Mittwoch, 22. September 2010
The best is always yet to come
Ah, die Kavallerie des Kontrollverlustes reitet wieder: Jens Best, einer der, ähm, Vordenker der Daseinsdigitalität hält - man ahnt es bereits - ein erneutes Plädoyer für das, was er so digitale Öffentlichkeit nennt. Da ist von open data als Pflicht der Politik die Rede, datenbasierte Reduktion dieser erweiterten sozialen Komplexität dürfe nicht verhindert werden. Da konnte ich zwar nicht mehr so recht folgen, aber die größte Sorge des Verfassers scheint zu sein, dass übertriebener Datenschutz den Spaßfaktor der digitalen Spielwiese dramatisch einschränken könnte. Nicht, dass aktuell irgendwo in der Politik eine Verschärfung von Datenschutz-Regelungen ernsthaft diskutiert würde, aber das muss einen bekennenden Aktivisten wie Jens Best ja nicht davon abhalten, das ganze (und von ihm offenkundig nur lückenhaft verstandene) Konzept von Datenschutz mal eben pauschal zu diskreditieren: Der in Teilen aus der Erfahrung historischer Ungerechtigkeit geschaffene Datenschutz degradiert sein Objekt auf die Rolle des Opfers. Welch ein einschränkendes Verständnis von Bürgerlichkeit wird damit transportiert?

Aha. Dieser kruden Logik folgend degradiert der Mutterschutz die Frauen dann auch zu blöden Gebärmaschinen, die es selber nicht gebacken kriegen, ihr Leben neu zu organisieren. Und Verbraucherschutz macht uns alle zu verblendeten Idioten, die ohne helfende Handreichung nicht zu einer vernünftigen Kaufentscheidung fähig sind? Da darf man ja auch mal fragen, was hier denn bitteschön für ein Menschenbild dahintersteht.

Aber es kommt noch besser: Der mögliche Missbrauch von Daten ist also ein Symptom tiefer liegenden gesellschaftlichen Fehlern. Diese werden aber lediglich kaschiert, wenn Datenschützer die neue digitale Ebene dieser Fehler abschalten wollen. Was für eine imposante Nebelkerze! Wenn jetzt-nur-mal-so-als-Beispiel Menschen Menschen umbringen, sowas kommt ja vor, dann ist das natürlich auch ein Symptom tieferliegender gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. Diese Tatsache enthebt das Gemeinwesen aber nach gängiger Auffassung nicht einer gewissen Notwendigkeit, strafrechtliche Sanktionen für diesen Fall der Fälle vorzusehen und entsprechend auch umzusetzen. Und solange wir nicht in der besten aller denkbaren Welten leben, scheint es mir doch ziemlich naiv, davon auszugehen, wenn wir uns nur alle genug entpixeln und nackicht machen, resultiere daraus automatisch eine freiere und tollere Gesellschaftsform, in der die Löwen bei den Lämmern weiden und das Kleinkind in der Natterngrube spielt.

Vollends bizarr wird es, wenn Nerdreligion zum Pflichtfach des digitalen Bürgertums gemacht wird: Das "Verstehenkönnen" von Informationsarchitektur und das grundlegende Handwerk der Datenverknüpfung durch Programmierung, das einfache Erstellen und Lesen von Geo-Daten-MashUps sind notwendige Fähigkeiten für den digitalen Bürger. Sorry, aber das klingt in meinen Ohren nun wirklich nach Kuhdung im Quadrat. Um meine Angelegenheiten als analoger Bürger zu regeln muss ich doch auch nicht Kameralistik oder Verwaltungswissenschaft studiert haben. Und meine digitale Zweitexistenz ist bislang auch ganz gut klargekommen ohne einfaches (oder gar kompliziertes) Erstellen von Geo-Daten-Mashups. Womit ich diese Fähigkeiten keineswegs schmähen möchte. Auch halte ich es mitnichten für sinn- oder aussichtslos, einer breiteren Bevölkerung bestimmte Grundlagen und Fertigkeiten in Sachen Datenorganisation näherzubringen. Aber das kann doch kein konstituierendes Merkmal einer digitalen Öffentlichkeit sein. Wo bleibt denn da das Positive, das die Skeptiker und Verweigerer aus ihrer analogen Abwehrhaltung holen könnte?

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"Der mögliche Missbrauch von Daten ist also ein Symptom tiefer liegenden gesellschaftlichen Fehlern. Diese werden aber lediglich kaschiert, wenn Datenschützer die neue digitale Ebene dieser Fehler abschalten wollen."

Wir leben eben NICHT in einer sicheren Welt. Und plötzlich gibt es wieder einen überraschenden Amoklauf einer Anwältin. Tja, aber unsere Welt ist doch so sicher. Und natürlich sind Beziehungstaten ein tiefer liegendes gesellschaftliches Problem, natüüüürlich. Und natürlich wollen alle die Profiteure der Geodaten uns überhaupt nicht damit schaden.

Dieser Mann ist echt gefährlich, gefährlich dumm.

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"...wenn Datenschützer die neue digitale Ebene dieser Fehler abschalten wollen."

Oder anders, die Fehler sind womöglich schöner/akzeptabler, wenn sie bloß digital sind? Ich denke ja, egal wie friedlich und nett mein Nachbar möglicherweise ist, ihn gehen meine geodatierten Arztbesuche (oder: whatever) dennoch nichts an.

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Herr Kid,
Sie haben das Internet foursquare nicht verstanden. ;-) Wenn man das Thema Transparenz mal konsequent vom anderen her denkt, dann sehe ichs noch kommen, dass man als mieses Egoistenschwein durchs digitale Dorf getrieben wird, weil man sein Sexualleben nicht vor laufender Webcam zelebriert und damit die digitale Nachbarschaft um ein Stück potenziellen Lustgewinn bringt.

@sunny5: "Dumm" würde ich gar nicht mal behaupten wollen. Ich vermute aber, dass ihm eine ganz bestimmte Sorte von unschöner Erfahrung (Du weißt, was ich meine) erspart geblieben ist.

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mark, und das kann jedem passieren. ich bin da ja kein einzelfall und es kann eben aus den unterschiedlichsten gründen passieren. mir gefällt da das mutterschutzbeispiel. ich habe früher, vor eben jener besagten sache, im telefonbuch gestanden, bin locker mit meinen adressdaten umgegangen, hätte vielleicht, wenn ich schon damals gebloggt hätte, jedem erzählt, wann und wo ich heute sein werde. jetzt bin ich eben im mutterschutz und darauf habe ich ein recht, bzw. eine auskunftssperre beim einwohnermeldeamt. und so etwas müsste es mindestens dann auch für die neuen tollen digitalen ebenen geben - eben eine auskunftssperre für gefährdete personen, bzw. eben auch für alle, die das nicht wollen. die anderen können sich ja weiterhin komplett entblößen und jedem ständig sagen, wann und wo sie sind.

und übrigens. mich hat ja mal jemand gefragt, warum ich mit meinem klarnamen bei facebook bin. weil ich eben nicht im telefonbuch stehe - so haben aber trotzdem leute die möglichkeit, die mich von früher kennen, mir ne nachricht zukommen zu lassen. und ich habe die placesfunktion deaktiviert bei facebook, die haben nicht meine adresse und auch sonst keine weiteren daten von mir, außer den fast 160 philosophen, musikern oder sonstigen dingen, die ich like. da ist übrigens auch hannah arendt dabei.

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Herje, was den verlinkten Taz-Aufsatz und dem darin beschriebenen angeblichen Widerspruch betrifft, fällt mir nur ein, daß es ein Kennzeichen des Erwachsenwerdens ist, die Widersprüche des Lebens (und auch die eigenen) aushalten zu lernen. Ich fordere Datentoleranz, jeder soll seine Pixel nackig machen wie er meint. Wie die Textilfrage an der Ostsee.

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Müsste es nicht statt ...ist also ein Symptom tiefer liegenden gesellschaftlichen Fehlern... "tiefer liegender gesellschaftlicher Fehler" heißen?

Ich frag nur. Weiter hab' ich nicht gelesen.

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Wer nach solchen Schnitzern sucht,
würde auch in der Dunkelkammer fündig (ich korrigiere nicht mal alle Fehler, die ich später noch sehe, weil das den betreffenden Beitrag in der "nachgedunkelt"-Liste wieder nach oben spült und die Dunkelkammer auch auf der blogger.de-Startseite wieder oben listet).

Aber selbst wenn ich hier keine Fehler machte, wäre mir das ein bisschen zu kleinlich, darauf mit dem Finger zu zeigen - zumindest so lange ich mich ausreichend für inhaltliche Auseinandersetzungen munitioniert fühle. ;-)

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Ach, Sie haben natürlich recht. Manchmal ist mir so danach, schlimm.

Vom Inhalt habe ich überhaupt keine Ahnung. Ich schaffe es auch nicht, davon Ahnung zu bekommen, weil ich Artikel dieser Art nicht durchhalte. Begrenzte geistige Kapazitäten wahrscheinlich.

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Bevor mir vielleicht noch Vorwürfe zu meinem Blog und dessen Namen gemacht werden können. Ich bin da inzwischen, also ca. seit einem Jahr entspannter mit der Sache. Was noch lange nicht heißt, das alles supi ist und das jeder Hanswurst meine Adresse bekommen könnte. Aber ich kümmere mich jetzt mal um ein paar andere Sachen ... ;)

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Ach, hallo Frau Sunny. :)

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Tach, Frau Blüte! ;)

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@bluetenstaub:
Das verlinkte Plädoyer ist zugegebenermaßen ziemlich sperrig formuliert, bei dem Satz mit der Komplexitätsreduzierung musste ich tatsächlich passen. Ansonsten hilft es dem Verständnis schon ein bisschen auf die Sprünge, wenn man frühere Einlassungen von Beteiligten (etwa zur Google-Streetview-Frage) noch parat hat. Aber ich konnte den ganzen Meta-Kontext vorhin nicht nochmal erschöpfend verlinken.

@sunny: Vorwürfe? Ach, was. Ich habe das Signal mit dem Blognamen tatsächlich so dechiffriert, dass sich da inzwischen ein bisschen was entspannt hat. Und das finde ich einfach nur erfreulich.

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meine guete. meine eltern koennen so eben googlen. und denken, ihr computer haette keine grafikkarte, die haetten sie ja nicht gekauft. und jetzt muessen die geo-daten-mashups erstellen und lesen lernen? ich glaube nicht.

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Unter uns gesagt
(und ich schäme mich dessen nur mäßig) weiß ich gar nicht so genau, was diese Geodaten-Mashups sind und warum die für die Erfüllung meiner digitalen Bürgerpflichten so unerlässlich sein sollen.

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Wenn Du in Deinem Urlaub mit der EC-Karte zahlst, geben die Zahlungsdaten Auskunft darüber wann Du wo warst, und was Du dort konsumiert hast.

Da nicht jeder an die Daten rankommt hat man Payback erfunden. Wer also seinen Aufenthaltsort oder sein Konsumverhalten nicht preisgeben will, sollte mit Bargeld zahlen. Allerdings sind Verschwörungstheoretiker der Meinung, dass mit Hilfe der Seriennummer auf den Scheinen …

Nur ein Beispiel von vielen.

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Prima, dann kann ich ja wieder aufhören mich für meine katastrophalen Bildungslücken zu schämen. Und erkläre meinen Eltern noch mal, mit welchem Knopf der Computer an geht. Ich wünschte, sie könnten gugeln, dann wäre mein Leben leichter.

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@der_papa:
Richtig ist, dass man sich mit der Zahlung per EC-Karte völlig nackig macht. Ich würde mich als überwiegender Barzahler aber nicht in der trügerischen Sicherheit wiegen, aus Frequenz und Örtlichkeiten des Cash-Abhebens würden keine Rückschlüsse gezogen.

@damenwahl: Den Einschaltknopf vom Rechner hat meine Mutter (83) zwar gefunden und erfolgreich betätigt. Aber alles, was danach kam, wurde ihr dann sehr schnell zu bunt und unübersichtlich. An das Mausgerutsche und Doppelgeklicke konnte sie sich nicht gewöhnen. Ich denke fast, wenn die Benutzeroberfläche noch so minimalistisch ausgesehen hätte wie bei einer Speicherschreibmaschine der frühen 80er oder einem PC mit MS-DOS oder CP-M wäre die Chance größer gewesen, dass sie noch die Kurve kriegt.

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„Das "Verstehenkönnen" von Informationsarchitektur und das grundlegende Handwerk der Datenverknüpfung durch Programmierung, das einfache Erstellen und Lesen von Geo-Daten-MashUps sind notwendige Fähigkeiten für den digitalen Bürger.“

Immer wenn mir jemand sagt, ich müsste was „verstehen“ dann frage ich mich, warum? Mich interessiert die chemische Zusammensetzung der blauen Paste in meinem Kuli nicht. Auch bin ich nicht an den Zündzeitpunkten meines Autos interessiert. Ich möchte schreiben bzw. Auto fahren. Wenn ein Kuli dauernd Flecken in mein Hemd macht, nehme ich eben einen anderen. Wenn mein Auto nicht anspringt wenn ich es starte, dann kommt es in die Werkstatt. Mir reicht wenn andere es verstehen. Ich muss das nicht.

Eine gewisse Eigenverantwortung ist notwendig. Die sollte jeder mitbringen. Aber ich muss nicht alles verstehen. Da müssen wir hinkommen im Internet. Beim Auto wird die Fähigkeit zur Eigenverantwortung mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung gemessen. Beim Kugelschreiber nicht. Da komme ja auch nur ich zu Schaden (bzw. mein Hemd)

Wenn es notwendig ist die Fähigkeit zur Eigenverantwortung im Internet irgendwie zu prüfen, dann macht das doch. Bot-Netz-Betreiber werden das nicht lustig finden …

Mal ins Unreine getippt: Macht jedem einen individuellen Benutzerzugang zum Internet. Je mehr jemand über die grundlegenden Gefahren im Internet Bescheid weiß, desto mehr Features kann er nutzen. Leute ohne Befähigungsnachweis können dann nur Websites aufrufen, die unbedenkliche Inhalte anbieten. Solchen Leuten werden E-Mail-Attachments zwangsweise auf Viren durchsucht. Macht jemand durch eine Prüfung klar, dass er in der Lage ist einem üblichen Link „Sie haben gewonnen! Kein Scherz!! Klicken Sie hier!“ zu widerstehen, dann wird sein Account immer weiter geöffnet.

