Noch zielen "Aktivisten" der Digitale Armee Fraktion angeblich nur auf verpixelte Häuserfassaden von Google-Streetview-Gegnern. Aber wer garantiert denn dauerhaft, dass nicht die Namen und Gesichter der Hausbesitzer in einer weiteren Eskalationsstufe in eine Online-Prangerdatei gestellt werden? Oder jeder, der keine Lust hat auf die schöne, neue Onlinewelt? Nach dem Motto: Und willst Du nicht mein Facebook-Freund sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein. Die Erfahrung der jüngeren Geschichte lehrt jedenfalls, dass sich die Aktivisten, die wenig später die RAF gründeten, nicht lange damit zufrieden gaben, Kaufhäuser abzufackeln. Es kamen, wie man hinlänglich weiß, durchaus Personen zu Schaden. Und die unschönen Folgen der massiven staatlichen Reaktion (ich sage nur: Radikalenerlass, Rasterfahndung etc.) für unser Gemeinwesen waren immens.
Deswegen ist es höchste Zeit, Klartext zu reden und die vermeintlichen Vorturner der Daseins-Digitalität in ihre Schranken zu weisen. In diesem Konflikt stehen sich nämlich nicht analoge (im Sinne von: rückwärtsgewandten) Lebenswelten und das Internet als solches gegenüber, wie uns die Lobos, Sixtusse und Seemänner dieser Welt einreden wollen. Der unverkennbar totalitäre Unterton, die sportpalastklatscherhafte Begeisterung über das totale Internet stößt auch Zeitgenossen übel auf, die sich durchaus komfortabel und souverän auf dem TCP/IP-Parket bewegen - wie zum Beispiel Benedikt Köhler: Vielleicht das erste Mal in meinen 23 Onlinejahren spüre ich tatsächlich etwas wie Fremdheit, fühle mich tatsächlich wie ein digitaler Einwanderer. Oder nehmen wir meine Frau. Die twittert, posteroust, foursquaret und picasat mit Begeisterung - und fragte sich nach der Lektüre des neuesten Seemansgarns trotzdem, ob der Verfasser noch alle Latten am Zaun hat. Aber gut, was will man erwarten von einem Zeitgenossen, der schon exoskelettierte Erektionen davon bekommt, dass gerade ein Mit-Twitteur in der U-Bahn vorbeifährt, während er selber noch an der Haltestelle steht.
Man muss geistig schon wirklich sehr weit im Hintern von Google stecken, um ernsthaft die Empfehlung zu geben, wenn Ihr ein Problem mit Streetview habt, dann bringt einfach Euren Vorgarten in Ordnung, stellt Blumenkästen auf die Fensterbank und alles wird gut. Oder auch nicht, wie dieses schöne Filmchen zeigt, das ich bei Holgi gefunden habe. Mir kommt in diesem Zusammenhang auch eine frühere Bloggerkollegin in den Sinn, die vor ein paar Monaten einen ziemlich radikalen Strich unter ihre digitale Existenz gezogen hat. Die digitale Dauerentblößung in Blogs, Single-Börsen und Social Networks ginge ihr zunehmend auf den Keks, das sei nicht mehr ihre Welt. Ich fand ihren Rückzug ins Analoge damals etwas überzogen, vielleicht sogar leicht hysterisch. Aber inzwischen verstehe ich diesen Schritt etwas besser. Es ist zumindest eine von mehreren Optionen, mit den Folgen des Kontrollverlustes zu leben.
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man muss ja nicht.
spass sollte es machen, mehr nicht.
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Tolle Wurst...
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jetzt mal keine lust.
nächste woche wieder, eventuell.
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Wäre da zum Beispiel überhaupt jemand in der Lage, ein "app" für das geliebte Telefon unterzubringen? Soweit ich gehört habe, nimmt der Telefonhersteller nicht jeden/jedes.
Um eine Kaufhausbombe zu bauen brauchte man neben persönlichem Mut ein paar Fähigkeiten, womöglich sogar eine Spur "Fleiß". Das kann ich alles aus der Ferne nicht in notwendigem Maß erkennen.
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Ich sinniere ebenfalls seit einiger Zeit darüber, mich völlig einzumauern. Allerdings tue ich mich dabei sicherlich leichter als junge Menschen – die es eben nicht anders kennen.
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Herr Mark, wahren Sie doch ein wenig die Fassung, vor allem: springen Sie doch nicht auf jeden Zug auf, der mit großen Verbalgeschütz aus dem Repertoire deutscher Geschichte auffährt. Auch in umgekehrter zeitlicher Perspektive lohnt es sich immer und ist in jedem Fall der Erkenntnis dienlich, begriffliche Neuschöpfungen auszusparen und sich eines einfachen Vokabulars zu bedienen.
Der status quo ist: da hat ein Einfaltspinsel geschrieben, daß das Netz uns allen, früher oder später, eine digitale Existenz verleiht - ob wir das wollen oder nicht: es findet uns, ohne daß wir dazu beitragen, und dann weiß das Netz mehr über uns, als uns lieb ist. Das ist soweit eine These, die als Argument benutzt wird: dafür, sich einer unaufhaltbaren Entwicklung zu fügen. Denn man kann ja eh nichts dagegen tun. - Bleiben wir bei der Kernthese dieses Menschen: einen technokratischen Determinismus, an welchem, gleichsam einer Schicksalsmacht, jeder Widerstand scheitern muss - "höhere Gewalt".
Das ist nun an sich eine Feststellung außerhalb aller Moralität. Sie sagt nichts darüber aus, ob das, was unser harrt, gut oder schlecht ist - sie besagt lediglich, daß es kommen wird. Nun liegt es an den Rezipienten, zu entscheiden, ob wir das "wertfrei" oder "unmoralisch" finden wollen. Wir können uns dieser Entscheidung nähern, indem wir nach wertenden Implikationen in des Matrosen Texten suchen, und sollten wir diese nicht finden, dürfen wir vielleicht feststellen: er berichtet wenig bis gar nichts über die Möglichkeiten, diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten - er zeichnet sogar ein pessimistisch-fatalistisches und passives Bild.
Deswegen ist seine Idee Unsinn. Man kann und wird Widerstand leisten, genauso wenig wie die wirkliche ist die virtuelle Welt ein vorbestimmtes Schauspiel, das an den Augen ihrer User wie auf einer Bühne vorbeizieht, ohne daß diese jemals den Orchestergraben stürmen könnten.
Allerdings wird dieser Widerstand - insbesondere der Widerstand aus der Blogsphäre, hahaha! - langfristig nichts ausrichten, denn die Blogsphäre wird sich wie üblich in Wortschauern erschöpfen, die Kampfeswille verkünden, polarisieren und vor allem bezeugen sollen, wie aufrichtig und integer man doch selbst ist; und sich dadurch seiner Gewissenspflicht entledigt fühlen. Ansonsten wird man sich der Illusion bequemen, mit strammen Worten aus einer virtuellen Welt harte Fakten in der Wirklichkeit beeinflussen zu können. Die Blogsphäre wird wie üblich zeigen, wie viel sie kann und was sie ist: ein selbstreferenzieller Scheißhaufen, der ununterbrochen nach Anlässen sucht, über Sachthemen die eigene Großartigkeit zu thematisieren.
- Das allerletzte, was man Seemann hingegen vorwerfen kann, ist eine unrealistische Aussicht. Die Geschichte lehrt schließlich, daß Großkonzerne ihre Interessen bar jeden Widerstandes durchsetzen, nicht wahr? Oder was ist die Geschichte? Eine sukzessive Kette von Erfolgen der Zivilcourage und der Stärke sich zu Gruppen vereinender Individuen? Die Guten gewinnen? Hahaha!
Womöglich wissen wir, daß das - die unfreiwillige Verlagerung persönlicher Daten ins Netz, anders ausgedrückt, ihr Diebstahl - passieren wird, oder ahnen es und geben der Sache eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit. Die Frage sollte sich jeder im stillen Kämmerlein stellen - bitte bitte bitte nicht öffentlich. Einmal angenommen, es wäre in der Tat eine unausweichliche Entwicklung; wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren - und dann kommt irgendein Vogel daher und zwitschert uns zu, vorzeitig die Flügel zu strecken? Lasst mal gut sein?
