Aber jetzt mal abgesehen von meinen persönlichen Befindlichkeiten: Es gibt hier im Postleitzahlbereich auch viel Elend, das vielleicht nicht ganz so viele Schlagzeilen und Spendenmillionen mobilisiert, wie das Erdbeben in der Karibik. Es wurde in den Medien nicht so groß breitgetreten, aber in den letzten Tagen kam es hier in der Region Köln/Düsseldorf zu einigen Zwischenfällen mit Zügen und, ähem, resultierenden Personenschäden. Der tragische Tod eines 16Jährigen heute an der Benrather S-Bahnhaltestelle markiert gewissermaßen nur die Spitze des Eisbergs. Wie ich hörte, gab es in den letzten Tagen mindestens vier Vorfälle.
Ich will dem neulich aus dem Leben geschiedenen Nationaltorhüter jetzt für die von ihm gewählte und damit vielleicht noch populärer gemachte Methode der Selbstentleibung nicht noch pietätlos hinterhertreten, aber da meine Frau heute in einem Zug saß, der umgeleitet werden musste, tu ichs jetzt einfach trotzdem: Ich rate allen Selbstmordgefährdeten, Max Goldt zu lesen, denn der hat schon manchen zum Schmunzeln und auf ganz andere Gedanken gebracht. Aber selbst wenn das nicht hülfe gegen Weltekel und Daseinsschmerz, so möge sich der Leser trösten mit dem Bekenntnis, dass auch der große Kolumnist selber vor derlei Anwandlungen nicht ganz gefeit gewesen ist. Ich muss die betreffende Passage mal eben aus dem Gedächtnis zitieren, um die Besucher der Dunkelkammer jetzt nicht ellenlangem und hektischem Geblätter in "Die Kugeln in unseren Köpfen" auf die Folter zu spannen.
Da schreibt Goldt jedenfalls sinngemäß, auch er habe sich in selbstmitleidigen Phasen seines Lebens schon der einen oder anderen Selbstmordphantasie hingegeben. Ihm schwebe dabei vor, auf einer abgelegenen und menschenleeren kleinen Insel im japanischen Meer so lange am Ufer zu kauern, bis er vor Durst oder Hunger einfach vornüber tot ins Meer kippe. Für Hysteriker hingegen, die sich ihrer Verzweiflung vor Züge würfen und den Bahnverkehr behinderten, spüre er so etwas wie leise Verachtung.
Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen (und verspreche, die Fundstelle mit Seitenangabe, falls gewünscht, bei Gelegenheit noch nachzureichen). Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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(aber eigentlich wollte ich ja nur damit angeben, dass ich eine weihnachten-im-bordell-cd habe, auf die der grosse meister einst ein bluemchen gemalt hat. als dankeschoen dafuer, dass ich, anders als der vorgaenger, nicht nach einem bild fragte.)
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Aber obwohl ich sonst ja ein öffentlichen Veranstaltungen abholder Schrat bin, habe ich ich mich auch einmal zum Besuch einer Max-Goldt-Lesung überreden lassen - und es wahrlich nicht bereut. Jetzt, wo Sie es sagen, bin ich auch ganz froh, dass ich ihn nie in die Verlegenheit brachte, mir etwas zwischen die Buchdeckel krakeln zu müssen. Ich frage mich ohnehin, was man geraucht haben muss, um auf so ein Ansinnen zu kommen. Wenn ich auf ein Konzert von Slayer ginge (völlig fiktives Beispiel jetzt), käme ich auch nicht auf die Idee, hinterher den Drummer zu fragen, ob er mir ein selbstgereimtes Sonett ins CD-Booklet kalligraphieren mag. Ts.
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Aber wenn ich den Kreis der potenziell Beschenkten mal ein bisschen weiter ziehe, haben Sie natürlich recht mit der Annahme, dass ein handsignierter Onkel Max als Geschenk nachgerade die Wucht in Tüten ist.
Ich für mein Teil verschenke ja alle naslang "Des Teufels Wörterbuch" von Ambrose Bierce in der edlen ledergebundenen Miniaturausgabe, die sich folgerichtig auch nicht in unserem Bücherregal findet...