Der Herr Best hat sicher kein Problem die notwendigen Befähigungsnachweise prompt zu liefern. Hat vermutlich mit seinem Auto-Führerschein auch geklappt …

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die autoanalogie hatte ich auch im kopf, uebrigens. muss man sich mal vorstellen. ich habe nicht die geringste ahnung, wie ein auto funktioniert, kein einziges teil davon, und ich fahre wagemutig ein kleinkind damit durch die gegend. das ist ja wohl viel, viel schlimmer als was-wollte-der-autor-nochmal-sagen...

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Das Beispiel Auto
hatte ich zunächst auch im Sinn - bis mir einfiel, dass ich zumindest in groben Zügen doch eine Vorstellung davon habe, wie Motor, Getriebe und andere Bauteile zusammenwirken, um mich von A nach B zu bringen. Aber das ist zugegebenermaßen überwiegend nutzloses Wissen, ohne das ich das Darkmobil genauso gut von A nach B pilotieren könnte.

Was mich an dem Beispiel der Geodaten-Mashups und des restlichen Daten-Dönekes so erschüttert hat, ist, dass der Autor nicht mal den geringsten Versuch unternommen hat, darzulegen, wofür es gut sein könnte, das alles zu wissen und können. Ich bin weiß Gott kein Alpha-Geek, aber ich hab das Gefühl, ich komme eigentlich ganz gut zurecht in Digitalien.

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alles totaler quatsch. stellen sie sich doch bitte mal vor, er will, dass wir zum selbstzweck alles verstehen, was wir benutzen. life-long learning kriegt da eine ganz neue lesart.
ich sehe keinen sinn darin, und ich bin ein beta-nerd. ich weiss, warum auf dem bildschirm bunte punkte sind, aber das unterscheidet mein bildschirm-guckverhalten kein bisschen von dem der eltern, die ja denken, keine grafikkarte zu haben.

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Ging es dem Herrn Best tatsächlich
um "alles verstehen, was wir benutzen"? Ich bin nicht sicher, eigentlich hatte ich zunächst gemutmaßt, er habe das Beispiel mit den Geodaten-Mashups mit Bedacht gewählt. Und warum gerade das so eine eminent wichtige Kulturtechnik für den Cyber-Citoyen sein soll, hätte mich schon interessiert.

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Die Energie des Verstehens
Es gibt Menschen, die glauben dass man eine Sache nur dann richtig machen kann, wenn man sie wirklich versteht. Das sind üblicherweise die gleichen Menschen, die man „Nerd“ nennt. Es gibt z. B. eine Website von einem gewissen Sven Rautenberg, die HTML erklärt. Mir ist von Menschen die ähnlich denken wie Sven klar gemacht worden, dass Dreamweaver Dreck ist, und „richtige“ Websites NUR in einem Texteditor programmiert werden können.

Ich habe trotzdem Dreamweaver verwendet und konnte tatsächlich alles damit machen, was ich wollte.

Mir scheint, Herr Best ist ein Mensch dieser Kategorie. Sie sammeln Wissen um des Wissens willen und verachten heimlich alle Dummen. Die Frage *warum* man das Thema Geodaten-Mashup überhaupt lernen können übersteigt seinen Horizont. Die Antwort ist doch Sonnenklar. Weil man sonst nicht *versteht* was da passiert. Und das das jemand möglicherweise nicht will kommt in ihrem Teil des Universums nicht vor …

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Danke fürs Müllrunterbringen
Einer muss es ja tun. Ihre Analogien zum Verbraucher- oder Mutterschutz stellen die Argumentation vom Kopf auf die Füße. Grausam auch die (nicht nur in dem verlinkten Text) immer wieder durchscheinende Idee, Datenschutz sei ja bloß unter den (eigentlich zu vernachlässigenden) derzeitigen Bedingungen ein Thema, aber dann erst recht auch wieder keines, da er diese ja lediglich "kaschiere", während dereinst in Utopia dann alle alles wissen sollen und dürfen. Gott, was für ein Quark.

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Also grundsätzlich
stehe ich Versuchen, Dinge neu zu denken, wohlwollend gegenüber. Und klar, man muss hoch zielen, um weit zu werfen. Aber es ist leider offenkundig, dass sich ein paar Leute ganz schön verheben bei ihren Versuchen, eine netzbasierte Umwertung aller Werte herbeizuschreiben.

Vielleicht wäre ich diesmal unter anderen Umständen gar nicht erneut darauf angesprungen. Aber das Beispiel mit dem Verbraucherschutz als Helfershelfer staatlich erwünschter Unmündigkeit war mir in der Tat vor einigen Monaten in einem "liberalen" Blog aufgestoßen, und jetzt findet sich das dahinterstehende Denkmuster gleich nochmal im Zusammenhang mit Datenschutz. Und das wollte ich dann doch nicht so stehen lassen. Der Beitrag bei Welt online ist übrigens nicht kommmentierbar - "aus technischen Gründen", wie es so schön hieß. Jaja, schon klar...

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Ich werde mich demnäxxt weigern, ähnlichen pseudointellektuellen Dünnpfiff zu lesen. Nicht Sie, Herr mark, Sie sind damit nicht gemeint.
Mein damaliger Kommilitone benannte es mal so: "Diesen Soziologenscheiß kannst du nur beim Kacken lesen" und das meinte er wörtlich. Folglich stapelten sich alle Soziologenbücher bei ihm im WC.
Wen man nicht überzeugen kann, den verwirrt man. Alte Strategie. Man sollte das Pamphlet mal öffentlich zum Besten geben. Wie das dan aussehen könnte sieht man hier:

http://www.youtube.com/watch?v=02VsiFHvbyE

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Haha, Bündnerfleisch!
Das ist wirklich groß-ar-tig! Aber Sie sprechen da einen wichtigen Punkt an. Auch wenn ein gedruckter Text etwas mehr Komplexität vertragen kann als ein Redemanuskript - die Probe, ob so ein Pamphlet auch vorlesbar ist, sollte man schon machen, wenn es einem wichtig ist, verstanden zu werden. Ansonsten bleibt tatsächlich nur die Erklärung, es wäre beabsichtigt, dass der Leser vor lauter Wortgeklingel mit den Ohren wackelt.

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Ich kann nicht glauben was ich da sehe! Ich dachte immer, die zahlreichen Stunden im Dialog mit dem Schweizer Zoll wegen unklarer Zolltarife wären verplemperte Zeit.
So ergibt das aber einen Sinn, den ich nachvollziehen kann. Mangel an satirischer Kreativität in Zollangelegenheiten kann man den Schweizern sicher nicht nachsagen.

Diesen Troubadix Digitaliens lass ich mal links liegen.

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Hui, Kommentar im digitalen Datennirwana verloren gegangen. Mit einem Tag Besinnung dazwischen muss ich sagen, für diese komischen im-internet-ganz-vorne-dran-Leute kann ich mich nicht aufraffen, die drei, vier Zeilen erneut zu schreiben.

Was ich mich allerdings frage: Wer käme darauf wissen zu müssen, wie man Telefonsysteme baut? Schraube ich mein Telefon auf, programmiere ich es neu, um zu telefonieren? Ich drücke auf eine Taste und spreche mit einem Freund in Miami. Fertig, aus. Wie das in allen Einzelheiten technisch bewerkstelligt wird, ist doch völlig egal. Und so ist es in allen Lebensbereichen, man braucht doch allenfalls drei Fragen, um jeden, dessen Beruf es nicht ist, worauf sich die Fragen beziehen, in Ratlosigkeit zu stürzen.

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„Der Bürger determiniert sich immer noch durch sein eigenes Denken und Handeln und nicht aufgrund der Bewertung durch Banken, Versicherung und den Brötchengebern.“
Das ist nur die umständliche Formulierung von Thatchers „Es gibt keine Gesellschaft, es gibt nur Individuen.“

Entsprechend finden wir das „einschränkende Verständnis von Bürgerlichkeit“ auch anderswo. Gesetzl. Renten-, Kranken-, Sozialversicherung sind ebenfalls Bevormundung und Unfreiheit. Das ist der Besen, mit dem der Herr kehrt.

Der ganze Sermon ist ein Plädoyer für die Auslieferung des Einzelnen an interessentengetriebene Großsysteme. Dabei sei, so meint der Hampelsack, deren Suprematie nicht nur legitim. Vielmehr handelt der Einzelne, welcher die freudig-bejahende Devotheit vermissen läßt, seinerseits illegitim.

Er schreibt, daß irgendwelche Wertungen „keine Verletzungen von Menschenrechten darstellen, sondern Versuche die soziokulturelle Grundlage (…) mit den alltäglichen Abstimmungsnotwendigkeiten unseres gemeinschaftlichen Handelns abzustimmen.“

Wenn Abstimmungen abgestimmt werden, dann scheint mir der kleine Laller nicht in der Position, Empfehlungen über gesellschaftliche Großprojekte zu geben.

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"Hampelsack"...
...gefällt mir...

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@noergler:
Genau das ist der Subtext, der mir so übel aufstieß: Wie, das blöde Volk erfrecht sich auch noch, undankbar zu sein für das gadgetöse Glasperlen-Gebamsel, das es von den Großkonzernen als Gegenleistung für seinen Komplett-Striptease erhält?

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Optimal seziert den hanebüchenen Blödsinn dieses Flachhirns.
Kannst du dich in diesem Sinne auch mal mit der Argumentation "Deutschland ist technikfeindlich, weil die Politiker keine sozialvernetzten Nerds sind" bei Thomas Knüwer befassen? Fänd ich dufte.

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Zu der Knüwerschen Jammerorgie
hatte ich gestern sogar schon einen entsprechenden Kommentar angefangen, dann kam mir aber vorher was familiäres dazwischen.

Ich bin da ein wenig im Zwiespalt, denn zum Teil kann man über die Netz-Kompetenz deutscher Polit-Apparatschiks wirklich nur den Kopf schütteln. Aber der Alarmismus, wir würden demnächst deswegen zum Entwicklungsland, ist natürlich völlig überzogen.

Und "technikfeindlich" ist ja auch hanebüchener Blödsinn. Auf die ABS-ESP-TDI-FSI-Buchstabensuppe von ihrem Auto bilden sich die Leute doch wer weiß was ein, und die Ausstattung der Haushalte mit Plasma- oder LCD-Flachbild-Fernsehern spricht auch nicht grad dafür, dass sich die Konsumenten allzu viele Gedanken über Elektrosmog im Wohnzimmer machen.

Mal sehen, ob ich nochmal in Schwung komme mit dem Thema...

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Thomas Knüwer die Ehre zu geben, sich mit seinen Thesen auseinanderzusetzen, halte ich mindestens für vertretbar, auch wenn eine solche Auseinandersetzung ebenfalls nichts überraschendes zeitigen wird.
Wenn aber von mir geschätzte Blogger dem Erfinder der Federkopfzahnbürste lange Beiträge widmen, fehlen mir einfach die Worte. Demnächst kommt wohl noch einer auf Idee, die B*ld-Zeitung der Verbreitung von Dreck zu überführen. Ach, das gibts schon? Na, dann...

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Naja,
dass hierzulande einiges nicht so richtig rund läuft oder vorangeht, kann man durchaus kritisieren.

Aber "digitale Technologie" ist ein weites Feld, und oft genug klemmt es nicht an Technikfeindlichkeit, sondern an konkreten Entscheidungsprozessen mit industriepolitischen Implikationen. Das könnte man, wenn man denn wollte, am Beispiel Behördenfunk oder meinetwegen auch an der schwierigen Umstellung von UKW-Radio auf digitale Sendenormen sehr schön aufzeigen. Die Ambition für den (zu) großen Wurf ist ja vielfach da, und dann scheitert es oft daran, dass die neuen Systeme viel zu viel können müssen und als eierlegende Wollmilchsau konzipiert werden (so auch das IT-Projekt der Bundeswehr).

Aber es ist natürlich einfacher, das alles pauschal in eine Soße der Technikfeindlichkeit reinzurühren und dann und dann rumzubarmen, "Oh Gott, wir werden zum Entwicklungsland", weil Bildungsbürgerkinder nicht schon das Netbook in der Schultüte haben oder das Bundeskabinett seine Sitzungen nicht twittert.

Im Übrigen ist es eine uramerikanische Marotte, auf Nerds herumzuhacken. Wie der Begriff schon beweist, ist das keine spezifisch deutsche Folklore.

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Antwort von Jens Best
Leider dein Posting jetzt erst entdeckt. Da du ja sowieso voreingenommen bist, wird es wahrscheinlich schwer dich von etwas anderem zu überzeugen, aber sei's drum, ich versuche es trotzdem.

I.

Ich spreche in meinem Text nicht von "verstehenMÜSSEN", sondern von "verstehenKÖNNEN" - Es geht also um die optionale Befähigung, an der Gesellschaft in ihrem aktuellen Entwicklungsstand teilzunehmen. Dem unterliegen zwei Annahmen von mir zum Menschen in der Gesellschaft

1. Wenn jemand nicht grundlegend befähigt ist/wird die Zeichenlogik einer Gesellschaft zu verstehen, kann er nicht, egal in welchem persönlich gewählten Kontext für sich sinnvoll an der Gemeinschaft teilnehmen. Das grundlegende Curriculum, das ein Mensch in der westlichen Welt erfüllen sollte, hat sich über die Jahrhunderte vergrößert. Während früher Lesen und Schreiben können für den durchschnittlichen Alltag vernachlässigt werden konnte, kann man ohne diese Fähigkeit wenig an der heutigen Gesellschaft teilnehmen. Ich sage nicht, dass man dann nicht an der Gesellschaft teilnehmen darf, aber die Möglichkeiten sind vehement eingeschränkt.
In einer digitalen Gesellschaft werden weitere Fähigkeiten grundlegend, bzw. werden die bestehenden Grundfähigkeiten noch wichtiger. Um den unsäglichen Vergleich mit dem Autofahren zu nehmen: Ich muss keinen Motor reparieren können, aber wenn ich irgendwo hinkommen will mit der Karre, muss ich mehr Wissen haben als den ersten Gang einlegen zu können (oder einen guten Beifahrer haben)
http://www.youtube.com/watch?v=imV3pPIUy1k <- den hier noch als zusätzl. Gedankeninspiration


2. Ich gehe von einer grundlegenden Neugierde des Menschen aus. Es ist keine "Vorschrift", aber für mich ist die Drang des Menschen "zu verstehen" eine der Eigenschaften, die den Menschen als Wesen definiert. Ich will keinem Neo-Luddisten vorschreiben, was er zu tun oder lassen habe, wir brauchen auch die Verweigerer, um ständig daran erinnert zu werden, das wir in unserem Drang zu wissen, auch scheitern können. In meinen Plädoyers in Der Welt und Der Zeit ging es mir darum ein Verständnis vom ditgitalen Bürgertum voranzubringen. Wenn ich den anmaßenden Ton in deinen Postings und die noch arroganteren und unreflektierten Kommentare lese, ist mir natürlich klar, das diese Ansprüche nicht für alle gelten können. Das ist schade, aber was will man machen. Es gibt solche und solche.