In diesem unerbaulichen Falle würde sich unser Ärger, nutzlos abprallend am seinem Objekt, auf den Verkünder richten. Auf dessen passive Doktrin, die erahnen lässt, daß ihm seine Zukunftsbilder gar nicht so unangenehm sind, die er da postuliert - im Gegenteil: daß er sich gefällt als jemand, der etwas Unbequemes verkündet, dem alle sich stellen müssen (Tä-Däää) (da es langfristig ziemlich absehbar ist) - und sich dieses pathosschwangere Gebaren als eine Art Avantgardismus, Zukunftsoffenheit oder "Realismus" bescheinigt und glaubt, in dieser vorausschauenden Haltung eine Überlegenheitsposition zu vertreten.
Dann kommt ein anderer Einfaltspinsel und erregt sich über Monate hinweg mit straffen Begrifflichkeiten wie "Totalitarismus" und anderen nationalsozialistischen, empörungsgeladenen Begriffen, ohne den leisesten Hauch geschichtlichen Respekts oder einer Bescheidenheit in der Begriffswahl; weil er gelernt hat, daß man ihm dann nicht widerspricht. Und sammelt Heerscharen verhetzter Idioten unter sich, die ihm in einer mit viel Aufwand leider nur mies imitierten Bildungssprache das Maul reden, als wäre es ihr eigenes. Oder ist es das gar? Aber Gleichschaltung wollen wir das nicht nennen, hihihi. Totalitär ist jedenfalls ihre Eintracht. Ebenso totalitär wie ihre Neigung, einander in der Wahl der unterirdischsten Diffamierung des Feindes zu übertrumpfen: Maoismus macht da gerade mal den Anfang. Sozialismus, Kommunismus, Netzmaoismus, Stalin, Hitler - FSJ hätte sich wohl gefühlt, hehe. Und wahrhaftig, keiner der Schreihälse findet dieses einstimmige Gegröle befremdlich - und keiner verspürt das Gefühl, instrumentalisiert zu werden. Hatten wir das nicht schon mal? Hatten wir. Aber so nennen wollen wir das lieber nicht. - Wie auch immer:
Vielleicht stellen wir dabei fest, daß die Blogsphäre solche Anlässe gerne aufgreift, um wortreich und ausdauernd von sich selbst und ihrem couragierten Randgruppenstatus zu schwallen und sich wie Erstsemestler als Verfechter und Bewahrer der Freiheit und überhaupt alles Guten aufzuführen - ohne jemals ernsthaft an einen Effekt ihrer Anstrengungen zu glauben.
Nun nehmen Sie einmal folgendes an, als reines Gedankenspiel: Wenn wir es - aus schlichter Erfahrungsstatistik! - als Standardfall angenommen haben, daß Großkonzerne sich durchsetzen, und wir deshalb auch in diesem Fall davon ausgehen, daß das verkündete Szenario eintreten wird, früher oder später, stärker oder schwächer abweichend von der ursprünglichen Prophezeiung - ohne deswegen gleich in passive Lethargie zu verfallen; wenn die geballte Verbalkraft all derjenigen, die sich gegen diese Entwicklung stemmen, daran nichts ändern wird, weil die politisch-wirtschaftlichen Bündnisse das Beschlussmonopol besitzen, und wir annehmen, daß dies der Mehrheit der an der Diskussion Beteiligten in mehr oder weniger bewusster Form klar ist - welche Gründe wären dann denkbar, solch ein Aufhebens darum zu machen?
Alles hängt natürlich davon ab, ob man die beiden Prämissen schluckt oder nicht, aber das halte ich für keine ungewöhnliche Position. - Das ist ein reines Gedankenspiel. Es ist aber nützlich, um solch "leidenschaftlich" - ein Euphemismus für narzisstische Neigungen - geführte Debatten auf anderweitige Motivationen abzuklopfen; Stellvertreterkriege, persönliche Animositäten, Sinngebung. Immer dabei: ein Haufen von Idioten, der entweder für die eine oder die andere Seite mitschreit.
Und was tun Sie, Herr Mark? Sie befleißigen sich derselben Methode, malen krude Vorahnungen aus, die, verzeihen Sie, jeder berechtigten Annahme restlos entbehren. "Die Erfahrung der jüngeren Geschichte lehrt jedenfalls, dass sich die Aktivisten, die wenig später die RAF gründeten, nicht lange damit zufrieden gaben, Kaufhäuser abzufackeln".
Ist das Ihr Ernst?
Wollen Sie das wirklich verantworten, diese Schwätzer in Ihren wagen Andeutungen auf eine Stufe mit mordenden Terroristen zu stellen? Ist Ihnen jede Nüchternheit, jede Vorsicht und Zurückhaltung abhanden gekommen? Es sind nur ein Haufen Schwätzer, die gänzlich unbeteiligt daran sind, was tatsächlich kommen oder ausbleiben wird! Fonsimaus und Seemann sind zwei Internet-Wichtigtuer ohne soziale Funktion und mit überhöhtem Geltungsbedürfnis, außerhalb der Blogsphäre interessiert sich keine Sau für diese hoffnungslosen Egozentriker. In Ihrem Fall allerdings finde ich solches Gebaren bedauerlich: "Sportpalastklatscherhafte Begeisterung", "weitere Eskalationsstufe", "Online-Prangerdatei" - wen wollen Sie mit dieser hysterischen Alarmrhetorik beeindrucken, was wollen Sie damit beweisen? Daß wir mit Seemann kurz vor einem vierten Reich stehen? Bewahren Sie doch ein bisschen Contenance, rücken Sie solche Ausdrücke doch wieder ein klein wenig in den Kontext der Verhältnismäßigkeit. Ein paar Schwätzer haben irgendwas zu irgendetwas gesagt, glauben Sie, die virtuelle Welt ist dadurch seitdem besser oder schlechter geworden? Hier gilt mit Nachdruck: „Nicht die Dinge sind es, die uns ängstigen und uns zu schaffen machen, sondern die Bedeutung, die wir ihnen zumessen“. Das mag trivial sein, aber Sie und viele andere erwecken derzeit wahrhaft den Eindruck einer erhöhten Nachfrage nach apokalyptischen Szenarien, um sich angesichts der Details dieser infernalen Visionen schmerzzuckend in der Tiefe der eigenen Rechtschaffenheit zu ergehen. Verstehen Sie mich richtig: ich halte viel davon, rechtzeitig zu warnen. Aber ich halte wenig davon, das, wovor man warnt, durch hysterische Eskalationsprophezeiungen plausibler aussehen zu lassen, um in Scheinheiligkeiten die eigene Integrität unter Beweis zu stellen. Es gibt andere Wege, das zustande zu bringen.
Wenn irgendein Affe im Netz schreit, hört auf, Euch an die analoge Welt zu klammern, und ein anderer daraufhin schreit: - Totalitarismus! Hitler! Mao! Mussolini! und seinen Schaum vor den Lippen im Volk versprüht, dann weiß ich spontan, welches Wesen ich unsympathischer finde. Die Forderung, der Datengier des Internets keinen Widerstand mehr zu leisten, in die Nachbarschaft von Hitler zu stellen - dem Bösesten, was die Menschheit je gesehen hat - sollte Alarmglocken schrillen lassen. Mit Hitler, dem Totalitarismus und anderen Bildnissen zu diffamieren, und sei es über den feigen Umweg, Chaplins Satire drittklassig zu plagiieren (es heisst übrigens nicht "Zezick" und auch nicht "Zezack", Fonsimaus. Sondern "Bizick" respektive "Bizack", wenn überhaupt. Hör besser hin. Und versuch nicht, komisch zu sein.), ist die Hybris eines Persönlichkeitstyps, der nie gelernt hat, Grenzen einzuhalten – und nackter Ausdruck völliger argumentativer Hilflosigkeit. Abgesehen davon: des dadurch angedeuteten Vergehens geistig verwandt.
Es gibt neben totalitären Systemen auch so etwas wie totalitäre Rhetorik. Ulkigerweise ist es oft diese Rhetorik, die einen Konflikt eskalieren lässt. Der Begriff des "Faschismus" in allen seinen Erscheinungsformen ist ein beliebtes Mittel, um Mengen zu polarisieren und zu verhetzen. Ich sage: der Faschismus ist nichts weiter als das Extrem eines Prozesses, den Sie überall finden: den Prozess der Ausgrenzung. Politiker und Journalisten arbeiten damit genauso wie Bürgerrechtler, Künstler und Nobelpreisträger. Denn Ausgrenzung beginnt in der Rhetorik: in der Schaffung von Feindbildern, im Konzept der "Anderen", in Polarisation und der Simplifizierung komplexer moralischer Sachverhalte, schließlich in der Forderung zu ultimativen Stellungen: keine Diskussion mit solchen Leuten - das sind "Netz-Totalitaristen". Niederschreien, fertigmachen, kriminalisieren, mit Hitler vergleichen. Erinnern Sie sich an den Geschichtsunterricht, Herr Mark? Da war die Rede von Entmenschlichung, und vielleicht wissen Sie noch, wo die anfängt: in der Begriffswahl. Vielleicht sollten manche Leute mal gewaltig runterschrauben und ganz wenig reden - am allermeisten die, die den braunen Geist nicht mehr loswerden, den sie überall erschnüffeln. Et tu, Fonsimaus!