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bis ich irgendwann die bundesweit zwei letzten exemplare bestellte um schlussendlich wenigstens eines selbst zu besitzen. band zwei (...goes overseas) bleibt aber wohl verschwunden aus dem regal.
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Aber wenn Sie mir eins der Goldt-Büchlein empfehlen versuche ich es nochmal...
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@not quite like beethoven: Mit Droste (bei mir memetisch eher okkupiert von A. v. Droste-Hülshoff) erwischen Sie mich auf dem falschen Fuß - oder mit einer Bildungslücke. Hat sich mir einfach nie aufgedrängt. Aber das sollte eigentlich kein Hinderungsgrund sein.
Goldt ist sicher weniger bissig und auch nicht sonderlich getrieben, irgendwelche gesellschaftlichen Mißstände "mit spitzer Feder" aufzuspießen. Ich würde ihn streng genommen nicht mal als Humoristen oder Satiriker klassifizieren. Ich schätze an ihm vor allem die Fähigkeit, auf einer Glatze Locken zu drehen und innerhalb eines Textes die seltsamsten inhaltlichen Bocksprünge zu absolvieren, und das alle in einer liebenswürdig leicht verquasten Sprache, die mir runterläuft wie Öl.
Aber Droste sollte ich vielleicht tatsächlich mal eine Chance geben.
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Merci, dieser Satz machte meinen Tag, um mal einen unbeholfenen Anglizismus zu bemühen.
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einfach eine spende an die tafel ist doch nicht so schick, wie tränenüberströmt vor großen schuttbergen zu stehen.
wobei man an dieser stelle natürlich auch überlegen könnten, wie den menschen damals zu mute war, als alles in schutt und asche lag und keiner kam der buddeln half.
wir führen krieg gegen die natur, da muss man sich nicht wundern, dass die plötzlich anfängt zu husten und sich zu schütteln.
was natürlich und das sei an dieser stelle auch gesagt, nicht die tatsache aus den augen verlieren lassen sollte, dass das da in haiti wirklich schlimm ist und ich hoffe, dass der liebe gott bei mir vor der türe keinen schnupfen bekommt.
einen schönen mittwoch morgen ihnen.
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Guckst Du: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=16413
Ach, und gute Besserung Mark.
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aber manitous rache ist das wohl eher alles nicht.
nicht mal montezumas, aber das ist nun wirklich ein anderes thema.
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@gorillaschnitzel: Unter uns gesagt halte ich Karl May für den eigentlichen Urheber dieser vielzitierten Sentenz.
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und meist mit kulturalistischem geschwurbel verbunden, wie "edle völker" und derlei murks. der hinweis, dass es sich dabei auch nur um positiven rassismus handelt, lässt gerne mal weltgebilde zusammenstürzen.
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@vert: Das Wort „Rassismus“ impliziert, dass es Unterschiede in der Weltbevölkerung (also: Rassen) gibt, will aber gleichzeitig den brandmarken, der genau das behauptet. Wenn ich es also als Schimpfwort verwende hänge ich im Prinzip intellektuell schwer in den Seilen. Naja …
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@jean stubenzweig: Von dieser tief empfundenen Weisheit der Wilden existieren mittlerweile viele Varianten; die von Ihnen zitierte macht auch mich als Nicht-Biertrinker tief betroffen. ;-)
Und zur Frage, wer jetzt die schöneren Öko-Merksprüche fürs Autoheck geprägt hat, Cree oder Hopi, kann ich nicht viel sagen, da ich die Quellenangabe auf den Aufklebern nicht mehr vor Augen habe. Aber wer das Thema vertiefen möchte, kann ja mal nach Hopi-Prophezeiungen (oder besser noch "hopi prophecies") googeln. Die Zeit der großen Reinigung von Mutter Erde steht demnach unmittelbar bevor... ;-)
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Drohten doch die Appalachen zurückzuklappen, wie das in einem Brösel-Comic mal so schön formuliert war.
Kaum erholt in dem Café neben dem Kino, fielen die Strickpullis nach Filmende ein und starteten die Analyse.