Die Reduktion sozialer Komplexität, die sinnvollerweise dazu führt, dass wir uns auf andere in ihrem Urteil über einen Bereich verlassen, in dem wir nicht aktuell informiert sind, ist eine der wichtigsten Funktionen, um eine größere Gesellschaft am Funktionieren zu halten. Wissen ist von seiner absolut vermittelnden Form (in der Vormoderne), über seine diskursive Form in der Moderne in seiner relativistischen Ausprägung in der Postmoderne angekommen. Damit umzugehen, ist für viele aktuell schwierig, weil "der Halt verloren wurde" bzw. "alles beliebig wurde".

Auf den ganzen Salat kommt jetzt obendrauf auch noch das Web mit seinen mannigfaltigen neuen (Daten)Vernetzungen und damit sind dann die meisten erstmal überfordert. Anstatt soziale Komplexität zu reduzieren, wird diese durch das Web ernsthaft erhöht. Das Vertrauen versagt an allen Ecken. Was tun? Kurzfristig muß zum Schutz vor der Asymmetrie des Wissens und der damit leider einhergehenden Übervorteilung der weniger gut Informierten, ein Menschenschutz in Form der Kontrolle der Datenverbreitung eingeführt werden. Vulgo, der Strom der Entwicklung der Datenverknüpfung wird verlangsamt, damit er sich an die gesamtgesellschaftliche Entwicklung anpasst.

Das kann aber nicht der Weisheit letzter Schluß sein, hier fängt die Aufgabe erst an. Die Gesellschaft ist nun gefordert, in ihrer gewählten Geschwindigkeit den Bürger Befähigungsangebote zu machen um somit den Anspruch des Einzelnen an sich und damit die Entfaltungsmöglichkeiten als Gruppe zu vergrößern. Das meine ich primär in sozialer Hinsicht, aber dann auch wirtschaftlich. Kurz gesagt: wenn der DAU zum Maßstab aller Entscheidungen und Entwicklungen genommen wird, können wir uns alle gleich lobotomisieren und das Web abschalten.

II.

Folgende Bemerkungen von dir sind nichts weiter als Unsinn und entbehren jeglicher Herleitung. Vielleicht, nur so als Tipp, solltest du die Anzahl deiner Vergleiche reduzieren und die wenigen dafür dann auch kontextuell sinnvoll verständlich machen:

" Nicht, dass aktuell irgendwo in der Politik eine Verschärfung von Datenschutz-Regelungen ernsthaft diskutiert würde" - BDSG §28 4a im Änderungsantrag des Bundesrates stellte in seiner Form einen Eingriff in Artikel 2 GG dar - das erlaube ich mir mal als "Verschärfung des Datenschutzes" zu verstehen.

"dass übertriebener Datenschutz den Spaßfaktor der digitalen Spielwiese dramatisch einschränken könnte" - Spaßfaktor - immer gut, klingt so als wäre ich nichts weiter als ein hedonistischer kapitalisten-geiler Irgendwas. entbehrt nur leider jeder textlichen Grundlage.

"degradiert der Mutterschutz die Frauen dann auch zu blöden Gebärmaschinen, die es selber nicht gebacken kriegen, ihr Leben neu zu organisieren." Yo, ein sehr spezielles und sinnvolles Gesetz nehmen und mit einer Diskussion über das Verständnis von Datenschutz verbinden. Kommt natürlich total toll hier so weiss auf schwarz sich schützend vor die Mütter zu werfen, aber ist falsch, da ich im Artikel sage, dass Datenschutz durchaus eine wichtige Rolle in der aktuellen Entwicklung spielt, aber eben nicht überdehnt werden sollte. es geht also um die Einordnung des Datenschutzes in seine zeithistorische Aufgabe.

"resultiere daraus automatisch eine freiere und tollere Gesellschaftsform, in der die Löwen bei den Lämmern weiden und das Kleinkind in der Natterngrube spielt. " Ich rufe nirgendswo das Paradies aus, ein weiteres Zeichen, dass du nicht fähig bist an der Sache zu diskutieren und dich deswegen lieber in schönen Absolut- Metaphern ergiesst. Aber auch diese entbehrt einer textanalytischen Grundlage. Ich sage lediglich, dass der Datenmissbrauch oftmals Symptom eines viel grundlegenderen Problems des Machtmissbrauches im Kapitalismus ist. Ihn NUR durch ein Verbot einzuschränken, anstatt an den Ursachen des Übels konstruktiv zu arbeiten, ist für mich kein ausreichendes Prozedere. "Wir haben doch ein Pflaster draufgeklebt" reicht nicht.

"Auch halte ich es mitnichten für sinn- oder aussichtslos, einer breiteren Bevölkerung bestimmte Grundlagen und Fertigkeiten in Sachen Datenorganisation näherzubringen. Aber das kann doch kein konstituierendes Merkmal einer digitalen Öffentlichkeit sein. Wo bleibt denn da das Positive, das die Skeptiker und Verweigerer aus ihrer analogen Abwehrhaltung holen könnte?" - Dann sind wir größtenteils soweit voneinander garnicht entfernt. Nur weil ich eine Weiterentwicklung des Bürgers einfordere, muss man diese Fähigkeit ja nicht als absolut und unangreifbar sehen. Regeln, gerade wenn man sie gelernt hat, sind oftmals dafür da, gebrochen zu werden. DAS es aber die Notwendigkeit gibt, digitale Grundfähigkeiten über die Grenzen von Nerdistan hinaus zu vermitteln, halte ich für ein Gebot der Stunde. Über die notwendige Erweiterung des "Regelwerks" des Verstehens laut nachzudenken, ist dringend geboten.

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@jens best:
Danke für das ausführliche Feedback. Den Punkt mit der "Reduktion sozialer Komplexität" habe ich jetzt besser verstanden. Trotzdem geht es beim Datenschutz nicht nur um den Schutz vor der Asymmetrie des Wissens und der damit leider einhergehenden Übervorteilung der weniger gut Informierten. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und die auf dieser Prämisse aufsetzenden Persönlichkeitsschutzrechte helfen doch nicht nur den Minderbemittelten und geistig Armen, die mit der modernen Welt nicht klarkommen. Ich kann informiert sein wie ich will, aber an der grundlegenden Asymmetrie, dass Google, der Staat, die Schufa, mein Kreditkartenanbieter mit meinen persönlichen Daten weitaus mehr anfangen und Profit schlagen können als ich mit den Informationen, die ich von dort im Gegenzug erhalten könnte, änderte auch eine wesentlich höhere Taktrate im Austausch und in der Verknüpfung von Informationen nichts. Au contraire, man muss kein Paranoiker sein, um sich Sorgen zu machen, dass die Wissenskluft zwischen den Datenaggregatoren und dem Rest der Gesellschaft in Zukunft eher noch größer wird, und ich denke nicht, dass ein erhöhtes Level an Allgeinbildung in digitalen Fragen (so wünschenswert es auch sein mag) an diesem grundlegenden Missverhältnis so viel ändert.

Klar kann man sich streiten, ob "Pflaster drauf" die denkbar beste Methode ist, mit diesem grundlegenden Problem umzugehen, aber solange ich den Eindruck habe, dass partikulare Profit- und Herrschaftsinteressen in Wirtschaft und Staat eine großflächige Verbesserung der Lage auf gesamtgesellschaftlicher Ebene blockieren, ist mir ein Pflaster drauf immer noch lieber als eine unversorgte und offene Wunde, um mal im Bild zu bleiben.

Den krassen Vergleich mit dem Mutterschutz habe ich aufgemacht, weil mir das Denkmuster "der Bürger kriegts auch so geregelt" und "Schutzverordnungen degradieren uns alle zu Schwächlingen" auch immer wieder in anderen Zusammenhängen begegnet ist - von Leuten, die sich "liberal" nennen und der Auffassung sind, gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung seien quasi-stalinistische Auswüchse von Sozialismus und dergleichen mehr. Wenn Du diesem Lager nicht zuzurechnen bist - umso besser. Aber das war es nun mal, wie es in meinen Ohren ankam.

Und zu guter Letzt - "Bürgerpflicht" klingt in meinen Ohren auch weiterhin mehr "müssen" als nach "können". Und einer Erklärung, warum grad Geodaten-Mashups so wichtig sein sollen zur Erfüllung meiner digitalen Bürgerpflichten, sehe ich weiterhin gespannt entgegen.

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Das Beispiel mit dem Auto ist nicht unsäglich, sondern anschaulich. Der Benutzer des Kfz muss kein Mechatroniker sein, er muss keinen Meistertitel in Maschinenbau haben, er muss auch nicht über Kenntnisse im CSC-Fräsen verfügen, um sich Ersatzteile anfertigen zu können und erst recht setzt das unfallfreie Steuern eines PKW kein Ingenieursstudium voraus. Was genau eine Nockenwelle ist, ein Achsschenkellenker und ein Diffential, wie dieses aufgebaut ist und funktioniert, all das kann dem Autofahrer herzlich egal sein. Wenn ihn solche Dinge interessieren, er sie gar zum Hobby macht, bitte sehr. Unverzichtbar für die Benutzung automobiler Technik ist es nicht.

In gleicher Weise zieht sich dies durch alle Lebensbereiche. Um fernzusehen muss niemand wissen, auf welche Weise die Bild- und Toninformationen kodiert und übertragen werden und wie daraus auf dem Bildschirm eine Sendung wird. Der Erfolg von iPod und IPhone belegt dies hinreichend. Der Benutzer benutzt ein Stück Technik, dessen Funktion sich ihm tunlichst von selbst erschließt, ohne dass er dieses Stück Technik selbst konstruieren oder auch nur verstehen können müsste, was das kleine Gerät in seinen Händen genau macht, damit Musik auf ihm an und aus ihm herauskommt.

Angesichts solchen Geredes,

"können wir uns alle gleich lobotomisieren und das Web abschalten"

kann man aber in der Tat abschalten, jede weitere Diskussion nämlich.

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@anderl @mark793
@anderl

Es geht mir bei Medienverständnis primär um das Verständnis der sozialen Interaktion durch das Medium und in Teilen dann auch den konkret damit verbundenen medientechnischen Aspekten.

Wie man Autos, iPhones oder ähnliches zusammenbaut, ist selbstverständlich von weniger Relevanz für den durchschnittlichen User, aber WIE man soziale Medien benutzt ist für mich eine der Kernkompetenzen, die eine moderne Medienbefähigung vermitteln müsste.

@mark793

es gibt einen wichtigen Kern von privaten Daten, den ich nur in wirklich vertrauensvollen Umgebungen digital teilen möchte. Dieser ist vor staatlichem und wirtschaftlichem Eingriff zu schützen. Keine Frage. Für mich wird aber gerade von den professionellen Datenschützern der Begriff so stark überdehnt, dass er an Stärke verliert.

Darüber hinaus greifen diese Datenschutz-Fanatiker damit in Bereiche hinein, in denen es imho besser um die Förderung vertrauenvollem Datenteilens als um das Anstacheln von Datenangst gehen sollte. Wenn Weichert z.B. im Zusammenhang mit Geodaten von der "Enteignung der informationellen Selbstbestimmung" spricht, dreht sich mir der Magen um ob der Wortwahl.

Auch für Datenschutzbeauftrgate gilt: Institutionen sorgen dafür, dass das Problem, wegen dem sie geschaffen wurden, fortbesteht.

Von wegen "Pflaster drauf": Den "Eindruck, dass partikulare Profit- und Herrschaftsinteressen in Wirtschaft und Staat eine großflächige Verbesserung der Lage auf gesamtgesellschaftlicher Ebene blockieren" wirst du immer haben. du warst doch derjenige, der alles andere in das Reich der verträumten Utopien geworfen hat. Zurecht.
Ergo gibt es zwei Möglichkeiten: Man begibt sich in endlose Stellungskämpfe und wird miesepetrig oder man versucht auch aus einer misslichen Startsituation aus der Spirale positiv auszubrechen.

Das irgendwelche neoliberalen Flachpfeifen mit ihren verlogenen Zungen so klingen wie ich, wenn ich von einem aufgeklärten verantwortlichen Bürger rede, kann ich nicht verhindern. Aber nur weil dieses Lügenpack uns die letzten 30 Jahre ins Unglück geritten hat, werde ich die eigentlichen (links)liberalen Gedanken an einen modernen Bürger im digitalen Zeitalter nicht verwerfen. Das wäre ja noch schöner. Die Neoliberalen werden mich noch früh genug kennenlernen, da mach ich mir garkeine Sorgen. Wenn ich mir dauernd über falsche Freunde und richtige Feinde den Kopf zerbrechen würde, käme ich ja zu nichts mehr anderem.

Und ja, ich sehe "Bürgerpflichten" als Bestandteil des Gesamtpaketes, mit denen uns die "Bürgerrechte" geliefert werden. Und um dir ein konkretes Bsp. bei den Geodaten-Mashups zu geben: Allein schon die Fähigkeit, zusammen mit dem Enkel in ein Geo-Mashup individuelle historische Daten/Geschichten des Dorfes eintragen zu können, fände ich genauso wichtig, wie einen Brief schreiben zu können.