In der Rolle des eifrigen Vorwarners hat man immer Recht - und hat man mal nicht recht, war es zumindest vorsichtig, zu warnen. Kann ja nicht schaden! Oder doch? Eine ziemlich bayerische und österreichische Attitüde: auf jeden Fall mal meckern, wenn es einen Zufallstreffer gibt, kann man sich aufführen wie Baba Wanga. Folglich gilt: freie Bahn für jedes noch so krude principiis obsta, selbst mit Hitler im Schlepptau? Ich weiß nicht. Organisierter Widerstand hat Aussichten auf Erfolg, solange er in zivilen Grenzen bleibt. Analogien zu historischen Stätten der Schande waren nie eine Frage der Verhältnismäßigkeit, sondern immer nur Instrumentarium geistig Armer, um potentiell konstruktive Debatten zu ersticken und andere mundtot zu machen. Oder, was in neuerer Zeit dazukommt, um sich einen Grund zur Veranlassung einer Gelegenheit einer Irrelevanz zu schaffen.
Wer das Leben in der "analogen" Welt - ist das richtig, sie so zu nennen? - so hochhält, sollte vielleicht ein wenig mehr darin verweilen und seine Internetexistenz etwas weniger ernst nehmen. Sonst ist er aus eigenem Antrieb bereits "digitaler", als er es sich wünscht.
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Ganz so bierernst
habe ich den RAF-Vergleich natürlich nicht gemeint. Dass der Terror aus dem Hause Baader-Meinhof (und die dahinterstehende Ideologie) nochmal eine ganz andere Qualität hatten als das halbgare Gewichse von ein paar nerdigen Netz-Totalitaristen, bedarf eigentlich keiner gesonderten Klarstellung. Aber es ist mir schon wichtig, darauf hinzuweisen, dass Seemann, Lobo, Sixtus und wer auch immer da noch alles rumläuft als sogenannter Web-2.0-Evangelist, nicht für "das Netz" sprechen, sondern nur für ihre eigenen Ego-Marketing-Interessen.
Ich will damit sagen, dass ich mir der Angreifbarkeit meiner zugegebenmaßen etwas drastisch gewählten Vergleichsebene durchaus bewusst bin. Ich darf aber zu Ihrem besseren Verständnis anfügen, dass ich damit explizit eine Motivkette weiterspinne, die Jens Best mit seinem - wie später eingeräumt ironisch gemeinten - und mit "Digitale Armee Fraktion" unterzeichneten Kommentar in Bekennerschreiben-Diktion auf carta.info angefangen hat. Trotzdem bleibt es Ihr legitimer Standpunkt, meinen Tobak zu stark zu finden. Über die Statthaftigkeit von Vergleichen mit historischen Ungeheuerlichkeiten können wir durchaus streiten, vielleicht werde ich mir den Sportpalast und das totale Internet künftig verkneifen, widerrufen werde ich ihn nicht, ebensowenig das zugebenermaßen wohlfeile Attribut "totalitär" für die affirmativen Preisungen des Kontrollverlustes und dessen Folgen. Da halte ich es mit Pontius Pilatus, meinem Lieblingshelden aus der Bibel und seinen Worten "quod scripsi, scripsi".
Was nun freilich Ihre Diagnose von der Blogosphäre als selbstreferenziellem Scheißhaufen angeht, der ununterbrochen nach Anlässen sucht, über Sachthemen die eigene Großartigkeit zu thematisieren. Ja, geschenkt, und da fühle ich mich doch gleich besser, wenn Sie mit drin stecken und es gar nicht auschließlich auf der Sachebene versuchen, Distinktionsgewinne einzufahren, sondern auch die persönliche Ebene Ihrer langanhaltenden Zwistigkeiten mit der "Fonsimaus" nicht krampfhaft aussparen. So gesehen: Schön, Sie an Bord unseres kleinen, unbedeutenden und hysterischen Scheißhaufens begrüßen zu dürfen. ;-)
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"Die Erfahrung der jüngeren Geschichte lehrt jedenfalls, dass sich die Aktivisten, die wenig später die RAF gründeten, nicht lange damit zufrieden gaben, Kaufhäuser abzufackeln"
todernst, auch wenn man anschließend revoziert, man sei sich dessen "bewusst" und habe das "nicht bierernst" gemeint: es ist ernst, per se. Sie rücken damit jemand in die Nähe mordender Terroristen. Halten Sie das für ein Späßchen? Ich habe damit gerechnet, daß Sie zurückrudern. Daß Sie reflexartig in Ihre Rolle verfallen, Ihr cholerisches Bergkraxlerchen verteidigen zu müssen, auch, daß Sie schnell einen Anker finden, um sich der eigentlichen Thematik totalitärer Rhetorik zu entledigen; nicht aber damit, daß Sie nur haarbreit an ihrem Impuls vorbei geschlittert sind, mir die Türe zu weisen. Aber glauben Sie mir: ich nehme Sie ernster als manch anderer hier. Und ich hoffe, ich muss Ihnen nicht erklären, was ich von Seemann und Konsorten halte.
Aha, ein Herr Jens Best hat sich andernorts einer "Digitalen Armee Fraktion" zugerechnet, in Art eines öffentlichen Manifests? Und jetzt? Entbindet das jeden Leser der nüchternen Betrachtung, ist das eine Art Freibrief dafür, diese Leute in die geistige Nähe von Diktatoren, Massenmördern oder Terroristen stellen zu dürfen? Sie wissen, Herr Mark, daß das ein Irrtum ist, daß Ihr Gewissen solch öffentliche Verurteilungen gar nicht verantworten kann, daß Sie sich euphorisch in der Hetze Anderer verrannt haben, beflügelt vom Glaube, durch eine bedingungslose Antihaltung in einer von Ausgrenzung und Kampfrhetorik vergifteten Atmosphäre Ihre Integrität unter Beweis stellen zu können, und in der Tat halten Sie es ganz mit Pontius Pilatus' "quod scripsi, scripsi": die Scham, sich nach hunderten geschriebener Zeilen im Lager der Totalitarismus-Befinder einzugestehen, daß man das Schlechte zweckmäßig überzeichnet hat, um damit einen symbolischen Bekenntnisakt zu tätigen, wiegt für Sie schwerer als die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage, in welchem Verhältnis eine Reaktion auf ein drohendes Übel zu dessen Gefährlichkeit bestehen muss. Sie können von Glück sagen, daß sich Ihnen solche Fragen gar nicht erst stellen; ich habe Sie unterschätzt. Bloß nicht die Pferde wechseln, immer mit dem Kopf durch die Wand! Nichts ist fataler als der Eindruck, man habe seine Meinung geändert! - Pontius Pilatus hat, wenn man der Bibel glaubt, eine ähnliche indifferente Haltung in einer sehr wichtigen Entscheidung eingenommen. Ihr maximaler Einsatz besteht in der Anbringung eines lateinischen Zitats und im Minimalkonsens, daß meine Kritik "legitim" sei - damit ist das Thema für Sie abgeerntet. Ich bin nicht beeindruckt.
Aber da - schon wieder so ein Ding! Wollen Sie das ernsthaft hier verkaufen, Herr Mark? Daß ich der Sachebene keine Chance gebe? Immerhin "gar nicht ausschliesslich"?
Warum? Weil zwischendrin Wertungen und Sticheleien auftauchen? Ich habe versucht, zu erklären, warum Seemann irrt und worin er Recht hat, inwiefern die Reaktion der Gegenseite scheinheilig, maßlos und gefährlich und worin sie berechtigt ist, und das alles recht sachlich, glaube ich (sicher irre ich mich, und zweifellos ist es Ihnen einerlei, aber erlauben Sie mir die Frage: wie sehr versuchen Sie es mit der Sachebene? "was will man erwarten von einem Zeitgenossen, der schon exoskelettierte Erektionen davon bekommt, dass gerade ein Mit-Twitteur in der U-Bahn vorbeifährt"? ... RAF? Kaufhausabfackler? Sportpalastklatscher? ... das sind ja doch Kaliber, oder? Mit Verlaub, ich finde mich sachlicher). Daß Sie der "Nicht-Sachebene" eine größere Rolle einräumen mag daran liegen, daß für Sie selbst diese Ebene von größerer Bedeutung ist - und daß Sie es für unloyal halten, mit jemandem zu diskutieren, der dezidiert nicht im Fonsimaus-Arschleckeichhörnchen-Favoritenclub ist. Also kommen Sie mir nicht mit "Distinktionsgewinnen", wenn Sie selber so sachlich sind wie die Türken vor Wien und eine Exitstrategie nach der anderen auffahren.
