Montag, 18. Juli 2011
Und schon wieder im Minus
Ich hatte eine Farm in Afrika einen Google-Plus-Account. Warum ich ihn wieder gelöscht habe, steht drüben bei der FAZ.

Interessante Wendung in diesem Zusammenhang, dass sich bekennende Postprivatisten wie Christian Heller oder Michael Seemann explizit gegen den Klarnamenszwang in Netzwerken aussprechen. Das schippt jetzt nicht alle inhaltlichen Gräben zwischen mir und dieser Fraktion zu, ich halte Privatleben nach wie vor für ein schützenswertes Gut. Und da ich im realen Leben einen extremst seltenen Namen trage, exponiere ich mich damit auch nicht mehr als ich unbedingt muss. Oder wie es der Kommentator colorcraze so schön audrückte: "Fenster ja - Glaskäfig nein!"

Nachtrag: Google-plus-Postings korrekt zu verlinken will auch gelernt sein. Ich meinte eigentlich diesen Beitrag hier.

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Klarnamen werden kommen, und zwar ohne die Möglichkeit sich darum zu drücken, oder der Mitgliedschaft als ganzes auszuweichen.

Und auch wenn ich über die „Gefahren“ die daraus entstehen sehr erschrocken bin, haben doch Klarnamen ihren unübersehbaren Vorteil.

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Ein Herr B.Ohnesorg
kommentiert dazu drüben bei der FAZ wie folgt:

Nach §13 (6) Telemediengesetz gilt:

"Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist. Der Nutzer ist über diese Möglichkeit zu informieren."

siehe dejure.org/.../13.html

Aber wo kein Kläger, da kein Richter ...

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An der Goorgle gepackt
Vielleicht läuft das mit den Klarnamen dann irgendwann so: Es wird durch Gu+ erst einmal flächendeckend jeder Bürger mit all seinen persönlichen Daten erfasst, vielleicht ließe es sich an die Datenbestände der Meldebehörden rankommen. Wem das nicht gefällt, der kann hinterher Widersprich einlegen, Aber, wer nichts zu verbergen hat, der hat doch dazu keinen Grund...

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Die Datenbestände der Meldebehörden
sind meines Wissens durchaus zu haben. Die allseits beliebte GEZ arbeitet beispielsweise damit. Und da gibt es auch kein Opt-out, die Auskunftssperre verhindert den behördlichen Datenhandel nicht.

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„Ein paar wenige reden, unter den Bedingungen, dass sie anonym bleiben und dass sie ihre Zitate lesen dürfen, bevor sie erscheinen. […] Er will anonym bleiben, weil er fürchtet, dass er unter Wissenschaftlern als Nestbeschmutzer gelten könnte, außerdem seien die Gegner mächtig. Wenn sein Name bekannt würde, könnte vielleicht irgendwann ein Verrückter vor seiner Haustür stehen und sich rächen wollen.“

Takis Würger über die Menschen, die Plagiate in ausgesuchten Doktorarbeiten suchen.

Komisch, dass sich die Themen seit Monaten häufen. Privatsphäre, Klarnamen im Web, Datenklau und-missbrauch …

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Ob das Themenfeld tatsächlich gehäuft auftritt,
kann ich nicht so recht beurteilen. Ich bin da ja schon länger berufsparanoid sensibilisiert, von daher nehme ich die Schwankungen im allgemeinen Aufmerksamkeitslevel nicht so stark wahr.

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Daß sie alle anonym
bleiben wollen, das mag so nicht stehenbleiben. In der Will-Sendung saß eine namentlich sozusagen klare ehemalige Microsoft-Dame aus dem Mittelbau (ihr Name ist mir entfallen), die sehr engagiert dafür eintrat, solchen Leuten das Handwerk zu legen, da sie die Wissenschaften sowie diejenigen, die sauber und hart arbeiten, in Mißkredit brächten. Auch Chatzimarkakis gegenüber hat sie sich eindeutig geäußert; da schwebte die Diss noch in der Untersuchung.