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OK, ihr habt mich alle abgehangen. Deswegen bringe ich mich natürlich nicht gleich um (das habe ich früher oft gemacht), aber eine Frage bleibt natürlich übrig: Muss ich mein Internetz jetzt abschalten?

(Ich hoffe, meine beiden Sätze hier haben zum Nachdenken angeregt …)

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@der_papa:
Danke für die zusätzliche Anregung, aber wir hatten durchaus schon angefangen mit dem Nachdenken, und jetzt sind wir halt ein bisschen weiter in der Diskussion im Vergleich zu gestern.

@jens best:

Ich bin weit davon entfernt, alles in kanonischen Rang zu erheben, was die Herren Weichert, Schaar & Co. so alles von sich geben. Die müssen ihre Existenzberechtigung natürlich auch immer wieder lautstark in Erinnerung rufen. Und deren Alarmismus teile ich genausowenig wie den von Thomas Knüwer, Schland drohe in den Status eines Dritte-Welt-Landes abzurutschen, weil wir alle zu wenig digitalbegeistert sind. Wie ich neulich schon schrieb, sehe ich die Google-Streetview-Autos an sich nicht als die Reiter der Apokalypse. Aber ich verstehe das zunehmende Unbehagen der Leute angesichts immer weiter gehender und gründlicherer Durchleuchtung. Und von Vertretern der sogenannten digitalen Öffentlichkeit sehe und höre ich nicht viel, was die Sorgen der Menschen (die zugegebenermaßen nicht immer rational und fundiert sein mögen) auch nur ansatzweise ernst nimmt. Man fordert, Debatten über die digitale Öffentlichkeit möchten bitteschön nicht nur von den Minderbemitteltsten geführt werden, und die Leute sollen gefälligst ihre digitale Allgemeinbildung erweitern. Aber ist das denn mehr als "Pflaster drauf"? Belastet das ganze ELENA-Elend, die Vorratsdatenspeicherung und all das weniger, wenn ich mehr von MySQL verstehe und Geodaten-Mashups kann?

Nun lesen und posten hier z.T. auch Internetcommunitybenutzer, die in sozialen Medien aktiv sind, die zum Teil nicht nur gute Erfahrungen gemacht haben (Stichwort: Stalking) - und die vor diesem Hintergrund die Vision überaus gelockerter Datenschutzbestimmungen nicht so richtig prickelnd finden. Aber miesepetrig ist doch nochmal was anderes. Wer eine Debatte über digitale Öffentlichkeit führen will, muss es nach meinem Dafürhalten schon aushalten können, dass andere da vielleicht andere Vorstellungen haben.

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@793mark
Die entweder-oder Diskussion führt nirgendswo hin.

Ich habe im Welt-Artikel geschrieben, dass die originäre Aufgabe des Datenschutz der Schutz vor überzogenem staatlichen Dateninteresse ist. Deswegen ist es, erneut, total unsinnig, hier ELENA gegen Mashups zustellen. Lebt dein ganzer Blog davon, irgendwelche Pseudo-Feindbilder zu kreieren, die für eine sinnvolle Politikgestaltung null Beitrag liefern?

Einen Teil der Begründung warum man einige Bloggerkreise in ihrem unkonstruktiven Geseiere nicht ernst nimmt, liegt auch in dieser boulevardesken Methodik, die sich dann von der Effekhascherei des durchschnittlichen "Qualitätsjournalismus" nur noch durch ihre noch geringere Ethik unterscheidet.


Die sozialen Folgen eines offeneren Umgangs mit dem Web sind sicher nicht immer angenehm. Oftmals sind es auch gerade Vorfälle auf individueller Ebene wie Stalking oder die Schwierigkeit, Geheimnisse vor gewissen Personengruppen zu wahren, die zu dem Wunsch führen, das Web sollte besser reglementiert werden.

Ich versuche mir nur die Frage zu stellen, ob denn alle Dinge, die uns nicht passen, die uns in unserer konkreten sozialen Realität herausfordern oder ggf. sogar verängstigen, eben in datenschutz-relevante Regelungen umgesetzt werden müssen. Dieser Präventionismus verhindert auch die Entfaltung positiver Einsatzmöglichkeiten des Web.

Ich kann mit einem Hammer eben entweder einen Nagel einschlagen oder jemanden verletzen, trotzdem wird der Erwerb von Hämmern nicht reglementiert oder unter Aufsicht gestellt, die Gesellschaft vertraut dem richtigen Einsatz des Hammers durch die meisten Menschen und sanktioniert Straftaten, die mit diesem Werkzeug durchgeführt werden. Datenschutz generiert sich ab einem gewissen Punkt wie eine Pre-Crime-Division, nur das sie nicht den Einzelnen, sondern gleich die ganze Gemeinschaft in Präventivhaft nimmt (aka Möglichkeiten unterbindet).

Um diese Hammer-Metapher völlig zu überstrapazieren, kann die lautstarke Verteufelung der Hammernutzung auch dazuführen, dass der generelle Umgang mit Werkzeugen kritisch betrachtet wird und so viele vor ihrem ersten schönen Kontakt mit der Werkzeugnutzung abhält.

Darüberhinaus haben technische Entwicklungen immer zu einer Veränderung in der menschlichen Interaktion geführt. nicht jedes "Das darf aber nicht passieren." rechtfertigt also das sofortige und flächendeckende Einschränken von Optionen.
Die Prämisse des freien verantwortlichen Menschen führt mich einerseits dazu, Überregulierung zu verhindern und anderseits dazu, die Möglichkeit zur verantwortlichen Gestaltung, die Befähigung dazu, gesellschaftlich und staatlich zu unterstützen und anzuregen.

Deswegen kann ich sowohl eine stärkere, fordernde und flächendeckende Förderung der Digitalen Alphabetisierung unterstützen UND für den Datenschutz in seinen engen Aufgabengrenzen plädieren.

Ich erinnere daran, dass dieses ganze Datenschutz-Beauftragten-Pack auch für das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) zuständig ist. Ein Gesetz, das bald seit FÜNF Jahren in Deutschland gültig ist und zu keiner Befreiung der öffentlichen Daten geführt hat.

Schon mal versucht, irgendwas aufgrund des IFG in Deutschland erfahren zu wollen? Überhaupt die Tatsache, dass man Informationen anfordern muss anstatt sie einfach abrufen zu können, grenzt an eine Beleidigung im Informationszeitalter.

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Schon mal versucht, irgendwas aufgrund des IFG in Deutschland erfahren zu wollen?

Auch Sie begehen den notorischen Fehler, sogenannte öffentliche Daten (von Behörden, anderen offziellen Stellen, unter gewissen Umständen auch die von Konzernen und Organisationen) mit rein privaten gleichzusetzen und vermischen zu wollen. So als gebe es kein Machtgefälle und keinen Unterschied zwischen Daten, die unbedingt öffentlich sein sollten und solchen, die unbedingt zu schützen sind.

ad: "Die Prämisse des freien verantwortlichen Menschen " - Jaja. In einer besseren Welt dann.

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@jens best:
Ich habe im Welt-Artikel geschrieben, dass die originäre Aufgabe des Datenschutz der Schutz vor überzogenem staatlichen Dateninteresse ist.

Ob dem historisch tatsächlich so ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Spielt aber auch keine große Rolle, denn im hier und heute ist das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung sowohl von staatlich/behördlicher als auch von privatwirtschaftlicher Seite massiv bedroht. Dementsprechend gibt das BDSG sowohl für Bundesbehörden als auch für den privaten Sektor einen verbindlichen Rechtsrahmen vor. Das mag man bejammern oder als übermäßige Ausweitung des Aufgabengebietes begreifen, bei mir (und etlichen anderen hier) kam Dein Punkt mit der "originären Aufgabe" jedenfalls so rüber, als ob Du tendenziell der Auffassung wärst, auf dem privatwirtschaftlichen Sektor (inklusive des Internets) habe der Datenschutz besser wenig bis gar nichts zu melden.

Vielleicht bin ich ja auch zu borniert um zu sehen, was für tolle neue Möglichkeiten der hierzulande ach so beflissen betriebene Datenschutz bisher schon im Keim erstickt hat. Im Übrigen hat keiner der hier Diskutierenden aufgrund seiner individuellen (und wie gesagt nicht nur positiven) Erfahrungen eine stärkere Reglementierung des Datenschutzes im Web gefordert. Ich vermag auch trotz eines vor Monaten im Bundesrat eingereichten Nachbesserungs-Entwurfs aus Hamburg nicht zu sehen, dass demnächst die große Regulierungswelle rollt und das Internet dann viel weniger Möglichkeiten bietet. Oder sagen wir so: Bei den potenziellen Sargnägeln für das Internet, wie wir es kennen und lieben, sehe ich Datenschutz nicht unbedingt in der ersten Reihe.

Zu dem Komplex Datenschutz/IFG, tja, das ist tatsächlich ziemlich misslich, dass Datenschutz hier als Feigenblatt für weiterhin intransparentes behördliches Verhalten herhalten muss. Das hält mich aber auch nicht davon ab, das persönliche Recht auf informationelle Selbstbestimmung für ein hohes Rechtsgut zu halten, das zu bewahren lohnt. Und wenn der Preis im Netz dafür nicht höher ist als dass ich bei Street View halt ein paar Häuserfronten nicht am Rechner angucken kann, dann sage ich, hey, sch**ß drauf, wenns mir sooo wichtig ist, die Hausnummer soundsoviel zu sehen, dann kann ich ja hinfahren. ;-p

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Zítat:
"Ich kann mit einem Hammer eben entweder einen Nagel einschlagen oder jemanden verletzen, trotzdem wird der Erwerb von Hämmern nicht reglementiert oder unter Aufsicht gestellt, die Gesellschaft vertraut dem richtigen Einsatz des Hammers durch die meisten Menschen und sanktioniert Straftaten, die mit diesem Werkzeug durchgeführt werden."

Köstlich.
Jetzt haben wir uns immerhin auf das argumentative Niveau der Waffenbesitzer-Lobby hochgearbeitet.
Die Knarre an sich ist nicht böse, es ist der einzelne Mensch.

Sehen Sie, Mark793, genau das meinte ich neulich.
In Amerika hat vor ein paar Wochen ein durchgeknallter Pfaffe angekündigt, Kormorane oder so etwas zu verbrennen. Wenn Sie den namentlich nennen, schreibt der hier bestimmt auch ellenlange Kommentare, weil er nichts besseres zu tun hat. (und sein Deutsch wird ganz ähnlich klingen)

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mark, etwa 20 Jahren (damals gab es Proteste gegen die Volkszählung, vielleicht erinnert sich noch jemand) hat das Bundesverfassungsgericht ein Urteil zur informationellen Selbstbestimmung verkündet, das man in seinen Kernaussagen Satz für Satz auch heute noch -und heute mehr denn je- unterstreichen kann:

„Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß. Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen. […] Dies würde nicht nur die individuellen Entfaltungschancen des Einzelnen beeinträchtigen, sondern auch das Gemeinwohl, weil Selbstbestimmung eine elementare Funktionsbedingung eines auf Handlungsfähigkeit und Mitwirkungsfähigkeit seiner Bürger begründeten freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens ist. Hieraus folgt: Freie Entfaltung der Persönlichkeit setzt unter den modernen Bedingungen der Datenverarbeitung den Schutz des Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner persönlichen Daten voraus."

http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv065001.html

Ich sehe wirklich keinen einzigen plausiblen Grund, von dieser Position Abstriche zu machen - es sei denn, man erachtet den persönlichen Zeitvertreib als solchen hinreichenden Grund.

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@sylter123:
Das Argument mit dem Hammer mag simpel gestrickt sein, aber so komplett unpassend wie im Zusammenhang mit Argumentationsmustern der NRA finde ich es in unserem Kontext nicht. Ich sehe das Internet auf alle Fälle eher als Werkzeug denn als Waffe. Im Übrigen ist es würdig und recht, wenn Herr Best seine Thesen verteidigt, notfalls auch wortreich. Jemanden einen Strick daraus zu drehen, dass er offenkundig nichts besseres zu tun habe, ist hier nicht unbedingt Stil des Hauses. Ich kann zwar nicht behaupten, dass mich seine Einlassungen restlos überzeugt hätten, aber zumindest kann ich ein paar seiner Argumente jetzt besser einordnen.

@anderl: Ja, man kann sich diese Passage gar nicht oft genug ins Gedächtnis zu rufen. Ich bin im Übrigen auch nicht der Auffassung, dass das Internet oder irgendeine sonstige technische Entwicklung der letzten Jahre an der universalen Gültigkeit dieser Sätze auch nur ein Jota wegnähme.

Freilich bietet diese Selbstbestimmung dem Einzelnen auch die Möglichkeit, sich in jeder denkbaren Hinsicht datentechnisch sehr weit zu exponieren. Aber eine digitale Bürgerpflicht, diesen Vorturnen nachzueifern, vermag ich nach wie vor nicht zu erkennen.

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@mark: ja, dass ist mir durchaus aufgefallen. Ihr seid schon etwas weiter mit der Diskussion …

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Wo genau
bist Du verloren gegangen? Besteht die Chance, Dich wieder einzusammeln?

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Verloren auch ich bin ...
Geodaten-Mashups sind also wichtig, aha. Gut, dass mir "Nerd" das endlich mal jemand sagt. Den laut allem, was ich lese, muss ich ein Nerd sein. Ich verstehe SQL nicht nur, ich kann es sogar anwenden und weiss auch jeden Tag auf's Neue, warum ich das anwende. Des Weiteren kann ich nicht nur in C-/C++ oder Java entwickeln, nein ich kann das sogar mit PHP! Und nicht nur das, mit PHP habe ich sogar mal ein komplettes CMS selbst entwickelt, Wow! Ich muss einfach ein Nerd sein.

Und doch geht es mir wie der_papa, ihr habt mich komplett abgehängt, bzw. vielmehr kann ich an Geodaten-Mashups keinen Mehrwert erkennen. Das ist alles Bullshit-Bingo par excellence, selbst wenn das rhetorische Niveau beeindruckend klingt: Ich bin überhaupt nicht beeindruckt.