Und der selbstreferenzielle Scheißhaufen - was ist damit? 'Geschenkt', ist das das ganze Ausmaß Ihres Bedürfnisses nach "Distinktionsgewinnen"? Das ist schließlich die Wahrheit! Sehen Sie doch hin, was geschieht: Die eine Seite schreit "Bücherverbrennung!", die andere "Totalitarismus!", und beide greinen unisono, daß die etablierten Medien sie nicht ernst nehmen; und haben so unendlich Stoff und Anlass, um sich im Leerlauf immer wieder zu thematisieren: wie großartig Blogs doch sind, und daß Blogger eben doch die besseren Berichterstatter sind, und "authentisch", und "Charakter" haben, gnihihi - und da beide diese Sichtweise favorisieren und die Außenwelt wenig Notiz davon nimmt, wird diese Selbstdarstellung niemals evaluiert: und bleibt bestehen. Ich glaube, das Schlimmste, was der deutschen Blogsphäre passieren könnte, wäre, daß die etablierten Medien sie ernst nehmen - das kann zu schleichendem Gesinnungswandel führen, wie wir an Fonsimaus gerade erleben, der bei der FAZ ganz unrebellisch schnurren geht. - Irgendwelche cholerischen Meisenkaiser und andere Schmutzfinken, die keinem anständigen Beruf nachgehen, flegeln sich also durch ihr Leben, eskalieren fröhlich-unbedarft vor sich hin, finden das sehr "authentisch", elitär und von "Charakter" zeugend, und knatschen von Zeit zu Zeit, daß niemand sie ernst nimmt. Was anderes als ein notorisch selbstreferenzieller Scheißhaufen ist das? Sicher, ich könnte es einen selbstreferenziellen Ameisenhaufen nennen, damit Sie sich freuen. Ameisen sind ähnlich klein, unerheblich und unfrei wie Bloggergehirne. Aber sie arbeiten unter strenger Organisation effektiv und sinnvoll auf ein Ziel zu, während Blogger in irrationalen und nutzlosen Stellvertreterkriegen dem Egoismus zuarbeiten, ihre soziale Deprivation in eitler Selbstdarstellung überzukompensieren - und anderen anraten, doch mal den Computer auszulassen, hahaha! Ich finde das großartig. Nein ehrlich, ich bin der größte Fan solcher Therapieversuche! Aber ich bin der Ansicht, daß das pathologische Moment wieder die Überhand erlangt, wenn man sich künstliche Anlässe dadurch verschafft, daß man auf persönlichen Animositäten Feindbilder aufbaut, sich als Richter des Guten aufspielt und diffamierende Hetze salonfähig macht, obendrein unter Zuhilfenahme absoluter Begriffe. Solche Kleinkriege sollten ohne NS-Vokabular und inkriminierende Propaganda auskommen - dann sind sie witzig und wirklich unterhaltsam. (Interessant auch, Herr Mark: wenn Sie und Ihr FAF-Club für Micky Mäuse wie den Matrosen schon auf die RAF und Diktatoren zurückgreifen - was nehmen Sie dann zur Hand, wenn diese Leute plötzlich bei Google auf der Gehaltsliste ständen? Nuklearterroristen? Weltenvernichter? "Satan"? ... )
Aber zweifellos haben Sie Recht: das alles muss man nicht wichtig nehmen, und natürlich bin ich auch an Bord. Was den Scheißhaufencharakter angeht, finde ich dennoch, daß ich nicht künstliche Endzeitszenarios an den Haaren herbeiziehe, um mich darob zu extrovertieren, sondern mich Angelegenheiten privaten Ursprungs bediene. Sie, Herr Mark, sind in Ihrer bedingungslosen Parteilichkeit zu blind und zu taub, um die Allgegegenwart der Egozentrizität zu erkennen, die Sie freilich nur der Gegenseite unterstellen. "Ego-Marketing-Interessen", hihi, da gibt es ganz andere Triebfedern - da könnten Sie echte "Distinktionsgewinne" einfahren, so Sie denn wollten. Aber zugegeben: das würde Ihnen weniger Spaß machen.
Bestes
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Aber eines ist nun wirklich ein Missverständnis: dass es mir bei alledem im Endeffekt um die Darstellung meiner Integrität ginge. Wo ich mich selber in persona zur moralischen Instanz aufgespielt hätte, darf man mir gerne mal konkret belegen. Ich habe auch selber für mich nicht in Anspruch genommen, diese Angelegenheit lediglich auf der Sachebene abzuhandeln und nicht persönlich zu werden, ich wollte damit nur sagen, Sie sitzen mit im Haufen und riechen daher auch nicht nur nach Lavendel, Oleander und Jasmin.
Dass Sie mir wieder die vermeintliche Nibelungentreue zu unserem geschätzen Blogger-Kollegen Don A. aufs Brot schmieren würden, war auch klar. Es ist mir aber aus anderen Gründen zu blöd, Ihnen jetzt im einzelnen Rechenschaft darüber abzulegen, wo ich in der Vergangenheit und Gegenwart durchaus abweichende bis konträre Meinungen vertreten habe und auf welchen Kanälen ich das jeweils kommuniziere. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass ich es nicht so superprickelnd finde, dass Sie unser Zwiegespräch auch dafür nutzen, Ihrem Feindbild D.A. noch ein paar Schmähungen mit auf den Weg zu geben (auch wenn ich natürlich nicht verkenne, dass Sie sich diesbezüglich womöglich in einem putativen Notstand wähnen, der daraus resultiert, dass Ihre Kommentare an der eigentlichen Adresse keinen allzu langen Bestand haben). Ich darf Sie aber trotzdem bitten, weitergehende Einlassungen zu Lasten Dritter doch bitte in Ihrer eigenen Internetpräsenz abzuhandeln.
Zu guter Letzt möchte ich noch kurz auf das Meta-Ding mit der gesamtgesellschaftlichen Blogbedeutungsebene eingehen, das Rangeln um share of voice mit den etablierten Kanälen und all das. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, wie wenig mich dieses Thema interessiert. Hätte ich da tatsächlich Aktien drinne, dann hätte ich im Netz wohl eher einen Weg gewählt wie die Ex-Kollegen Niggemeier oder Turi. Es war und ist mir aber wichtig, diese kleine Off-Broadway-Veranstaltung und alles was da noch dran hängen mag (mit Ausnahme der Kontakte, die sich auch ins real life erstrecken) als Spaßprojekt, zum Teil auch als schreiberische Lockerungsübung zu betreiben. Und was mir dann einfällt, wenn bestimmte Zeitgenossen dann tatsächlich in Diensten der Datenkraken und ihrer Handlanger stehen, kann ich heute noch nicht wissen, ich bin da nicht weniger gespannt als Sie.
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Sie wollen es einfach nicht verstehen, nicht wahr? Bestimmte Begrifflichkeiten lassen sich eben nicht auf ein minderes Maß an Ernstgemeintsein herunterschrauben, ganz gleich, welche Relativierungen man ihnen hinterherschickt. Sie sind ernst und bleiben es, darüber entscheiden nicht Sie und irgendwelche Zusatzerklärungen, sondern der allgemeine Sprachgebrauch. Man soll seine Worte wohl wählen und sie dann in die Schlacht schicken, oder es sein lassen.
