Donnerstag, 30. Juni 2011
Let's fiets!

Archivbild, aufgenommen 2010 auf den Süchtelner Höhen

Ich weiß gar nicht, ob Sie's wussten, aber Napoleon hatte sich ja mal in den Kopf gesetzt, einen schiffbaren Kanal graben zu lassen, der den Rhein mit der Maas verbindet und weiter bis nach Antwerpen führt. Damit wollte er die renitenten Niederländer vom Rheinhandel abschneiden, die ungeachtet der vom kleinwüchsigen Korsen befohlenen Seeblockade weiter schwunghaften Handel mit England trieben. Die Arbeiten zu diesem Projekt kamen im Juli 1809 auch plangemäß in Gang, aber schon ein Jahr darauf änderte sich die politische Großwetterlage: Die Niederlande gerieten ebenfalls unter französische Oberherrschaft, und damit war die Umgehungs-Wasserstraße eigentlich obsolet. Das große Werk blieb also unvollendet.

Das erste Teilstück zwischen Neuss und Neersen war fertiggestellt und ist auch tatsächlich einige Jahre lang für die Binnenschiffahrt genutzt worden. Und warum tische ich diese ollen Kamellen in der Dunkelkammer auf? Nun, ich bin den Abschnitt zwischen Kaarst und Neersen oft entlanggeradelt, ohne zu wissen, welch großgeplante Historie da am Wegesrand vor sich hinrottet. Von der künstlichen Wasserstraße sieht man nur noch einen schmalen und unspektakulären Graben mit trübem Brackwasser. Aber irgendwann sprang mich die Information an, was es mit diesem halbversumpften Wassergraben auf sich hat. Es gibt sogar einen eigenen Themenradweg, die Fietsallee am Nordkanal. Nicht alle Abschnitte auf deutscher Seite sind rennradtauglich, von daher habe ich bisher nur ein paar Teilstücke dieses Weges in Angriff genommen. Heute zum Beispiel eine schöne Strecke von Viersen aus an den Süchtelner Höhen vorbei bis hinter Grefrath und weiter westwärts. Bis zur niederländischen Grenze wären es vielleicht noch drei, vier Kilometer gewesen, aber mit Blick auf die Uhr zog ich es vor, via Nettetal-Lobberich den Rückweg anzutreten. Ich kalkuliere solche Touren ja immer so, dass ich selbst mit ein oder zwei Platten unterwegs noch die Chance habe, die Kleine rechtzeitig aus dem Kindergarten abzuholen.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Venlo (oder meinetwegen auch Roermond) habe ich definitiv auf meiner Liste von Zielorten. Und wenn ich direkt nach dem Abliefern der Lütten im Kindergarten starte, müsste es eigentlich zu schaffen sein, bis zur Abholzeit zurück zu sein und trotzdem ein Zeitpolster für etwaige Pannen zu haben. Noch kurz geprahlt angemerkt für die Statistiker und Zahlenfreunde: Heute 83 Kilometer in 3 Stunden und 10 Minuten gestrampelt, das heißt 26er-Schnitt trotz zweier Tankstopps und ohne sonderlich angestrengtes Gebolze - so macht das Laune. Überhaupt muss ich noch anmerken, dass der Westzonenrand dort, wo es hügelig wird, landschaftlich durchaus seine Reize hat. Auch wenn ich den Fotobeweis (mal wieder) schuldig bleibe.

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