Es gibt auf dieser Welt jede Menge grosse Probleme zu lösen. Nutzt eure Intelligenz für Wichtiges und nicht für Nichtiges ;)

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Ähm,
bei allem, was mich inhaltlich nach wie vor von Jens Best trennt - so ungerecht, die Geodaten-Mashups zu seiner Hauptaussage hochzustilisieren, bin nicht mal ich. Wem der Rest mit dem Für und Wider des Datenschutzes zu hoch ist, der kann sich aber gerne weiterhin an dem Nebenaspekt aufhängen. Ich finde, wenn ich das an dieser Stelle nochmal betonen darf, die Befähigung zu Geodaten-Mashups auch nicht sonderlich zentral für irgendwelches binäres Bürgertum. Aber damit bin ich jetzt wirklich durch.

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Hallo Kodix, Geodaten-Mashup ist nur ein Beispiel und mit Sicherheit nicht mal ein Relevantes. Das Prinzip ist ja sehr simpel, außer man will es anwenden. Dann muss man mehr wissen. Als Programmierer kennst Du das Problem sicherlich.

Die Stelle an der ich von der Anhängerkupplung gerutscht bin ist aber höchstwahrscheinlich die Gleiche wie bei Dir. Dabei ist es kein besonderes Merkmal dieses Blogs hier. Im Gegentum. Aber: Nach meiner persönlichen Meinung ist es ab einer bestimmten Stufe von Bildung kaum noch möglich in einer Diskussion den Rest nicht abzuhängen.

Aus meiner beschränkten Sicht wird dabei das eigentliche Thema aus den Augen verloren. Aber da ich nicht mehr zu 100% folgen kann, lässt sich nicht mal das sicher sagen. Das ist natürlich ausschließlich mein Problem, aber es ist eins. Darauf hinzuweisen habe ich ein Dutzend Kommentare vorher versucht.

Aber selbst mir gelingt nicht alles …

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mal von hinten angefangen
@der_papa Was war nochmal das "eigentliche Thema"?

@kodix Ich wiederhole mich gerne. Nicht die technische Befähigung (Programmierfähigkeit), sondern die Befähigung ein (Geodaten)-Mashup zu erstellen, also eine, wenn man so will technokulturelle Kompetenz wird von mir empfohlen. Nicht zu wissen, wie ein Stift hergestellt wird, ist damit gemeint, aber die Fähigkeit ihn zu benutzen.

Ähnlich dem Briefeschreiben sollte es im Rahmen der durchschnittlichen Befähigung liegen, auch Daten mit passenden Programmen zusammenstellen zu können und diese dann auch dementsprechend "bedienen" und erfassen zu können. In meinem Artikel in Der Zeit zum Thema Digitales Bürgertum habe ich einige Beispiele für gute Geodaten-Mashup teilweise mit crowd-sourcing Elementen aufgeführt.


@anderl

Vielen Dank für den Unterricht in moderner Geschichte, aber wie du dir vielleicht denken kannst, ist mir das Volkszählungs-Urteil nicht unbekannt.

Ein wichtiger Punkt ist diese Stelle: "Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen." - Richtig, wenn man davon ausgeht, dass ein Bürger nicht per se Selbstbewusstsein und Selbstreflektion hat, die ihn vor Konditionierung durch (mögliches) Vorhalten von gespeicherten Verhaltensinformationen schützt.

Wenn also der Eigenschutz des Menschen durch innere oder äußere Gründe so gering ist, dass eine Manipulation zu erwarten ist - dann ist das Urteil auch nach über 20 Jahren noch sehr relevant. Und ich bin der letzte, der es einfach aushebeln will.

Aber der Mensch hat sich auch weiterentwickelt in den letzten Jahrzehnten. Ein Teil der deutschen Bevölkerung ist gegen ein Überwachungssystem auf die Strassen gegangen, das Selbstbewusstsein der nachwachsenden Generation hinsichtlich der Konditionierung durch Trends oder Überwachungsdruck ist gesunken.

Das Volkszählungsurteil ist nicht der letzte evolutionäre Schritt dieser Gesellschaft, nicht die Ultima Ratio hinsichtlich der bestmöglichen Annäherung an eine aufgeklärte Gesamtgesellschaft. Sich auf der Schutzwirkung dieses Urteils auszuruhen, heisst auch keine Ansprüche in dieser Hinsicht an die Zivilgesellschaft, an den einzelnen Bürger zu haben.

Damit wird dieses Urteil zum Ruhekissen derjenigen, die sagen "Nee, lass mal, das ist schon alles gut so." Auch ein so wichtiges Urteil kann also für falsche Beweggründe missbraucht werden.

@sylter123
Du armer argumentefreier, die Anonymität für deine persönlichen Ankreidungen missbrauchender Geselle. Wegen Leuten wie dir sollte man tatsächlich drüber nachdenken, das Web abzuschalten - Für Leute wie dich gibt es nur eins zu sagen: Piss die Wand an.
http://www.youtube.com/watch?v=gK6MUiEW5fo

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@jens best:
Zum Ausruhen auf dem Stand des Volkzählungsurteils besteht doch schon allein deswegen kein Grund, weil wir (auch, aber nicht nur wegen des Internets) von dem geforderten Level an Informationsautonomie weiter weg sind denn je. Klar, der Mensch entwickelt sich weiter, man könnte es wenn man wollte auch bösartiger ausdrücken, dass sich der Frosch an die allmählich steigende Temperatur im Kochtopf gewöhnt. Tatsächlich hätten wir uns anno 1983 doch alle nicht vorstellen können, wie weit wir uns hier und heute selber willig exponieren, was für gigantische paper trails unser alltägliches Leben erzeugt. Für ein paar Rabattpunkte lassen die Leute ihre Einkaufszettel durchleuchten. Per EC-Karte existiert mehr abrufbares Wissen über uns als sich der legendäre BKA-Chef Horst Herold in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Da kann man doch nicht so tun, als herrsche an dieser Front Stillstand, als wäre es tatsächlich eine Option, sich auf dem Stand der 80er Jahre ausruhen zu können.

Wird die Maximalforderung deswegen unwichtiger, weil wir weiter weg von ihrer Verwirklichung sind? Macht es die goldene Regel "Was Du nicht willst, das man Dir tu..." obsolet, weil sich (jetzt nur mal als Beispiel) immer weniger Leute an diese Maxime halten? Ist es wirklich erstrebenswert, dass sich der Mensch dahingehend weiterentwickelt, dass er sagt, scheiß drauf, dann muss ich halt auch ein Arschloch sein, um zu überleben?

Gut, das geht jetzt vielleicht zu sehr in eine moralische Meta-Ebene, aber wo bleibt denn bitteschön eine nachvollziehbare Positiv-Utopie, dass es die Welt tatsächlich zu einem besseren Platz macht, wenn wir noch mehr Informationen über uns preisgeben?

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...vielleicht ein besseres Beispiel
Das Beispiel mit dem Auto hinkt gewaltig. Klar, man braucht kein Ingenieursstudium um es zu benutzen, aber einen Führerschein. Die IT-Wirtschaft lebt aber dort, wo sie auf die Masse zielt, davon den Leuten vorzugaukeln sie bräuchten keinen Führerschein: kaufen, benutzen, Spaß haben, und generiert Gewinne aus den Hohlräumen, die sich dann auftun.
Wer durch einen großen, dunklen, gefährlichen Wald alleine mit dem Fahrrad auf dem einzigen Weg 40 km fahren will sollte mindestens einen Reifen selber flicken können. Darum geht es. Wo man den Leuten gesagt hatte sie bräuchten das nicht zu können, dies sei abtörnend, öde und in der Konsequenz geschäftsschädigend, muss man sie halt beschützen, wenn sie die Einladung annehmen und dennoch losfahren.
Ach ja: der notwendige Schutz muss natürlich von denen bezahlt werden, die diese Art von Geschäften geschaffen haben. Der m.E. beste Kommentar zu Google StreetView kam von Mely Kiyak in der Frankfurter Rundschau
http://www.fr-online.de/politik/meinung/liebes-google-/-/1472602/4575752/-/index.html
, wo sie die richtigen Fragen stellt.
Davon mag ich mich auch durch zeitgeistiges Web-2.0-Geseiere nicht abbringen lassen.

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langsam gefällt's mir hier
@mark793

Ich teile dein grundlegendes Unbehagen über die Möglichkeit der Datenvernetzung nicht. Ich sehe es als eine Herausforderung an den Menschen, einzeln und als Gemeinschaft. Dass die Kräfte der Gewohnheit im Zaume gehalten und die Übervorteilung der Unaufmerksamen durch die Gerissenen gehemmt werden muss, steht außer Frage.

Ich bezweifle nur die Grundsätzlichkeit der Aussage des Volkszählungsurteils, die imho fälschlicherweise auf den Status eines Menchenrechts gehoben wird. Es geht um Menschenwürde (Habermas hat zur Unterscheidung der beiden kürzlich in den Blättern ein wunderbares Essay geschrieben; http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2010/august/das-utopische-gefaelle?print) , um die soziale Freiheit des Individuums in einer sich wandelnden Welt. Gesetze, Pflichten, ja der ganze Status Quo muss sich diesen Entwicklungen anpassen. Die Anpassung, da gebe ich dir recht, sollte uns weder der patriachalische, überwachende Staat, noch die ungezähmten Elemente der Wirtschaft diktieren.

Diese können nur aus der Gemeinschaft der Bürger erwachsen. Und der Einzelne ist, dass gebe ich zu, doppelt gefordert. Einerseits muss er darauf achten, dass Staat und Wirtschaft nicht unmerklich die Temperatur für den Frosch hochfahren, anderseits sollte er nicht in einer verteidigenden Schreckstarre verharren, sondern die Weiterentwicklung als Teil der Zivilgesellschaft positiv gestalten.

Über die von dir zurecht eingeforderte "nachvollziehbare Positiv-Utopie" mache ich mir aktuell viele Gedanken (und führe viele Gespräche). Die Lösung liegt, soweit bin ich mir sicher, nicht in der Regelung des Web, sondern in einem erweiterten bzw. neu reflektierten Gesellschaftsbild, das die digitale Ebene unser Realitätswahrnehmung miteinbezieht. Ohne diese dabei lobzupreisen, aber auch ohne sie zu ambutieren.

@gelegentlich

die Kiyak-Kolumne vermischt nur billige Erbostheit mit der Aneinanderreihung von (nicht immer richtigen) Informationen. Über das Geodatengesetz aus den 90ern weiss die so affektiert-informiert schreibende Dame z.B. anscheinend nichts. Aber ich will mich nicht über jeden krakelenden Pseudojounalisten aufregen. Allein den Satz "Die deutschen Straßen gehören den deutschen Steuerzahlern." finde ich schon eine sehr bedenkliche Formulierung des öffentlichen Raums. Hannah Arendt würde sich im Grabe umdrehen, würde sie diesen Schmunz lesen.

Aber wenn sie mal einen wirklich spannenden Artikel über den garnicht so öffentlichen digitalen Raum lesen wollen, empfehle ich die Lektüre von Tina Pickhardts Themen-Riff-Blogpost: http://themenriff.de/2010/08/18/offentlicher-raum-im-internet/

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@Jens Best: Mein Unbehagen
über die künftigen Möglichkeiten speist sich nicht zuletzt aus dem, was schon längst läuft und Usus ist in der Auswertung personenbezogener Daten und dem lukrativen Handel mit Konsumprofilen, Geo- und Bonitätsdaten etc. auf allen Ebenen. Da kommt das Internet eigentlich nur "on top" verschärfend hinzu, aber es ist m.E. nicht (oder zumindest noch nicht) das Hauptproblem. Meine Sorge gilt (boah, klingt das pathetisch) den Schwächeren in der Gesellschaft und dem geballten Wissen, das gegen sie verwendet wird in diesem nicht öffentlich erklärten stillen Bürgerkrieg oben gegen unten. Du schreibst, der Bürger determiniere sich immer noch durch sein eigenes Denken und Handeln und nicht aufgrund der Bewertung durch Banken, Versicherung und den Brötchengebern. Dabei blendest Du aber völlig aus, wie sehr die individuellen Spielräume des Bürgers eben doch durch das datengestützte Ermessen und Zuteilen von Banken, Versicherungen und Brötchengebern determiniert werden, bis dahin, dass bestimmte Bürger eben nur noch Bürger zweiter Klasse sind, sei es in der gesetzlichen KV oder weil der monatliche Zahlungseingang eben unterhalb der Summe bleibt, ab der das Girokonto kostenlos angeboten wird. Ich will Dich jetzt auch gar nicht lang und breit mit Klassenkampf-Gedöns zutexten (ich bin ja nicht mal ein Linker im klassischen Sinn), aber lass Dir gesagt sein, komfortabel und easy ist diese schöne neue Datenwelt wirklich nur solange Dir nie etwas verrutscht.

Du schreibst weiter, die Anpassung könne nur aus der Gemeinschaft der Bürger erwachsen, und weder der patriachalische, überwachende Staat, noch die ungezähmten Elemente der Wirtschaft sollten da allzuviel zu melden haben. Und natürlich würde ich dieses Wunschbild auch unterschreiben, aber die Realitäten sehen eben nun mal anders aus. Und sorry, Du selbst hast Dich doch zum publikumswirksamen (und ich vermute mal: unbezahlten) Büttel der Konzern- und Profitinteressen von Google gemacht mit Deinem pro-Street-view-Aktionismus. Oder hältst Du es für völlig ausgeschlossen, dass diese schöne Spielerei mittelfristig duchaus noch ein paar Grad mehr in den Kochtopf bringt?

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@jensbest-Argumente müssten schon her...
Tina Pickhardts Artikel habe ich gelesen. Er widerspricht Mely Kiyak überhaupt nicht:
,,Stand heute ist das Internet eine Dienstleistung der freien Wirtschaft."
Ok. Dann müssen für Geschäfte, die mit Daten privater und öffentlicher Art in Deutschland von und mit deutschen Kunden generiert werden, in (!) Deutschland möglichst fette Steuern gezahlt werden.
Wenn durch die Verlinkung und Kombination von Daten neue Möglichkeiten geschaffen werden will man auch die Kontrolle darüber selber behalten.

Sie müssen sich schon dazu bequemen sich mit Kiyaks Argumenten auseinander zu setzen. Eine solch schlichte plakative Bewertung, deren Grundlagen Sie uns nicht mitteilen, empfinde ich nur als Flucht eines, nun ja, Großsprechers. Und als dessen Intention kann ich im Vorbeigehen nur den Versuch erkennen ein Geschäftsmodell aufzubauen, das parasitär ist: es will Daten Anderer nutzen, diese aber leer ausgehen lassen und sogar deren Schutzbedürfnisse ignorieren.