Lieber Herr Mark: Ihre erhabene Weisheit, daß "Aktivismus, selbst wenn er mit hehren Zielen startet, nicht dagegen gefeit ist, ins Negative umzuschlagen", entbehrt der selbstkritischen Anwendung auf Sie selbst und Ihre Fraktion (auch wenn Sie gleich wieder leugnen werden, daß es sich überhaupt um eine Fraktion handelt - sondern um lauter selbsttätige Individuen, die, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen, einzig kraft der inneren Überzeugung wundersam alle die gleiche Melodie zwitschern), und es ist kein Zufall, daß Sie damit natürlich - wen? - Die anderen meinen! Denn Sie wähnen sich in der sicheren Lage, die in der Weisheit angesprochene Besonnenheit einzuhalten und sind daher ebenfalls in der Disposition, sie zu vernachlässigen, schauen Sie nur auf Ihre Begriffswahl. Aber bitte, Sie werden darauf bestehen, daß das andere Lager angefangen habe, und Sie darauf nur reagieren -
aber benannte Gefahr gilt für den Re-Aktivismus gleichermaßen. Eben weil er glaubt, die unheilvolle Startphase unbedingter, hehrer Ziele bereits hinter sich zu haben und auf eine solche bei den "Anderen" nur zu reagieren. Ganz besonders, weil er sich anmaßt, deshalb eine moralisch überlegene Position zu vertreten. - Oder wollen Sie auch das bestreiten, daß die ganze Debatte bspw. um Google Street View eine normative ist, daß darin moralische Aspekte die entscheidende Rolle spielen? Ich gebe zu bedenken: das Kernargument der Klabautermann-Jünger ist eine nicht wertende These: die, daß etwas kommen wird, so oder so. Man mag derartige Aussagen bereits deshalb unanständig finden, weil sie sich einer expliziten Wertung enthalten - ich würde das tun. Einer doch erheblichen Veränderung im informationellen Mitbestimmungsrecht des Einzelnen die Aussicht auf sicheren Erfolg zu bescheinigen, ohne den moralischen Aspekt wenigstens aufzuwerfen, zeugt von Naivität, vielleicht von Unbedarftheit. Es ist kein Zufall, daß diese Halbherzigkeit von der zürnenden Gegenseite in moralinsauren Gewittern abgestraft und der Mangel an konsequentialistischer Bestimmtheit in Serien dämonisierender Diffamierungen zu einem vorsätzlichen Verbrechen hochstilisiert wird, aus dem jede Vorstellung entschuldbarer Fahrlässigkeit ersatzlos gestrichen ist. Die moralische Deutungshoheit aber wird hier ausschließlich von der "reaktiven" Fraktion beansprucht - alleine schon deshalb, weil das andere Lager dazu keine Position vertritt. Fataler Fehler!
Das ist ein, nun ja, gefährlicher? Nicht unbedingt, sagen wir, ein höchst fehlbarer Zustand. Wer das Schlechte überall außerhalb seiner selbst und das Gute exklusiv in den eigenen Reihen verortet, fühlt sich allzu leicht berufen, das Legalitätssintervall zwischen Fahrlässigkeit und vorsätzlichem Vergehen nach eigenem Belieben und Launchen zu verschieben, und dann werden aus ein paar Schwätzern ganz schnell "Totalitaristen" in der Tradition Hitlers und Stalins, oder RAF-Geisteskinder - so gezeichnet von einer Koalition der Anständigen.
Diese Koalition der Anständigen, der Sie angehören, Herr Mark - was Sie natürlich leugnen werden, denn Sie möchten beides haben, das Gefühl der Gruppenstärke und die Illusion eigener Überzeugungen - diese Koalition der Zeigefingerathleten bildet sich ein, für ihre Polterkritik qualifiziert zu sein, weil sie anders ist: weil sie dem von ihr beklagten Tatbestand selber nicht entspricht, diesem sogar diametral gegenübersteht - als dessen neutralisierendes Antidot sozusagen. Hier kommt der Scheißhaufen der Selbstreferenzialität ins Spiel, von dem Sie nichts wissen wollen. Es wundert nicht, daß wir bei den "analogen" derzeit eine blöde, zur Blogrelevanz vergewaltigte Alltagsbanalität nach der anderen lesen, die neuerdings unter dem Stichwort "analog" eine ostentativ Verzückung bei Stammleserschaft und Autor bewirken. Gott, was sind wir analog, und wie lieben wir das analoge Leben! Und ihr Digitalen, geht doch auch mal was erleben! Man kann angesichts dieser postmodernen Variante des bodenständigen Naturburschen und ihrer vorauseilenden Sentimentalität - als sei alles schon vorbei! - vor Freude voll abkotzen.
Nun könnte man es bei etwas Gemecker und Eigenlob einfach belassen, sich genüsslich und sentimental dem "analogen Leben" hingeben und sich, was obendrein nützlich wäre, um sachliche Einzelheiten kümmern, die intersubjektiv nachvollziehbar machen, was am beklagten Gegenstand schlecht bzw. untauglich ist; was natürlich eine gewisse Intelligenz voraussetzt, und eine gewisse Ernsthaftigkeit, mit der man sich des Sujets annimmt.
Oder man ereifert sich in diskriminierender Hetzpropaganda, ruft die Dimensionalitäten Hitlers, Stalins und anderer historische Mahnmale als Bedrohungsszenarien auf den Plan und erzeugt so lange eine Vergiftung der Atmosphäre, bis sich das angesprochene Umfeld zunehmend genötigt fühlt, zum Thema Stellung zu nehmen und seinerseits den entlastenden Tatbestand des Nicht-so-Seins zu beteuern, um sich frühzeitig einer wagen Vermutung zu erwehren: dies ist die Arbeit mit öffentlichen Gewissensakten, die Sie aus guten Gründen nicht kennen wollen, lieber Herr Mark, denn Sie sind Teil des Ganzen; einer abscheulichen, subtilen Instrumentalisierung des Generalverdachts. Im fortgeschrittenen Stadium solcher Hexenjagden sind Bekenntnisse Einzelner - die sich ursprünglich um Sachverhalte und dann um moralische Gesinnungen drehten - nur noch symbolische Akte der Selbstentlastung um den Preis der unfreiwilligen Lagerzugehörigkeit.
Für Seite A oder Seite B? (für Fonsimaus stellt sich das in der Form: "Für Don Alphonso oder dagegen", hehe), DAS ist der einzige wahre Akt der Kommunikation, das einzig relevante Bekenntnis hinter dem ganzen obsessiven Geplärre darum, was nun im Einzelnen an Google Street View zu bemängeln oder zu loben sei.
Nun sind öffentliche Gewissensakte, wie wir wissen, einen Dreck wert. Besonders dann, wenn sie sich darum drehen, etwas Schlechtes nicht getan zu haben - denn das hehre Bekenntnis des Nichtgetanhabens kann jeder Depp beisteuern, der dem besprochenen Thema in seinem ganzen Leben noch nie einen Gedanken gewidmet hat. Mit ein paar Worten vom Niemand zum Zorro digitaler Freiheit, so einfach kann man sich einen Sinn, einen Anlaß und eine Erheblichkeit geben im Internet!... In den sich entfesselnden Verbalschlachten mitzumischen aber heißt, ein Lakai zu sein, gewollt oder ungewollt, der eine reine Statistenrolle in einer rein quantitativ geführten Schlacht spielt, die im Endstadium durch sichtbare Präsenz und aggressive Lautstärke eine Entscheidung durch das Prinzip der Überstimmung herbeizuführen sucht ... alles nach Art eines bühnenreifen Dramoletts, das ein paar schlaffschultrige Teigärsche von ihren furzverfetteten Sesseln zu Hause aus zur identitären Stärkung Ihrer Wunschselbstbilder aufführen. Und es ist diese bittere Vorstellung völliger Unfreiheit durch externe Instrumentalisierung, die jeden noch so räudigen Kleinkomparsen in die tollkühne Phantasie treiben wird, eine tragende Rolle in einer mit Nazi-Dramaturgie überkandidelten Entscheidungsfrage zu spielen, die schicksalhaft festlegen wird, ob man Blogs überhaupt noch schreiben sollte oder nicht. Die Zeit ist gekommen, Totalitarismus oder Freiheit!
Am Rande des Abgrunds, Herr Mark! Untergang oder nicht! Das Ende des freiwilligen Internets - bloggen oder nicht bloggen! - Fasst Euch alle mal an den Penis, weil's scheen is.