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Ich finde das aller Ehren wert,
auch öffentlich einzustehen für diese Arbeit. Eine Notwendigkeit dazu, wie sie der Politikberater Michael Spreng jüngst postulierte, vermag ich aber nach wie vor nicht zu erkennen. Gerade bei dieser Thematik, wo es um (mehr oder weniger) objektive wissenschaftliche Standards geht, sollte die etwaige Frage nach Identität und persönlichen Motiven der Plagger hintenanstehen.

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Prüft eigentlich jemand die Ergebnisse der Plag(g)er? Und warum nicht die Doktortitel-vergebende Instanz? Und was sagt mir das über beide? Und ist das Zufall, dass es nur die Schweineparteien trifft? Nicht das die es nicht verdient hätten, aber so allgemein mal gefragt …

Zu Herrn Spreng: „Es ist schade, dass im Internet kaum noch einer mit seinem Namen zu dem steht, was er tut oder schreibt.“

Ich denke, das hat damit zu tun, dass das Internet nicht vergisst und der Mensch das Vergeben verlernt hat. Ein nicht-relevantes und unpassendes Beispiel: Wenn ich mit 16 im Vollrausch ein Auto in einen Totalschaden verwandelt habe, kann mir das im Internet die Chauffeursstelle kosten, selbst wenn ich inzwischen 44 bin. Das Internet (bzw. die Nutzer des selben) stellen jedem Menschen in Abrede sich zu ändern. Zum Beispiel: Politisch aktiven Menschen werden üblicherweise absurde Lebensläufe abverlangt. Jeder kleine Fleck* auf dem Lebenslauf wird von der Opposition als Disqualifikation für den angestrebten oder innehabenden Posten dargestellt.

Ausserdem lässt sich, wie z. B. im Heise-Forum täglich, besonders aber Freitags, zu verfolgen ist, anonym die Sau am besten rauslassen. Solche scheint es auch zu geben. Solche und solche.

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* Ein gekaufter/geklauter Doktortitel ist kein kleiner Fleck im Sinne der Verordnung, sondern ein Beispiel für gängige Millieu-Praxis, die dringend beendet werden muss.

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Zur ersten Frage:
Wenn die Ergebnisse der Plagiatjäger die zuständigen Stellen an den Unis nicht überzeugen, bleibt ihre Arbeit relativ folgenlos. Es sind ja Indiziensammlungen - bewerten und urteilen müssen andere Instanzen.

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Ich bin ja ohne Reifeprüfung, aber müßte der Job des Bewertens und Beurteilens nicht direkt bei der Abgabe des Dokuments, also noch vor der Verleihung des Titels erfolgen. Und wenn das nicht erfolgt (oder nur mangelhaft), müsste dann nicht die titelvergebende Instanz zur Rechenschafft gezogen werden? Und wenn ja, von wem?

Mal naiv gefragt, so als Hauptschulabsolvent, 9. Klasse.

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Als hochschulreifer Studienabbrecher
wundere ich mich natürlich auch darüber, dass da wohl vor der Verleihung des Titels nicht so genau geguckt wurde, wie es eigentlich Standard sein sollte. Freilich muss man fairerweise auch dazusagen, dass die technischen Hilfsmittel zur Plagiat-Erkennung vor zehn Jahren auch nicht annähernd so effektiv waren wie heute - und wohl seinerzeit auch nicht standardmäßig eingesetzt wurden.

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Die technischen Hilfsmittel? Bedeutet das, man musste dem Doktoranden „vertrauen“ das er nicht abgeschrieben hat? Aber egal.

Ich möchte noch mal die aktuell gefühlte Häufigkeit des Themas hervorkramen. Und zwar mit einem Zitat aus einer heutigen Radiosendung im Deutschlandradio Kultur*:

„Die älteren, traditionellen Vorstellungen eines privaten, isolierten Denkens und Handelns - die Muster mechanistischer Technologien - werden durch die neuen Methoden der instantanen elektronischen Informationsbereitstellung, der elektronisch computerisierten Datenbank ernsthaft bedroht - von dieser großen Klatschspalte, die nichts vergisst, die keine 'Fehler' in der Vergangenheit löscht und aus der es kein Entrinnen gibt.”