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@jensbest-Argumente müssten schon her...
Tina Pickhardts Artikel habe ich gelesen. Er widerspricht Mely Kiyak überhaupt nicht:
,,Stand heute ist das Internet eine Dienstleistung der freien Wirtschaft."
Ok. Dann müssen für Geschäfte, die mit Daten privater und öffentlicher Art in Deutschland von und mit deutschen Kunden generiert werden, in (!) Deutschland möglichst fette Steuern gezahlt werden.
Wenn durch die Verlinkung und Kombination von Daten neue Möglichkeiten geschaffen werden will man auch die Kontrolle darüber selber behalten.

Sie müssen sich schon dazu bequemen sich mit Kiyaks Argumenten auseinander zu setzen. Eine solch schlichte plakative Bewertung, deren Grundlagen Sie uns nicht mitteilen, empfinde ich nur als Flucht eines, nun ja, Großsprechers. Und als dessen Intention kann ich im Vorbeigehen nur den Versuch erkennen ein Geschäftsmodell aufzubauen, das parasitär ist: es will Daten Anderer nutzen, diese aber leer ausgehen lassen und sogar deren Schutzbedürfnisse ignorieren.

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keine Lust
@gelegentlich

Da unterstellen sie falsch, ich flüchte nicht vor dem Kiyak-Text, er ist mir nur zu billig, um ihn en detail auseinander zunehmen. Einige Punkte führte ich ja an: offensichtliches Unwissen/Ignoranz gegenüber dem Geodatenzugangsgesetz und die doch sehr bedenkliche Definition des "Besitzers" des öffentlichen Raums. Diese beiden Punkte reichen mir, um es bei einem einmaligen Lesen des Kiyak-Traktats zu belassen.

Da ich aber vermute, dass diese Dame Gedankengänge ausdrücken wollte, die Tina Pickhardt wesentlich umfangreicher und sachlicher betrachtet, gab ich diesen Link an. Tina trifft den Nagel nämlich auf den Kopf (leider), wo Kiyak wütend mit dem Hammer auf der Wand rumprügelt.

Ab und an verlinke ich halt auch Texte von Menschen, die nicht meine Meinung zu 100% teilen; ihre Unterstellungen zeigen, dass sie sich sowas halt nicht vorstellen können. Sie haben mein Mitleid für diese Engstirnigkeit. Soviel dazu.

@mark793 sorry, muss meine Antwort verschieben. Du bist mir einfach zu negativ in deinen settings und ich muss zum Zug.

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@jens best:
Ich bin nicht negativ eingestellt, ich bin einfach nur realistisch. ;-)

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Aha. So ist die Diskussion also weitergegangen. Herzlichen Dank, lieber Mark, dass du in meinem Namen und im Namen von doch sovielen mein und das Misstrauen vieler anderer argumentativ unterfüttert hast. Mir ist an Jens Best Artikel ja auch gleich diese Opfer-Argumentation ungut aufgestoßen. Ich werde nicht glücklicher, wenn ich über alles Bescheid weiß und damit meinen Segen an den Ausverkauf meiner Daten gebe. In gewissen Maße ist jeder ein wenig selbst verantwortlich, wieviel er von sich Preis gibt, darüber braucht man nicht zu streiten, aber man kann nicht alles komplett durchschauen - und ich bin jemand, der aus eben so einer paranoiden Furcht heraus, immer noch etwas, immer genau hinterher ist, was denn jetzt schon wieder für eine Funktion bei Facebook oder Twitter eingeführt wurde, die ich abschalten muss, damit ich geschützt bin. So etwas kostet Nerven und Zeit. Im Prinzip sollte es anders herum funktionieren. Man sollte von der Prämisse ausgehen, dass jeder Bürger zu schützen ist und davon ausgehend kann jeder selbst entscheiden, wann und wo er Datenspuren hinterlässt. Das sollte man im Bewusstsein der Leute verankern und nicht umgekehrt, zu sagen: eure Daten sind nicht schützenswert, wir können dir aber gerne erklären, wer, wann was und wo von deinen Daten benutzt, weil sie eben jedem zugänglich sein sollen. Falscher Ansatz, meiner Meinung nach.

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Für eine solche Auffassung
bekommt man heutzutage allzuleicht das Etikett "Bedenkenträger", "technikfeindlich" oder gar "typisch deutsch" aufgeklebt. Deswegen war mir das neulich im Zusammenhang mit der Streetview-Debatte auch wichtig, klarzustellen, dass wir es hier keineswegs nur mit einer von populistischen Politikern geschürten Panik bei irgendwelchen geistigen Schrebergärtnern zu tun haben. Das Unbehagen an der zunehmenden Durchleuchtung teilen ja auch Mitmenschen, die durchaus netzaffin sind. Und ich sehe keinen Grund, vermeintlichen Fortschrittsfreunden wie M. Seemann, C. Heller oder eben auch J. Best die alleinige deutungshoheit darüber zu überlassen, in welcher digitalen Welt wir morgen leben wollen. Meine Lebensqualität leidet jedenfalls nicht darunter, wenn irgendwelche Häuserfronten im Internet nur verpixelt auftauchen. Wir haben ja auch gelernt, damit zu leben, dass nicht mehr jeder seine Telefonnummer ins Telefonbuch eintragen lässt.

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@jensbest: flucht 2.0
Wir reden aneinander vorbei:
,,Einige Punkte führte ich ja an: offensichtliches Unwissen/Ignoranz gegenüber dem Geodatenzugangsgesetz und die doch sehr bedenkliche Definition des "Besitzers" des öffentlichen Raums."
Was Sie ,,offensichtlich" nennen hätten Sie hier belegen müssen. Was ,,bedenklich" genannt wird ebenso.
,,Sie haben mein Mitleid für diese Engstirnigkeit."
Schon wieder eine Bewertung, die ich nicht nachvollziehen kann, weil Sie keine Gründe dafür aufführen. Beim Lesen Ihrer Beiträge hier fällt mir immer das Problem ein wie es sein muss, wenn man einen Pudding an die Wand nageln möchte.
Ich nenne das einmal Flucht 2.0. Es ist ja auch der zweite derartige Versuch in diesem Thread.

Das Einzige, was mir offenkundig zu sein scheint, ist die Tatsache, dass der mir legitim erscheinende Anspruch auf Kontrolle über seine Daten irgendeinem ominösem Geschäftsmodell im Wege zu sein scheint, von dem Sie zu träumen scheinen und zu dessen Propagierung Sie sich als eine Art Freiheitskämpfer stilisieren.
Neugierig war ich geworden weil Sie bei Don Alphonso erwähnt wurden. Im Moment denke ich, dass dessen vermeintliches Vorurteil doch Gründe hat.

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gelegentliche Armseligkeit kann vorkommen
@gelegentlich

Lesen sie Hannah Arendt und sie werden verstehen, was ich mit "bedenklich" meine, wenn Kiyak den "deutschen" öffentlichen Raum als Besitz des deutschen Steuerzahlers deklariert.

Lesen sie das Geodatenzugangsgesetz, um zu verstehen, warum das verschurbelte Genölle von Kiyak gegen Unternehmen keine Rechtgrundlage hat. Wer mit einem solchen Ton entweder Abzug oder Verpflichtung von Unternehmen fordert, hat nicht verstanden wie die ticken.

Sie müssen sich schon Mühe geben, wenn sie meinen Intellekt überraschen wollen.

Ich finde den Pickhardt Text deswegen viel besser, weil er versucht klarzustellen, dass wir aktuell ersteinmal ein Definitionsproblem haben, was den digitalen öffentlichem Raum angeht und das viele möglicherweise grundlegenden Elemente dieses "Raums" in den Händen von Unternehmen liegen. Da kann man wenigstens ansetzen, und weiterentwickeln.

Kiyak rantet halt nur halbgebildet daher, aber wenn sie ein Fan von Don Alphonso sind, sind das ja auch die wirkungslosen aber schönwortigen Texte, die sie offensichtlich angeilen. Holen sie halt mal ein wenig Bildung nach oder achten sie auf die Textempfehlungen, die Andersdenkende ihnen geben - ich mach mir ja auch die Mühe ihre grottenschlechten Empfehlungen wenigsten anzuschauen.

"Pudding an die Wand", "Flucht 2.0" - sie langweilen mich. Wenn es für sie nur den armen Bürger gibt, der sich gegen Staat und Wirtschaft versteidigen muss, hören sie auf mich mit ihrem Blabla zu belästigen. Ihre Erkenntnisbeschränkheit ödet mich an.

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Herr Best, ich schulde Ihnen noch die Antwort auf Ihre Frage, was denn das Thema sei. Das hier ist das Thema: Es geht „darum, wie wir als Gesellschaft unseren gemeinsamen Raum und unser gemeinsames Handeln im Informationszeitalter frei von Ängsten und Vorurteilen organisieren sollten.“

Sie schreiben: „Wenn der Datenschutz neben seiner Kernaufgabe, namentlich dem Schutz vor staatlichen Eingriffen in die Privatsphäre, versucht, die Stabilität der persönlichen Identität sicherzustellen, verlässt er die Sphäre, in dem Recht alleine wirken kann.“ Warum sollen Datenschützer sich nur auf staatliche Zugriffe beschränken? Und warum kann Datenschutz nicht über Mittel des Rechts auch für Firmen gelten? Ich glaube sogar, dass Datenschutz das muss wenn er wirksam sein will. Ich kann einen Aufzug gefahrlos betreten, weil es Gesetze und Verordnungen für den Betrieb von Aufzügen gibt. Festgelegte Wartungsintervalle, definierte Prozesse und Prüfmethoden die jedem, der den Aufzug nutzen will, davor schützen abzustürzen. Warum sollten diese Regeln ausserhalb von Gebäuden der öffentlichen Hand nicht gelten?

Sie schreiben: „Moralische Fragen werden nicht von amerikanischen Großkonzernen und datenschutz-fixierten Beamten und Politikern definiert, sondern unterliegen einem offenen gesellschaftlichen Diskurs.“ Sorry. Es findet kein gesellschaftlicher Diskurs statt. Schon gar nicht über Fragen der „Moral“. Und zwar weder offen noch geschlossen. Sicher, es wird diskutiert (wie z. B. hier), aber das Ergebnis ist keine Definition. Die Zeiten in denen Moral definiert wurde sind lange vorbei. Entnehmen ich Ihrem Satz, dass Sie das bedauern?

Sie schreiben: „Wichtiger ist es den Bürger im sachlichen Dialog über die Risiken aber eben auch über die Chancen des gemeinschaftlichen Datenteilens aufzuklären.“ Ein löblicher Gedanke. Nach meiner Erfahrung völlig unmöglich. Um mein (mehrfach als Unbrauchbar eingestuftes) Beispiel vom Auto zu nehmen: Ich will nichts über Zündzeitpunkte wissen. Ich will fahren. In so fern hat der „Datenschützer“ Thilo Weichert recht. Auch wenn die Angesprochenen das nicht so toll finden. Wenn ich meinen Aufzug-Vergleich noch mal heranziehe, dann wollen Sie die Bürger dazu erziehen, dass sie einen Fehlerhaften Aufzug selber erkennen. Und wer das nicht kann wird dann über die Methoden der Evolution aussortiert?

Sie schreiben: „Fast alle diese Wertungen stellen keine Verletzungen von Menschenrechten dar, sondern Versuche in unserem System die soziokulturelle Grundlage für eine moderne Menschenwürde mit den alltäglichen Abstimmungsnotwendigkeiten unseres gemeinschaftlichen Handelns abzustimmen.“ Da stimme ich Ihnen zu. Was aber, wenn sich die Wertungssysteme ändern? Was wenn es sich nicht mehr nur um „Luxusgüter“ sondern um Dinge des täglichen Bedarfs handelt? Früher war es egal wo jemand wohnte, wenn er nur das Geld auf den Tisch legte. Wenn die von Ihnen beschriebenen Wertungssysteme zunehmen (und warum sollten sie es nicht, sie sind ja zu „alltäglichen Abstimmungsnotwendigkeiten unseres gemeinschaftlichen Handelns“ geworden) dann werden wir eines Tages Menschen sehen, die kaum noch Chancen haben am täglichen Markt teilzunehmen.

Sie schreiben: „Der Bürger determiniert sich immer noch durch sein eigenes Denken und Handeln und nicht aufgrund der Bewertung durch Banken, Versicherung und den Brötchengebern.“ Das ist so falsch, dass ich mich schäme Ihnen das hier darlegen zu müssen. Ein Handwerker der den Bedingungen von Basel II nicht entspricht hat kaum noch Möglichkeiten aus der „Von der Hand in den Mund“-Phase auszubrechen. Er wird durch eine Bewertung einer Bank determiniert, nicht durch sein Denken oder Handeln. Genau dazu bekommt er keine Chance mehr. Genau dazu sind Bankenbewertungssystem eingeführt worden. Es geht darum faule Kunden auszusortieren, und nicht um gerechte Bewertungen durchzuführen. Ich habe mit Menschen zu tun die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen, die aber eine Finanzierung nicht bekommen, weil sie in einem Haus wohnen das ihrer Familie schon seit vielen Jahrzehnten gehört, und das in einer Straße steht, in die heute keine Kredite mehr vergeben werden. Pech gehabt?

Bewertungskriterien ändern sich. Dass ist (IMHO) der größte Schwachpunkt in Ihrer Argumentation.

Womit wir wieder bei dem von Ihnen aufgerufenem Thema sind: „Eine Digitale Alphabetisierung wird gebraucht und nicht etwa das angstgetriebene panische Erstellen neuer Verbots- und Strafparagraphen.“ Lesen und schreiben können sind eine Sache. Lesen und schreiben dürfen eine ganz andere.

Habe ich Ihre Frage damit ausreichend beantwortet?

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@der_papa:
Danke, das ist ziemlich genau das, was ich weiter oben meinte mit dem Kleinhalten der Schwächeren der Gesellschaft mit Hilfe von geodatengestütztem Scoring etc. Du hast es nur noch viel anschaulicher und konkreter benannt, was ich vage skizzierte.