Diese Koalition der Anständigen, Herr Mark, ist ein übel riechender Scheißhaufen aus Scheinheiligkeit, Selbstgerechtigkeit, ADHS, der Instrumentalisierung irrationaler Gefühlsbilder und der Abschaffung neutraler Standpunkte, ein einziges großes Schauspiel der Selbstüberhöhung durch Abwertung Anderer, man ist rücksichtslos, radikal, anmaßend und irrt bedingungslos vorwärts. Und jede unbedingte Tätigkeit endet ... wissen wir auch. Wenn nicht, googeln Sie sich schlau. - Wissen Sie, mich wundert das alles: ich setze als selbstverständliche Grundtugend eines jeden klugen (nicht wissenden) Menschen oder eines solchen mit einem Rest Hirns voraus, daß ihm solche Dämonisierungsveranstaltungen in Rückgriff auf die eigene Lauterkeit prinzipiell suspekt sind - immer und in jedem Fall (denn genau daran erkennt man ein funktionierendes Gewissen). Daß man misstrauisch wird, wenn Gehirnakrobaten mit Hitler hausieren gehen, um Mehrheiten unter sich schnell und widerspruchslos in Reih und Glied zu bringen - ein Gefühl sollte es sein, das uns zu verstehen gibt, daß hier gewisse Vorwürfe und die eigene Geisteshaltung eine unheimliche, widersprüchliche Verbindung eingegangen sind. Aber diese ganzen Zitatscheißer mit ihrer imitierten Bildungssprache, die sich aufführen wie die inkarnierte Zivilcourage, stellen Sie sich vor - die werden nicht von Zweifeln geplagt, im Gegenteil. Sie dürfen mit Recht als der Bodensatz dessen verstanden werden, was übrigbleibt, wenn wahllos angesammeltes Wissen und verkrüppelte Selbstreflektion kein Interesse aneinander zeigen.
Es ist letztlich immer die lautstarke Demonstration moralischer Deutungshoheit, die den Ausgang jeder öffentlichen Debatte um Nutzen oder Schaden einer kommenden Entwicklung entscheidet. Sachargumente waren noch nie von Bedeutung, sondern deren utilitaristisch-moralische Auslegungen. Dabei sind nur dem Intellekt, der Phantasie aber, vornehmlich der schwarzmalenden, so gut wie keine Grenzen gesetzt. Und wenn man nicht Muttis Hellster ist, nimmt man Hitler - das zieht immer. Bei manchen Leuten hat das Methode, wie unschwer zu erkennen ist. Ebenso unschwer, wie Sie auf Nachfrage beteuern, sich hier nur einem "Spaßprojekt, zum Teil auch als schreiberische Lockerungsübung" hinzugeben. Nehmen Sie es mir nicht übel: ich finde solche Ausflüchte billig und Ihrer nicht würdig.
Seien Sie trotzdem versichert: was zukünftige Entwicklungen angeht, teilen wir die gleiche Ansicht. Lobo und sein Rattenschwanz sind nichts weiter als demagogische Opportunisten, Fähnchen im Wind, die auf ihren Vorteil sehen und ihre ideellen Konzepte derart ausrichten, daß sie diese Haltung als gerechtfertigt erscheinen lassen. Google Street View (NICHT dessen Befürworter!) ist eine unsägliche Frechheit, die keine vernünftige utilitaristische Betrachtung überleben würde. Es ist zugegeben auch sehr schwer, diese noch überzeugend darzulegen, wenn bereits mit irrationalen Gefühlsbildern Stimmung gemacht wurde, trotzdem frage ich mich, warum sich niemand der Angelegenheit annimmt.
Aber irren Sie sich nicht über mich, Herr Mark. Ich sitze mit im Haufen, aber ich ziehe nicht methodisch externe Anlässe heran, um über deren Schlechtigkeit auf meine Gutartigkeit zu verweisen. DAS ist die Selbstreferenzialität, von der hier die Rede ist, und glauben Sie mir: ich gebe mir wirklich Mühe, diesen Rückschluss zu vermeiden; das hier war beispielsweise ein ernstgemeinter Versuch, ein Thema kritisch zu behandeln, ohne mich als Helden aufzuspielen.
Wissen Sie: Kritik kann etwas sehr wertvolles sein, sogar gesellschaftliches Korrektiv, dann sogar eine Pflicht. Kritik, die glaubwürdig sein will, setzt einen Verkünder voraus, der über sie erhaben ist - mindestens insofern, als er dem Anklagepunkt selber standhält. Kritik als Methode, sich zu extrovertieren, birgt die Gefahr, sich über die Negation Anderer zu definieren - um von der Niederwertigkeit einer Gegenseite auf die Gutartigkeit der eigenen Person zu schließen, durch den blanken Umstand des "Nicht-so-Seins", und in notorischer Form ist das immer - auch das sollten Sie wissen - Ausdruck einer labilen Persönlichkeit, die versucht, sich mit eigenen Defiziten zu arrangieren, indem sie die Anderen so tief herabsetzt, daß sie selbst im Verhältnis noch höher steht. Abgrenzung an sich ist etwas Wunderbares, wenn darin Überzeugungsarbeit geleistet wird, nicht aber, wenn sie nur Instrument einer höchst persönlichen Motivation ist, die einem sorgfältig verschleierten Fremdzweck dient. Man kann diesbezüglich mehr oder weniger misstrauisch sein - letztlich verhandeln wir hier ein Menschenbild, und Sie und Ihre Genossen scheinen sich in einem Verein voller makelloser Idealisten zu wähnen - vielleicht, weil es einfach so ist, vielleicht, um einen ähnlichen Schluss auf sich selbst nahezulegen (wovon alle profitieren würden)? Man weiß es nicht. Nur, daß es im Internet sehr leicht ist, sich als Idealisten darzustellen.
Nehmen Sie mir ebenfalls nicht übel, wenn ich diesen Eintrag andernorts kopiere; Sie haben unmissverständlich dargelegt, daß hier eine sanfte Zensur herrscht. Was ich sehr unbefriedigend finde angesichts der niedrigen Toleranzschwelle, die darauf zweifellos folgen wird.
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Womit Sie mich nun tatsächlich am
Kurzum, da ist ein Nehmen und Geben, und für sooo viel anders (oder gar: besser) als die Herren Lobo, Best, Seemann et al. halte ich mich auch gar nicht, gehöre ich doch im Halbtags-Homeoffice-Hauptberuf dem Berufsstand der von Don Alphonso in anderem Zusammenhang gern geschmähten "Johurnallie" an. Wie korrupt oder verblendet dieses Gewerbe auf breiter Front ist, setze ich "in unseren Kreisen" jetzt einfach mal als bekannt voraus. Ich hatte in anderen Zusammenhängen überdies das Vergnügen, mit Herrn Lobo zu telefonieren, ich hätte auch kein Problem damit, mit Michael Seemann einen Kaffee zu trinken, wenn es sich in Berlin mal ergibt. Der kennt wahrscheinlich Leute, die ich auch kenne, und so gigantisch groß ist die Kluft in vielen Fragen auch gar nicht, auch wenn ich in Ihren Augen hier verbal ziemlich auf die Kacke gehauen habe, um es mal salopp auszudrücken.
Ich sehe ein, dass Sie meine Empfindung nicht teilen, wie ernst, unernst oder erkennbar überzogen meine Vergleichsebene gewesen ist, und daraus nehme ich zumindest mit, dass es ein Versäumnis gewesen sein mag, meine diesbezüglichen Marker (Vorsicht: Übertreibung!)schon im Ursprungsposting klarer zu setzen.
@rocky raccoon: Ja, die eigentliche Kunst liegt in der Beschränkung auf das Wesentliche - hat glaube ich Anselm Feuerbach mal gesagt. ;-)
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Im dümmsten Fall ist Knappheit anregend unterhaltsam, aber simplifizierend; die Leserschaft findet sich von selbst über den Weg des geringsten Widerstands.
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In Ihrem und meinem und anderen Blogs werden verschiedene Themen verschiedenen Ursprungs und verschiedener Komplexität diskutiert, häufig vorgegeben vom Tagesgeschehen, aber auch anderen Quellen.
Wenn wir nun all diesen Themen ein bestimmtes Zeichen- bzw. Wort-Limit setzen - bspw. weil wir unsere Leserschaft nicht überfordern wollen, weil wir um deren Zeitkontingent wissen, aber auch um ihre begrenzte Aufnahme- und Merkfähigkeit, was freilich manch weitläufigeren Zusammenhang vom Verstehen ausschliesst - wenn wir also für all diese Themen eine rein numerische Wort-Obergrenze festlegen: für wie hoch halten Sie dann die Wahrscheinlichkeit, daß wir der Komplexität aller Themen gerecht werden?
- Sie könnten die Frage auch so stellen: Besteht ein notwendiger, gesetzesartiger Zusammenhang zwischen der Komplexität eines Gegenstands und der Zahl der Wörter, mit denen er beschrieben werden kann?
Ein Tip: es gibt zwar keinen notwendigen, aber einen hinreichenden, quasikausalen Zusammenhang zwischen der kognitiven Ausstattung eines Inviduums und dem begrenzten Zeitintervall, nach welchem dieses sich durch geistige Ermüdung mit seiner Verstehensleistung begnügt und zum Schluss kommt: im Grunde sei das alles doch recht einfach.