Es gab schon schönere Abende.
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Da der Film ohne Dialoge auskommt, verzichtet er auch auf offen moralische (oder was auch immer für -ische) Anklagen. Man darf einfach sehen und bewerten. Wenn Strickpulies daraus etwas stricken was anderen den Mageninhalt wieder an die Sonne lockt, dann kann man schlicht einfach nur fliehen.
Und letztlich ist die Musik von Glass nicht einfach zu schlucken. Durch den Filme habe ich einen ersten Zugang zu seinen Kompositionen gefunden. Aber raus wollte ich auch nach den ersten 10 Minuten. Gut, dass ich ausgehalten habe …
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Ich ersetze "fliehen" durch "weggehen" und so ist´s dann auch passiert.
Anders im Kino. Mein Unbehagen wertet weder Film noch Musik. Nur eine Reaktion meines Körpers, wie sie z.B. auch bei Stroboskopblitzen passieren kann.
Sonst nix.
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Es ist nicht ganz das, worauf Sie rauswollten, ja, ich weiß, und ja, ich gebe Ihnen in einigen Details sehr recht...ich finde aber auch, dass Ihre Argumente für den Terminismus "Rassismus" nicht ganz so passen....
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Wobei ich zugeben muss, dass ich leider kein Wort von des Herrn Gorillaschnitzel Beitrag verstanden habe. Die Welt kennt „Semiten“ (Wikipedia: Als Semiten werden (historische) Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen.“) und „nicht-Semiten“. Ich z. B. bin nicht-Semit, weil ich Semitisch echt nicht sprechen kann. Der Unterschied ist also faktisch vorhanden und nicht wegzudiskutieren, wenn auch ein völlig anderer, als ihn dieser Malerlerling aufgegriffen, verfälscht und bis zur Perversion missbraucht hat.
In meinem Beispiel hat jemand, der einen Unterschied zwischen Menschen deutlich verneint, den von ihm negierten Unterschied trotzdem als Fakt herangezogen, um jemanden dann mit diesem Abstrusum zu diffamieren.
Aber wie gesagt. Ich versuche das Fett gerade abzuwischen. Hat mal jemand ein Stück von einer Küchenrolle?
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Wo Du dieses einsame Begriffsverständnis hernimmst, bleibt mir ein Rätsel. Im Begriff Rassismus steckt Rasse als Fakt genauso wenig drin wie im Begriff Atheismus (o Gott, ich weiß, Scheißbeispiel, neues Trigger-Wort für noch mehr abseitige Nebenschauplätze) als Fakt drin steckt, dass es keinen Gott gibt. Es ist ein Glaube, eine Vermutung, und Rassismus ist der Glaube daran, dass es rassische Merkmale gibt, die einen Riesenunterschied zwischen Menschengruppen machen, weswegen die eine Menschengruppe hochwertiger als die andere sei. Wo da in der Kritik an diesem Irrglauben ein Fakt postuliert wird, verstehe ich einfach nicht. Die handelsübliche Definition dieses Begriffs in Forschung, Lehre und sonstwo schließt Rasse als Faktum jedenfalls weiträumig aus.
Gleichwohl bleibt auch gerade mit Blick auf Antisemitismus als Sonderfall festzuhalten, dass man von DEM Rassismus wohl nicht so recht sprechen kann, sondern eher von unterschiedlichen Rassismen, die in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Ausprägungen haben können. Und damit betrachte ich diese Fortbildungsveranstaltung, wenn jetzt nicht noch richtig gute Argumente kommen, wie das zugehen soll, dass die Kritik an Rassismus rassische Unterschiede als Fakt postuliert, als beendet.
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Gehts dem Schnupfen heute besser, Mark, oder eher Dir?
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(zu dick aufgetragen?)
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sie armer. gute besserung natürlich!
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Eine frühere Freundin von mir (Ärztin von Beruf) hat schon länger keine Lust mehr auf Zugfahrten, seit sie sich mal im auf freier Strecke plötzlich zum Stehen gebrachten Zug auf die Lautsprecher-Durchsage "Ist ein Arzt an Bord dieses Zuges?" gemeldet hat. Dabei war da nun wirklich nichts mehr zu retten, wie auch ein medizinischer Laie mühelos erkennen konnte, aber es braucht nun mal die Unterschrift eines Arztes...