Ich bin kein Prophet oder Prediger. Ich habe einfach nur ein schei*e schlechtes Gefühl bei der Sache …

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* Bitte Manuskript der Sendung bemühen um das Zitat zu verfolgen.

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@der_papa:
While we're talking...

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Wir werden alle sterben.

Im übrigen finde ich Herbert Marshall McLuhans* Metapher vom Internet als „globalen Dorf“ immer treffender. Besonders im Hinblick darauf, das viele Menschen vom Dorf in die Stadt geflohen sind, weil man im Dorf nichts machen kann, ohne das der Nachbar was mitbekommt, ohne das der Nachbar über einen spricht oder das, was man tut und sagt, zu kritisieren und breitzutreten. Jeder kennt jeden, jeder redet über jeden, alles ist öffentlich.

Schade, das es vor dem Internet keine Fluchtmöglichkeit mehr gibt …

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*Herzlichen zum 100. Geburtstag, Herbert.

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"Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist."

Aha. Warum kann ich dann meine GEZ-Gebühren nicht anonym bezahlen? Bzw. warum kann ich dann nicht anonym fernsehen?

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Ich kann mich da nur wiederholen:
Die Rundfunkgebühr ist kein nutzungabhängiges Entgelt für eine Dienstleistung, sondern per definitionem eine Infrastruktur-Abgabe. Also mehr so etwas wie eine Steuer. Anonym Steuern zu bezahlen, ergibt auch nicht wirklich Sinn, und wenn Sie nicht gerade Mitglied im GfK-Fernehpanel sind, in dem die Einschaltquoten gemessen werden, sehen Sie sehr wohl anonym fern.

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@der papa: Ich hab' das mit der Uni ja durchgezogen und war dadurch eine Zeitlang ziemlich gut im Backgammon. Bei all der Zeit im Campuscafé auch kein Wunder. Im Wissenschaftsbetrieb läuft's auch nicht anders als andernorts. Da gibt es Faule und Fleißige und Clevere. Profs, die gerne segeln gehen, die Arbeit von ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern erledigen lassen und dann später ihren Namen darunter setzen usw.

Ich habe an der Uni mal eine Arbeit doppelt geschrieben. Nur geringfügig umformuliert. Einmal für mich selbst, einmal für eine Freundin. Ein und dieselbe Arbeit wurde einmal gut, einmal ausreichend bewertet.

Wenn man sich überlegt, dass jedes Jahr 25.000 Doktorarbeiten eingereicht werden dann kann man sich ja mal fragen, ob da 25.000 neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert werden. Eigentlich interessiert das ja auch nicht wirklich jemanden, erst jetzt halt, wo man sich so lustig die Zeit damit vertreiben kann, Plagiate zu entlarven

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Oh, wir sollten uns zum Backgammon treffen.

Der Rest lässt mich ratlos zurück. Entweder der Dr. ist was wert, dann sollte er entsprechend geprüft werden. Oder er ist nichts wert, dann kann man sich den ganzen Quatsch sparen. Schreiner werden jedenfalls strenger geprüft. Und das kann es ja nicht sein, oder?

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Wieso nicht?
Dr. irgendwas ist kein Beruf, von daher liegt es doch auf der Hand, dass eine Handwerker-Gesellenprüfung in mancherlei Hinsicht strenger ist.

Ich will die schlampigen Begutachtungen der Dissertationen nicht schöner reden als sie sind, aber den Wissenschaftsbetrieb mit seinen Regeln kann man nur sehr bedingt mit den Usancen in Zunft, Innung und Handwerkskammer vergleichen.