Ich musste mir daraufhin vorhalten lassen, meine settings seien zu negativ eingestellt. Das bleibt aber nun mal nicht aus, wenn man nicht im binär-böhmischen Wolkenkucksheim wohnt, sondern durchaus Erdkontakt mit ein paar nicht so angenehmen sozialen Realitäten hat. Ich habe für eine Publikation zum Weltverbrauchertag vor einigen Jahren einige Themenblöcke rund um Scoring und dergleichen beigesteuert und war nachdem ich das Werk in Händen hielt unsicher, ob die Redaktion meine Befunde allzu alarmistisch aufbereitet hat. Aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, man hätte da noch viel deutlicher draufhauen müssen.

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„Scoring“ ist IMHO der Versuch den an für sich unberechenbaren Mensch berechenbar zu machen. Zumindest mit Blick auf den mit ihm zu erwartenden Profit.

Wenn ich das hier alles zusammen nehme, dann muss Datenschutz wohl Verbraucherschutz sein. Das bedeutet nicht unbedingt Gängelung oder Verbot. Aber es bedeutet, dass Unternehmen nicht alles dürfen was sie sich wünschen. Nehmen wir das Rauchen. Im Prinzip darf jeder rauchen. Aber Zigaretten dürfen nicht an Minderjährige verkauft werden und jede Packung muss mit unmissverständlichen und unübersehbaren Hinweisen versehen werden. Wer dann noch raucht ist selber schuld.

Die digitale Welt ist sicherlich interessant und bietet viele Chancen. Die zu nutzen sollte Ziel dieser Verbraucherdatenschutz-Gesetze sein. Aber wir sollten wenigstens den Schein waren, das wir hier nicht im digitalen Wilden Westen sind. Die Verantwortung der Allgemeinheit gegenüber dem Einzelnen ist eine zivilisatorische Errungenschaft die wir in der digitalen Welt nicht ohne Not aufgeben sollten …

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Wie schrob ich seinerzeit:

(...)Umstritten ist auch das Auskunft-Scoring-System (ASS) der SCHUFA. Bei diesem Verfahren wird nicht der einzelne Kunde konkret auf sein Kreditrisiko hin durchleuchtet, sondern eine ganze Gruppe von Personen mit ähnlichen Merkmalen. Diese Bewertungsmethode von Schadenswahrscheinlichkeiten kommt in ähnlicher Form auch bei Kfz-Haftpflichtversicherungen zum Einsatz. Hier wie dort können die Verbraucher nicht beeinflussen, ob sie als „gute“ oder „schlechte“ Risiken einsortiert werden. Und ebenso wenig wie die Versicherungen ihre Berechnungsschlüssel preisgeben, lässt sich die SCHUFA beim Erstellen ihrer Scoring-Werte in die Karten schauen. Verbraucher, die nach diesem System bewertet werden und in einigen Merkmalen Ähnlichkeiten
zu Personen aufweisen, die SCHUFA-Negativeinträge haben, werden damit schlechter bewertet. Ohne Betrachtung der einzelnen Person. Die Statistik entscheidet. Thomas Petri sieht das so: „Ich halte das SCHUFA-Score-Werteverfahren für rechtswidrig. Das SCHUFA-Scoring ist Sippenhaft. Der Einzelne wird bewertet aufgrund von Kriterien, die er gar nicht negativ oder positiv beeinflussen kann - nach Alter, Nationalität, Anzahl von Umzügen, Familienstand. Sie können ihren Vertrag einwandfrei erfüllen und kriegen trotzdem einen schlechten Score- Wert, nur weil einige aus der Gruppe in der Vergangenheit ihre Kredite nicht bezahlt haben."


Was ich damals gar nicht auf dem Schirm hatte, ist, dass sogar das Einholen einer Selbstauskunft den Scorewert negativ beeinflusste. Hammer, oder? Du holst Dir gezwungenermaßen eine Selbstauskunft, weil Makler/Vermieter darauf bestehen, und Du hast keine Ahnung, dass Du damit Deine Kreditwürdigkeit senkst. Erst nach massiven Protesten und Interventionen von Datenschützern wurde diese skandalöse Praxis abgestellt. Und da kann sich doch keiner ernsthaft hinstellen und sagen, hey, alles easy, der Bürger determiniert sich immer noch größtenteils selbst.

Womit auch klar wäre, wo die Transparenz mehr Not tut. Unsere Hosen hängen doch eh schon auf Knöchelhöhe - aber denjenigen, die mit unseren Daten hantieren und Profite machen, guckt keiner so richtig auf die Finger. Oder es wird zwar geguckt, aber nur sehr selten wirklich draufgeklopft. Von daher kann ich den Alarmismus nicht teilen, der blöde Datenschutz blockiere die vielen schönen neuen Möglichkeiten im Web.

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@der_papa
Nope, sie haben die Frage, um was es eigentlich geht nicht beantwortet.

Sie haben ein paar Anekdoten aus dem Bereich der Ausnutzung ungerechter Daten-Asymmetrie aufgelistet und mir ein paar, wahrscheinlich rhetorische gemeinte Gegenfragen, gestellt.

Das ist schön, dass sie so betroffen sind von der Ungerechtigkeit, die das bestehende System im Informationszeitalter anrichtet. Doch, um es kurz zu halten, wo ist der Weg, aus diesem Zustand herauszukommen?

Eine immer weiter um sich greifende Kavallerie der Weicherts, Schaars und Casparles, die den einzelnen überforderten Mensch vor den Raubrittern schützt, kann ich nicht als Ultima Ratio akzeptieren. Vielleicht habe ich tatsächlich so etwas wie einen Anspruch an Verantwortung und Moral des Einzelnen (und selbstverständlich erst recht der Unternehmen). Auch in einer ausdifferenzierten Gesellschaft gibt es grundlegende moralische Kodizes, die nötig sind, um möglichst große (gegenseitige) Freiheit zu garantieren.

Wie ich bereits schrieb, hat das Internet, entstanden in einer Epoche, die sowieso der Relativierung (und oftmals Zynisierung) der Werte anheim gefallen war, eine erhöhte soziale Komplexität erzeugt, die nun von der Gesellschaft und vom Einzelnen in neue Vertrauensräume überführt werden muss.

Diesen Vorgang kann man protektionistisch und ohne Anspruch an das Individuum umsetzen oder man benutzt die eben bestehende historische Chance, um das Prinzip Verantwortung ein wenig voranzutreiben. Wenn sie das jetzt naiv oder utopisch nennen, können wir aufhören uns zu schreiben, weil wir dann keine gemeinsame Grundbasis haben hinsichtlich dem Verständnisses vom Menschsein. Will sagen, Leute, die fatalistisch den (kapitalistischen) Teufel an die Wand malen, und deswegen sämtliche positiven Aspektes des Bürgerseins fallen lassen, sind nicht mein bevorzugter Umgang.

Die Ungerechtigkeiten z.B. von Basel II oder dem Scoring liegen nicht in den Vorgängen an sich, sondern in welche Machtstrukturen sie eingebettet sind. Das Aufbrechen z.B. durch das u.a. von der Bundeszentrale Verbraucherschutz erkämpfte Auskunftsrecht bei Scoring-Anbietern ist ein erster Schritt zu mehr Transparenz für den Einzelnen. Neben der Beseitigung/Eindämmung der negativen Effekte sollte aber auch die Frage nach einer positiven Gegenvorstellung von digitaler Gesellschaft entworfen werden. Das heisst bedeutet nicht die Umwertung aller Werte, aber ein wenig intellektuelle Freiheit braucht es trotz des drist-gefährlichen Alltags gerade jetzt, wo die digitale Ebene unserer Realität gesamtgesellschaftlich in ihrer Basis gestaltet wird.

Bereits in der analogen Welt erfüllten Verschwiegenheit und Lüge wichtige sozialkommunikative Aufgaben. Im Menschlich, Allzumenschlichen gibt es sicherlich oftmals den Wunsch, das der ein oder andere etwas nicht weiss, damit man "seine Ruhe hat" und "nicht sinnlos Zeit verschwendet". Will damit sagen, dass eine völlig offene Gesellschaft beim aktuellen Entwicklungsstand des Menschen für mich nicht sinnvoll erscheint. Dennoch muss die Zivilgesellschaft sich überlegen, wo sie sich positiv hinbewegen will, damit die digitale Realität nicht nur von Staat und Wirtschaft bestimmt wird.

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Ich glaube, Sie haben Recht. Wir brauchen uns nicht weiter zu schreiben, weil wir offensichtlich grundlegend unterschiedliche Ansichten sind, und ich sehr müde bin.

Außerdem habe ich Ihre Frage beantwortet.

Letztlich ist es egal was Sie und ich darüber denken und sagen. Facebook, Google & Co. werden weiter ihr Pflöcke einschlagen, die „Anwender“ werden die angebotenen Dienste fleißig lieben und sie werden, gerade weil sie digitale Analphabeten sind (und auch noch Beratungsresistent dazu), alle notwendigen Informationen freiwillig zur Verfügung stellen. Erste Opfer werden (heute schon) als Kollateralschäden abgeschrieben und irgendwann werden sich die Bewertungskriterien so geändert haben, dass wir alle uns fragen wie das passieren konnte, was dann passiert.

Alle hier geschriebenen Buchstaben sind wertlos, weil es trotzdem passieren wird, weil es bei den Betreibern der Dienste um finanzielle Interessen in einer Größenordnung gibt, der sich selbst Regierungen irgendwann nicht mehr in den Weg stellen können, vielleicht auch nicht wollen.

Am Schluss kann ich immerhin sagen, dass ich schon früh Bedenken hatte, aber nicht gehört wurde. Am Haken hängen wir aber beide. Sie möglicherweise mit etwas mehr Überraschung im Gesicht, und ich überschüttet mit dem üblichen Spott des Bedenkenträgers …

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Eines noch: „Die Ungerechtigkeiten z.B. von Basel II oder dem Scoring liegen nicht in den Vorgängen an sich.“ Das ist Richtig. Sie liegen darin, dass sie überhaupt angewendet werden. Im Gegensatz zum Messer oder zur Pistole gibt es für Geoscoring keinen positiven Anwendungsfall. Die Anwendung von Geoscoring ist immer eine Ungerechtigkeit. Nicht verboten, aber ungerecht.

Wikipedia: „Geoscoring dient der Ermittlung der Kreditwürdigkeit von Kunden anhand des Wohnortes. Dabei geht es nicht um die individuellen Merkmale eines jeden Kunden und seiner persönlichen Zahlungsfähigkeit. Beim Geoscoring wird geprüft, ob Nachbarn ihre Kredite und Rechnungen bezahlen um Rückschlüsse auf die eigene Kreditwürdigkeit zu schließen. Die Logik dahinter ist, dass die Bewohner einer Wohngegend häufig eine ähnliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit besitzen und das "Risiko" für alle Bewohner höher eingestuft wird unabhängig von der tatsächlichen Situation.“

Ich finde die Anwendung von Geoscoring Menschenverachtend. Warum sehen Sie das nicht so, Herr Best?

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im Übrigen:
Neben der Beseitigung/Eindämmung der negativen Effekte sollte aber auch die Frage nach einer positiven Gegenvorstellung von digitaler Gesellschaft entworfen werden.

Darauf warte ich ja schon die ganze Zeit.

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@jensbest auf den Begriff gebracht...
,,"Pudding an die Wand", "Flucht 2.0" - sie langweilen mich. Wenn es für sie nur den armen Bürger gibt, der sich gegen Staat und Wirtschaft versteidigen muss, hören sie auf mich mit ihrem Blabla zu belästigen. Ihre Erkenntnisbeschränkheit ödet mich an."
Es gibt für mich nicht ,,nur" den armen Bürger, aber das Scoring-Beispiel, das hier aufgeführt wird, zeigt dass es ihn auch gibt. Und wer kann ihm übelnehmen, dass ihm das wichtiger ist als Ihre übrigens nicht weiter beschriebenen Utopien.
Was für ein Sklave sind Sie eigentlich? Bei Scoring geht es nicht um irgendwelche Auskunftsrechte, sondern um ein Verbot für den Fall, dass daraus für Irgendjemand ein praktischer Nachteil entsteht. So einfach! Lernen Sie ein wenig aufrechten Gang!
Anders als mark793 warte ich persönlich nicht länger auf Ihre nebelhaft wolkigen immer nur angedeuteten Utopien. Diese Mischung aus oberschülerlyrischer Schnöseligkeit und schlichtem schlivchtem Mangel an Substanz, sobald die Großmäuligkeit in bloßgestellt werden umschlägt, weil die versprochenen Argumente ausbleiben, mag ich mir einfach nicht mehr antun. Ich will nicht einmal mehr nach Ihrem Alter fragen.

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@jensbest nachtisch...
,,Sie müssen sich schon Mühe geben, wenn sie meinen Intellekt überraschen wollen."
Will ich nicht, weil Sie im falschen Film sind. Sie sind es der für seinen Standpunkt zu punkten hätte. Das haben Sie bisher versäumt.
Frau Kiyak nölt nicht, sondern stellt die berechtigte Frage, was deutsche Staatsbürger davon haben, wenn eine Firma, die deutsche Infrastruktur benutzt (die mit deutschen Steuergeldern bezahlt wurde), für die daraus entstehenden Geschäfte hier in Deutschland keine Steuern bezahlt. Falls solch eine Firma verschwinden würde hätte dieses Land keinen Verlust.
Und daran anschließend geht es um das Problem, ob man für die Gewinne, die man im digitalen Zeitalter aus dem Verknüpfen von Daten deutscher Staatsbürger ziehen kann, hier und nicht irgendwo Steuern zu bezahlen hat.
Und für die vom Verknüpfen betroffenen, um deren Zustimmung Sie hier zu werben hätten, geht es darum, welche Rechte man ihnen einzuräumen hat, um ungewollte geldwerte Nachteile (keinen Kredit zu erhalten, z.B.) zu vermeiden.
Da ich Ihren Intellekt nicht überraschen will darf ich mich wiederholen: wenn von Ihnen zu diesen Problemen nur der Hinweis kommt, die daran interessierten Unternehmen ticken eh anders, dann ist das eine Sklavenmoral. Die wollen sich Kiyak und auch ich selber nicht antun.