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Schlangenstehen gilt es zu vermeiden, auch wenn es um Signaturen geht. Das schaff ich auch nicht
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Die von Ihnen beschriebene Methode kann sogar ohne entsprechende suizidale Absicht funktionieren. In Mannheim soll kürzlich eine beschwipste junge Dame von der Fußgängerbrücke in den Neckar gesprungen sein (der nun wirklich kein reißender Strom ist), aber auf ihr Wiederauftauchen wartete ihre Freundin, die die Aktion mit dem Handy filmen sollte, leider vergeblich. Selbst so ein Nebenfluss kann ziemlich fiese Strömungen haben.
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ich weiss uebrigens nicht, ob es zu den urbanen legenden gehoert, aber in den top 3 todesursachen in finnland gehoert 'auf dem nachhauseweg besoffen im rinnstein einschlafen und dann bei -30 grad erfrieren'...
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Ähnliches soll aber auch schon in bessergestellten Kreisen Bayerns vorgekommen sein. Ich zitiere mal aus dem Frage- und Antwortspiel von Don Alphonso in seinem FAZ-Blog:
Wie sehr identifizieren Sie sich mit der Kunstfigur "Don Alphonso"?
Eher wenig. Das Vorbild von "Don Alphonso", was den bestimmenden, offensiven Teil des Charakters angeht, ist nicht der Verfasser, sondern ein Junge aus der Nachbarschaft, der genau so war, bis er im Alter von 22 Jahren zu viel trank, von falschen Freunden nach Hause gefahren wurde, sich in deren Auto übergab und deshalb vor dem Haus schnell ausgeladen wurde, wo er, hinter den Wagen seines Vaters gekrochen, in der Winternacht erfroren ist. Vieles von dem, was ich schreibe, ist vielleicht das, was er so sagen würde, wenn er inzwischen so alt wie ich wäre.
Tja. Da kann man dann schon zum Abstinenzler oder gar Antialkoholiker werden.
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Es hat sich hier vor Wochen in der Nachbarschaft ein Blogger rund 24.000 Zeichen lang daran abgearbeitet, dass Don Alphonso ja keine echte Kunstfigur sei, sondern eine willkürliche Auslagerung von Charaktereigenschaften oder ein Frustrationsventil oder wasauchimmer, aber ganz bestimmt keine Kunstfigur. Und gestehe ichs offen, dieser Diskurs war mir dann (gerade weil ich die Person hinter Don Alphonso im realen Leben ein wenig kennenlernen konnte) recht bald zu scholastisch. Ob Don Alphonso, so wie er uns präsentiert wird, gegen die EU-Richtlinien für Kunstfiguren verstößt, weil er die Immobilien seines Schöpfers bewohnt, dessen Cabrio fährt und überdies sogar einige weitere soziodemographischen Eckdaten und Werthaltungen teilt - so phuquing what? Dem einen erscheint das Ergebnis als Gesamtkunstwerk stimmig, der andere kann sich daran abarbeiten, so haben doch alle was davon. ;-)
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Auch ich wurde schon öfter, vorwiegend in der kalten und dunklen Jahreszeit, umgeleitet, weil wieder jemand vom Leben genug hatte. Ich fand es ärgerlich, bedauerte aber vor allem den Lokführer und die Rettungsmanschaften, die ersteren psychologisch aufbauen und ansonsten den Rest des Suizidalen aufwischen mussten. Insgesamt ist diese Art, aus dem Leben zu scheiden, jedoch immer noch besser, als beispielweise die Version als Geisterfahrer, die, wie ich neulich gelesen habe, auch zahlreiche andere, unbeteiligte Personen, mit ins Jenseits befördern.