Und was der Titel wert ist, tja. Das frag ich mich mit Blick auf den Spamverdacht-Ordner auch: Da krieg ich in letzter Zeit fast nur noch Spam von Leuten mit angeblichem Dr. im Absender. ;-))

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Nein, sicher ist Dr. keine Beruf. Aber Dr. med. ist z. B. einer. Doch das ist Haarspalterei.

Ich vergleiche (mal ganz naiv) den Doktortitel mit dem Meistertitel. Als Schreinermeister steht man auf einer anderen Stufe denn als Schreinergeselle. Meistern stehen mehr Türen offen als einem Gesellen. Und Meister geniessen durch die Leistung, die sie mit dem Erreichen des Titels erbracht haben, einen besonderen Status …

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@der_papa:
Dr. Med ist ein Titel, kein Beruf, denn der nennt sich Arzt. Die Approbation und alle weitere erfordert nicht zwingend einen Doktortitel. Aber man erwirbt ihn halt in der Regel doch, weil man (nicht ganz zu Unrecht) davon ausgeht, dass die Leute das von einem erwarten.

Mit dem Gesellen/Meister-Ding kann man einen akademischen Titel aus diversen Gründen nicht vergleichen, aber dazu müsste ich jetzt weiter ausholen als ich Zeit habe...

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Ach so …

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In anderen Ländern,
etwa in Frankreich, ist es eigentlich nur der Arzt, der diesen Titel – der hier korrekt akademischer Grad heißen muß – offiziell führt. «Götter in weiß»? Dabei erfordert ausgerechnet der in Deutschland am wenigsten Aufwand.

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Ach,
dort drüben ist der Docteur ein Muss für die Mediziner? Wieder etwas gelernt. Und richtig, Grad ist in diesem Zusammenhang korrekter als Titel.

Hierzulande ist es (und das ist es wohl, was den geschätzten confrater der_papa ins Schleudern brachte) umgangssprachlich doch auch so, dass man mit Beschwerden zum Doktor geht oder im Krankenhaus der Doktor zur Visite kommt, und da erwartet man auch keinen promovierten Kunsthistoriker oder Physiker.

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Wo ist das Problem? Ich habe ein google+ Account, ohne dass die irgendwo meinen Namen haben.

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Das Problem ist,
dass ich das Passwort von meinem Mark.Siebenneundrei-Postfach nicht mehr parat habe und deswegen meinen +-Account von meinem Realnamen-Konto aus angelegt habe.

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Ah. OK. Aber dafür kann doch google nix???

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Dafür nicht.
Aber dass sie sich wegen pseudonymen Accounts überhaupt so kafkaesk anstellen, das ist der eigentliche Kritikpunkt. Es wurden zum Teil sogar Accounts geblockt von Klarnamen-Identitäten wegen angeblicher Vertöße gegen die Community-Richtlinien, und für die Betreffenden waren dann alle Google-Dienste geblockt. Undundund...

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Hatte gerade jemanden im Laden, der heißt Kafka …

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Eine ausführliche Liste mit Gründen für Anonymität/Pseudonymität im Netz findet sich übrigens hier: klick.

Für ein Unternehmen sind all die guten Gründe natürlich zweitrangig, solange man als User nicht Kunde sondern das Produkt selbst ist, mit dem man Kasse machen möchte. Wenn der Klarnamenzwang wenigstens die Armeen von "Social-Media-Coaches", "Lebensberatern" und "Erfolgstrainern" bei Googleplus davon abhalten würde, jedermann auf den Saque zu gehen...

Der Googleplus-Link im Nachtrag oben ist leider schon wieder kaputt.

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@giardino:
Da sagen Sie was. Wenn der Dienst nichts kostet, dann bist Du die Ware, das sollte man sich immer vor Augen halten. Zu ebendieser Liste hat sich übrigens auch Enno Park ein paar Gedanken gemacht, die ich vollumfänglich unterschreiben würde.

Und zu Guplus, irgendwie isses das für mich noch nicht, selbst wenn die Namensfrage geklärt wäre. Fühlt sich alles so steril an irgendwie.

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