Bestes
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Aber den Schuh der um die Ecke konstruierten moralischen Überhöhung meiner Person und Position durch Kritik an anderen und ihren Standpunkten ziehe ich mir nun mal nicht an, da können Sie noch so locken und sagen: "so trägt man das aber heute". Denn so makellos und rein ist mein Selbstbild gar nicht, dass ich mit so geringem Aufwand ein Gefühl moralischer Überlegenheit herstellen könnte. Vielleicht kritisiere ich ja das Im-Arsch-von-Google-stecken gewisser Leute genau aus dem Grund, dass ich selber in anderen Schließmuskeln feststecke (und die Leser, die schon länger dabei sind oder aus der Kohlenstoffsphäre etwas mehr über mich wissen, haben auch in etwa eine Vorstellung davon, welche das sind). Auch ist mir die Hypothese nicht völlig fremd, dass ich das, was ich bei anderen kritisiere, damit womöglich externalisiere, was doch auch mein ureigenes Problem ist. Kann man alles in Betracht ziehen, ich würde mich da keiner Theorie von vornherein verschließen. Aber im Moment kneifen andere Sachzwänge dringlicher. (Ach ja, auch Ihr Beitrag zum Thema Widerstand hätte durchaus ein qualifizierteres Echo verdient gehabt als diesen Kommunikations-GAU.)
Es war mir jedenfalls ein tief empfundenes Bedürfnis, eine deutliche Gegenposition zu dem affirmativen Alles-hat-digital-zu-sein-Ding zu beziehen. Und da der Tobak stark gemischt war, werde ich niemanden scheel ansehen, der deswegen einen Hustenanfall bekommt.
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"Kommunikations-GAU?" Die Auseinandersetzung mit diesem bangebüchsigen Halbaffen, der seine kleinkindliche Tochter als Anlaß heranzieht, über Nazis zu schreiben, dieses verstockte Schrebergärtnergemüt von einem Rektalphilanthropen? Das war kein Kommunikations-GAU, das war reinste Leidenschaft.
Sah es aus wie ein Kommunikations-GAU? Aber danke für Ihre freundliche Bemerkung.
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Wenn meine Karre wegen eines Werksfehlers nicht fährt, muss ich mir eben überlegen, ob mein "Gegner" der Vorsitzende des örtlichen Golf-Fanclubs ist oder nicht doch der Konzern.
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Wenn ich zu dem Schluss komme, es sei an der Zeit, mit Fackeln und Mistgabeln die Deutschland-Zentrale von Tante Gu zu stürmen, gebe ich Bescheid, versprochen. ;-)
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Im Prinzip sind das auch diesmal wieder die gleichen Figuren, die erst mit Werbung Blogs zwanskultivieren wollten, dann die Zeitung als Totholz sahen, den Blogs dann ein Internet-Manifest aufdrücken wollten, und nun...
Trotzkis permanente Revolution trifft auf Mussolinis Marsch auf Rom trift auf ein paar Versager, Pleitiers und kranke Socken.
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(...)Das Internet und fast alle seine Dienste sind auf die Willkürherrschaft privater Konzerne aufgebaut. Dass das ein Problem ist, sieht man nicht nur an der sich in Gefahr befindenden Netzneutralität. Dieses Problem habe ich bei meinem Umreißen des Begriffs der digitalen Öffentlichkeit auch angeschnitten und insgesamt und schon länger habe ich versucht dem Problem mit meinem Konzept der Plattformneutralität zu begegnen.
3. Die eigentliche Antwort ist aber: Ja. Der Begriff der “digitalen Öffentlichkeit” ist problematisch. Das habe ich jetzt auch gesehen.(...)
Wobei ich das das Konzept der Plattformneutralität - soweit ich es verstanden habe - nicht wirklich für geeignet halte, das eklatante Problem der sehr ungleich verteilten Lasten von mehr Transparenz wirksam anzugehen. Wie Luc dieser Tage ganz richtig schrieb: Der "Kontrollverlust" ist nicht auf wundersame Weise egalitär verteilt. Wir Bürger verlieren die Kontrolle, unsere Demokratie verliert die Kontrolle, die Konzerne gewinnen die Kontrolle. So schaut's nämlich aus, und was wir als Gegenleistung für unseren immer weiter gehenden Striptease angeboten bekommen, sind bei Licht gesehen doch größtenteils nur Glasperlen-Geklimper (auch wenn die Gadgets und Apps noch so schön funkeln).
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Das Schlusswort dieses Kommentars überlasse ich Wiglaf Droste (auch wenn ich es inhaltlich nicht 1:1 unterschreiben würde): Öffentlichkeit ist, wo alles schiefgeht, wo es rüde wird und grundlos unangenehm. Öffentlichkeit ist der Ort, an dem ausschließlich geschieht, was man nicht möchte, und niemals das, was man sich wünscht.(...)
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Habe ich (auch) hier gelernt. Ein wenig Ruhe dann und wann tut ja auch mal gut.
Und warum sich die oben genannten Ex-Blogger Lobo und Co. äußern wie sie sich äußern scheint mir klar. Aus dem gleichen Grund warum sich Gewerkschaften an Stellen einmischen, die nicht mal minimal was mit Arbetnehmervertretung zu tun haben. Sie heben ihre Fahnen und rufen uns zu: Schaut her, hiiiier bin ich. Beachtet mich bitteeeee. Ich bin wiiiichtichhhhh …
So, genug gequatscht. Zurück zum Nachdenken …
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Für eine kleine Weiterbildung zum Thema frühe Gewalt in der 68er-Bewegung und die Rolle der Agent Provocateurs des Staates soll dir mal ein erster Link gereicht werden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Urbach
Mein Kommentar zu deiner Schmährede:
William Gibson sagte (1999): Die Zukunft ist bereits da, sie ist nur ungerecht verteilt.
Das Web kann verstanden werden als eine digitale Ebene der Realität, einige würden es vielleicht sogar eine neue Sinnesebene nennen.
Für andere, wohl die meisten, ist es immer noch ein anderer Planet, mit dem wir wohl irgendeinen bilateralen Vertrag hinsichtlich Email- und Ebay-Nutzung geschlossen haben. Dass die jetzt Fotos von UNSEREN Häusern machen und die auf ihrem Planeten zeigen......ja, wenn man so drauf ist, dann soll man sich von mir aus aufregen, bis der Arzt kommt.
Wie dem auch sei, ohne die ganze restliche Realität ist das Web nichts, dennoch gibt es die Möglichkeit in der digitalen Ebene mehr Information schneller, bequemer und (wenn gut überlegt) auch verständlicher zu lesen und (notwendige media literacy voraussetzend) zu verstehen.
Dass wir Deutschen mit unserem schlechten Gewissen über die eigene Vergangenheit ein wichtiges Korrektiv gegen die augenscheinliche unüberlegte Fortschrittseuphorie us-amerikanischer Prägung darstellen, ist auch super. Always think twice.
Aber es muss auch möglich sein, in einer überhitzten öffentlichen Propaganda-Schlacht darauf hinzuweisen, dass es kein Verständnis von Privatheit geben kann, wenn es nicht auch ein positiv definiertes Verständnis von Öffentlichkeit gibt im Informationszeitalter.
Und um das mal hier deutlich zu sagen: Es werden keine Wohnzimmer gestürmt, es werden keine Menschen nackt aus ihren Betten vor ihre Häuser gezerrt und in einem Blitzlicht-Stahlgewitter abgelichtet. Diese Ebene ist sowas von daneben, außer wir wären hier in einem satirischen Kabarett.
Und wenn ich überlege, dass diese ganze Digitale Armee Fraktion-Kacke in dieser konkreten Diskussion nur deswegen los ging, weil ich in dem blöden SPON-Interview in einem Nebensatz zum Schluß sagte, dass es einen anonymen Schwachmaten gegeben hätte, der mich auch schon in irgendeinem Kommentar als Internetterrorist genannt hatte; und ich dann diesen medial gehypten Begriff in einem eigenen Carta-Kommentar aufgriff - versucht ironisch-aufklärerisch, weil ich ergänzte: "Des einen Terrorist ist des anderen Freiheitskämpfer."
Ach, dann darf man wohl nur noch gemainstreamte ironiebefreite Sülze reden, damit man nicht durch jeden das Kernthema-ignorierenden Kakao gezogen wird.
Sehe es wie du willst, aber ich werde weiterhin fordern, dass die Befähigung zur Nutzung der digitalen Ebene mehr gefördert wird und gleichzeitig dann "Stopp" rufen, wenn ich sehe dass Datenschutz zu fanatisch und unreflektiert als Waffe gegen das freie Web eingesetzt wird.