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@gelegentlich
erstens sind sie schon mal zu dumm, um im richtigen thread zu antworten.

zweitens können sie sich ihr "deutsch,deutsch,deutsch"-Genölle gediegen sonstwohin stecken.

Sie sind offenbar nicht mal fähig, die rechtlichen Grundlagen dieses Gemeinwesens anzuerkennen.

Sie entscheiden nicht, was jemand, egal ob natürliche oder juristische Person, auf der Strasse tuen darf und was nicht. Ihr "deutsches Steuerzahler"-Gehabe entsetzt mich, da es zeigt, was für ein undemokratischer selbstgerechter Wicht sie sind.

Vielleicht sollten sie einfach mal den Mund halten, wenn sich erwachsene Menschen wie mark793 und ich uns unterhalten. Ihre Selbstgerechtigkeit ist gefährlicher für unsere Demokratie als jedes einzelne Foto, das von google gemacht wird. Lernen sie ersteinmal zuzuhören, bevor sie sprechen. Das eine bedingt nämlich das andere, wenn man aus dem Grund der Suche nach einem gemeinsamen Weg miteinander redet.

"Sklavenmoral" - da muss mich mal schnell lachen. Sie nehmen sich aus meinen Kommentaren auch nur das raus was ihnen gefällt, damit sie sich in ihrer von Verschwörungstheorien verhangen Weltsicht wohlfühlen können.

Sei's drum. Ich darf sie des weiteren darüber informieren, dass ich es war, der den Anschlag aufs World Trade Center geplant hat, außerdem bin ich der deutsche Vorsitzende von Skull & Bones. Die Unterdrückung der dummen Massen ist mein einziges Ziel, ich erreiche es indem ich mit Schwachmaten wie ihnen rede.

Oh mann, blas' dir mal deinen Kopf durch, du bist voll mit Vorurteilen, Halbwissen und was weiß ich noch. Dialog Ende.

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Der Firnis ist ab, der Hampelsack kommt aus der Kiste.

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@der_papa
Geoscoring, menschenverachtend.

Ich versuche nachstehend eine Unterscheidung. nicht um irgendetwas abzuschwächen, sondern um die richtigen Mittel zu finden, der Ungerechtigkeit entgegenzuwirken.

Menschenverachtung ist subjektiv ein breites Feld. Es umfasst Verletzungen der Menschenrechte wie auch Verletzungen der Menschenwürde. Es gibt Menschenrechte, die als ein Abwehrrecht (status negativus) umgesetzt werden können und solche, aus denen sich ein Anspruch auf Gewährung positiver sozialer Leistungen (status positivus) ableiten lässt. Handelt es sich um letzteres, ist ein rein rechtliches Reagieren nicht dienlich, die Ausdifferenzierung von Falsch und Richtig benötigt gesellschaftlich getragene nicht einklagbare Verhaltensweisen.

Ich würde mich folgendes fragen:
Handelt es sich um einen Übergriff von Seiten Dritter, wenn eine Bank versucht mit Korrelationen und Wahrscheinlichkeiten in einer Kreditsituation eine Vorentscheidung zu treffen? Wird meine Selbstbestimmung damit eingeschränkt? Kann ich zu einer anderen Bank gehen? Ist die nicht-persönliche, aber mich betreffende Entscheidung der Bank systemisch oder können andere Marktteilnehmer anders handeln? Welche Transparenz für den durchschnittlichen Bürger wird gewährleistet? Würde Transparenz der auf Wahrscheinlichkeiten beruhenden Entscheidungen öffentlich zu einer Ablehnung führen oder können individuelle Massnahmen getroffen werden, um den Prozeß der Kreditvergabe für beide Seiten ausgewogener zu gestalten?

Welche Faktoren sind bei der Krankenversicherung gemeinschaftlich akzeptiert als kostenrelevant? Das Alter? Das Rauchen? Da Wohnen in einer Einflugschneise eines Flughafens? Ab welchem Punkt muss eine Gemeinschaft sagen: "Egal was jemand im Detail macht, er zahlt den Preis X für seine Krankenversicherung"? Was ist gerechter - die unbesehene Gleichbehandlung oder die auf freiwillige und unfreiwillige Lebensumstände bezogene Kostenkalkulation?

Ich würde im Affekt antworten: "unbesehene Gleichbehandlung" - aber werten wir nicht in unserem Alltag auch ständig den anderen, um unseren ganz persönlichen Umgang mit der Person zu bestimmen? Welche inidividuellen Schutzmechanismen haben wir, damit unser "Urteil" sich ständig seiner Vorläufigkeit, seiner Unvollständigkeit, seiner Subjektivität bewusst ist?
Welche emotionale Stärke erwarten wir von uns und anderen im gegenseitigen Umgang, wo sind die Wertungen, ob ich jemanden mit Samthandschuhen oder Fehdehandschuhen angehen sollte? Wieviel Zeit bin ich bereit in diesen Abwägungsprozeß zu investieren, bevor ich handle?

Wer die letzten persönlichen Fragen nicht 100% sicher beantworten kann, der sollte vielleicht auch erneut überlegen, ob "unbesehene Gleichbehandlung" wirklich die gerechteste Methode für Unternehmen, Banken , Versicherung und andere definierten Menschengruppen darstellt.

Erst wenn sie auf diese Frage eine gemeinschaftlich vertretene Antwort finden, können sie dass Thema (Geo)Scoring begründet beantworten. Ein bloßes gegenseitiges Zerren an den Themen Datenschutz, scoring u.ä. bringt uns langsam nicht mehr weiter. Die Zeiten des Internet-Freibeuters sind vorbei, und so schön es auch ist, Pirat zu sein, die Antworten auf den bestmöglichsten Umgang mit Daten liegen in einem Nachdenken über die Gesellschaft als Ganzes.

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"menschenverachtung ist subjektiv ein breites feld."

hach, manchmal vermisse ich so auslachblogs. lanu war ja auch mal so eines ...

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@sunny5
Einige finden sogar das Abreissen eines alten Bahnhofes menschenverachtend und vergleichen ihren verwirrt-spiessbürgerlichen Pseudo-Aufstand mit dem Widerstand der Studenten auf dem Platz des Himmlischen Frieden - da bleibt mir das Lachen im Halse stecken.

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jens, du magst unterhaltsam sein, das will ich dir nicht absprechen. aber wenn es um so fundamentale dinge geht, wie datenschutz, dann schau zu, dass du den kopp aus dem geldtopf kriegst.

ach, und auch du bist nicht mein bruder.

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@Jensbest: Der Dialog war zwar schon (soweit ich weiß im gegenseitigen Einvernehmen) beendet, aber trotzdem: Guter Gedankengang. Individuelle Bewertung ist nicht immer möglich. Zum einen weil zu kostenintensiv, zum anderen weil Menschen nicht ausreichend durchschaubar sind. Einzelne lügen sogar, wie ich hörte.

Trotzdem verachtet eine pauschale Bewertung die menschliche Individualität. Das ist egal wenn es z. B. um den ÖPNV geht. Eigentlich sollte man den Transport von Personen nach Gewicht und Raumbedarf berechnen. Pauschal ist aber OK. Bei Krediten ist das was anderes. Es gibt Menschen die abgerissen aussehen, aber es nicht sind. Ein Kredit könnte ihnen helfen ihre persönliche Situation zu verbessern. Geoscoring verhindert das. Dem Betroffenen geht es da wie Wilhelm Voigt. Er bekommt keine Arbeit weil er keinen Pass hat. Den Pass bekommt er aber erst wenn er Arbeit hat. Das ist falsch. Selbst wenn es begründbar ist. Es bleibt falsch.

Aber wie ich schon weiter oben bemerkte. Alle diese Gedanken sind unnütz weil es trotzdem passiert. Inzwischen habe ich gelesen, dass die Bundesregierung die Chance hatte Geoscoring zu begrenzen oder zu unterbinden, und es ist nicht passiert.

Also, was solls.

Haben Sie schon angefangen nach gepixelten Häusern zu suchen um sie nachträglich gegen den schriftlich erklärten Willen der Bewohner bildlich verfügbar zu machen? Scheint mir ein arbeitsintensives Projekt zu werden …

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@JensBest schrieb:

"Ihre Selbstgerechtigkeit..." und "Lernen sie ersteinmal zuzuhören, bevor sie sprechen."

Ich weiß nicht ob dir das auffällt aber Du befindest Dich da in einer hübschen "pot meet kettle"-Situation. ;)

@allgemein

Wenn ich das jetzt Richtig verstanden habe, habe ich laut JensBest zwei Möglichkeiten:

Entweder ich gehöre dem spießbürgerlichen fundamentalistischen Datenschützertum an oder ich trete über zur hellen Seite eines Nerdutopias dem zwar klar ist das es auch Probleme beim Datenschutz gibt, aber das mir aus vollen Herzen versichert das das schon alles irgendwie, irgendwann in Ordnung gebracht werden wird.

Beide Varianten klingen jetzt nicht wirklich verlockend für mich.

Ich würde mir auch mehr Bezug zu konkreten Problemen (Stalking bspw. wurde ja schon mal erwähnt) wünschen. Mit irgendwelchen Luftschlössern, egal von welcher Seite, kann ich herzlich wenig anfangen.

@vielleicht noch als Tipp
das hier:
http://www.washingtoncitypaper.com/blogs/sexist/2010/04/01/lena-chen-on-assault-by-photograph/

ist eine der Geschichten die ich für den Themenkomplex "Datenschutz, Selbstbestimmung, Kontrollverlust" immer sehr interessant finde.

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@jens best:
... so schön es auch ist, Pirat zu sein, die Antworten auf den bestmöglichsten Umgang mit Daten liegen in einem Nachdenken über die Gesellschaft als Ganzes.

Hm, ich weiß nicht. Ich teile dieses Hobby durchaus (hatte vor Urzeiten sogar eigens zu diesem Behufe bei den Politologen inskribiert), aber damit kann man auch jedes konkrete Problem zu Tode abstrahieren. Klar, mir wäre es natürlich lieber, wir hätten eine Gesellschaft, in der Geldverleih gegen Zins einerseits und unhinterfragter Konsumismus andererseits nicht so eine dominante Rolle spielen und in der die Schere zwischen unten und oben nicht immer weiter auseinanderklafft und trotzdem individuelle Freiheiten hochgehalten werden und nicht sozialistische Gleichmacherei regiert.

Von daher halte ich es für durchaus legitim zu sagen, ok, wenn dem großen Wurf die normative Kraft des Faktischen entgegensteht, kann man sich auch mit dem Ist-Stand soweit arrangieren und sich auf konkrete Einzelprobleme kaprizieren - wenns geht, ohne den Blick aufs Ganze völlig außer acht zu lassen. In dem Dossier zum Weltverbrauchertag beispielsweise haben wir genau das versucht, konkrete Problemfelder zu benennen und ihre Implikationen aufs große gesellschaftliche Ganze zu skizzieren, ohne gleich nach Vater Staat oder der Weltrevolution zu rufen.

Um die Frage, in was für einer Gesellschaft wir morgen leben wollen, geht es mir hier doch auch, obschon ich dabei vielleicht weniger mit Habermas, Horkdorno und Hannah Arendt operiere. Auf die Frage, wie wir dem Umstand Rechnung tragen, dass wir Datenspuren hinterlassen, die nicht immer nur zu unserem Vorteil ausgewertet werden, habe ich bei den Genannten bisher keine praktikablen Antworten gefunden.

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@qassandra

Vielen Dank, dass du dir Gedanken machst über meine "Zuhör-Qualitäten", aber das ist wirklich nicht nötig. Ich höre gerne und gut zu, auch dem letzten Idioten, einfach so, hab da jeden Tag ein paar Minuten für reserviert. Hält den blick auf den Menschen realistisch.

Dein Artikel ist interessant, weil er zeigt, dass es um eine Moral/Haltung geht, die vor irgendwelchen Datenschutzgesetzen zum Zuge kommen sollte. Welches Datenschutzgesetz sollte einen schwachmatigen Ex-Freund davon abhalten, diese Fotos zu posten? Und für die nachträgliche rechtliche Auseinandersetzung reichen bei Interesse durch das Opfer bestehende Gesetze völlig aus.

Das es da draußen tausende von Schwachmaten, die sich für keine Unmoralität zu schade sind, aufs Trittbrett zu steigen und inkompetent mitzufahren, nun, dass siehst du am Beispiel von Lena Chen, krautchan und natürlich auch dem ein oder anderen zusammenhanglosen Faselaffen hier in diesem Blog.

Das Web zeigt dem Menschen wie in einem Spiegel all seine Erbärmlichkeiten, wer dies nicht zum Ansporn nimmt, sondern sich auch noch in seinen Dummheit suhlt, well, was will man machen? Abschalten?

Daten-"Missbrauch", egal ob durch Staat, Wirtschaft oder Privatmenschen kann nicht durch Gesetzes geregelt werden. Nur nachträglich sanktioniert. Der Kontrollverlust sollte dem Erlangen neuer Selbstsicherheit dienen. Eine Aufgabe, bei der der ein oder andere bereits beim Öffnen des Kuverts scheitert.....

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Klare Fragen - wirre Antworten
,,Daten-"Missbrauch", egal ob durch Staat, Wirtschaft oder Privatmenschen kann nicht durch Gesetzes geregelt werden. Nur nachträglich sanktioniert."
Ich halte mich jetzt etwas zurück. Ist das ernst gemeint, kann so etwas ernst gemeint sein?

,,Der Kontrollverlust sollte dem Erlangen neuer Selbstsicherheit dienen. Eine Aufgabe, bei der der ein oder andere bereits beim Öffnen des Kuverts scheitert....."

Und das hier? Als Antwort immerhin auf die von der_papa gegebenen Beispiele? Warum soll Jemand, der aufgrund von mißbräuchlich betriebenen Datenverknüpfungen Schäden erlitten hat, gegen die er sich kaum wehren kann, solch einen offenkundig fehladressierten Umschlag überhaupt öffnen wollen? Wie könnte er bereit sein sein durch Kontrollverlust unglücklich gewordenes Leben als Chance zum Erlangen neuer Selbstsicherheit zu begreifen? Will uns hier Jemand eigentlich in die Esoterik entführen?

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