Auch zu einem anderen Aspekt des Beitrages wollte ich mich noch äußern, weil es mir ähnlich ging, als Herr Westerwelle mit großem Bedauern einräumte, dass bei dem Erdbeben in Haiti auch ein Deutscher ums Leben kam. Bei mir kam es so an, dass dieser Deutsche wertvoller als die tausenden Einheimischen sind. Außerdem fragte ich mich, wieso sich nicht z.B. jeden Abend der Verkehrsminister mit betretener Miene vor die Kameras stellt und erklärt, dass in diesem unseren Land auch heute wieder x Verkehrstote zu beklagen sind?
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@Westerwave: Habe die Äußerung nicht live gehört, bin aber sicher, Richard von Weizsäcker hätte passendere Worte für diesen traurigen Sachverhalt gefunden. So liest es sich in der Tat wie eine rassistische Variante des zynischen Spruchs von Josefs Stalin: "Ein Toter ist eine Tragödie, eine Million Tote sind Statistik."
Es ist aber zumindest im Nachrichtenbusiness nicht unüblich, dass bei Flugzeugunglücken irgendwo in der Welt explizit erwähnt wird, wenn auch Deutsche an Bord waren. Inwieweit das newsworthy ist, kann man gerne diskutieren, aber von einem Außenminister darf man mehr Feingefühl erwarten als vom dpa-Basisdienst oder der "Bild".
@conma: Zur letzten Frage: News is what's different, und so gesehen sind die täglichen Verkehrstoten leider Routinefälle, die unter den Tisch fallen, wenn es darum geht, wieder 15 Minuten Sendezeit bei der Tagesschau zu füllen. Andernfalls müsste sich die Redaktion ja auch die kristische Frage gefallen lassen: "Und sonst ist nichts auf der großen, weiten Welt passiert?"
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Ich gebe in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, dass die (ab)wertende Komponente im Begriff Selbstmord nicht zuletzt auf der christlichen Lehrmeinung fußt, wonach diese Handlung auf alle Fälle verwerflich ist oder gar eine Todsünde darstellt. Das allein sollte schon Grund genug sein, den Begriff Selbstmord nicht mehr unreflektiert zu verwenden und damit diese fragwürdige Wertvorstellung zu perpetuieren.
Nur um den Grad der Behinderung anderer Personen oder die Störung der öffentlichen Ordnung ging es mir nicht, ich hatte da auch durchaus Gefährdung, fahrlässige Körperverletzung und eventuelle Todesfolge im Sinn.
Jetzt muss ich aber erst mal gucken, wo hier von Gutmenschen die Rede ist. Diesen Begriff mag ich auch nicht mehr so gerne verwenden, seit er von Zeitgenossen inflationiert wird, mit denen mich politisch und weltanschaulich dann doch so rasend viel nicht verbindet...
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Herr papa, was trug Anfang der 80er in der Mehrheit diejenige Klientel, die so einen Film besuchte? Eben. Da weiß der Zeitgenosse doch gleich Bescheid und wird von einer mehr oder weniger wärmenden Erinnerung erfasst.
Ob die Menschen, die darin steckten, gut waren, wußte ich allerdings nicht. Und weiß es bis heute nicht.
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Und von "gentrifizierten Gutmenschen-Ghettos" habe ich hier in diesem Blog selber schon rumschwadroniert.
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Bezüglich der - landläufig bezeichnet - Selbstmordkandiaten und -opfer: Es ist ja spätestens seit Robert Enke bekannt, dass es sich bei Depression um eine ernsthafte Krankheit handelt, die, wie z.B. auch Krebs, bei fehlender oder falscher Behandlung zum Tode führt oder führen kann. Die Betroffenen selbst werden sich kaum Gedanken machen, ob andere Menschen durch ihr Verhalten Probleme bekommen, sondern sind vielmehr gefangen in ihren eigenen Gedanken und Zwängen.
Übrigens ist es für die Angehörigen auch schwierig, mit dem Thema umzugehen. Wie soll man reagieren, wenn der Partner, ein Elternteil, ein Kind oder Freund ankündigt, sich umzubringen? Man kann eine Therapie empfehlen, doch wenn der Kranke nicht will?