PS: willst du mein Facebook-Freund sein? Überleg' dir deine Antwort genau.... ;)
Jens Best
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Sie schreiben: Aber es muss auch möglich sein, in einer überhitzten öffentlichen Propaganda-Schlacht darauf hinzuweisen, dass es kein Verständnis von Privatheit geben kann, wenn es nicht auch ein positiv definiertes Verständnis von Öffentlichkeit gibt im Informationszeitalter. Nun ja, aber ich bin nach wie vor nicht unbedingt der Meinung, dass dieses positive Verständnis von digitaler Öffentlichkeit bei denen, die sich damit (aus welchen Gründen) auch immer schwer tun, mit der Brechstange geweckt werden sollte. Sie haben der "Zeit" oder dem "Spiegel" sinngemäß gesagt, die Aktion mit dem Ablichten verpixelter Häuser solle eine Debatte anstossen. Dabei haben wir diese Debatte längst, sie läuft halt in weiten Teilen nicht in die Richtung, in die Sie es gerne hätten. Man mag viele Argumente gegen Google und andere Phänomene zunehmender und nicht nur freiwilliger Entblössung im digitalen Raum für hysterisch, ewiggestrig oder sonstwas halten. Aber was ich nach wie vor vermisse, auch von Herrn Seemann, ist zum einen auch nur minimales Problembewusstsein in Sachen Privacy-Erosion und zum anderen eine wirklich nachvollziehbare positive Utopie, was uns dieses mehr an digitaler Öffentlichkeit tatsächlich unterm Strich bringt jenseits von dem Spieltrieb (den ich mir selber ja auch nicht abspreche).
Und um das mal hier deutlich zu sagen: Es werden keine Wohnzimmer gestürmt, es werden keine Menschen nackt aus ihren Betten vor ihre Häuser gezerrt und in einem Blitzlicht-Stahlgewitter abgelichtet. Diese Ebene ist sowas von daneben, außer wir wären hier in einem satirischen Kabarett.
Nun, Herr Seemann droht in seinem Zeit-Artikel ja recht unverhohlen damit, dass man sich es bald nicht mehr aussuchen kann, ob und wie man im Netz stattfindet (auch wenn man darauf eigentlich keinen Bock hat). Sooo komplett daneben finde ich den Gedankengang also nicht, ob es mittel- bis langfristig bei abgelichteten Häuserfassaden bleibt. Ich habe ja nicht unterstellt, dass Sie oder Herr Seemann persönlich weitergehend tätig werden in Ihrem Aktionismus für die vermeintlich gute Sache der digitalen Öffentlichkeit.
Und jetzt erst mal aufs Kindergarten-Grillfest...
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PS: Ich nehme an, Du hast gegrillt ;-)
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Und zum eigentlichen Thema: Es ist zwar ziemlich, aber nicht völlig wumpe. Denn zumindest stehen da noch ein paar rechtliche Hürden im öffentlichen Raum, als da wären Persönlichkeitsrechte, Datenschutzgesetze und so ein paar Petitessen. Den Trend, dass die Versuche zunehmen, diese verbleibenden Bastionen zu schleifen, sehe ich natürlich auch. Aber das verpflichtet mich nicht, vierstimmig Halleluja zu singen und den Kontrollverlust auch noch frenetisch zu bejubeln.
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Gesänge und Jubel sind sicherlich nicht angemessen. Aber auch sie ändern nichts daran. Genau so wie massive Polizei und Militäraktivitäten nichts daran ändern das Drogen verkauft werden. Wenn es lukrativ ist, wird es passieren. Da werden auch Gesetze nichts ändern.
Allerdings wird es im Internet anders ablaufen. Die Mehrheit wird die Änderung der Gesetze *wollen*. Und mehr als die Mehrheit braucht es selten um Gesetze zu ändern.
Im übrigen frage ich mich zuweilen, wenn ich mich so umsehe, warum dieses Thema weltweit ein deutsches Thema ist? Haben wieder nur wir german Angst?
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Im Übrigen finde ich das Argument, wenn es lukrativ ist, wird es passieren nicht unbedingt falsch, aber eben auch zu verkürzt. Telefonverkaufsterror beispielsweise ist auch lukrativ, und trotzdem hat der Gesetzgeber deswegen nicht alle Hindernisse für das ungefragte Anrufen in Privathaushalten aus dem Weg geräumt. Missbrauch kann man z.B. bei der Netzagentur melden (und nach Monaten oder Jahren passiert dann manchmal sogar etwas). Und wenn damit auch das Übel nicht völlig aus der Welt geschafft ist, so ist es doch zumindest etwas eingedämmt. Und mehr erhoffe ich mir von der Debatte um Privacy im Netz auch gar nicht.
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Es gibt einen entscheidenden Unterschied: Google, Facebook & Co. agieren außerhalb einer BundesIrgendwasAgentur. Oder denkst Du, dass Facebook nach Überschreiten eines deutschen Gesetzes einfach so am Seekabel-Übergabepunkt bei Bensersiel* einfach so abgeschnitten werden kann?
*symbolische Ortsangabe
PS: Wie handelt die Bundesnetzagentur eigentlich bei Anrufen aus dem Ausland? Kann die da überhaupt was tun?
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Aber nur weil die Unternehmenszentralen von Facebook, Google & Co. jenseits des großen Teichs liegen, agieren sie hierzulande nicht völlig im luftleeren Raum (zumal wenn sie hier mit deutschen Tochtergesellschaften präsent sind). Die Sanktionsmöglichkeiten sind natürlich beschränkt bis lächerlich, aber immerhin darf man es als notwendigen Tribut an spezifisch deutsche Befindlichkeiten sehen, dass Google das Verpixeln von Hausfronten überhaupt als Option anbietet. In vielen anderen Ländern hat man sich diese Umstände erst gar nicht gemacht und gleich Fakten geschaffen.
Der PR-Stunt mit der Drohung der Verbraucherministerin, ihren Facebook-Account zu kündigen, war natürlich eine saublöde Luftnummer für die Galerie. Aber wenn man Kipo sperren statt löschen kann ohne dass es eine Rolle spielt, wo das Zeug gehostet wird, warum sollte das mit Facebook nicht funktionieren, wenn die Verstöße gegen hiesige Datenschutzbestimmungen genügend Leidensdruck aufgebaut haben?
Gut, der Realist in mir sagt, das wird nach menschlichem Ermessen nicht passieren. Dann liegt das aber auch daran, dass bestehende Handlungsspielräume nicht ausgeschöpft werden.
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Wie ich schon sagte. Wir werden beobachten, wie „die Menschen“ den „giftigen Kelch“ *wollen*. Das ist auch der Grund, warum ich mich nicht mehr drum kümmere. Jedenfalls in Grenzen …
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Aber, kurzer Einwurf: Die digitale Dauerentblößung in Blogs, Single-Börsen und Social Networks ginge ihr zunehmend auf den Keks, das sei nicht mehr ihre Welt.
Da gibt es ja so einige, aber so manche/r, der/die unterhosenumfassende Blogentblößung mit theatralischer Geste abmeldet, macht dann aber doch fröhlich bei Farcebook und Co. weiter. Alles wie gehabt, bloß nicht blenden lassen.
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Bei Farcebook, tja, da sagen Sie was. Da produzieren sich z.T. ja auch Kollegen, die sagen, so ein Blog zu pflegen, das wäre ihnen dann doch zu zeitaufwendig, denen es aber nicht zuviel ist, nächtelang irgendwelche obskuren Games zu zocken oder andere seltsame Hobbies zu pflegen. Da dankt man sich dann auch sein Teil.
Im Fall der von mir genannten Dame glaube ich aber schon, dass ihr Überdruss am digitalen Paralleluniversum grundsätzlicher und umfassender ist als dass sie sich bei wer-kennt-wen-VZ oder ähnlichen Plattformen tummelte. Ob das freilich der Dauerzustand bleibt, darüber möchte ich keine langfristigen Prognosen abgeben. Das geht mich auch nichts mehr an.
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Der Diskussion hier konnte ich nicht ganz folgen, da hätte der ein oder andere Diskutant auch gut mal eher den Stecker ziehen können. Ein, wie ich finde hübsches, Zitat der Mutterfirma zum Gedenken: "Unserer Ansicht nach sollten Nutzer stets die Möglichkeit haben, ihre Daten zu entfernen oder zu transferieren." Wenn man sieht, daß sich manche SV-Radikale da weitaus intoleranter gerieren, sind bestimmte Vergleiche mit anderen Verblendeten wirklich nicht weit hergeholt. Als ob man immer erst Tote aufrechnen können muß.
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