubigen oder matschigen Schühchen, und an einer dunklen Stoffhose perlt da leider wenig bis gar nichts nix ab, das hängt dann schon drin. (Ach ja, die Rückbank vom Auto könnte da auch viel erzählen.)

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>...die Rückbank vom Auto könnte da auch viel erzählen.<
Jaaaaa. Das würden Rückbänke tun.

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@mark793, was mer abber waas, also was ich weiß ist: Bessere Klamotten bauen bisweilen eine Hemmschwelle auf gegen Fremdverschmutzung. Ich habe mal bewusst zum Üben mit anderen Hundehaltern ein helles Sakko angezogen. Das führte schlagartig bei besagten Hundehaltern zu der Sorge, dass ihre Hunde mir durch das Anspringen das Sakko versauen könnten. War ich zuvor in Outdoorkleidung gewandet, haben die nicht mal wahrgenommen, dass ihre Vierbeiner mit den Pfoten nicht auf dem Boden blieben.

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@kreuzbube:
Die allgemein segenreiche Wirkung von besseren Klamotten in diversen Lebenlagen ist völlig unstrittig. Ich bin zum Beispiel auch sicher, dass ich in schlechteren Klamotten als einem schwarzen Anzug wahrscheinlich mit Arm auf den Rücken gedreht die Motorhaube des Darkmobils hätte knutschen dürfen, als ich einmal von der Polizei als vermeintlicher Autodieb angehalten wurde. (Ich muss irgendwann mal die ganze Geschichte bloggen, wie das zuging. Jedenfalls blieb mein Auto monatelang als gestohlen gemeldet, obwohl ich die irrtümliche Diebstahlsanzeige gleich wieder zurückgezogen hatte. Als die Cops mich rauswinkten, hatte ich nicht den geringsten Schimmer, was die von mir wollen könnten.) Ich will nicht wissen, wie das abgelaufen wäre, hätte ich in weniger gepflegtem Outfit aus dem Auto steigen müssen.

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