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Gedanke 2: Es gibt unterschiedliche Methoden sich selbst vom Leben in den Tod zu bringen. Einige davon laufen still ab, andere eher aufmerksamkeitsstark. Manche verursachen Schmerzen, andere nicht. Bei einigen werden die Lebensfunktionen chemisch ausser Kraft gesetzt, bei anderen physisch. Ich würde einen stillen schmerzlosen Tod auf der Basis einer betäubenden Substanz bevorzugen, weil ich ein Feigling bin. Andere wollen, dass jeder mitbekommt das sie nun nicht mehr leben. Mir scheint Letzters tun vor allem die, die damit ein Zeichen setzen wollen.
Gedanke 3: Nach meiner eigenen und unmaßgeblichen Meinung sind Depressionen nur bedingt durch Therapien zu „heilen“. Möglicherweise wird das Ziehen eines Schlusstriches verzögert oder sogar ganz aufgehalten. Die Depressionen aber bleiben, wenn sich nicht die Sichtweise des Betroffenen auf sein Leben aus eigenem freien Antrieb ändert. (Welche Konsequenz daraus zu ziehen ist kann ich nicht sagen)
Gedanke 4: Der Begriff „Strickpulli“ müsste eigentlich präzisiert werden in „Träger eines selbstgestrickten Pullis aus ungebleichter handgesponnener Bio-Wolle von gewaltfrei geschorenen Hochlandschafen die nur mit auf chilenischem Hühnermist gewachsenen Naturgräsern gefüttert wurden“, damit keine Verwechslung mit Trägern italienischer Maschinenstrickpullover (z. B. aus dem Hause Benneton, mit und ohne Blutflecken aus den 10 bekanntesten Konfliktregionen der Welt) möglich ist. Ich hatte beides nicht, durfte aber trotzdem den Film im Kino sehen.
Gedanke 5: Ob diese Menschen Gut waren kann ich auch nicht sagen. Was sie aber immerhin waren (zumindest die, die ich kennenlernen durfte, also etwa 20 -30 Personen) lässt sich in fünf Worte fassen: Beschränkt, geizig, überheblich, intollerant und feige. Was mich übrigens als Jugendlichen ganz besonders irritierte, weil sie von sich behaupteten, genau das Gegenteil zu sein.
- Sie taten weltoffen, aber nur offen für ihre Welt.
- Sie taten großzügig, aber nur so lange es nicht aus ihrer eigenen Tasche bezahlt werden musste.
- Sie taten demütig, aber nur solange sie im Zentrum der Aufmerksamkeit waren
- Sie verlangten Toleranz, aber nur für ihre eigenen Macken.
- Sie forderten Mut, bis sie selbst raus mussten.
Im Gegensatz dazu wollte der „Maschinenstrickpulli“ nur in die Disko.
Nochmal, das sind meine persönlichen Beobachtungen. Die sind natürlich nicht allgemein verbindlich.
Warnung: Die Verwendung eines Pullovers überträgt keine der hier beschrieben Eigenschaften auf den Träger. Auch nicht, wenn der Pullover bestimmungsgemäß getragen wird.
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Schreib Du man schön Deine desperate housemen Kolumnen, sonst räch ich mich und schreib über meinen täglichen Kampf mit dem Lappen. Als Rollentausch - sozusagen...
:-P
Westerwelle und sein einer Deutscher - die Unfähigkeit einer bürokratisch verkopften UNO einfach die Lebensmittel zu verteilen, statt erst einmal tagelang über eine ORGA-Stab zu grübeln, das ist ebenso zum Kotzen, wie selbstmitleidige Phasen. Stimmt wohl.
Sich vor die Bahn zu schmeißen find ich trotzdem eine furchtbare Vorstellung. Ist das Hysterie? Ich weiß es nicht - mit ein bissel Insulin ging es ja schneller und schmerzloser.
Volkskrankheiten, ADS und Depressionen, scheinbar auch ein sehr schwer verständliches Chaos im Kopf, bei dem die Botenstoffe nicht mehr dort andocken, wo sie sollten.
Mein ich jedenfalls.
Die Hysteriestudien, die Freud (auch als ein amüsanter Geschichtenerzähler) verfaßt hat, würde ich schon relativieren wollen.
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